Isle of Man Tourist Trophy 2017

Tourist Trophy 2017 Straßenrennen auf der Isle of Man

Inhalt von

Vom 27. Mai bis 9. Juni 2017 stand die Isle of Man ganz im Zeichen der Tourist Trophy, des berühmten Motorrad-Straßenrennens.

Straßenrennen auf der Isle of Man Bernd Fischer
70 Bilder

Freitag 9. Juni 2017, Senior TT, Sidecar II TT und Zero TT Race

Wieder einmal führt das Wetter am Donnerstag zur endgültigen Streichung des zweiten Supersport-Rennens.

Am Freitag war es so weit, die Königsklasse stand an. Die Senior TT, und der Wettergott hatten ein Einsehen, und die Insel erstrahlte im Sonnenschein.

Los ging es mit den Elektromotorrädern, wobei es noch eine zweistündige Verschiebung gab, da auf Teile der Strecke noch feucht waren.

Die beiden japanischen Mugen-Werksmotorräder dominierten hier und bescherten dem beliebten TV Star Guy Martin einen leichten zweiten Platz und damit seinen einzigen Podestplatz in diesem Jahr. Sieger wurde der für den verletzen John McGuinness eingesprungene Neuseeländer Bruce Anstey. Dritter wurde Daley Mathison, von der University of Nottingham. Aber insgesamt muss man sagen, dass die emissionslose Klasse mit ihrem Starterfeld von nur 8 Motorrädern (!) auf geringes Interesse stößt.

Danach folgte das zweite Seitenwagenrennen der diesjährigen TT. Das Brüderpaar Ben und Tom Birchall dominierte von Anfang an das Rennen und gewann es souverän. Der zweite Platz ging mit fast einer halben Minute Rückstand an John Holden & Lee Cain. Noch weiter zurück lagen auf dem dritten Platz Conrad Harrison, der Vater von Dean Harrison, und Andrew Winkle. Der deutsche Mike Roscher mit seinem "Schmiermaxe", Ben Hughes, belegte einen beachtlichen 13. Platz.

Und dann war es endlich soweit, die Pokerstar Senior TT stand an. Dieses Rennen über sechs Runden krönt die Rennwoche und jeder Fahrer träumt davon, es einmal zu gewinnen. Erneut warteten alle auf das Duell Dunlop gegen Hutchinson.
Honda hatte sich mit ihrer neuen Fireblade vom Start zurückgezogen und der gesamte Auftritt von Honda darf wohl als Blamage gesehen werden. Offiziell wurde von nicht ausreichenden Trainingsrunden gesprochen, aber in Wirklichkeit sind es wohl die Elektronikprobleme, die Honda noch nicht in den Griff bekommen hat.

Norton hatte mit seinem Fahrer, dem Australier David Johnson, die Ehre, das Rennen zu eröffnen. Nach der ersten Runde lag Peter Hickman in Führung, dicht gefolgt von Ian Hutchinson. In der folgenden Runde lieferten sich die beiden ein Duell  mit abwechselnder Führung. Michael Dunlop lag abgeschlagen auf Platz 5, mit über 6 Sekunden Rückstand! Dann kam die Meldung vom Bungalow, "Ian Hutchinson is missing" und kurz darauf wurde das Rennen per "Red Flag" gestoppt.

Nach bangen Minuten kam die Gewissheit, dass Hutchy beim 27. Milestone gestürzt ist. Nach weiterem Bangen, war endlich klar, dass er bei Bewusstsein und nicht lebensgefährlich verletzt ist! Die Folge des Sturzes war eine Fraktur des Oberschenkels, an seinem, bereits beim Sturz 2010 sehr in Mitleidenschaft gezogenem linken Bein. Alles in allem, kann er nach diesem Crash ein "a pretty lucky man" sein.

Nach dem Neustart ging Michael Dunlop gleich in Führung. Er hatte vom Rennabbruch profitiert und das Team konnte die entsprechenden Verbesserungen an seinem Motorrad vornehmen. Auf den Plätzen zwei bis fünf lagen nach der ersten Runde Peter Hickman, Bruce Anstey, Dean Harrison und Michael Rutter. Schließlich schaffte es Michael Dunlop auf seiner neuen GSX-R1000 und bescherte Suzuki den 1.Platz und damit seinen 15. TT Sieg.

Seinen fünften Podiumsplatz in einer Woche erkämpfte Peter Hickman auf Platz 2. Dean Harrison auf Kawaski wurde dritter.
Manxman Dean Kneen, BMW im Penz13 Team kam auf Rang 12. Das Team um Ricko Penzkofer hatte sicherlich, nach dem 3. Podestplatz bei den Superstock Bikes, auf einen weiteren Podestplatz gehofft.

