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BMW K 1600 (2022) Fahrbericht: Schubmeister mit 6 Zylindern

BMW K 1600 (2022) im Fahrbericht Schubmeister mit sechs Zylindern

Euro 5-Update, mehr Drehmoment und umfangreichere Ausstattung – BMW hat die Anpassung an die neue Abgasnorm genutzt und den K 1600-Modellen gleich eine ganze Reihe an Neuerungen mit auf den Weg gegeben. Was die taugen? Ersteindruck von der Fahrpräsentation in Spanien.

BMW K 1600 GT Fahrbericht Jörg Künstle
BMW K 1600 GT Fahrbericht
BMW K 1600 GT Fahrbericht
BMW K 1600 GT Fahrbericht
BMW K 1600 GT Fahrbericht 39 Bilder

Fast waagerecht liegt dieser 102,6 Kilogramm wiegende Bolide von Motor mit seinen 1.649 Kubik im Rahmenkonstrukt der BMW K 1600 GT, neigt den Kopf schon fast Richtung Vorderrad, das von einem Duolever geführt wird. Und dieser Antrieb ist es auch, der nach wie vor dem Fahrerlebnis mit der K 1600 seinen Stempel aufdrückt. Beispiel gefällig? Gerne. Irgendwo in einem Dorf in der Nähe von Malaga in Spanien schwebt die K 1600 GT durch einen Kreisverkehr im dritten Gang. Die Drehzahl pendelt sich dabei im Bereich um 1.500 Umdrehungen ein. Ohne unterstützenden Griff zur Kupplung geht’s direkt im Anschluss einen steile Straße hinauf. Der Dritte ist noch drin, die Drehzahl steigt leicht, der Tacho im neuen, 10,25 Zoll großen TFT-Display vermeldet Tempo 40. Und schon taucht über der Ganganzeige die Empfehlung auf, doch vom Dritten in den Vierten zu schalten. Bergauf bei knapp 2.000 Touren. Wo andere Motorräder fast flehentlich um den Wechsel in einen niedrigeren Gang bitten würden, ist das bei der BMW K 1600 genau umgekehrt. Das zeigt eindrucksvoll: An Schub mangelt es nie. Der Motor drückt wirklich immer und überall. Ganz unten und auch ganz oben, schließlich knipst ihm der Begrenzer erst knapp unter 9.000 Umdrehungen den Elan ab.

BMW K 1600 Euro 5 2022
Tourer

BMW K 1600 GT – sportlichste Ausführung

Dabei war es gar nicht so einfach, die Power des Reihensechser auch mit Euro 5 noch zu erhalten, wie Toni Decker, Projektleiter der K-Baureihe erklärt. "Wir haben die komplette Motorsteuerung erneuert, dazu gab es noch einen neuen Krümmer mit effektiveren Katalysatoren, zwei zusätzliche Lambdasonden sowie eine angepasste Klopfsensorik." Dieser Aufwand hat sich gelohnt. Wie zuvor schon leistet der BMW K 1600-Motor 160 PS, die aber jetzt bereits bei 6.750 Touren und damit 1.000 Umdrehungen früher als zuvor anliegen. Zudem steigerte BMW das Drehmoment um fünf auf 180 Nm bei 5.250/min. Beeindruckende Werte, die allerdings auch kein Leichtgewicht beschleunigen.

In der sportlichsten Ausführung, der BMW K 1600 GT, auf die sich auch die Fahreindrücke beziehen, wiegt der Sechszylinder-Tourer immerhin laut BMW schon 343 Kilogramm. In den anderen Versionen GTL, B für Bagger und Grand America sind es dann bis zu 370 Kilogramm. Alle Typen teilen sich den Motor und den grundsätzlichen Aufbau, weshalb sich die Impressionen von der Fahrt mit der GT auf die weiteren Modelle übertragen lassen.

Paradedisziplin "bremsen"

Nachdem Kreisverkehr und Citygewühl in den Rückspiegeln mit guter Sicht nach hinten kleiner werden, führen geschwungene Straßen ins Hinterland der spanischen Metropole. Lässig gleitet die BMW K 1600 dabei in Schräglage, trifft mit guter Präzision jeden Scheitelpunkt. Für ein Motorrad, bei dem zwischen den Radaufstandspunkten über 160 Zentimeter liegen und dessen Nachlauf mit 106,4 Millimetern üppig sowie dessen Lenkkopfwinkel mit 62,2 Grad flach ausfällt, fast schon überraschend. Klar kann die K 1600 GT besonders bergab ihr hohes Gewicht nicht verbergen, schieben ihre Kilos fühlbar in die Kurve hinein und verlangen nach entsprechendem Druck am Lenker. Abbiegen auf dem ganz engen Radius gelingt aber selbst dann noch ohne Probleme – selbst beim engagierten Bremsen bis zum Scheitelpunkt.

