Alles glüht, jeder zieht: Das Partyvolk glüht zu Hause vor, ehe es um die Häuser zieht. Echte Racer glühen dagegen ihre Reifen vor, ehe sie am Kabel ziehen. Im Vergleichstest elf Motorrad-Reifenwärmer plus drei Produkte außer Konkurrenz.
Alles glüht, jeder zieht: Das Partyvolk glüht zu Hause vor, ehe es um die Häuser zieht. Echte Racer glühen dagegen ihre Reifen vor, ehe sie am Kabel ziehen. Im Vergleichstest elf Motorrad-Reifenwärmer plus drei Produkte außer Konkurrenz.
Manche machen es ohne. Viel zu gefährlich! Es könnte etwas dumm laufen. Mit den bekannten Folgen: erst Bums, dann Arzt, dann das große Jammern. Daher gilt: Vor der Action unbedingt überziehen! Damit ist es definitiv sicherer. Deshalb gehören Reifenwärmer zur Grundausrüstung bei jeder Rennstreckensause.
Mittlerweile ist dieser Markt sehr unübersichtlich geworden. Bei unseren Recherchen zählten wir 14 Anbieter, die teils mehrere Varianten im Sortiment führen. Um den Rahmen dieses Vergleichs nicht zu sprengen, lautete unsere Testvorgabe: Preislimit 450 Euro, ein Artikel pro Anbieter. Die Ausnahme bildet Racefoxx. Stellvertretend bestellten wir bei den Remscheidern zwei Sätze eines ähnlichen Typs. Der erste ist bis 99 Grad Zieltemperatur frei einstellbar, der zweite bietet zwei voreingestellte Temperaturen (60/80 Grad). Welche Unterschiede bestehen beim Aufheizen? Weil wir außerdem wissen wollten, was hochpreisige Produkte ausmacht, orderten wir bei zwei Firmen Reifenwärmer, die auch im MotoGP eingesetzt werden. Im krassen Gegensatz dazu prüften wir die Teile eines Kollegen, der sie vor ein paar Jahren für 120 US-Dollar direkt aus China übers Internet geschossen hat. Diese drei Heizdecken (siehe "Reifenwärmer ohne Testwertung") laufen außer Konkurrenz.
Von den 14 Anbietern schafften es letztlich zehn in den Vergleichstest. Eine Firma hatte kein Interesse an der Teilnahme (Biketek). Eine andere reagierte erst gar nicht auf unsere Anfrage (IRC). Außerdem sind die Reifenwärmer der Filialkette Polo derzeit nicht lieferbar. Tragisch lief’s für den „Superbike Radial“ der Firma Renngrib. Beim Aufheizen löste sich der Kippschalter fürs Umstellen der Temperatur aus seinem Sitz. Daraufhin trennte sich auch die Steckverbindung, und die Kabel lagen innerhalb des Sitzes frei. Mit der Folge, dass die Decke nicht mehr heizte. Kurz nachdem wir die Kabel wieder angeschlossen hatten, löste sich der Stecker erneut: Testabbruch, Ausschluss!
Bei den technisch nahezu identischen Reifenwärmern von Hein Gericke (Pro Sports 3D) und Constands (Superbike schwarz) droht das gleiche Szenario. Daher haben wir sie entsprechend abgewertet. Außer dem Aufwärmverhalten mussten sich die Kandidaten noch drei weiteren Prüfungen unterziehen: Passform, Ausstattung/Verarbeitung, Handhabung. Was fiel in den einzelnen Kategorien auf? Auf was kommt es an? Hier ein kurzer Überblick.
Beim Aufheizen der Reifen unterscheiden sich die Kandidaten teils sehr stark. Die besten Wärmer zogen mit dem Referenzprodukt aus der MotoGP gleich, einer hat es gar überboten. Auch die abgewerteten Heizdecken von Constands und Hein Gericke zeigten ein exzellentes Aufwärmverhalten. Umso bedauerlicher der Kippschalter-Lapsus. Andere heizten den Reifen vergleichsweise langsam auf, überschritten nach 60 Minuten jedoch die magische Marke von 70 Grad. Nur die Heizdecke von Louis schaffte diese Hürde nicht, Punktabzug. Die meisten Hersteller sind sich bei der Zieltemperatur einig und propagieren einen Wert nicht unter 80 Grad. Doch wie hoch sollte die Reifentemperatur idealerweise sein? Welchen Wert sollte der Gummi nicht über- oder unterschreiten (siehe "So verlief der Test")? Wie sich die einzelnen Kandidaten im Vergleich zur Referenz schlagen, veranschaulicht ein Diagramm (siehe Bildergalerie). Außerdem zeigt dort ein Thermopapier-Abdruck, wie die Heizdrähte („Heizleiter“) innerhalb der Decken verlaufen.