Der Österreicher Horst Saiger belegte den 18. Platz, auch er hatte vom Rennabruch profitiert, denn er war in der ersten Runde bei Gooseneck gestürzt und konnte somit noch einmal starten. Die beiden Norten Bikes von Joshua Brookes und David (Davo) Johnson belegten die ausgezeichneten Plätze sechs und sieben.

Damit geht eine schöne und zugleich wieder einmal emotionale  TT 2017 zu Ende.

9. Juni 2017: Supersport, Gespanne und Superstock

Heftige Regenfälle sorgen für Verzögerungen bei der Tourist Trophy. Am Montag fand mit zweistündiger Verspätung das Rennen in der Supersportklasse statt. Nachdem Ian Hutchinson die Superbike-TT  für sich entscheiden konnte, konzentrierte sich das Interesse erneut auf das Duell zwischen ihm und Michael Dunlop. 

Zu Beginn des Rennens konnte der Engländer James Hillier die Führung übernehmen; Dunlop holte zur Halbzeit auf und konnte schließlich einen überlegenen Sieg einfahren. Zweiter wurde James Hillier, dritter Peter Hickmann. Ian Hutchinson belegte den – für ihn sicher enttäuschenden – fünften Platz. Nach seinem Sturz beim Superbike-Rennen am Sonntag, konnte Guy Martin nicht antreten.

Das anschließenden Rennen der Gespanne konnten die Brüder Tom und Ben Birchall für sich entscheiden; mit 117,1 Meilen pro Stunde stellten sie hierbei einen neuen Rundenrekord auf. Mike Roscher aus Deutschland erreichte mit seinem Co-Piloten Ben Hughes lediglich Platz 19.

Aufgrund der Wetterlage mussten die für Dienstag angesetzten Renn- und Trainingsrunden abgesagt werden. Am Mittwoch konnten die Rennen fortgesetzt werden.

Im Quantum Superstock TT Race konnte Ian Hutchinson am Mittwoch den Sieg einfahren. Horst Saiger aus Österreich erreichte den 10. Platz und stellte damit erneut seine Stärke als bester Privatfahrer unter Beweis.

Das anschließende Bennetts Lightweight Rennen konnte Michael Rutter für sich entscheiden; für Rutter, der seit 1994 an der Tourist Trophy teilnimmt, stellt dies den 5. TT-Sieg dar. Ebenfalls auf dem Podium vertreten waren Martin Jessopp und Peter Hickman. Mit vier Podiumsplätzen in vier Rennen liefert Hickmann bei der diesjährigen Tourist Trophy eine beachtliche Bilanz.

Am Mittwoch kam es zu zwei folgenschweren Unfällen. Hierbei kamen die Fahrer Jochem van den Hoek aus Holland und Alan Bonner aus Irland ums Leben. Bereits einen Tag zuvor war der Brite Davey Lambert seinen Verletzungen erlegen. Damit ist bereits jetzt die Anzahl an Unfällen mit tödlichem Ausgang, selbst für die Tourist Trophy, die als gefährlichstes Motorradrennen der Welt gilt, überdurchschnittlich hoch.

Aufgrund erneuter Regenfälle konnten auch am Donnerstag keine Rennen gefahren werden.

6. Juni 2017: Ende der Regenzeit

Aufgrund der schlechten Wetterlage kam es in der zweiten Wochenhälfte zu weiteren Verzögerungen im Zeitplan. Die eingeplanten Übungsrunden am Donnerstag und Freitag fielen aus. Das gesamte Programm für die laufende Woche musste geändert werden. Renn- oder trainingsfreie Tage, wie sonst üblich, sind nicht mehr vorgesehen.

Das für Samstag angesetzte Rennen der Superbikes und Gespanne wurde zugunsten des Trainings verschoben. Trotz strahlendem Sonnenschein kam es zu drei längeren Unterbrechungen. Lee Johnston stürzte bei Greeba spektakulär, kam aber verhältnismäßig glimpflich davon. Das Penz13 Team von Rico Penzkofer, welches am Mittwoch den ersten Platz in der Superstock-Qualifikation erreichen konnte, war ebenfalls betroffen: Danny Webb stürzte bei Laurel Bank - auch er trug keine größeren Schäden davon. Von einem Sturz betroffen war schließlich auch Björn Gunnarsson, der Schwede der im selben Team wie Julian Trummer fährt. Wie alle anderen Stürze die zu Unterbrechungen führten, verlief auch dieser verhältnismäßig glimpflich.

