Yamaha MT-09 Tracer im Toptest
Grace, Space, Pace

Eleganz, Platz, Tempo – das einstige Leitbild des britischen Automobilherstellers Jaguar könnte auch als Zielsetzung für ein dynamisches Tourenmotorrad herhalten. Ob und wie viele dieser Eigenschaften die neue Yamaha MT-09 Tracer in sich trägt, klärt der Einzeltest.

Grace, Space, Pace
Foto: Bilski

Kollege Bildl hat es geahnt: „Befestigungspunkte am Lenkkopf für einen Verkleidungshalter sind vorhanden.“ So steht es im Fazit des MOTORRAD-Top-Tests der Yamaha MT-09 im November 2013, weitere Modellkonzepte würden sich angesichts der überzeugenden Performance anbieten. Jetzt, 14 Monate nachdem die quirlige MT-09 mit ihrem herrlichen Dreizylinder-Treibsatz die sportliche Mittelklasse mal eben auf den Kopf gestellt hat, schiebt Yamaha mit der Yamaha MT-09 Tracer schon die vierte 09-Variante in die Schauräume.

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Grace, Space, Pace
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Waren MT-09 Street Rally und Sport Tracker allerdings rein optische Variationen der Basis, entfernt sich die deutlich erwachsener wirkende Yamaha MT-09 Tracer mit Verkleidung und Windschild formal ein gutes Stück vom reinen Landstraßenfeger. Was das jetzt ist? Dynamisches Touren­motorrad? Tourentaugliches Landstraßentorpedo? Crossover? Funbike? Sports Utility Motorcycle? Egal. Klar ist jedenfalls, dass die Tracer für alle passen könnte, denen das Einsatzspektrum der MT-09 zu einseitig auf Landstraßenbetrieb ausgerichtet war.

Kann die Tracer in freier Wildbahn überzeugen?

Tracys Eckdaten jedenfalls stimmen, was schon der Standard-09er zu einem durchschlagenden Erfolg verholfen hat: im Fall der Yamaha MT-09 Tracer Nennleistung 115 PS, gewogene 212 Kilogramm fahrfertig, und das alles zu einem Kampfpreis von 9595 Euro. Die Konkurrenz ist entweder schwerer oder schwächer oder teurer oder alles zusammen. Für knapp 10.000 Euro lautet die Preisfrage also: Grace, Space und Pace – kann die Tracer in freier Wildbahn überzeugen und an den Erfolg der MT-09 anknüpfen?

Bilski
Der Fahrersitz der Tracer ist zwei Zentimeter breiter und länger und bietet erfreulich viel Bewegungsspielraum.

GRACE. Eleganz, Schönheit, Anmut – ist Geschmackssache. Unbestreitbar aber ist die Yamaha MT-09 Tracer als tourensportliche Yamaha zu erkennen. Das schnittige Scheinwerfer­gesicht erinnert entfernt an die alten Fazer- bzw. FZ-Baureihen und wirkt dennoch taufrisch, wenn auch vielleicht etwas überdesignt. Lufteinlass-Attrappen und Kohlefaser-Imitat muss man nicht lieben, doch die scharfen Linien und eleganten Proportionen der Tracer wirken sehr stimmig. Besonders in der von uns getesteten Farbvariante „Race Blu“ mit den blauen Felgen und eloxierten Gabelstandrohren macht das Yamaha-Funbike einiges her. Und damit zügig weiter zu handfesteren Testkriterien.

SPACE. Raum, Platz. Den braucht es für größere Ausfahrten allein oder zu zweit, und das war nicht unbedingt die Paradedisziplin der Basis-09. Doch hoppla! Mit überschaubaren Änderungen ist aus der puristischen, manche würden sagen spartanischen Kurvenfräse MT-09 ein langstreckentaugliches Motorrad geworden. Der Fahrersitz der Yamaha MT-09 Tracer ist zwei Zentimeter breiter und länger und bietet im Vergleich zur kom­pakten Mulde der Basis-09 erfreulich viel Bewegungsspielraum. Der breite, perfekt gekröpfte Lenker reckt sich auf langen Auslegern dem Fahrer entgegen. Durch Umdrehen der Riser lässt sich die Lenkstange zudem zehn Millimeter nach vorne versetzen, was großen Fahrern noch etwas mehr Raum verschafft.

