Am kommenden Wochenende (15. – 17. August) endet die Sommerpause in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM). Einige Fahrer haben die rennfreie Zeit genutzt, um auf verschiedenen Strecken zu testen, andere blieben zu Hause. Die Vorbereitungen für die verbleibenden drei Saison-Events waren völlig unterschiedlich. Das Aufeinandertreffen im niederländischen Assen steckt also voller Überraschungen. Drei IDM-Klassen, die Sidecar-WM und die zwei Cups Pro Superstock 1000 und Kawasaki Ninja ZX-4RR sind auf dem TT Circuit am Start.
Die IDM-Rennen lassen sich per kostenlosem Live-Stream unter www.idm.de/live/ verfolgen.
IDM Superbike: Drei Punkte und nur eine Frage der Zeit?
In der IDM Superbike reist Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) als Spitzenreiter an. Der einzige permanente Honda-Fahrer im Feld hat drei Punkte Vorsprung auf seinen größten Verfolger Lukas Tulovic (Triple M Ducati Racing Frankfurt). Nach dessen Durchmarsch in Oschersleben vor der Sommerpause, wobei er das erste Rennen mit 3,916 Sekunden und das zweite mit 4,227 Sekunden Vorsprung gewann, ist es für Jens Holzhauer nur eine Frage der Zeit, wann der Baden-Württemberger die Tabellenführung übernimmt. "Ducati ist nicht zu schlagen, jedenfalls nicht aus eigener Kraft", meint er, wirft aber die Flinte dennoch nicht ins Korn, "denn abgerechnet wird erst nach dem letzten Rennen beim IDM-Finale in Hockenheim. Der Teamchef war am vergangenen Wochenende mit seinem Fahrer zum Testen auf der badischen Rennstrecke.
Tulovic hofft, dass er seinem Gegner schon in Assen die Führung in der Gesamtwertung abnehmen kann. "Wir haben zwar keine Daten für die Ducati, auf die wir zurückgreifen könnten, aber die Streckencharakteristik kommt uns entgegen. Der Kurs ist schnell und flüssig zu fahren, das liegt mir persönlich auch gut." Tulovic hat sich in der Sommerpause die Zeit vorwiegend als Instruktor bei Renntrainings vertrieben und damit etliche Kilometer abgespult.
Kampf um den 3. Platz
Beim Tabellen-Dritten Hannes Soomer (Masteroil Alpha Van Zon BMW) aus Estland steht erst seit Samstag fest, dass er an den Rennen teilnimmt. Der 27-jährige BMW-Fahrer war in Oschersleben nicht nur im ersten Rennen gestürzt und hatte sich dabei in der rechten Hand zwei Finger gebrochen und einen weiteren bis auf den Knochen abgeschürft, sondern er hatte dadurch auch die bis dahin gehaltene Tabellenführung verloren. Den Langstrecken-WM-Lauf vor einer Woche in Suzuka musste Soomer noch sausen lassen. Er schonte sich für die IDM-Rennen in Assen und war letzten Samstag wieder fit.
Toni Finsterbusch (GERT56 by RS Speedbikes) will Soomer vom dritten Platz verdrängen, "denn verschlechtern gegenüber dem Vorjahr will ich mich ja nicht. Also muss ich gut Punkte holen und die Jungs in meinem Umfeld ein bissel ärgern." Von Soomer trennen ihn 11 Punkte. Alt und Tulovic lässt er außen vor. Gegen die Beiden scheint derzeit kein Kraut gewachsen zu sein.
Ob Leandro Mercado (BMW), Jan-Ole Jähnig (BMW), Lorenzo Zanetti (Ducati) oder Twan Smits (Yamaha) und alle anderen im Fahrerfeld: Das geballte Kraftpaket lässt den TT Circuit Assen beben. Mehr Action geht nicht. Und niemand kann sich in der höchsten deutschen Motorradklasse einen Fehler leisten, wenn er vorne mitspielen will. Aber es haben bisher nur drei Fahrer geschafft, in jedem Rennen das Ziel zu erreichen und auch Punkte zu holen: Toni Finsterbusch, Jan-Ole Jähnig und Twan Smits, der in Assen sein Heimrennen hat. Einer muss zuschauen: Jan Mohr. Die Gehirnerschütterung vom Most-Sturz ist noch nicht vollständig abgeklungen. Der Schweizer Superbike Pilot Dominique Aegerter springt dafür am kommenden Wochenende bei der IDM in Assen im Team SWPN ein.