Am Sonntag fiel pünktlich um 14 Uhr die Startflagge für das erste Rennen der diesjährigen TT: das Superbike-Rennen. Eröffnet wurde es von dem Norton Fahrer David "Davo" Johnson. Es folgten Ian "Hutchy" Hutchinson mit der Startnummer 4 und Michael Dunlop mit der Startnummer 6. Das Duell zwischen den beiden Favoriten war mit Spannung erwartet worden. Doch dazu kam es nicht. Der 13-fache TT-Sieger Dunlop fiel bereits in der dritten Runde wegen eines technischen Defektes aus. 

Trotzdem verlor das Rennen keineswegs an Spannung. Es entbrannte ein Duell zwischen "Hutchy", Peter Hickman, James Hillier und Dean Harrison. Dieses konnte Hutchinson auf seiner Tyco-BMW nur knapp für sich entscheiden. Er holte damit seinen 15. TT-Sieg und zieht auf Platz vier der Gewinnerliste in der Geschichte des Rennens, noch vor Mike Hailwood, der die Tourist Trophy insgesamt 14-mal für sich entscheiden konnte.

Einen hervorragenden 5. Platz konnte Dan Kneen aus dem Penn13 Team erstreiten. Horst Saiger aus Lichtenstein belegte als erster Privatfahrer den 11. Platz, sein bisher bestes Ergebnis in einem Superbike-Rennen.

Für eine Schreckensnachricht sorgte Guy Martin der bei Doran’s Bend stürzte. Er blieb glücklicherweise, bis auf eine Prellung am Arm, unverletzt. Für Martin, der nach einem Unfall 2015 seine Road-Racer-Karriere für beendet erklärt hatte, stellt die diesjährige Tourist Trophy den Wiedereinstieg dar. Im anschließenden Interview erklärte Martin, dass die Honda ihn und John McGuinness nicht möge. Wegen eines Sturzes kann der 23-fache Tourist Trophy Sieger an dem diesjährigen Rennen nicht teilnehmen.

31. Mai 2017: Erste Trainings

Das Warten hat ein Ende. Nachdem das Samstags- und das Montagstraining wegen schlechten Wetters abgesagt werden mussten, war es am Dienstag 18:20 Uhr Ortszeit so weit: In ihrem 110. Jahr konnte die Tourist Trophy offiziell beginnen.

Zuerst starteten die Newcomer der Soloklasse und Seitenwagen. Schon im ersten Training zeigte sich das erwartete Duell zwischen Ian Hutchinson und Michael Dunlop. Sowohl in der Superbike- als auch in der Supersportklasse lag nach dem Training Ian Hutchinson vor Michael Dunlop.

Das Penz13 Team von Rico Penzkofer aus Deutschland belegte mit Dean Kneen und seiner BMW den fantastischen ersten Platz in der Superstock-Klasse.

In der Lightweight-Klasse dominierte der 44-jährige Routinier Michael Rutter.

Host Saiger platzierte sich bei den Supersports auf Rang 17, bei den Superstocks auf Rang 16.

Leider lief es für seinen Landsmann Julian Trummer nicht so gut, er musste bereits in der ersten Runde wegen Elektronikproblemen das Handtuch werfen. Dabei hatte gerade er sich so darauf gefreut, nach einer langen Wartepause endlich wieder aufs Bike zu steigen.

Bei den Seitenwagen dominierte einmal mehr Manxman Dave Molyneux mit seinem Beifahrer Daniel Sayle.

15. Mai 2017: Vorbericht

In wenigen Tagen beginnt ein neues großes Abenteuer: die Tourist Trophy 2017 auf der Isle of Man.

Leider kann John McGuinness, 23-facher TT-Sieger, Publikumsliebing und einer der Favoriten, nicht starten. Er ist am vergangenen Wochenende auf der NorthWest 200 schwer gestürzt.

Es deutet also vieles auf ein großes Duell hin: Michael Dunlop, der 13 TT-Siege auf seinem Konto hat und den Rundenrekord (Durchschnittsgeschwindigkeit: 133,962 mph/215.591 km/h) hält, gegen den 14-fachen TT-Sieger Ian Hutchinson. Hutchinson startet auf Tyco-BMW, Dunlop auf der neuen Bennetts-Suzuki bei den Big Bikes auf der Isle of Man.