Wobei das Thema "Stopp" für die BMW K 1600 wie gemacht ist. Duolever und der lange Radstand gewährleisten eine Stabilität, die selbst beim harten Ankern im ABS-Regelbereich nie gefährdet ist. Die K 1600 liegt wie hingezimmert, wenn die montieren Bridgestone-Pneus in kaum fühlbaren ABS-Intervallen für kürzestmögliche Anhaltewege über die Straße stottern – überwacht von einer 6-Achsen-Sensorbox.

BMW K 1600 GT Fahrbericht
Markus Jahn
BMW bietet die K 1600 weiter in vier Varianten an. Bei allen wird von Xenon auf LED gewechselt, zusätzlich gibt's zwei Nebelscheinwerfer.

Doch zurück zum launigen Kurvenschwung durch die Hügel Andalusiens. Wie schon Standard bei BMW hat der Fahrer dabei die Wahl zwischen verschiedenen Fahrmodi. Im Fall der BMW K 1600 GT sind das Rain, Road und Dynamik. An die Fahrmodi ist auch die Abstimmung des semiaktiven Fahrwerks gekoppelt, dessen hinterer Stoßdämpfer über einen automatischen Niveauausgleich an unterschiedliche Beladung verfügt. In den Fahrmodi Rain und Road arbeitet die Dämpfung im Modus Road, im Fahrmodus Dynamik in der Abstufung Dynamik. Eine individuelle Anpassung ist aber auch möglich. Viel wichtiger: Die Unterschiede zwischen den Dämpfungseinstellungen fallen eklatant aus. Während die BMW K 1600 im Road-Mode zum kommoden Gleiter mutiert, der für ein möglichst hohes Komfortniveau viel Fahrwerksbewegung zulässt, den Fahrer so fast von allen Schlägen durch den Untergrund entkoppelt, liegt der Sechszylinder im Mode Dynamik deutlich straffer auf der Straße. Für den engagierten Kurvengenuss über guten Asphalt die perfekte Wahl. Allerdings auch eine, die Bodenwellen und Fugen deutlich an den Fahrer weitergibt. Eine Dämpfungsoption zwischen Road und Dynamik wäre wohl das Ideal. Doch die fehlt der K 1600.

K 1600 benötigt kein eigenes Navi mehr

Um während der Fahrt zwischen den genannten Dämpfungsabstimmung schnell wechseln zu können, hat BMW bei den neuen K 1600-Modellen als Novum in der linken Fahrzeugverkleidung vier frei belegbare Taster integriert. Mit ihnen lassen sich bis zu 18 verschiedene Funktionen auf Knopfdruck aufrufen – ohne zu tief im Bedienmenü herumzuscrollen. Neben der Fahrwerksabstimmung zählen dazu beispielsweise Einstellungen zum Radio, zur Heizfunktion von Griffen und Sitz oder der Zugriff auf die Navigation. Wie schon von einigen jüngeren BMW-Modellen bekannt, benötigen auch die K 1600-Typen kein eigenes Navi mehr, um zuverlässig von A nach B zu finden. Unterhalb der elektrisch verstellbaren Scheibe hat BMW ein kleines Staufach mit Ladeanschluss integriert, in dem das eigene Smartphone Platz findet. Per kostenloser App von BMW sowie über eine Verbindung per Wlan und Bluetooth lässt sich so die Navigation per Google Maps auf das großes TFT-Display spiegeln – entweder als Teil der Gesamtansicht oder über das komplette Dashboard hinweg.

Ebenso neu bei allen K 1600-Typen ist auch der Scheinwerfer, bei dem BMW den Wechsel von Xenon zu LEDs vollzogen hat. Um beim Bremsen die Fahrbahn weiterhin ideal auszuleuchten, verfügt er über ein zentral angebrachtes Schwenklicht, dass sich um zwei Grad nach oben und unten neigen kann – zusätzlich zum adaptiven Kurvenlicht. Auch an Individualisten hat BMW beim neuen K-Jahrgang gedacht. Die Versionen Option 719 "Midnight" der K 1600 B und K 1600 Grand America besitzen Lackflächen, die ihren Fahrer in den Nachthimmel blicken lassen und sich am Motiv einer Galaxie orientieren – aufgetragen per Lackierung und Wassertransferdruck.

Fazit

Das Highlight der BMW K 1600 bleibt der Motor. Irgendwann, nach unzähligen Kurven und Kehren, folgt eine fast endlose Gerade durchs Nirgendwo, vorbei an Olivenbäumen, die sich bis zum Horizont in ordentlichen Reihen stapeln. Mühelos brummt der Sechszylinder vor sich hin, wischt die Landschaft wie in Zeitlupe vorbei, beschleicht dich das Gefühl, weit unterhalb des erlaubten Tempos unterwegs zu sein. Eine Täuschung, wie der flüchtige Blick Richtung TFT verrät, und ein gutes Beispiel für die Souveränität dieses Antriebs, der Geschwindigkeit fast zu Nebensache werden lässt.

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