Sieben von elf Reifenwärmer arbeiten mit groben Schlaufen und Drahtabständen um 30 Millimeter. Beim „Radial XXL“ von HSR liegen die Stränge sogar 40 Millimeter auseinander. Schonender für den Reifen sind dicht beieinander laufende Drähte. Sie benötigen geringere Temperaturspitzen und wärmen den Gummi gleichmäßiger durch. Bei den Teilen von Capit, TTSL und Motorrad Racing Grün liegen die Heizleiter enger zusammen – sehr schön! Spitzenreiter ist jedoch der „Sport“ von KLS. Bei ihm beträgt die Distanz zwischen den Drähten lediglich acht Millimeter. Bei den meisten Reifenwärmern zeigen kleine Leuchtdioden den Aufwärmprozess an. Manche Modelle arbeiten mit zwei unterschiedlichen Farben (Rot und Grün). Mitunter leuchten deren Lämpchen bereits nach relativ kurzer Zeit (unter einer halben Stunde) trügerisch grün, obwohl die Zieltemperatur noch nicht erreicht ist. Daher die Reifen zu diesem Zeitpunkt keinesfalls voll belasten! Erst nach zirka einer Stunde ist der Gummi voll durchgewärmt.
Nur ein möglichst faltenfrei und eng anliegender Reifenwärmer stellt den Kontakt zum Gummi und damit den idealen Wärmetransport sicher. Besonders dicht schmiegen sich der KLS Sport und der Wärmer von Motorrad Racing Grün an. Letzterer arbeitet allerdings mit Kordeln, die bei jedem Auflegen umständlich neu festgezurrt werden müssen. Die Heizdecken von Q-Racing und TTSL haben an den Seiten breite Gummibänder, wodurch die Decken ebenfalls sauber anliegen. Kleine bis mittlere Falten werfen die übrigen Marken.
Bei ihnen sollen im Flankenbereich eingenähte Gummizüge einen guten Sitz garantieren – mehr oder weniger erfolgreich. Manchmal handelt es sich bei diesen Produkten um Einheitsgrößen, die mehrere Reifendimensionen abdecken müssen. Zwar fiel bei dieser Übung keiner dieser Reifenwärmer wirklich durch. Doch besser geeignet sind spezielle, den verschiedenen Reifendimensionen angepasste Modelle allemal. Gute Marken haben verschiedene Größen im Sortiment.
Nichts bringt dieses Kriterium so auf den Punkt wie der geflügelte englische Satz „What you pay is what you get“. Heißt frei übersetzt: Anständige Qualität kostet Geld! Wer für einen Satz Heizdecken nicht mehr als 130 Euro berappen möchte, darf sich nicht über eine nachlässige Verarbeitung wundern. Vor allem Billigprodukte aus China fallen hierbei negativ auf, wie der erwähnte lose Kippschalter oder die eingeschränkte Aufwärmleistung der Louis-Decke eindrücklich zeigen. Auch unsaubere Nähte oder Ränder mit asymmetrischen Formen zeugen von achtlosem Finish.
Aus Fernost kommt jedoch auch bezahlbare hochwertige Ware, wie die Heizdecken von Racefoxx oder Q-Racing eindrücklich beweisen. Außer auf die Verarbeitung achteten wir bei der Punktevergabe auch auf die Ausstattung. Einen Zähler zogen wir für fehlende oder in Fremdsprache verfasste Bedienungsanleitungen ab. Vorbildlich sind die ausführlichen Nutzerinfos der Firmen Louis und Motorrad Racing Grün. Modelle ohne einstellbare Zieltemperaturen ahndeten wir mit zwei Punkten Abzug.
Hier noch kurz ein Wort zu Nomex. Bei diesem Begriff handelt es sich um eine flammfeste Spezialfaser, die auch in Feuerwehrbekleidung vorkommt. Die meisten Hersteller verwenden Nomex an der Innenseite als schützende Schicht zwischen Heizdraht und Reifen. Bei manchen Bikes läuft der Auspuff respektive Sammler sehr knapp am Hinterrad vorbei (Beispiel: Ducati
Panigale).
Bei diesen Maschinen am besten auf Produkte zurückgreifen, bei denen die Spezialfaser auch als Außenhülle verwendet wird. Andernfalls könnte der Reifenwärmer Schaden nehmen. Diesen Service bieten jedoch nur die teuren, in diesem Test außer Konkurrenz laufenden Modelle gegen entsprechenden Aufpreis.
Wie mühelos lassen sich die Überzieher anbringen? Wie einfach fixieren? Auch in diesem Kriterium herrschen teils große Unterschiede. Genial ist der in Reifenform vorgebogene Rahmen des KLS Sport. Einfach auf den Reifen stecken, weiteres Fixieren mit den üblichen Klettriemen ist nicht nötig. Nach dem Aufziehen nur die Lasche an der Überlappung befestigen – fertig. Wie bereits geschildert, läuft diese Übung beim einzigen Modell mit Kordelzügen deutlich umständlicher ab. Die weiteren Heizdecken bilden die goldene Mitte und lassen sich problemlos überstülpen. Lediglich beim Wärmer von TTSL fallen die vergleichsweise kleinflächigen Klettverschlüsse seitlich unterhalb der Flanken auf. Da dieser Part beim Schließen stark beansprucht wird, wünschen wir uns dort etwas mehr Klett.
