Die tollsten Motoren - erklärt von MOTORRAD

Unabhängig vom Trend, mal wieder weg vom E-Antrieb zu marschieren, ist der Hubkolben-Motor steter Quell mechanischer Freude. Gerade was an Konzepten und Patenten in den vergangenen Monaten gezeigt oder erteilt wurde, erhöht die Drehzahl unserer Herzen. Natürlich sind und waren darunter gänzlich abstruse Ideen und Konstruktionen, die wenigsten werden Serie oder gar ein Antrieb für Motorräder, allein entzückt der Gedanke. Hier zeigen wir die tollsten Ideen, Motor-Patente und Motor-Konzepte der letzten Monate.

Honda V3 mit E-Turbo

Wohl sehr nahe an der Serie ist das V3-Konzept von Honda mit dem E-Turbo. Neu ist ein Viertakter im V3-Layout, der um die 900 Kubik haben soll und der von einem E-Gebläse unter Druck gesetzt ist. Interessant dürften Größe und Lage der Stromquelle des E-Turbo sein, denn mit einer herkömmlichen 12-Volt-Batterie käme da nix raus. Honda selbst bestätigt, mit diesem Motor Serienmodell-Pläne zu haben, und die Modell-Bezeichnung Honda V3R ist bereits geschützt – wahrscheinlich für ein Naked Bike. Was mit der wünschenswerten Aufladung der Ansauglust ist, bleibt dennoch spannend. Interessant könnte der V3 werden als Ablöse des 1100er-Twins oder gar zum Bau einer neuen potenten Mittelklasse zwischen 800 und 1.000 Kubik.

Ferrari Oval-Kolben

Oval-Kolben kennt der ein oder andere von der Honda NR 500 und NR 750. Mit diesen Motoren wollte Honda ein Reglement umgehen, das Motoren auf 4 Zylinder beschränkte. Mit dem Oval-Kolben und je 2 Pleueln sowie 2 Brennräumen und je Halbzylinder 4 Ventilen war der NR-Motor im Grunde ein V8 unter der Bezeichnung V4. Erfolg war weder den kleinen 500ern noch den großen 750ern vergönnt. Ferrari denkt wieder oval und ließ sich eine Erfindung mit ovalen Kolben und Anlenkpleueln patentieren. Im Grunde sind das Gabelpleuel, mit dem Vorteil, dass es keinen Versatz in der Längsachse gibt. Ferrari könnte so einen kompakten V12 bauen, der sogar noch kürzer baut als ein R6, weil die ovalen Kolben die Länge der Zylinderköpfe reduzieren können.

Avadi ohne Kurbelwelle

Der Avadi MA-250 ist ein neuartiger, innovativer Motor, der die Vorteile von Otto- und Wankelmotoren vereint, ohne deren Nachteile zu übernehmen. Durch die Kombination von Hubkolben- und Rotationsbewegung wird eine effiziente Drehmomentübertragung erreicht. Mit einem Kolben, zwei Pleueln sowie mit einem einzigartigen Zahnkranz- und Pinion-Getriebe-System erzeugt der Avadi-Motor trotz niedriger Drehzahlen hohe Effizienz und einen Wirkungsgrad von angeblich 42 Prozent.

Porsche 6-Takter

Wenn es so einfach wäre, hätte es jeder schon gemacht: In einem Patent von Porsche und der rumänischen Technischen Hochschule von Cluj-Napoca beschreiben die Erfinder einen Hubkolbenmotor mit 6 Takten. Konkreter: 2 x 3 Takte nacheinander. Das Prinzip des 3-Takters ist im Grunde fast so alt wie 2- und 4-Takter, aber eben nicht gut genug gewesen, da es im Grunde die Spülverluste des 2-Takters mit der langen Zeit des 4-Takters für einen vollständigen Zyklus kombinierte. Was aus dem 6-Takter von Porsche wird, bleibt abzuwarten.

Kawasaki 2-Takter mit Ventil und Turbo

Kawasaki hat ein Patent für einen 2-Takt-Motor mit Turbo, Direkteinspritzung und Ventilen eingereicht. Diese Technologie zielt darauf ab, die Vorteile des 2-Takters zu nutzen und gleichzeitig die Spülverluste zu minimieren. Dieser neuartige Motor könnte in stationären Anwendungen, als Range-Extender oder in Flugzeugen eingesetzt werden. Als Motorradantrieb wohl eher nicht.

BMW Vorkammerzündung

BMW hat ein Patent für eine optimierte Vorkammerzündung eingereicht, die Effizienz und Leistung von Motoren steigern soll. Diese Technik wird jedoch vorerst nicht in Motorrädern eingesetzt, da für diese bislang keine CO₂-Einsparungen gefordert sind. Die Vorkammerzündung bietet Vorteile wie bessere Verbrennung und weniger Emissionen, hat jedoch auch Nachteile wie hohe Wärmebelastung und Komplexität.

QJMotor Einzylinder als V2

Die Erfindung von QJMotor, den Einzylinder mit 2 Zylindern zu bauen, als echten 90-Grad-V2, ist technisch interessant. Den Massenausgleich ohne Ausgleichswelle herzustellen, ist indes nicht neu. Ducati hatte bereits 1993 für die Supermono den V2 zum Single gemacht und das übrige Pleuel schwenkbar gelagert zum Ausgleich genutzt.

Oh, schöne Welt des Verbrenners. Kompakt und übersichtlich zeigt MOTORRAD alle Innovationen, Patente und Konzepte zum Thema Hubkolbenmotor aus den letzten Monaten. Wahr geworden ist noch keine dieser Ideen, wobei der V3 von Honda wohl nah dran ist. Augenmerk bitte auf den Ovalkolben-Motor von Ferrari, der im Grunde alte und schwache Einzellösungen zu einem hochinteressanten neuen Motor-Konzept kombiniert.

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