Die Yamaha YZF-R1 hat den MOTORRAD-Dauertest durchlaufen. Für die 50.000 km benötigte sie knapp 3 Jahre. Hier lest ihr, wie sich das japanische Sportbike geschlagen hat.
Die Yamaha YZF-R1 hat den MOTORRAD-Dauertest durchlaufen. Für die 50.000 km benötigte sie knapp 3 Jahre. Hier lest ihr, wie sich das japanische Sportbike geschlagen hat.
Bis ein Dauertest-Motorrad 50.000 Kilometer auf dem Tacho hat, dauert es in aller Regel knapp zwei Jahre. Die Yamaha YZF-R1 brauchte für diese Distanz rund drei Jahre. Das ist allerdings nicht untypisch für einen Supersportler – die Ducati 1199 Panigale benötigte ebenfalls ziemlich genau drei Jahre in unserem Dauertest-Fuhrpark um auf 50.000 Kilometer zu kommen.
Als kompromissloser Sportler teilte die R1 ihre Fahrer von Anfang an in zwei Lager. Da gab es ihre glühenden Anhänger, die sie genau für diese Sportlichkeit liebten, und jene, die ihr eben das vorhielten. Dazwischen gab es nichts. Nur kalt ließ sie niemanden.
Kaum stand die R1 im Mai 2015 im Dauertest-Fuhrpark, ging es auch schon los. Da war im Fahrtenbuch begeistert von der grandiosen Stabilität und Kurvengier zu lesen, eine Zeile weiter von der weitgehenden Abwesenheit von Alltagstauglichkeit. Zu spitzes Einrücken der Kupplung, zu wenig Drehmoment untenrum, zu langer erster Gang. Die einen liebten sie für ihre Sportlichkeit, die anderen geißelten sie genau dafür. Davon unbeeindruckt spulte sie wacker ihre Testkilometer ab. Vorkommnisse bis zur ersten Inspektion bei 10.000 Kilometern: Keine, von bereits da ständigem Genörgel über die Kupplung einmal abgesehen. Erst bei Kilometerstand 11.383 beorderte sie ein Rückruf außerplanmäßig zum Tausch des Getriebes in die Werkstatt. Bei der Gelegenheit wurden auch die Beläge der Kupplung getauscht, die bis dahin immer wieder durch spitzes, schlecht dosierbares Einrücken Unmut auf sich gezogen hatte.
Dann ging's weiter zum Kilometerfressen. Die Ruhe währte aber nur kurz, bereits wenige tausend Kilometer später begann sich die Kupplung mit den bekannten Symptomen erneut unbeliebt zu machen. Weshalb bei Kilometerstand 23.300 die Kupplung komplett auf Garantie getauscht wurde.
Womit das Thema Kupplung erledigt war – vorerst. Der kurz darauf hereinbrechende Winter brachte die rassige Sportlerin nach frostigen Nächten dafür bisweilen in andere Nöte. Das morgendliche Anlassen erforderte viel Fingerspitzen- gefühl: Beim Starten bloß kein Gas geben und sie nach dem Anspringen am besten ein paar Sekunden in Ruhe und im Leerlauf vor sich hin laufen lassen, lautete das Rezept. Wer die R1 dann beim Anfahren mit einem zu forschen Gasstoß oder aufgrund der engagiert einrückenden Kupplung dennoch abwürgte, hatte mitunter seine liebe Not, die R1 wieder zum Leben zu erwecken. Viele Startversuche ließ die schwach dimensionierte Batterie nicht zu, ehe ihr der Saft ausging.
Der kleine Stromspeicher war dann nach 26.300 Kilometern auch bereits fällig für den Austausch, zusammen mit den Ruckdämpfergummis am Hinterrad, Gabelsimmerringen und Kettensatz.
