PS-Highlights aus 40 Jahren Motorrad-Rennsport
Von Barry Sheene bis Marc Marquez

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Keine PS ohne Motorrad-Rennsport. Egal ob Grand Prix oder Hobby-Racing, PS war immer dabei, oft mittendrin und jeder Montag beginnt in der Redaktion mit Erzählungen vom Racing-Wochenende. Hier präsentieren wir unsere Highlights aus 40 Jahren Motorrad-Rennsport.

Von Barry Sheene bis Marc Marquez
Foto: 2snap

Volkmar Jacob

mps-Fotostudio
Volkmar Jacob, PS-Redakteur.

Unvergessen, das spektakuläre Überholmanöver von Kevin Schwantz gegen Wayne Rainey in Hockenheim 1991. In der letzten Runde überholte Rainey aus dem Windschatten. Doch Schwantz setzte sich im Motodrom neben Rainey, bremste sich mit wild pendelnder Maschine vorbei und gewann das Rennen. Der Schock saß tief, als nach dem Rennsonntag von Misano sicher war: „Wayne Rainey bleibt für immer gelähmt.“ So lautete die Schlagzeile in „Motorsport Aktuell“.

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Ich verdaute das nur schwer, da ich Rainey für den smartesten Racer dieser Ära halte. Nach über 20 Jahren hängt der Artikel immer noch an meiner Wand – als Mahnung. Brutal beeindruckt haben mich die Fahrkünste von „Quick Mick“ Doohan, der die Königsklasse fünf Mal in Folge gewann. Oft sah man den Aussi von hinten, wie er über beide Räder kontrolliert in eine Kurve driftete – der absolute Hammer!

250er-Grand Prix, Nürburgring 1996: Jürgen Fuchs lag in der letzten Runde vor Max Biaggi im Kampf um Platz drei. In der Schikane presste sich der Römer an Fuchsi vorbei und schickte ihn ins Off. Doch der blieb am Gas, bretterte über die Wiese und landete vor Biaggi. Ein Musterbeispiel für „Cojones“. Das 250er-Rennen 2000 in Donington, wo Ralf Waldmann innerhalb eines Laufs vom Volldeppen zum Super-Hero wurde. Als Einziger setzte Waldi bei halbnasser Strecke auf Regenreifen und es wurde immer trockener. Er  stand kurz vor der Überrundung, als  dann der Himmel seine Schleusen öffnete und der Deutsche nach unglaublicher Aufholjagd in der allerletzten Kurve noch den Führenden Olivier Jacque schnappte, Rennsieg! Zeitsprung ins Hier und Jetzt. Nachhaltig beeindruckt bin ich von Marc Márquez‘ Entschlossenheit bei seinen teils wilden Überholmanövern.

Werner Koch

fact/Joachim Schahl
Werner Koch, PS-Autor.

Bergrennen: Mein erstes Motorradrennen in Ellerberg vor gut 40 Jahren. Leitplanken, Bäume, Masten und Strohballen. Das ganze Dorf vier Tage im Ausnahmezustand und wir waren froh, endlich ohne Gegenverkehr den Berg raufbrettern zu können. Am Schauinsland hat mich mal Gustav Reiner die 12 Kilometer hinten auf seiner 500er-Honda mitgenommen, weil mein Bike kaputt war. Rennfahrer zum Anfassen! In den 1970ern sind wir unter dem Zaun ins WM-Fahrerlager in Hockenheim durchgekrochen und haben mit Kenny Roberts Fußball gespielt, weil denen ein paar Mann gefehlt haben. Barry Sheene stand an einem Bierstand und zog sich eine Halbe rein. Der Schiebestart, wenn die Nerven blank lagen.

Alles ist mucksmäuschenstill, nur das Rasseln und Klicken der Ketten und Schalthebel. Startfahne! Rennen, was das Zeug hält und hoffen, dass die TZ anspringt. Im GP war das 1987 vorbei.Volkssport Langstrecke/Moto aktiv. Matthias Kautsch hat damals ganz viele für wenig Geld aufs Rennmotorrad gebracht. Tolle Orga, proppevolle Startfelder – eine supergute Szene.

Robert Glück

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Robert Glück, PS-Redakteur.