Auch andere Fahrer wollen bei der Tourist Trophy ein Wörtchen mitreden. Guy Martins Wiedereinstieg ist eine Sensation: Nach seinem Unfall auf dem Ulster-GP 2015 hatte er seine Road-Racer-Karriere für beendet erklärt. Dem Angebot von Honda konnte der charismatische Brite aber wohl nicht widerstehen - mit der Aussicht, nun doch noch den seit Jahren ersehnten TT–Sieg einzufahren. Bis heute stand er 16-mal auf dem Podium, aber noch nie ganz oben.

Weitere heiße Favoriten auf die vorderen Plätze sind der Neuseeländer Bruce Anstey auf seiner Honda RC213V-S, Conor Cummins (Honda), Dean Harrison (Kawasaki), Peter Hickman (BMW), James Hillier (Kawasaki), Gary Johnson (Suzuki), Lee Johnston (Honda), Ivan Lintin (Kawasaki) und Michael Rutter (BMW).

Den deutschsprachigen Raum vertreten auf der Isle of Man der in Liechtenstein lebende Österreicher Horst Saiger (Kawasaki) und Rico "Penz" Penzkofer. In seinem Team "Penz13" starten der Manxman Dan Kneen, der Engländer Danny Webb und der Italiener Alessandro Polita.

Als Newcomer startet der 26-jährige Julian Trummer aus der Südsteiermark auf der TT, der im letzten Jahr beim Manx Grand Prix Zweiter der Newcomer-A-Klasse wurde. Trummer geht mit der Nummer 62 auf einer Honda CBR 600 RR im TC Racing/DP Coldplaning Team ins Rennen der Supersportklasse.

Der Australier David "Davo" Johnston startet bei den Big Bikes mit der Startnummer 1 auf der wunderschönen Norton. Für die traditionsverliebten Briten ist dies ein besonderes Highlight der Tourist Trophy. Ihm zur Seite steht der britische Superbike-Meister Josh Brookes auf der zweiten Werks-Norton.

Eine feste Größe auf der Isle of Man sind die Gespann-Rennen. Große Chancen auf den Sieg räumt man den Brüdern Birchall ein, die in den letzten drei Jahren vier Rennen gewannen.

Weitere Teams, die man im Auge behalten sollte, sind Dave Molyneux (17 TT-Siege) und sein Beifahrer Dan Sayle, John Holden/Lee Kain, Conrad Harrison/Andy Winkle, Peter Founds/Jevan Walmsley, Alan Founds/Jake Lowther sowie den 5-maligen Weltmeister Tim Reeves/Mark Wilkes im Honda-Team von Klaus "Klaffi" Klaffenböck. Der Österreicher hat die TT selbst dreimal gewonnen, war 2001 Gespann-Weltmeister und wohnt jetzt zum großen Teil auf der Isle of Man.

Wir erwarten spannende Rennen und wünschen allen Road Racern - besonders auch jenen, die hier nicht namentlich genannt wurden - eine unfallfreie Tourist Trophy 2017!

Über den Autor

Bernd Fischer
Bernd "Facecatcher" Fischer

Bernd Fischer ist in Thüringen aufgewachsen und wurde schon frühzeitig mit dem Motorrad-Rennvirus infiziert: Sein Vater nahm ihn als Kind mit zu den Rennen auf dem Sachsenring und zum Schleizer Dreick; dort entdeckte er auch seine Leidenschaft für die Fotografie.

Der Eiserne Vorhang allerdings schränkte seinen Arbeitsradius massiv ein: Ab 1971 besuchte Bernd Fischer regelmäßig die WM-Läufe in Brünn, gelegentlich auch die auf den Hungaroring in Ungarn.

Zu dieser Zeit arbeitete er als Fernsehtechniker im väterlichen Betrieb und übernahm diesen nach den Mauerfall als Handwerksmeister selbst.

Bis heute arbeitet er als selbständiger Fotograf und pflegt eine besondere Liebe zur TT auf der Isle of Man; seine Fotos erscheinen unter anderem seit 1976 im renommierten Grand-Prix-Jahrbuch "Motocourse". Außerdem publiziert Bernd Fischer jährlich Kalender über Isle of Man Racer, Grand Prix Racer und Classic Racer.

Kontakte: www.facecatcher.com - fischer@facecatcher.com - facebook.com/roadracerphotography - twitter.com/faceCatcher_BF

Zur Startseite
Mehr zum Thema Supersportler
EICMA 2022 Motorrad Messe-Neuheiten
Elektro
Suzuki Hayabusa GP Edition (Suzuki Italien 10/2022)
Supersportler
Suzuki Hayabusa EWC
Supersportler
Ducati Race of Champions 2022
Sport & Szene
Mehr anzeigen