Große Augen gab es direkt danach im Zuge des Auspufftests für die Zwischenbilanz, denn von den ursprünglichen 197 PS brachte die R1 nur noch 190 auf die Prüfstandsrolle. Über den Verbleib der restlichen sieben Pferdchen herrschte Rätselraten. Da die ausgedehnte Fehlersuche erfolglos blieb, sieben fehlende PS im Alltag nun wirklich keine große Rolle spielen und die R1 mechanisch sauber lief, wurde der Test fortgesetzt. So marschierte die R eigentlich ohne Auffälligkeiten stramm dem Dauertest-Ende entgegen, sieht man von, Sie ahnen es, den wieder auftauchenden Nörgeleien zur Kupplung ab. Die allerdings nicht den Blick dafür verstellen dürfen, dass die R1 15.000 Kilometer lang ansonsten völlig problemlos ihren Dienst versah, oft auch im ungeliebten Berufs-verkehr. Frisch von der 40.000er-Inspektion zurück ging es dann auf Herbstausfahrt. Bei der sie aber einen matten Eindruck hinterließ und Tester Georg Jelicic nach einer hurtigen Autobahn-Etappe fehlende Leistung monierte. Zurück in Stuttgart, rauf auf den Prüfstand, Ernüchterung: Lediglich 179 PS standen zu Protokoll. Die Hektik war groß, auch bei Yamaha. Sensoren wurden getauscht, Fehlerspeicher ausgelesen – ohne Erfolg. Blieb nur, die R1 beim Importeur in der Werkstatt zu inspizieren. Dort wurde man prompt fündig. Bei der 40.000er-Inspektion steht erstmals die Korrektur des Ventilspiels auf dem Plan. Dabei hatte die Vertragswerkstatt offenbar die Einlass-Nockenwelle um einen Zahn verdreht wieder eingebaut – die Erklärung für maues Startverhalten und geringe Leistung, die nun wirklich nicht der rassigen R1 angelastet werden können.
Und ein Fehler, der leicht zu einem kapitalen Schaden hätte werden können. Im Vertrauen auf die Robustheit ihres Triebwerks gab Yamaha nach der Korrektur der Steuerzeiten aber grünes Licht für die Fortsetzung des Tests. Die verbleibenden 6.000 Testkilometer spulte die R1 wieder ungerührt herunter.
Bei der abschließenden Messung der Fahrleistungen war die R1 dann da wie der Pfennig und sogar einen Tick schneller als zu Beginn. Auf dem Prüfstand hingegen lieferte sie mit 187 PS nur knapp die Leistung wie bei der Zwischenbilanz. Die Druckverlustmessung allerdings lag durchaus im Rahmen und ließ weder Verschleiß noch Defekt vermuten. Was also würde beim Zerlegen ans Tageslicht kommen? Zunächst einmal verblüffend saubere Brennräume, Kanäle und Kolbenböden. Nur minimal geweitete Ventilsitze und dichte Ventile mit maßhaltigen Schäften. Bis auf eine winzige oberflächliche Riefe an einem der Kolbenhemden sehen Kolben und Laufbuchsen tadellos aus.
Die Kolbenbolzen sind allesamt maßhaltig, trotz Laufspuren an der DLC (Diamond-like Carbon)-Beschichtung. Haupt- und Pleuellager weisen ein normales Laufbild auf, sämtliche Laufschichten sind intakt. Auch das Tragbild der Lagerzapfen ist in Ordnung. Yamaha gibt allerdings keine Verschleißgrenzen für Haupt- und Pleuellager an, sondern lediglich Einbau-Toleranzen. Und da liegen die Lagerspiele knapp drüber, was man streng genommen mit "verschlissen" bewerten könnte. Allerdings sind die gemessenen Lagerspiele nicht kritisch. Für die Hauptlager beispielsweise liegt die obere Toleranzgrenze bei 0,045 mm, die Lagerspiele dagegen bei 0,05 mm und beim äußeren Lager auf der Lichtmaschinen-Seite bei 0,06 mm, was für sich gesehen noch im Rahmen ist. Die Lager wären somit und aufgrund ihres optischen Zustands noch nicht wirklich schrottreif und noch für viele weitere tausend Kilometer gut. Da der Motor allerdings geöffnet ist, würden wir sie in diesem Zuge tauschen.
