Fahrbericht Honda Deauville

Fahrbericht Honda Deauville Volumen-Modell

Bewährte Technik in einem neuem Kleid: Der Mittelklasse-Tourer Honda Deauville soll nicht nur Reisende verwöhnen, sondern - wenn es nach den Marketingstrategen geht - auch reichlich Marktanteile einfahren.

Wer lieber den Tourenanzug trägt als die einteilige Rennkombi, wem Kilometerfressen vertrauter ist als die Jagd nach Rundenzeiten und wer die traute Zweisamkeit der sportlichen Einsamkeit vorzieht, der sucht das Glück auf zwei Rädern im Sattel eines Tourenmotorrads. Die sind bequem und komfortabel, in der Regel aber auch groß und schwerfällig - und somit nicht jedermanns Sache. Das muß nicht sein, dachte sich Honda und kreierte mit der Deauville ein vollwertiges Mitglied der Tourer-Mittelklasse, die seit dem Verschwinden der vielgeschmähten CX 500 Silver Wing aus dem Honda-Modellprogramm verwaist war, und der auch die meisten anderen Hersteller die kalte Schulter zeigen - bislang jedenfalls.
Der europäischen Honda-Entwicklungsabteilung Research & Development in Offenbach oblag es, das neue Konzept eines Tourers nach den Anforderungen und dem Geschmack des europäischen Marktes zu entwickeln. Auf der Basis der bewährten NTV 650 sollte die Neue unterhalb der Gold Wing und der ST 1100 plaziert werden. Rund zweieinhalb Jahre dauerte es, bis Honda mit der Deauville ein Motorrad für Europa, »made by Honda«, präsentierte gebaut in Spanien bei Montesa, wo auch schon die SLR 650 und diverse andere Honda-Modelle vom Band laufen.
Anläßlich einer Fahrpräsentation im spanischen
Cartagena konnte MOTORRAD das Ergebnis dieser Entwicklung in Augenschein nehmen und erste Fahreindrücke sammeln.
Pyrennees-Braunmetallic nennt Honda die Farbe, in der sich die von MOTORRAD gefahrene Maschine präsentierte. Eine Farbe, die die Deauville wuchtiger erscheinen läßt, als sie eigentlich ist, wie eine erste Sitzprobe bestätigt. Deutlich eleganter wirken da schon die Farbtöne mit den exotischen Namen Pearl-Raspberry-Schwarz und Sandy-Beigemetallic.
Trotz gleicher Basis will das Auge auf Anhieb so gar kein Bauteil finden, das die Verwandtschaft der Deauville zur NTV offenbar werden läßt. Dabei ist nicht nur der Motor ein alter Bekannter: Der 52-Grad-V-Zweizylinder verrichtete schon in etlichen Honda-Modellen unauffällig seinen Dienst. Mit nominell 56 PS, eine 50-PS-Version ist in Vorbereitung, sind bei gut 240 Kilogramm Gewicht vollgetankt keine fahrdynamischen Wunder zu erwarten. Die Praxis aber beweist, daß der gut am Gas hängende Dreiventiler mit seiner Leistungsfähigkeit durchaus in der Lage ist, den Fahrer mit ordentlichen Reiseschnitten zu verwöhnen. Eine kurze Gesamtübersetzung macht’s möglich. Der Verbrauch zeigt sich davon anscheinend unbeeindruckt. Bei touristischer Gangart gönnt sich die Präsentationsmaschine kaum mehr als fünf Liter pro 100 Kilometer. Ebenfalls positiv zu erwähnen ist das gelungene Sitzarrangement hinter der gut schützenden Verkleidung. Selbst großgewachsene Fahrer finden ausreichend Platz.
Um dem Fahrer die lange Tour fahrwerksseitig so angenehm wie möglich zu gestalten, griffen die Honda-Ingenieure auch beim Fahrwerk auf bewährte Komponenten zurück. Der Rahmen stammt von der NTV. Für den Einsatz in der Deauville wurde lediglich die Wandstärke der Profile etwas erhöht, was mehr Stabilität bringen soll. Im Vorderrad sorgen zwei gut dosierbare Brembo-Stopper mit ordentlichem Biß dafür, daß jederzeit ausreichend Bremsleistung zur Verfügung steht.
Wo sich an der NTV noch eine Einarmschwinge zur Hinterradführung fand, macht sich an der Deauville die Zweiarmschwinge aus der VT 600 Shadow daran, dem Hinterrad die Richtung zu weisen.
Gabel und Zentralfederbein sind komfortabel abgestimmt und sorgen stets dafür, daß die Deauville sicher auf Kurs bleibt. Lediglich scharfe Bremsmanöver zwingen die Gabel bis zum mechanischen Endanschlag in die Knie. Tourenfahrer, die oft mit voller Zuladung unterwegs sind, wünschen sich hier mehr Reserven.
Was die Austattung angeht, bleiben dagegen kaum Wünsche offen. Zwei in der Verkleidung plazierte Handschuhfächer bieten Platz für Kleinkram. Die integrierten Koffer können als Sonderausstattung mittels anderer Deckel im Stauvolumen von 16 beziehungsweise 18 Litern um je rund elf Liter vergrößert und mit einen entsprechenden Innentasche versehen werden. Außerdem stellen ein als Zubehör lieferbares Topcase und ein spezieller Tankrucksack zusätzliches Packvolumen bereit. Heizgriffe, Schaltwippe, Beinschilder und eine Zwölf-Volt-Steckdose vervollständigen das Angebot für die Reisefraktion. Für die, die dann immer noch nicht zufrieden sind, wird es demnächst auch ein integrierbares Radio geben. So gerüstet hat das Mittel-Klasse-Modell Deauville durchaus das Zeug, auf dem Markt der Tourenmotorräder eine ernstzunehmende Größe zu werden.

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