IDM Supersport: In der Verfolgergruppe passt kein Blatt dazwischen
In der IDM Supersport trennen die Titelfavoriten auch nur drei Punkte. Andreas Kofler (Yamalube Motorsport Kofler) führt die Meisterschaft vor Dirk Geiger (MCA Racing) seit Anfang Juli an. Seitdem ist er keinen Meter mehr auf seiner Yamaha gefahren. Der Österreicher musste für seine Abschnittsprüfung bei der Polizei-Ausbildung lernen. Am 12. August wird in der Theorie abgerechnet. Das MCA-Team testete in der Sommerpause mit dem aus Mannheim stammenden Dirk Geiger und Julius Caesar Rörig in Hockenheim. Geiger hatte auf seiner Honda zuletzt den ersten Lauf in Oschersleben nach einer sensationellen Aufholjagd vom letzten Platz aus gewonnen. "Was Dirk gezeigt hat, das war einfach unglaublich", gesteht selbst Kofler und ist dennoch überzeugt davon, die Tabellenführung bis zum Saisonende halten zu können.
Der Belgier Luca de Vleeschauwer (Ducati), der Pole Daniel Blin (Ducati), der Tscheche Štepán Zuda (Yamaha) und der Deutsche Marvin Siebdrath (Yamaha) folgen mit Respektabstand, dafür passt untereinander zwischen die Konkurrenten fast kein Blatt.
IDM Sportbike: Fährt Svendsen die Gegner weiterhin in Grund und Boden?
In der neuen IDM Sportbike ist der Däne Oliver Svendsen vom Triumph Germany Team mit 169 Meisterschaftspunkten der überragende Einsteiger. Fünf Siege in acht Rennen sind schwer beeindruckend. Aprilia-Fahrer Petr Svoboda (WRP Racing) aus Tschechien hat 40 Punkte Rückstand und nur einen Zähler Abstand nach hinten zum Dritten Iñigo Iglesias (Wematik Racing by RT Motorsports). Seit der ehemalige WM-Fahrer in die Klasse gekommen ist, ticken die Uhren anders und er eilt mit Sieben-Meilen-Stiefeln auf seiner Triumph durch die Tabelle. Wie weit kommt er noch nach vorne? Und wem gelingt noch ein Sieg? Svoboda und auch der Deutsche Justin Hänse (Motorradtke GYTR by Penz13) auf der Yamaha schafften es bisher schon mehrfach aufs Podest, aber nie nach ganz oben.
Noch mehr Programm gefällig? Der Kawasaki ZX-4RR Cup, die Klasse Pro Superstock 1000 und die Sidecar-Weltmeisterschaft sind in Assen mit am Start. "Full House" ist angesagt. Und das alles bei 10,00 Euro für das Freitagsticket, 30,00 Euro als Samstagseintritt und 40,00 Euro für den Sonntag. Clever sparen lässt sich mit dem Wochenendticket für 55,00 Euro. Es gilt für alle Tage und beinhaltet auch den Zutritt ins Fahrerlager und zum Fan-Walk. Näher ran ans Geschehen kommt man sonst nirgendwo. IDM bedeutet nämlich auch: Mittendrin statt nur dabei. Für Jugendliche bis 14 Jahren ist der Eintritt frei.
Beruflich verhindert oder anderweitig unterwegs? Die IDM-Rennen lassen sich per kostenlosem Live-Stream unter www.idm.de/live/ verfolgen.
Termine 2025:
- 09.05.-11.05.2025 – Oschersleben
- 30.05.-01.06.2025 – Schleiz
- 20.06.-22.06.2025 – Most (CZ)
- 04.07.-06.07.2025 – Oschersleben
- 15.08.-17.08.2025 – Assen (NL)
- 05.09.-07.09.2025 – Nürburgring
- 26.09.-28.09.2025 – Hockenheim
IDM Superbike: Favoritenausfälle und BMW-Führung
Im ersten Rennen überschlugen sich die Ereignisse. Alt hatte nach einem technischen Defekt einen heftigen Quersteher. Tulovic parkte seine rote Diva nur wenige Meter entfernt ebenfalls mit einem Defekt am Streckenrand. Leandro "Tati" Mercado (Masteroil Alpha Van Zon BMW) bekam den ersten Saisonsieg auf dem Silbertablett serviert. Doch auch der Argentinier kam nicht ins Ziel. In der vorletzten Runde rutschte er mit eingeklapptem Vorderrad von der Strecke. Nach 18 Runden gewann sein Teamkollege Hannes Soomer aus Estland auf der gelb-schwarzen BMW das Rennen. Die nachfolgenden Plätze gingen an die BMW-Markenkollegen Toni Finsterbusch und Jan-Ole Jähnig vom Team GERT56 by RS Speedbikes.