Sitzbank der Yamaha MT-09 Tracer ebenfalls verstellbar

Weil die ebenfalls verstellbare Sitzbank mit 845 bzw. 860 Millimetern ein gutes Stück höher als die der Basis-09 liegt, ergibt sich zudem ein offenerer Kniewinkel. Auch der Knieschluss am Tank passt Klein wie Groß. Kürzere Piloten können mittels eines Tieferlegungskits die Sitzhöhe auf niedrige 815 Millimeter reduzieren. Dank dieser Verstellmöglichkeiten finden Fahrer und Fahrerinnen fast jeder Statur eine wirklich langstreckentaugliche Sitzposition vor, aufrecht und bequem. Der Windschutz geht in Ordnung, die schmale, per Handrad in drei Positionen verstellbare Scheibe hält zumindest den ärgsten Winddruck vom Fahrer ab. Die fetten Handprotektoren der Yamaha MT-09 Tracer dürften sich im Falle eines Umfallers zwar als eher kosmetischer Gimmick erweisen, helfen aber, in der kalten Jahreszeit den Fahrtwind erstaunlich gut von den Griffeln fernzuhalten. Auch der Sozius darf sich über ein bequemes Plätzchen freuen. Das um satte 13 Zentimeter verlängerte 09er-Heck ermöglicht mit der breiten zweiten Sitzbankstufe und tiefer liegenden Soziusrasten ermüdungsfreies Beifahren. Vielleicht nicht um die ganze Welt, aber sicher ins lange Wochenende und zurück.

Nein, die Yamaha MT-09 Tracer ist keine Baby-FJR, will sie auch gar nicht sein. Aber den Kompromiss aus Komfort und Sport für Fahrer und Sozius, den trifft Tracy ziemlich zielsicher. Das unterstreicht auch die elegante, weil unauffällige Haltevorrichtung für das Gepäcksystem, welche als Zubehör erhältliche Seitenkoffer (je 25 Liter) oder Soft Bags (14 bis 21 Liter) aufnimmt.

PACE. Tempo, Geschwindigkeit, und für die bringt die Yamaha MT-09 Tracer verdammt gute Gene mit. Viel wurde geschrieben über den famosen 847-Kubik-Dreizylinder der MT-09, und sollte irgendjemand da draußen die frohe Botschaft noch nicht vernommen haben, hier eine kurze Zusammenfassung: Druck aus dem Keller wie ein Zweizylinder, eine herrlich sehnige Mitte, dann feuriges Ausdrehen bis über 10 000 Umdrehungen wie ein Reihenvierer. Das Beste aus zwei Welten vereint in drei Zylindern – der Crossplane-Drilling begeistert mit sattem Schub in jeder Lebenslage. Auch wenn der Triple in der Tracer gut 20 Kilo Mehrgewicht aus den Ecken feuern muss, der Antritt fasziniert noch immer. Das belegt auch der Blick auf die Fahrleistungen, der die Tracer als echtes Durchzugswunder outet. Damit gelingt sowohl schaltfaules Kilometerfressen als auch engagiertes Durchladen, je nach Gusto des Piloten.

Tracer fährt entspannter als ihre nackte Schwester

Auch die Manieren stimmen, der ausgleichsbewellte Triple läuft untenherum vibrationsarm und obenheraus fast seidig. Außerdem hat sich Yamaha die Kritik am Ansprechverhalten der MT-09 zu Herzen genommen und für die Applikation in der Yamaha MT-09 Tracer am Mapping des Dreitopfs ordentlich Hand angelegt. Noch immer gibt es drei per Schalter während der Fahrt zu wechselnde Fahrmodi: Standard, den aggressiveren A-Mode und B-Mode, der die Spitzenleistung um rund 10 PS kappt und eine sehr zahme Gasannahme liefert.