Deutliche Spuren hat die Distanz am Zahnrad des 2. Gangs hinterlassen, was seinerzeit übrigens der Grund für Rückruf und Getriebetausch war. Offenbar wird er im Alltag aufgrund von Drehmomentverlauf und Übersetzung über Gebühr als Fahrgang genutzt und ist eventuell für diese Belastung nicht wirklich ausgelegt. Ansonsten präsentiert sich das Getriebe in nahezu makellosem Zustand, selbst die Schaltgabeln weisen nur minimalste Spuren auf.
Die Kupplung, bereits das dritte Exemplar und erst knapp 27.000 Kilometer alt, zeigt sich bis auf kleinere Druckspuren der Federn in der Druckplatte in gutem Zustand. Möglicherweise sind sie ein Mosaikstein zur in der Kritik stehenden Dosierbarkeit. Wobei Yamaha offenbar keine Kundenklagen zum Thema Kupplungsfunktion bekannt sind.
Die übrigen Motor-Innereien weisen bestenfalls der Kilometerleistung angemessene Laufspuren auf, wie etwa der Rotor der Ölpumpe oder die Schaltwelle.
Ein gutes Zeugnis kann auch der Verarbeitungsqualität der R1 ausgestellt werden. Schraubverbindungen, Stecker, Oberflächen von Rahmen und Fahrwerksteilen können sich auch nach drei Wintern sehen lassen. Lediglich eine Halteschraube des Seitenständers war, nach drei Jahren Salz- und Spritzwasser-Beschuss, unlösbar festgerostet. Verschleiß gibt es dagegen von den Bremsscheiben zu vermelden. Die beiden vorderen liegen noch zwei Zehntelmillimeter über der Verschleißgrenze von 4,5 Millimetern, die hintere bereits ein Zehntel darunter. Allerdings waren die vorderen Radlager reif für den Austausch.
Für Sparfüchse ist R1-Fahren ohnehin nichts. Auch wenn sie mit Bremsbelägen und Antriebsketten sorgsam umging und 6,7 Liter Durchschnittsverbrauch zwar eine Menge, für ein solches Geschoss aber noch im Rahmen sind.
Ein dickeres Loch ins Budget rissen da schon die alle 10.000 Kilometer fälligen Inspektionen. Ging die erste noch für moderate 332 Euro über die Bühne, musste für die beiden folgenden mit 525 und 556 Euro schon ein wenig tiefer in die Tasche gegriffen werden. Richtig in sich hatte es dann die 40.000er-Wartung, bei der erstmals die Ventilspiel-Kontrolle auf dem Plan steht und die mit saftigen 1.200 Euro zu Buche schlug.
Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Und in Sachen Fahrspaß ist die R1 für Sportfans nun wirklich etwas ganz Besonderes. So ist es neben der einmaligen morgendlichen Startverweigerung in erster Linie die Kostenbilanz, die die R1 des aktuellen Jahrgangs gegenüber ihrer bereits 2008 schon einmal getesteten Namensschwester im Ranking nach hinten rutschen lässt. Lediglich das ungeklärte und unbefriedigende Kupplungsverhalten und der auffällige zweite Gang trüben die ansonsten mechanisch solide Darbietung des Crossplane-Vierzylinders.
Zylinderkopf: In den Brennräumen finden sich bemerkenswert wenig Ablagerungen. Die Ventilsitze sind kaum verbreitert, alle Ventile schließen dicht. Ventilschäfte und -führungen sind allesamt maßhaltig. Ebenso die Nockenwellen, die sich wie die Schlepphebel unauffällig präsentieren.
Zylinder/Kolben: Kolben und Zylinder zeigen sich maßhaltig und nur mit minimalen Laufspuren. Ein Kolbenhemd zeigt eine Riefe, insgesamt sehr geringe Ölkohle-Ablagerungen.
