Offroad-Tourer Borile Multiuso im Test Kompakt

Borile Multiuso im Test Mischung aus Enduro-, Trial- und Straßenmaschine

Die Borile Multiuso mag Gelände und Straße, dient aber auch als Transporter - MOTORRAD testet den ungewöhnlichen Mix.

Mischung aus Enduro-, Trial- und Straßenmaschine ZepGori
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Leise blubbert der Einzylinder durch die nachmittägliche Stille. Die schmalen Reifen hinterlassen kaum Spuren auf den wild überwucherten Pfaden zwischen den Weinstöcken. Stetig schraubt sich das kleine Motorrad die steilen Hänge hinauf, quert problemlos riesige Schlammlöcher, meistert rutschige Buckel und steinige Abhänge. Kein Zweifel, hier in den Euganeischen Hügeln im norditalienischen Veneto spielt die Borile Multiuso ihre Stärken aus.

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Borile Multiuso wiegt nur 92 Kilogramm

Die liegen in der federleichten Mischung aus Enduro, Straßen- und Trialmaschine, bestückt mit einem 230-cm3-Motor mit 15 PS. Der schafft zwar keinen spektakulären Dakar-Effekt, zieht aber kräftig von unten heraus und sorgt mit seinem sanften Sound für ein entspanntes Verhältnis zu Bauern und Wanderern.

Zudem dient das kleine Motorrad mit der ungewöhnlichen Optik auf Wunsch als Lastesel: Auf den drei ausklappbaren Gepäckträgern, die vorn und seitlich sitzen, lässt sich nach getanem Offroad-Werk ein ordentlicher Flaschenvorrat vom nahen Weingut abtransportieren. Die Reifen mit Trial-Profil bieten auch auf Asphalt gute Traktion, der breite Lenker und der große Lenkeinschlag machen die Kontrolle auf verwinkelten Landsträßchen genauso einfach wie im Gelände. Allerdings nur in gemäßigtem Tempo, denn mehr als 100 km/h schafft die Borile Multiuso nicht.

Konstruiert hat Umberto Borile seine Schöpfung zu Hause, südlich von Padua. In Deutschland kennt man die Gegend dank dem Bad Abano Terme und Prosecco, in Italiens Zweiradszene auch dank Boriles ausgefallener Eigenbauten. Die Borile Multiuso baute er vor sechs Jahren, eigentlich nur für sich selbst. Als seine Offroad-Kumpel jedoch feststellten, dass das nur 92 Kilogramm schwere Motorrad locker durchs Gelände tänzelt und sogar steile Passagen meistert, an denen größere Enduros scheitern, entstand durch Mund-zu-Mund-Propaganda überraschend eine Nachfrage. Seit Oktober letzten Jahres wird die Multiuso nun in Kleinserie produziert, rund 100 Stück fanden bereits Käufer.

Borile Multiuso dreht vom Start weg freudig auf

Der vergaserbestückte, luftgekühlte Einzylindermotor kommt vom großen chinesischen Hersteller Zongshen, und er dreht vom Start weg freudig auf. Die Borile Multiuso stellt ihre ganze, wenn auch eingeschränkte Kraft linear zur Verfügung. Vorn arbeitet eine Telegabel von Marzocchi, hinten findet sich ein Cantilever-System mit zwei Federbeinen, die aus dem Mountainbike-Sport stammen, aber auch mit der leichten Multiuso bestens fertig werden.

Gori
Die Mischung macht's: Borile Multiuso.

Eine echte Besonderheit der Borile Multiuso ist der Zentralrohrrahmen. Er besteht aus Aluminium und enthält neben dem Luftfilterkasten auch den 4,2-Liter-Tank. Da der Verbrauch bei gut drei Litern liegt, reicht dieser Vorrat für die meisten Geländeausflüge. „In aller Regel ist der Fahrer deutlich früher am Ende als der Tankinhalt“, grinst Borile. In Vorbereitung ist ein aufschraubbarer Zusatztank, der auch längere Enduro-Wanderungen abseits der Zivilisation ermöglichen soll.

Knapp 5000 Euro kostet das sympathische Gefährt mit seiner eigenwilligen Mischung aus rustikalem Handwerk und hochwertigen Materialien. Zum Alurahmen gesellt sich ein simpler Tacho im Fahrradstil, zu den Ergal-Kappen der Gabel eine megadünne Sitzbank. Ganz kann die Borile Multiuso ihre Eigenbau-Herkunft also nicht verleugnen - doch genau das macht einen Teil ihres Charmes aus. Ein deutscher Importeur wird derzeit noch gesucht; weitere Informationen gibt es daher direkt beim Hersteller (www.borile.it) oder bei der Vertretung in der Schweiz (www.motorenwerk.ch).

Technische Daten

Gori
Sanfter Sound: Der Zongshen-Single der Borile Multiuso verschreckt weder Kühe noch Bauern.

Motor
Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, Steuerung über Stoßstangen und Kipphebel, zwei Ventile, Vergaser, Ø 26 mm, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kette.
Bohrung x Hub 67 x 65 mm
Hubraum 229,2 cm³
Nennleistung 11 kW (15 PS) bei 6200/min
Max. Drehmoment 16,5 Nm bei 5500/min

Fahrwerk
Zentralrohrrahmen aus Aluminium, Telegabel, Ø 40 mm, Federbasis und Zugstufe verstellbar, zwei Federbeine, Federbasis und Druckstufe verstellbar, Zweikolben-Festsattel-Scheibenbremse vorn, Ø 220 mm, Zweikolben-Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm.
Speichenräder v/h 21/18 Zoll (alternativ mit 19/17 Zoll erhältlich)
Reifen (Trial-Reifen von Mitas) 2.75-21; 4.00-18

Maße und Gewichte
Radstand 1270 mm, Lenkkopfwinkel 66 Grad, Nachlauf 120 mm, Sitzhöhe 815 mm, Federwege (v/h) 180/200 mm, Gewicht fahrfertig 92 kg, Zuladung k. A., Tankinhalt 4,2 Liter.
Garantie zwei Jahre
Farben Schwarz, Beige, Grün
Preis 4980 Euro

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