Im Gegensatz zur Basis, bei der nicht nur empfindliche Naturen für einen sauberen Strich gern im B-Mode unterwegs sind, überzeugt die Yamaha MT-09 Tracer schon im Standard-Modus mit sanfter Gasannahme. Prima! Weil Tracy damit ausnehmend gut funktioniert, fand der bissige A-Modus eigentlich nur zu Test­zwecken Verwendung, während das handzahme, aber keineswegs schwächliche B-Mapping bei Regenfahrten knapp über null Grad durchaus als sinnvolle Ergänzung empfunden wurde. Das ruppige Ansprechen ist damit vom Tisch, doch eine weitere 09-Eigenheit, nämlich merkliche Lastwechselreaktionen, die hat Tracy geerbt. Das spürbare Spiel im Antriebsstrang kündet vom Diktat des Rotstifts, genau wie die etwas hakelige Schaltbarkeit des Getriebes. Nicht weltbewegend und angesichts des günstigen Preises zu verschmerzen, aber eben auch nicht perfekt. Die Kupplung arbeitet unauffällig und mit geringer Handkraft, allerdings ist der nicht einstellbare Hebel mit kurzen Fingern nur mit Mühe zu erreichen. Und das Fahrverhalten?

Heck steht aufgrund der härteren Federrate etwas höher

Genau wie bei der Abstimmung der Einspritzanlage haben die Entwickler auch in Sachen Fahrwerk dort angesetzt, wo es noch Verbesserungspotenzial gab. Die Komponenten sind äußerlich die gleichen geblieben, aber straffere Federn und Dämpfer sorgen dafür, dass der bisweilen etwas schaukelige MT-09-Unterbau nun tadellos satt liegt. Weil das Heck aufgrund der härteren Federrate etwas höher steht, beträgt der effektive Lenkkopfwinkel jetzt 66 Grad, noch ein Grad mehr als die ohnehin schon knackig bis hibbelig einlenkende MT-09. Trotzdem fährt die Yamaha MT-09 Tracer ruhiger, neutraler und auch zielgenauer, letztlich entspannter als ihre nackte Schwester.

Wie es kommt? Neben der erwähnten Straffung des Set-ups und dem Mehrgewicht ist der als Erstbereifung montierte Dunlop D 222 (vorne Sonderkennung „L“) dafür verantwortlich. Dieser ist weit weniger auf zackiges Handling hin konstruiert als der Bridgestone S20 der MT-09 und harmoniert gut mit der Yamaha MT-09 Tracer. Der Dunlop baut auch bei niedrigen Temperaturen zügig guten Grip auf, liefert allerdings kein allzu differenziertes Feedback. Negativ fiel außerdem das hohe Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage auf. Trotzdem, das Handling ist insgesamt wunderbar leichtfüßig. Alles in allem ist die Pace also definitiv vorhanden beim Tracer, nur in einer etwas gediegeneren, weniger aggressiven Form als bei der MT-09.

ABS irritiert mit groben Regelintervallen

Im Kapitel Bremsen punktet die Yamaha MT-09 Tracer ebenfalls, wenn auch mit leichten Abstrichen. Die vorderen Radialzangen an 298er-Scheiben packen mit geringer Handkraft sehr gut und prima dosierbar zu. Die Brems­anlage hinten funktioniert im besten Sinne unauffällig. Auffällig hingegen wurde die Funktion des Blockierverhinderers. Das ABS irritiert mit groben Regelintervallen, was im Extremfall in einer gewissen Unvorhersehbarkeit resultiert. Ein Beispiel: Beim Bremstest aus 100 km/h reduzierte das System meistens etwas früh und dazu recht lange den Bremsdruck und verschenkte so wertvolle Meter. In einigen Fällen, jedoch immer unter identischen Messbedingungen, ließ das ABS jedoch Stoppies zu und erforderte so ein Lösen der Bremse durch den Piloten. Zugegeben, im Alltag meist kein Problem, letztlich erfüllt das ABS seinen Job zuver­lässig. Trotzdem geht das besser, und Hardcore-Spätbremser sollten sich auf diese Eigenheit einstellen.

