Umbau BMW R nineT Racer von JvB-moto
Custom-Bike von Jens vom Brauck

Es bestand Handlungsbedarf: Die überstreckte Sitzhaltung der BMW R nineT Racer sollte man verbessern. Hat Jens vom Brauck von JvB-moto getan. Und dabei auch die Optik radikal verändert. Harmonie trifft Spirit.

Custom-Bike von Jens vom Brauck
Foto: Jens vom Brauck

Zu viel Racing-Attitüde? Da baut BMW ein bildschönes, sportives Derivat der R nineT, die Racer. Mit schicker, schnittiger Halbschale und keckem Sitzbank-Höcker im Stil der 70er-Jahre. Übertreibt es aber mit der fast liegenden Sitzposition: tief über den langen Tank zu den weit vorn liegenden Lenkerhälften gespannt. Passt vielleicht beim aktuellen BoxerCup. Schafft aber Leidensdruck auf Landstraßen und im Stadtverkehr, für Handgelenke wie Marktchancen. Wer quält sich schon unnötig? Weit in die Kurven schauen? Schwierig.

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Custombike mit verbesserter Ergonomie

Durch die überstreckte Sitzhaltung musst du den Hals weit nach oben recken. Authentisch oder absurd für den 110-PS-Landstraßenfeger? „Einfach unnötig“, sagt Jens vom Brauck. Der Designer von JvB-moto präsentiert seine Interpretation einer R nineT Racer: ein Custombike mit verbesserter Ergonomie! Doch zunächst springt der Lack ins Auge. „Mit Farben experimentiere ich gern“, erklärt der 48-Jährige.„Babyblau im Kontrast mit düsterem Schwarz finde ich einfach geil.“ Dazu passen martialisch wirkende, leichte Karbon-Abdeckungen der Serienräder. Sie wirken nun wie schwere Scheibenräder, zitieren Bikes für Geschwindigkeitsrekorde.

Jens vom Brauck
Old School oder Retrolook? Einfach erfrischend.

Die Kohlenstoff-Scheiben„sind schwierig und aufwendig zu produzieren“. Jens’ Kredo:„Mit wenig Aufwand viel Veränderung, großen Effekt erreichen.“ Jens baut Motorräder um, „damit sie schöner aussehen, leichter sind und besser funktionieren“. Letzterem dienen deutlich höhere Lenkerstummel auf der neuen Gabelbrücke, beides von LSL. Die Wirkung ist enorm, die Fahrhaltung entspannt sich dramatisch. Nun sitzt du sportlich-kompakt, prima integriert. Dies ist genau die richtige Dosis Zug am Rückgrat, Arme und Oberschenkel liegen nahezu parallel, mit moderatem Kniewinkel. Auf dem filigranen Einmann-Höcker mit etwas höherer Moosgummi-Sitzbank kannst du weiter nach vorn rutschen.„Dadurch kommst du näher zu den Lenkerhälften, sitzt nicht so in einer Kuhle“, sagt Jens. Stimmt. Viel besser hast du das Motorrad im Griff, fährst mit mehr Überblick.

Ein gut trainierter Kämpfer

Diese Haltung erinnert an Sportbikes aus den 80ern. Old School oder Retrolook? Einfach erfrischend. Nun trägt der Winddruck deinen Oberkörper früh mit. Du kannst ohne schmerzende Handgelenke durch die Stadt (g)rollen. Komfort und Bequemlichkeit? „Na klar, wenn es der Fahrbahrkeit dient. Sie ist das A & O.“ Entspannter schnell. Böse tönt der Arrows-Auspuff auf angepasstem Krümmer-Zwischenrohr, klingt trotz Zulassung krawallig. Tja, der luftgekühlte Faustkämpfer puncht heftig, teilt ordentlich aus.

Jens vom Brauck
Der luftgekühlte Faustkämpfer puncht heftig, teilt ordentlich aus.

Lenkpräzision und Handling gefallen – der Hebelarm der höheren Lenkerhälften ist größer. Bloß in engen Kreisverkehren braucht die BMW eine führende, zupackende Hand. Den strammen Lenkungsdämpfer spürst du bei Schleichfahrt. „Mir war der Serien-Ansaugschnorchel aus gebürstetem Aluminium optisch zu dominant“, sagt Jens. Er baute sich einen kantigen, schwarzen „Luftkanal“, dessen Linie sich im vom Brauck‘schen Höcker fortsetzt. „Das wirkt technischer, reduzierter.“ Apart wirkt der „Koti“, der minimalistische Frontkotflügel. Feinheit steckt im Detail. So trägt die verwandelt wirkende BMW-Verkleidung nur eine Front mit kleinerem LED-Scheinwerfer. Dicke Faltenbälge im Stil von „Strich 5“-BMWs lassen die Gabel massiver erscheinen. JvB-moto offeriert sie auch für Yamahas und Triumphs. Jens hat die Ventildeckel des Boxers abgerundet und gestrahlt: Ihre Säure-Ätzgrundierung lässt sie wie historische Magnesium-Teile wirken.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023