Kurbeltrieb: Pleuel und Hauptlager zeigen der Kilometerleistung entsprechende Laufspuren. Ihr Lagerspiel liegt geringfügig außerhalb der Einbautoleranz.
Kraftübertragung: Deutliche Anlaufspuren am Zahnrad des zweiten Gangs auf der Getriebe-Eingangswelle. Schaltwelle und -gabeln sind einwandfrei, deutliche Druckspuren der Kupplungsfedern in der Druckplatte, Steuerkettenspanner mit leichten Laufspuren.
Rahmen/Fahrwerk: Lackierung und Oberflächenbeschichtungen sind in gutem Zustand, Umlenkhebel, Schwingen- und Lenkkopflager spielfrei. Halteschraube des Seitenständers festgerostet, vordere Radlager defekt, hintere Bremsscheibe unter der Verschleißgrenze.
… zu den Riefen an der Ölpumpe: Die Riefen sind für die Laufleistung völlig unbedenklich. Zusammenbauen und weiterfahren.
… zu den Spuren am Zahnrad des zweiten Gang: Der Zweite ist einer der Gänge, die bei einem Motorrad wie der YZF-R1 am stärksten belastet sind, da der Zweite sehr häufig genutzt wird. Wir würden es nicht wechseln, da es sich nicht um Pitting handelt.
… zu den mininmalen Schleifspuren an einem Schaltgabelkörper: Diese sind für uns an dieser Stelle nicht erklärbar, in jedem Fall aber völlig bedenkenlos.
… zu den Laufspuren an der Beschichtung der Kolbenbolzen: Minimaler Verschleiß, völlig unbedenklich. Zusammenbauen und weiterfahren.
… zu den Startschwierigkeiten und dem Austausch der Batterie: Diese traten ja wohl primär im Winter auf. Die R1 ist sicher nicht das prädestinierte Wintermotorrad. Die meisten Motorräder werden im Winter eingemottet. Die Batterie ist aus Gewichts- und Platzgründen relativ klein gewählt, sodass sie bei Minusgraden schon mal an ihre Grenzen stoßen kann. Wir empfehlen, die neue Batterie sorgfältig aufzuladen und "anzulernen", damit sie ihre optimale Leistungsfähigkeit hat.
… zum zweifachen Tausch der Kupplung: Aus unserer Marktbeobachtung liegen uns in diesem Fall keine Auffälligkeiten vor, der Verschleiß könnte auf erhöhten Kupplungseinsatz wegen des langen 1. Gangs zurückzuführen sein.
… zur Kupplungsfunktion: Auch hier gibt es keine Auffälligkeiten aus dem Markt.
… zu den außerhalb der Einbautoleranz liegenden Haupt- und Pleuellagern: Die Problematik, dass Yamaha keine Verschleißmaße angibt, haben wir eigentlich regelmäßig bei Dauertests. So, wie diese aussahen, kann man sie ohne Bedenken wieder einbauen und weiterfahren.