Wie es sich für einen Allrounder gehört, gibt sich die Yamaha MT-09 Tracer auch in alltäglichen Belangen keine Blöße. Ein niedriger Verbrauch von 4,8 Litern auf 100 Kilometer erlaubt dank 18-Liter Tank tourengerechte Etappen, auch wenn der letzte Liter mit Engels­geduld ins Spritfass geträufelt werden will. Das Cockpit – es stammt von der XTZ 1200 Super Ténéré – hat zwar einen etwas rustikalen Charme, bietet dafür aber eine Vielzahl an Funktionen (zwei Tageskilometerzähler, Öl- und Außentemperatur, Ganganzeige, Uhr) und eine gute Ablesbarkeit auch bei Sonnenschein.

Kritik im Detail, dennoch rundum gelungen

Mit an Bord ist bei der Yamaha MT-09 Tracer außerdem eine abschaltbare Traktionskontrolle. Dabei handelt es sich zwar um ein recht simples System, es funktioniert aber auf nasser Fahrbahn wie auf Schotter recht ordentlich. Des Weiteren finden sich eine Zwölf-Volt-Bordsteckdose fürs Navi sowie – ein dickes Plus für echte Tourenfahrer – ein Hauptständer. Das Fahrlicht bringt mit einem hellen Leuchtbalken zwar viel Licht auf die Straße, um diesen herum allerdings noch mehr Schatten, was bei nächtlichen Kurvenfahrten ein wenig Nerven kostet.

Unterm Strich bleibt die Yamaha MT-09 Tracer trotz Kritik im Detail ein rundum gelungenes, in vielen Aspekten überzeugendes Motorrad. Ihr Dreizylindermotor ist und bleibt ein Gedicht, macht mit neuer Abstimmung gar noch mehr Spaß. Und das Konzept erschließt mit seiner touristischen Ausrichtung neue Zielgruppen. Der Jaguar-Slogan „Grace, Space, Pace“ wird also zu großen Teilen getroffen, und das zu einem außerordentlich attraktiven Preis.

Technische Daten Yamaha MT-09 Tracer

Bilski
Der Dreizylindermotor der Yamaha MT-09 Tracer ist und bleibt ein Gedicht, macht mit neuer Abstimmung gar noch mehr Spaß.

Set up

Bilski
Die Traktionskontrolle der Yamaha MT-09 Tracer ist abschaltbar.

Landstraße
Gabel
Zugstufe: 7 Klicks
Vorspannung: 3 Ringe sichtbar

Federbein
Zugstufe: 2 Klicks
Vorspannung: Stufe 4 von 7

Alle Umdrehungen von geschlossener Position aus gezählt

Vergleich Yamaha MT-09 und Tracer

Bilski
Mit geringen Modifikationen wird aus der MT-09 eine Tracer. Trotzdem offenbaren beide recht unterschiedliche Charaktere.

Gleiche Basis, anderer Charakter

Die Magie des Baukastens macht es möglich: Mit wenigen Modifikationen wird aus der urspünglichen MT-09 die Tracer. Obwohl der technische Unterbau nahezu identisch ist, unterscheiden sich die beiden Bikes im Fahrverhalten relativ deutlich. So kann man günstige Motorräder bauen: einmal entwickeln und dann möglichst viele gleiche Teile in verschiedenen Modellen verwenden. Im Falle von MT-09 und Yamaha MT-09 Tracer ist im Kern der komplette Unterbau – Rahmen, Motor, Räder und Bremsen, Schwinge, Gabel – praktisch der gleiche. Neu sind die Verkleidung nebst Cockpit, ein höherer und sehr breiter Lenker, der um vier Liter vergrößerte Tank sowie das um 13 Zentimeter verlängerte Heck. Durch diese Umbauten erhöht sich das Gewicht um 20 Kilo, aber unter den Mittelklasse-Allroundern gehört die Tracer mit 212 Kilo fahrfertig immer noch zu den Leichtgewichten.