Die Offenbarung war für mich Gary McCoy, als er zum 500er-WM-Auftakt 2000 in Kyalami mit Drifts auf den 16,5-Zoll-Reifen siegte und Driften salonfähig machte. Ein geiler Moment war 2006 Marco Melandris Sieg in Phillip Island, als er Rossi überholte, in der letzten Kurve die Elektronik ausschaltete und mit einer Hand zum Victory-Zeichen auf Start/Ziel driftete – Hammernummer. Valentino Rossi hat mich oft beeindruckt, etwa gegen Sete Gibernau 2005 in Jerez in der letzten Kurve oder sein Regenrennen in Donington 2005.

Aber 2008 in Laguna Seca das Überholmanöver in der Corkscrew gegen Stoner, das war schon irre. Das letzte große Rennen, in dem Rossi zeigte, was für ein Ausnahmefahrer er ist, war 2009 in Barcelona, als er Jorge Lorenzo in der letzten Runde, der letzten Kurve – in einer eigentlich unmöglichen Kurve – überholte und gewann. Traurigster Höhepunkt war für mich der Unfalltod von Marco Simoncelli in Sepang 2011. Was hätte uns der Verrückte noch alles zeigen können?

Mat Oxley

Oxley
Mat Oxley, PS-Sportreporter.

Yamahas 500er-Titel mit Giacomo Agostini 1975. Die erste 500er-Krone für einen Zweitakter. Die wären immer noch das Nonplusultra, hätte man die doppelt so großen 990er-Viertakter nicht 2002 gegen sie antreten lassen. Der Sport braucht eine Zweitakt-Renaissance! Kenny Roberts gegen Freddie Spencer 1983 im Kampf um den 500er-Titel. Für mich gab es nie wieder ein heißeres Duell um den wichtigsten Titel Ein weiteres Highlight: Mick Doohans Comeback nach dem furchtbaren Unfall in Assen 1992, als man ihm beinahe das Bein amputiert hätte. Danach fünf Titel! Für mich das größte Sportler-Comeback nach einer Verletzung ever!

Überhaupt waren die Jahre 1988 bis 1993 die aufregendsten im GP, ein „goldenes Zeitalter“. Oder als Rossi 2001 beim Catalunya-GP von ganz hinten kam und schließlich gegen Max Biaggi gewann. Danach gab‘s einen Faustkampf, den eigentlich Biaggi gewann. Als Olivier Jacque 2000 den 250er-Titel wegen 0,014 Sekunden vor Shinya Nakano holte und diesen erst am Schluss auf der Start/Ziel-Geraden überholte – so lange hat er gewartet. Ian Hutchinsons fünf TT-Siege in einer Woche. Dort zu überleben ist das eine, ein Rennen zu gewinnen das andere. Aber alle Solo-Rennen – total verrückt!

Uwe Seitz

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Uwe Seitz, leitender PS-Redakteur.

Als Pimpf hatte ich eine GP-Fernseh-Reportage mit Barry Sheene gesehen und wusste sofort: Der ist cool! Lange Haare, George Harrison als Freund und einen Rolls Royce. Die vielen Frauen sind mir damals noch nicht aufgefallen. Toni Mang war aber als deutscher Fahrer mein Held. Ich habe meinen Vater so lange genervt, bis er mir ein grünes Fahrrad kaufte, auf das ich mit Lackstift Kawasaki kritzelte. In Bräunlingen im Schwarzwald, unweit meiner Heimatstadt, gab es Grasbahnrennen und 1982 einen WM-Lauf. Den Geruch von Äther und den herumfliegenden Dreck werde ich nie vergessen. Mick Doohan habe ich echt bewundert. Mit Kumpels aus Australien sind wir ein paar Mal zu GP-Rennen gefahren.

Das Highlight war Jerez 1996, als er in der letzten Kurve Alex Criville überholte und gewann. Da standen die spanischen Fans, die alle über den Zaun geklettert waren, schon eine Runde lang direkt an der Piste und wollten Criville feiern. Doohan hat ihnen das Fest versaut, und man musste auf der Auslaufrunde echt Angst um den Australier haben. Der war Held dieser Kurve lange vor Rossi und Márquez. John McGuinness ist ein Phänomen. Nicht nur weil er über 20 TT-Titel einfuhr, sondern weil er ein totaler Spaßvogel ist und ihm seine Erscheinung völlig egal zu sein scheint. Dass wir in Macau morgens um fünf das T-Shirt getauscht haben und beide deshalb fast aus dem Casino geflogen wären – auch ein Highlight. Stefan Bradls Moto2-WM-Titel und seine MotoGP-Podien sind für mich Highlights. Auch wenn Stefan vielleicht nicht die coolste Sau unter der Sonne ist, auf einen wie ihn haben wir lange warten müssen!

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Erscheinungsdatum 10.05.2023