Posten Kosten 20 Liter Öl à 21,43 Euro 428,60 Euro 3 Ölfilter à 13,75 Euro 41,25 Euro 1 Luftfilter 58,92 Euro 12 Zündkerzen à 20,09 Euro 241,08 Euro 1 Satz Bremsbeläge hinten 58,21 Euro 2 Satz Bremsbeläge vorne à 127,59 Euro 255,18 Euro Ruckdämpfer 50,21 Euro Gabeldichtring 31,65 Euro 1 Kettensatz 229,68 Euro Bremsflüssigkeit 8,18 Euro Kleinteile, Schmierstoffe 305,82 Euro Dichtungen 81,94 Euro Inspektionen und Reparaturen 2.910,24 Euro Reifen (inkl. Montage, Wuchten und Entsorgen) 2.324,00 Euro Kraftstoff 3.671,31 Euro Gesamtkosten 10.696,27 Euro Anschaffungskosten 18.790,00 Euro Wertverlust 8.340,00 Euro Schätzpreis (Händlerverkaufspreis) 10.450,00 Euro Kosten pro Kilometer (ohne Wertverlust) 21,4 Cent Kosten pro Kilometer (mit Wertverlust) 38,1 Cent
Wartung/Reparaturen km-Stand Reifen vorne und hinten erneuert, Metzeler Racetec RR K 37.756 Getriebe, Spiegel und Kupplung komplett erneuert (Rückruf) 11.383 Reifen vorne und hinten erneuert, Bridgestone S21 11.611 Fahrzeug wurde nach Helmtest wieder auf S21 umbereift 13.046 Reifen vorne und hinten erneuert, Pirelli Diablo Rosso III 21.883 Bremsbeläge vorne erneuert 21.992 Reifen vorne und hinten erneuert (Michelin Pilot Road 4) 26.137 Ruckdämpfer, Gabelsimmerringe (Garantie) sowie Batterie, Kettensatz und Luftfilter erneuert 26.373 Reifen vorne und hinten neu (Michelin Power RS), Bremsbeläge vorne neu 33.171 Reifen vorne und hinten erneuert, Michelin Pilot Road 4 40.838 Leistungsverlust festgestellt, Startprobleme 43.500 Ansaugdrucksensoren erneuert (wegen Leistungsverlust) 44.200 Einlassnockenwelle neu justiert 44.300 Motorrad nicht angesprungen 46.130 Gabelsimmerring rechts erneuert 47.177
Hier eine kurze Zusammenfassung zu meiner R1M: Zulassung Mai 2015, dann Erstinspektion. Rückruf Austausch 2. Gang. Kritikpunkt 1: Mehrfacher Werkstattbesuch, da sich Batterie permanent entlädt und auch mit angeschlossenem Ladegerät die Batterie nach zwei Wochen Standzeit den Startvorgang nicht bewältigt. Anschieben ist fast unmöglich und es dauert mindestens 10 Minuten, um an die Batterie zu gelangen. Kritikpunkt 2: Die Kupplung rupft und ist beim Anfahren schwer zu dosieren. Kritikpunkt 3: Leistungscharakteristik (alles ab 7000/min) für alles neben der Rennstrecke unschön. Kritikpunkt 4: Temperatur permanent zu hoch, gerade auch bei Rennstreckenbetrieb, zum Beispiel nach ein paar schnellen Runden in Hockenheim (1,54 min), nach dem Ausrollen in der Box immer über 120 Grad. Nach meinen Erkenntnissen wurde auch inzwischen die Kolbenbodenkühlung verändert. Neutralpunkt: Vorderradbremse (ich fahre noch HP4 und ZX-10R, Baujahr 2016) im Vergleich nicht gut. Pluspunkt: geniales Fahrwerk (top Handling, Rückmeldung, Stabilität). Habe die Maschine im Januar 2018 mit 3.600 Kilometern wieder in Zahlung gegeben.
Benno Goebel, per E-Mail
Meine RN32 (Erstzulassung Mai 2015) hat mich mittlerweile knapp 20.000 Track- und Landstraßen-Kilometer in artgerechter Fahrweise begleitet. Vorweg gesagt: Sie ist wunderschön, der Klang ist atemberaubend(nicht Serie), die Sitzposition, das Handling – für mich als Hobbyracer das perfekte Bike. Ich würde sie sofort wieder kaufen! Klar, für den normalen Alltagsgebrauch ist sie nicht meine erste Wahl. Auch nicht für Reisen o. Ä. Aber dafür ist sie auch nicht gemacht. Bisher gab es einen außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt: Rückruf Ge- triebetausch. Einziger Mangel, der für (Start-)Probleme sorgte, war die Batterie. Diese war nach 1,5 Jahren defekt. Eine Lithium-Ionen- Batterie ist eine gute Alternative! Ansonsten fährt und fährt und fährt sie. Die Betriebs-/Instandhaltungs- und Wartungskosten sind sportlich. Bei zügiger Fahrweise fülle ich im Schnitt 0,5 l/3.000 km Motoröl nach. Nein – es gibt nichts, einfach gar nichts zu nörgeln. Uneingeschränkt zu empfehlen.