Die Yamaha MT-09 Tracer wirkt trotz gleicher Basis gesetzter, erwachsener. Verantwortlich dafür ist neben strafferen Federn und Dämpfern, die mehr Ruhe ins Fahrwerk bringen, die Erstbereifung mit Dunlop D 222. Auch die Fahrerhaltung wirkt sich subjektiv deutlich aus: Auf der MT-09 sitzt man mehr vorderradorientiert. Das macht Lust aufs Kurvenwetzen, ermüdet aber schneller. Die aufrechte, bequeme Sitzposition der Tracer macht eher gelassen. In gleicher Weise gelassen gibt sich auch das modifizierte Einspritzmapping. Im Gegensatz zur etwas giftigen Gasannahme der Basis-MT geht die Tracer schon im Standard-Modus schön sanft ans Gas. Unterm Strich tun die Umbaumaßnahmen der Tracer sehr gut. Dank der gewachsenen Dimensionen und der veränderten Ergonomie wächst zudem der Nutzwert der Tracer enorm – sie bietet Platz für zwei sowie brauchbaren Windschutz und eignet sich damit auch für größere Ausflüge. Im Gegensatz zu den zuletzt erschienenen MT-Vari­anten Street Rally und Sport Tracker bietet die Tracer also echten Mehrwert. Sie ist, kurz gesagt, die reifere MT-09.

MOTORRAD-Messungen

Bilski
Motor: MOTORRAD-Testparcours, Werte vom Bremsentest aus den drei besten Fahrversuchen gemittelt; Referenz: Motorrad aus der jeweiligen Kategorie mit den bisherigen Bestwerten.

Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit*: 210 km/h
Beschleunigung
0–100 km/h3,4 sek
0–140 km/h5,5 sek
0–200 km/h13,1 sek
Durchzug
60–100 km/h4,0 sek
100–140 km/h5,0 sek
140–180 km/h6,2 sek
Tachometerabweichung
effektiv (Anzeige 50/100): 48/97 km/h
Drehzahlmesserabweichung
Anzeige roter Bereich: 11.500/min
effektiv: 11.600/min

Verbrauch
Landstraße: 4,8 l/100 km
bei 130 km/h: 5,4 l/100 km
theor. Reichweite Landstraße: 375 km
Kraftstoffart: Super

Maße+Gewichte
L/B/H: 2200/950/1385 mm
Sitzhöhe: 845 bis 860 mm
Lenkerhöhe: 1130 mm
Wendekreis: 5840 mm
Gewicht vollgetankt: 212 kg
Zuladung: 178 kg
Radlastverteilung v/h: 49,2/50,8 %

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Getriebe.

So sieht Schmackes aus: immer über 70 Nm Drehmoment! Schon untenheraus schiebt der Dreizylinder bärig an, ab gut 5000 Touren geht richtig die Post ab. Der Motor fühlt sich stets nach mehr Hubraum an und ermöglicht souveräne Fahrleis­tungen. Dass die Yamaha MT-09 Tracer etwas weniger Leistung abdrückte als die MT-09, mag an der geringen Laufleistung des Testexemplars (rund 1000 km) und an der Serienstreuung liegen. Wir haben keine Leistung vermisst.

Fahrdynamik

Handling-Parcours I (schneller Slalom)     
Rundenzeit 20,1 sek
Referenz MT-09 19,6 sek

Vmax am Messpunkt       103, 3 km/h
Referenz MT-09 110, 5 km/h

Nicht ganz so flink wie die Schwester: 20 Kilo Mehrgewicht und ein höherer Schwerpunkt bremsen die Yamaha MT-09 Tracer im Vergleich zur MT-09 etwas ein, für sich genommen ist das Handling jedoch schön leichtfüßig.

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Bremsen.

