Die neue Sprint ist länger, opulenter und softer geworden. Trotzdem schielt der Dreizylinder weiterhin nach sportlich orientierten Tourenfahrern. Die Namensänderung von ST zu GT unterstreicht aber: Aus Sporttouring wird Gran Turismo.
Die neue Sprint ist länger, opulenter und softer geworden. Trotzdem schielt der Dreizylinder weiterhin nach sportlich orientierten Tourenfahrern. Die Namensänderung von ST zu GT unterstreicht aber: Aus Sporttouring wird Gran Turismo.
Aus Sportler-Sicht ist diese Mission eher heikel: elf Kilogramm Mehrgewicht, deutlich längerer Radstand, dicke Koffer serienmäßig, komfortabler ausgelegter Sozius-Platz, Under-seat-Auspuff weg, dafür dicker Single-Schalldämpfer seitlich dran und tiefere Softy-Sitzbank. Wo bleibt da das "Sport" in Sporttouring? Aber Triumph hat auch bei der neuen Sprint GT dafür ein gewichtiges Argument, und das ist das was schon immer war: Der bärige 1050er-Dreizylinder. Der Triple hat durch die neue Auspuffführung an Leistung und Drehmoment zugelegt. Fünf PS und fünf Newtonmeter sind es laut Triumph gegenüber der ST. Ansonsten hat sich am Triebwerk kaum etwas getan, lediglich die Elektronik erfuhr ein Update.
Der Motor geht sanft ans Gas und liefert tatsächlich über ein breites Drehzahlband ordentlichen Schub. Trotzdem fordert er vom Fahrer bei schnellen Überholmanövern häufig einen Schaltvorgang in den nächsten unteren Gang, will also gehobene Drehzahlen für spurtstarken Antritt und offenbart dabei gleich, dass das Getriebe nach wie vor typisch Sprint ist und damit eher etwas hakend. Bitte schön, da ist der Sport doch. Die Bremse steht dem nicht entgegen. Sie ist schön dosierbar und packt sehr angemessen zu. Das serienmäßige ABS regelt spät und unauffällig - das fühlt sich gut an.
Aber wodurch soll dann die GT weit tiefer im Touring-Segment der Konkurrenz das Wasser abgraben als die gute ST? Diese Antwort findet sich quasi außerhalb des Hauptrahmens, denn ab dem Tank nach hinten ist diese Sprint völlig neu aufgestellt. Die Schwinge und das Rahmenheck strecken sich deutlich sichtbar weiter nach hinten, was der um 108 mm auf 1565 mm angewachsene Radstand in Zahlen unterstreicht. Grund dafür sind unter anderem die serienmäßigen, mit je 31 Litern üppigen Koffer, deren große Zuladung die neue stabile Gepäckbrücke aushalten muss. Das alles hat zu einem deutlichen Gewichtszuwachs beigetragen und beeinflusst das Fahrverhalten der Sprint GT entsprechend. Sie muss nun mit mehr Einsatz gefahren werden, darf aber als dem Einsatzzweck angemessen durchgehen.
Anders sieht das jedoch beim Fahrwerk aus. Dies unterstreicht mit dem neuen Federbein und der geänderten Gabelabstimmung die Touring-Gesinnung der GT sehr deutlich. Im Grundsetup ist die Sprint jetzt so gautschik geworden, dass engagiertes Dahinpfeilen durch viel Unruhe gestört wird. Das Motorrad fängt besonders in langen Bögen zu pendeln an und lässt die Präzision vermissen, die ihre ST-Schwester noch hatte. Mit einem Dreh am praktischen Handrad für die Vorspannung des Federbeins lässt sich dieser Effekt zwar etwas minimieren, aber satte Schräglagen-Stabilität sieht anders aus. Auch das Gefühl für die Front ist sicher kein Glanzpunkt an der Sprint GT.
Wird die Straße allerdings grobschlächtig und die Landschaft lieblich, will der Fahrer also maximalen Komfort bei größtmöglichem touristischem Genuss, und das alles mit der Liebsten hinten drauf, dann heißt es: Alles einpacken, drauf schnallen und los, aber Gas raus. So bietet sich uns ein zwiespältiges Gefühl in der Angelegenheit Sprint: Sie könnte weit sportlicher sein, soll aber nicht. Statt Sporttourer ist sie ein Tourer mit einem sportlich ausgelegten Motor. So etwas muss man genau so wollen.
Fazit: Eigentlich nicht ganz die PS-Kragenweite. Mit dem Wandel von der ST zur GT hat sich die Sprint etwas aus unserem Fokus geschoben.
ANTRIEB:
Dreizylinder-Reihenmotor, 4 Ventile/Zylinder, 95,6 kW (130 PS) bei 9200/min, 108 Nm bei 6300/min, 1050 cm3, Bohrung/Hub: 79,0/71,4 mm, Verdichtung: 12,0:1, Zünd-/Einspritzanlage, 46-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, G-Kat
FAHRWERK:
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 66,5 Grad, Nachlauf: 84 mm, Radstand: 1565 mm, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, Federweg v./h.: 127/152 mm
RÄDER und BREMSEN:
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17"/5.50 x 17", Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 255-mm-Einzelscheibenbremse mit Zweikolben-Schwimmsattel hinten, ABS
Gewicht (trocken): 268 kg*
Tankinhalt: 20 Liter Super (davon Reserve: k. A.)
Grundpreis: 13190 Euro (zzgl. Nk)