Moritz Westenberger aus Berlin, per E-Mail
Ein undichter Gabelsimmering am rechten Holm verlangte nach einem Austausch. Zudem wirkt die Vorderradbremse mittlerweile etwas zahnlos. Bei tiefen Temperaturen wirkt der Lenkungsdämpfer etwas zäh.
Kaum aus der Werkstatt, ging es auf Herbstausfahrt, wo der R1 ein lausiges Start- und Kaltlaufverhalten attestiert wurde – anschieben dank schwach dimensionierter Batterie inklusive. Später, nach einer zügigen Autobahnfahrt, beklagte ein leistungsverwöhnter Pilot einen Verlust derselben. Was später auch der Prüfstand bestätigte. Darauf erfolgte eine lange Fehlersuche, die letztendlich bis zum Importeur nach Neuss führte. Dort stellte sich heraus, dass die Einlassnockenwelle wohl nach dem Einstellen des Ventilspiels um einen Zahn versetzt eingebaut wurde. Erfreulicherweise hatten Kolben und Ventile dennoch genug Platz, und nach der Korrektur läuft die R1 wieder wie gehabt.
Bei Kilometerstand 42.000 fällt bei der Yamaha YZF-R1 die große Inspektion mit Ventilspielkontrolle an. Das ist ein Unterfangen, welches aufgrund der Enge den Charakter einer Strafarbeit hat und mit 32 Arbeitswerte, sprich 192 Minuten Arbeitszeit, veranschlagt wird. Bei der Gelegenheit wurde auch die vordere Leuchteinheit getauscht, da eine der Streuscheiben einen Riss aufwies. Ob Steinschlag oder Spannungsriss, blieb unklar, jedenfalls kostet die Einheit knapp 1.000 Euro plus eine Stunde Montagezeit. Ohne Scheinwerfer waren es immer noch 1.200,85 Euro Kosten für die Inspektion.
Im Zusammenhang mit der Dauertest-Zwischenbilanz in MOTORRAD 14/2017 fühlte die Redaktion auch Nachrüstauspuffen auf den Zahn. Dabei zeigte sich, dass die Yamaha YZF-R1 gegenüber der Eingangsmessung zu Testbeginn sechs PS verloren hatte: Nun drückt sie noch 191 statt strammer 197 PS.
Zwar traten auf dem Leistungsprüfstand Fehlermeldungen auf: Für die Bordelektronik ist es unplausibel, dass das Hinterrad 280 fährt, während das Vorderrad stillsteht. Der Fehler konnte aber mittels Systemdiagnose beim Händler gelöscht werden. Die minimale Leistungsminderung von drei Prozent aber blieb.
Sie wirkt sich jedoch erst ab 9.000/min aus, kommt also allenfalls auf Rennstrecken oder leeren Autobahnen zum Tragen. Trotzdem wurde die R1 daraufhin beim deutschen Yamaha-Importeur nochmals inspiziert und nachgemessen. Erstes Ergebnis: keine große Abweichung zwischen den beiden verschiedenen Prüfständen. Das MOTORRAD-Exemplar ist also gut geeicht. Zweites Ergebnis: Tja?!
Druckverlust- und Kompressionsmessungen des R1-Dauertestmotors zeigen gute, unauffällige Werte. Ein Verdacht: Im Rahmen des offiziellen Rückrufs erhielt die R1 ein komplett neues Getriebe – die Eingangsmessung erfolgte noch vor dem Tausch. Eventuell wirkt sich hier also erhöhte Reibung der Neuteile im zweiten Getriebe aus.
Zuletzt wurde das Ruckeln wieder stärker, der Händler machte dieses Mal aber eine andere Ursache aus: Verbindungsstege der Ruckdämpfer in der Hinterradnabe waren gebrochen. Daher gab es jetzt bei der 30.000er-Inspektion neue Gummis.