Nicht toll, aber ausreichend: Die Brems-Hardware an sich funktioniert tadellos, das grob regelnde ABS der Yamaha MT-09 Tracer aber verhindert ein besseres Ergebnis. Die beiden Verzögerungsdiagramme veranschaulichen, wie unterschiedlich der Blockierverhinderer bisweilen agiert. Man beachte das drastische Absinken der Verzögerung im blauen Diagramm – Schrecksekunde! Maximal 9,0 m/s² sind nur befriedigend.

Bremsmessung aus 100 km/h
Restgeschwindigkeit 23,2 km/h
Bremsweg
42,9 m
Referenz Suzuki V-Strom 1000       40,6     

*Herstellerangabe; 1MOTORRAD-Testparcours, Werte vom Bremsentest aus den drei besten Fahrversuchen gemittelt; Referenz: Motorrad aus der jeweiligen Kategorie mit den bisherigen Bestwerten; 2Leistung an der Kurbelwelle. Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 %.

Konkurrenz

Honda
Eine der Hauptkonkurrentinnen der Tracer: die Honda Crossrunner.

Honda Crossrunner
Vierzylinder-V-Motor, 106 PS, Gewicht 245 kg, 0–100 km/h 3,7 sek, Vmax 209 km/h, Verbrauch 4,8 Liter, 11.990 Euro

MV Agusta Stradale
Dreizylinder-Reihenmotor, 115 PS, Gewicht k.A., 0–100 km/h k.A., Vmax 214 km/h, Verbrauch k.A., 14.165 Euro

Triumph Tiger 800 XR
Dreizylinder-Reihenmotor, 95 PS, Gewicht k.A., 0–100 km/h k.A., Vmax 210 km/h, Verbrauch k.A., 10.340 Euro

MOTORRAD-Punktewertung

Bilski
Unbestreitbar ist die Yamaha MT-09 Tracer als tourensportliche Yamaha zu erkennen.

Motor

  Maximale
Punktzahl       
Yamaha
MT-09 Tracer
Durchzug 40 27
Beschleunigung 40 28
Topspeed 30 15
Motorcharakteristik           30 25
Ansprechverhalten 20 15
Lastwechsel 20 13
Laufruhe 20 14
Kupplung 10 7
Schaltung 20 11
Getriebeabstufung 10 9
Starten 10 9
Summe 250 173

War gut, wurde noch besser: Der Antrieb der Yamaha MT-09 Tracer mag sowohl lässiges Kilometerfressen wie sportliches Angasen. Durchzug, Beschleunigung und Charakteristik begeistern. Auch das ehedem kritisierte Ansprechverhalten ist kein Thema mehr. Den Topspeed hat Yamaha aus Sicherheitsgründen (Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten) auf 210 km/h begrenzt. Nicht perfekt ist die Schaltbarkeit des Getriebes, doch insgesamt ist der Drilling ein Sahnestück von einem Motor.

Fahrwerk

  Maximale
Punktzahl     
Yamaha MT-09 Tracer
Handlichkeit 40 29
Stabilität in Kurven 40 27
Lenkverhalten 40 28
Rückmeldung 10 7
Schräglage 20 17
Geradeauslaufstabilität 20 14
Fahrwerksabstimmung vorn 20 13
Fahrwerksabstimmung hinten 20 13
Einstellmöglichkeiten Fahrwerk    10 4
Federungskomfort 10 6
Fahrverhalten mit Sozius 20 14
Summe 250 172

Geringes Gewicht und knackige Geometrie –   das ergibt ein leichtfüßiges Handling. Straffer gedämpft und dadurch stabiler und neutraler als die Standard-MT zieht die Yamaha MT-09 Tracer ihre Bahn. Das Fahrwerk ist zwar einfach gemacht und bietet als Verstellmöglichkeiten Vorspannung und Zugstufe, arbeitet aber sauber und solide. Höchstens das Ansprechen der Federelemente könnte etwas sensibler ausfallen. Die Schräglagenfreiheit hingegen ist gut, genau wie das Fahrverhalten mit Sozius. Vor allem angesichts des Preises ein stimmiges Fahrwerk, an dem nichts wirklich stört.