Das zweite Rennen wurde zu einer Triumphfahrt von Ducati-Hoffnung Lukas Tulovic, der sich 3,760 Sekunden von den Verfolgern absetzten konnte. Alt konnte mit der Honda eine zeitlang mithalten. bekam aber später Besuch von Zanetti und der den zweiten Platz übernahm. Hannes Soomer hatte sich im Laufe des Rennens Stück für Stück nach vorn gerobbt und legte sich auf den letzten Metern Ellbogen an Ellbogen mit Zanetti an, was P2 als Ausbeute mit sich brachte. Der Este fuhr als Meisterschafts-Führender mit 45 Punkten nach Hause. Zanetti wurde Dritter und für Florian Alt verpasste das Treppchen und wurde Vierter.
IDM Supersport: Kopf-an-Kopf-Rennen
In der IDM Supersport ging es ebenso hart zur Sache. Andreas Kofler (Yamalube Motorsport Kofler) landete einen lupenreinen Sieg im ersten Lauf. Lange kämpfte er aber gegen den energischen und ebenso forschen Honda-Fahrer Dirk Geiger (MCA Racing), der der gegen Ende des Rennens leider mit technischen Problemen zurückfiel. Im zweiten Lauf gab es für den Deutschen allerdings kein Halten mehr. Zwei Führungswechsel innerhalb von zwei Kurven, ein paar Berührungen, aber ein fairer Ausgang. Der Sieg ging am Ende mit 95 Tausendstelsekunden Vorsprung an Geiger. In den Genuss von Podiumsluft kamen auch die beiden Ducati-Fahrer Luca de Vleeschauwer (Track and Trades Wixx Racing) und Daniel Blin (AF Racing).
IDM Sportbike: Doppelsieg für Svendsen
Oliver Svendsen entpuppte sich auf der Triumph Daytona 660 als Überflieger in der neuen IDM Sportbike, dem Nachfolger der bisherigen Nachwuchsklasse IDM Supersport 300. Der Österreicher Luis Rammerstorfer (Team Freudenberg) eroberte die Pole Position, vermasselte aber im ersten Rennen den Start und wurde Dritter. Ganz vorn gab es einen erbarmungslosen Kampf zwischen Aprilia-Fahrer Petr Svoboda (WRP Racing) und Svendsen, der in der letzten Runde zuschlug. Damit wurde der 21-jährige Däne der erste IDM Sportbike-Sieger.
Rammerstorfer streckte im zweiten Lauf in Führung liegend die Hand nach dem größten Pokal aus – bis die Kette am Motorrad riss. Svoboda war nun vorn, aber Svendsen noch nicht fertig. Ein brachialer Highsider und ein Kopf-an-Kopf-Rennen brachten die Entscheidung: 0,033 Sekunden Vorteil für Svendsen. Der Deutsche Justin Hänse (Motorradtke GYTR by Penz 13) hatte sich mit seiner Yamaha als Dritter rausgehalten.
"Das war ein Auftakt, wie wir ihn uns wünschen", sagt Serienmanager Normann Broy, "es wurde mit dem Messer zwischen den Zähnen gekämpft und wir haben trotz vieler enger Manöver absolut fairen Motorsport erlebt. Das gilt auch für die beiden Gastklassen ADAC Junior Cup und Northern Talent Cup. Unser Angebot gefällt den Zuschauern und wir haben neue Fans gewonnen, wie der Pit-Walk durch die Boxengasse gezeigt hat."
Die nächste IDM-Veranstaltung findet vom 30. Mai bis zum 01. Juni 2025 auf dem Schleizer Dreieck statt. Auf Deutschlands ältester Naturrennstrecke ist die IDM ein Volksfest, zu dem rund 30.000 Besucher pilgern.