Stichwort Kautschukprodukte: Die leicht undicht gewordenen Simmerringe der Upside-down-Gabel mussten ersetzt werden. Ferner wurde die Bremsflüssigkeit getauscht, was sich spürbar auswirkte: Die Vorderradbremse glänzt nun wieder mit klarem, exakt dosierbarem Druckpunkt. "Jetzt fühlt sich die R1 wieder taufrisch an", lautet kurz danach ein freudiger Kommentar im Fahrtenbuch.
Für etwas tiefere Sorgenfalten sorgt derzeit die Yamaha YZF-R1. Anlässlich der anstehenden Dauertest-Zwischenbilanz sollte auf dem Prüfstand der Akrapovic-Endtopf aus dem Yamaha-Zubehörprogramm eine Kostprobe geben. Zuvor stand eine obligatorische Leistungsmessung auf dem Programm, die mit 186 PS gegenüber den zu Beginn gemessenen 199 PS ziemlich ernüchternd ausfiel. Die Überprüfung samt Auslesen des Fehlerspeichers beim Fachhändler brachte keine neuen Erkenntnisse.
Zwei Nachmessungen förderten immerhin 193 PS zutage. Am Prüfstand lages jedenfalls nicht, der prüft exakt wie eh und je. Eine Erklärung für den Leistungsverlust haben wir bislang noch nicht gefunden, bleiben aber dran.
Bei dem Nippon-Supersportler zieht sich praktisch von Beginn an ein Thema als roter Faden durchs Fahrtenbuch: die mäßig dosierbare, rupfende Kupplung mit kurzem Schleifweg. Wer von einem anderen Motorrad umsteigt, würgt gerne mal den Motor ab. Mittlerweile verrichten bereits die dritten Kupplungsbeläge ihren aufreibenden Dienst, der Kupplungskorb wurde bei Kilometerstand 23.330 getauscht.
Yamaha hat einen großen Teil der 2015 ausgelieferten R1-Modelle in die Werkstatt beordert, um das Getriebe zu tauschen. Aufgrund eines Fertigungsfehlers können im schlimmsten Fall Getrieberäder des zweiten Gangs unter hoher Belastung brechen. In Einzelfällen ist genau das bereits passiert.
Betroffen vom Rückruf ist auch die MOTORRAD-Dauertestmaschine, eine der ersten in Deutschland ausgelieferten Maschinen, die deshalb kürzlich in der Werkstatt des Yamaha-Händlers war. Ein enormer Arbeitsaufwand, weil der Motor ausgebaut und teilzerlegt werden muss.
Getauscht wurden beide Getriebewellen mit allen Zahnrädern. Der Händler benötigte dafür zwei Arbeitstage. Bei der Gelegenheit wurden auf Kulanz die Kupplungsbeläge gewechselt, da die Kupplung zuletzt hart und schlecht dosierbar einrückte.
Seitdem läuft die Maschine zwar problem-, aber nicht völlig kritiklos. Die rupfende Kupplung wird moniert, vor allem bei kaltem Motor muss zum Anfahren sehr feinfühlig dosiert werden.
Die Yamaha YZF-R1 steht erst am Anfang des MOTORRAD-Dauertests. Dass solch ein Racer im Alltag Kompromisse erfordert, war klar. Etwa das harte Sitzpolster, die sehr trockene Abstimmung des Stoßdämpfers, der diffuse Kupplungsdruckpunkt und der Durst bei schneller Fahrt, der nach spätestens 200 Kilometern das Ansteuern der nächsten Tankstelle erfordert. Aber wer soll das dem Heizeisen schon übel nehmen?
Allerdings tickt der Kilometerzähler der Yamaha YZF-R1 gerade nicht weiter. Das liegt an einem etwas optimistischen Wendemanöver eines Autofahrers, woraufhin eine Kontaktaufnahme zwischen Pkw und Motorrad nicht zu verhindern war. Die beschädigten Teile werden gerade beim Importeur ausgetauscht.