Alltag

  Maximale Punktzahl       Yamaha MT-09 Tracer
Ergonomie Fahrer 40 31
Ergonomie Sozius 20 14
Windschutz 20 10
Sicht 20 13
Licht 20 12
Ausstattung 30 28
Handhabung/Wartung       30 18
Gepäckunterbringung 10 2
Zuladung 10 4
Reichweite 30 23
Verarbeitung 20 15
Summe 250 170

Erstaunlich, wie viel mehr Platz und Komfort die Yamaha MT-09 Tracer bietet – für Fahrer und Sozius. Beide profitieren enorm von den gewachsenen Dimensionen der Tracer, mit der es sich durchaus reisen lässt. Der Windschutz ist nicht großartig, reicht aber aus. In puncto Ausstattung schlägt Tracy richtig zu: ABS, Traktionskontrolle, Hauptständer, Zwölf-Volt-Steckdose, umfangreiches Cockpit, verstellbare Sitzhöhe etc. Hinzu kommt eine gute Reichweite und eine ordentliche Verarbeitung.

Sicherheit

  Maximale Punktzahl       Yamaha MT-09 Tracer
Bremswirkung 40 31
Bremsdosierung 30 26
Bremsen mit Sozius/Fading 20 13
Aufstellmoment beim Bremsen    10 6
ABS-Funktion 20 10
Lenkerschlagen 20 12
Bodenfreiheit 10 7
Summe 150 105

Wirkung und Dosierbarkeit der Bremse sind klasse, die Funktion des ABS leider nicht. Mit hemdsärmeligen Regeleingriffen wird zwar ein Sturz mit der Yamaha MT-09 Tracer im Normalfall verhindert, trotzdem darf hier gern nachgebessert werden. Auch das Aufstellmoment beim Bremsen stört, geht aber auf das Konto des ansonsten ordentlichen Dunlop D 222.

Kosten

  Maximale Punktzahl      Yamaha MT-09 Tracer
Garantie 30 15
Verbrauch (Landstraße)      30 20
Inspekionskosten 20 15
Unterhaltskosten 20 9
Summe 100 59

Der Verbrauch ist niedrig, die Inspektionsintervalle bei der Yamaha MT-09 Tracer betragen 10.000 Kilometer, die Kosten halten sich im Rahmen.

Maximale Punktzahl     Yamaha MT-09 Tracer
Gesamtwertung 1000 679
Preis-Leistungs-Note     1,0 1,1

Die glatte Eins knapp verfehlt: Dank satter Punktausbeute und günstigem Preis gehört die Yamaha MT-09 Tracer zu den Bikes mit bestem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fazit

Bilski
Mit überschaubaren Veränderungen wurde aus einem fokussierten Naked-Flitzer ein spa­ßiger Allrounder mit enorm breitem Einsatzspektrum.

Yamaha ist mit der Yamaha MT-09 Tracer ein überzeugender Wurf gelungen. Mit überschaubaren Veränderungen wurde aus einem fokussierten Naked-Flitzer ein spa­ßiger Allrounder mit enorm breitem Einsatzspektrum. Dank konsequenter Weiterentwicklung in den entscheidenden Bereichen ist die Tracer zudem die bessere MT-09 und bietet viel Motorrad fürs Geld, daher wird das Dreizylinder-Funbike sicher viele Freunde finden.

Angebote für die Yamaha MT-09 Tracer

Gebrauchte Yamaha MT-09 Tracer in Deutschland

Die Yamaha MT-09 Tracer, auch bekannt unter dem Namen Yamaha Tracer 900, kann schon ab Werk ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vorweisen. Auf der Gebraucht-Motorradbörse wird dieses noch besser. Dort gibt es Yamaha MT-09 Tracer in top Zustand und zu niedrigen Preisen: Gebrauchte Yamaha MT-09 Tracer in Deutschland

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023