Größere Bedenken haben wir jedoch bei tief sitzenden vorderen Kotflügeln wie bei der Panigale. Die Heizdecken ließen sich nur mit viel Kraft durchziehen, was mit der Zeit Schäden am Wärmer und/oder dem Kotflügel verursachen kann. In diesen Fällen lieber den Kotflügel per Langlöcher etwas höher setzen. Personenschäden sind aber folgenreicher. Um sie zu vermeiden, immer daran denken: Vor der Action Überzieher drauf! Man könnte sich sonst ja was einfangen.
Kontakt: Tech Moto, 04425 Taucha, Tel: 03 41/39 28 18 29-0, www.techmoto.de
Preis je Satz: 357 Euro
Herstellungsland: Italien
Material außen: Polyester
Material innen: flammfestes Polyester
Temperatur einstellbar: nein
Länge der Zuleitungen: 1,55 Meter
Zubehör/Sonstiges: ausführliche Bedienungsanleitung, Tragetasche mit Henkel und Sichtfenster, in zahlreichen Farben erhältlich, Bedrucken möglich (ab 60 Euro)
Punkte: 79
Note: gut - befriedigend
Fazit: Als einzige Reifenwärmer des Tests stecken in den italienischen Heizdecken wasserresistente Teflondrähte. Was den Hersteller veranlasst, die Decken auf Messen schon mal in einem Aquarium zu präsentieren. Anfangs fühlt sich das Material etwas sperrig an, doch das soll sich nach einigen Heizvorgängen legen. Der sehr ordentlich verarbeitete Spina wärmt die Reifen vergleichsweise langsam, aber beständig auf. Erst nach 60 Minuten erreicht der Gummi die maximale Temperatur von sehr guten 78 Grad.
Kontakt: Motea, 51674 Wiehl, Tel: 02 26 2/9 99 20, www.motea.com
Preis je Satz: 174,99 Euro
Herstellungsland: China
Material außen: Oxford-Baumwolle
Material innen: Nomex
Temperatur einstellbar: umschaltbar (60/80 Grad)
Länge der Zuleitungen: 1,50 Meter
Zubehör/Sonstiges: englische Bedienungsanleitung, Tragetasche mit Henkel, in mehreren Farben erhältlich, Bedrucken nicht möglich
Punkte: 75
Note: ausreichend*
Fazit: Licht und Schatten liegen bei diesem Reifenwärmer dicht beisammen. Ein hervorragendes Aufheizverhalten steht einer teils leichtsinnigen Verarbeitung gegenüber: Der Kippschalter zur Wärmeregulierung löst sich mühelos aus seinem Sitz. Dadurch kann es vorkommen, dass sich die Steckverbindungen ebenfalls lösen und Strom führende Kabel freiliegen – so geschehen bei einem baugleichen Konkurrenzprodukt. Im besten Fall heizt die Decke dann nicht, im ungünstigsten gibt‘s einen Kurzschluss oder Stromschlag.
Kontakt: Hein Gericke, 40589 Düsseldorf, Tel: 02 11/9 89 89, www.hein-gericke.de
Preis je Satz: 229 Euro
Herstellungsland: China
Material außen: Oxford-Baumwolle
Material innen: Nomex
Temperatur einstellbar: umschaltbar (60/80 Grad)
Länge der Zuleitungen: 1,50 Meter
Zubehör/Sonstiges: englische Bedienungsanleitung, Tragetasche mit Henkel, nur in abgebildeter Farbkombination (schwarz/rot/gelb) erhältlich, Bedrucken nicht möglich
Punkte: 77
Note: ausreichend*
Fazit: Für die technisch nahezu identischen Reifenwärmer von Hein Gericke gilt grundsätzlich die gleiche Aussage wie für die Teile von Constands: hervorragendes Aufwärmen von Reifen und Felge – die Heizleistung ist sogar noch geringfügig besser und holt die maximale Punktzahl –, doch dafür Mängel bei der Verarbeitung des Wärmeregulierungsschalters. Das ist sehr schade, denn abgesehen davon bieten die HG-Decken viel Gegenwert fürs Geld. Das Finish geriet etwas nachlässig.
Kontakt: HSR, 55218 Ingelheim, Tel: 0 61 32/71 19 57, www.heisse-socken.de
Preis je Satz: 349 Euro
Herstellungsland: Deutschland
Material außen: Nylon oder Baumwolle (bei farbigen Varianten)
Material innen: Nomex
Temperatur einstellbar: nein
Länge der Zuleitungen: 1,82 Meter
Zubehör/Sonstiges: sehr kurze Bedienungsanleitung, Beutel mit Schnürverschluss, Temperaturanzeige gegen Aufpreis (25 Euro), Bedrucken von Name und Startnummer frei
Punkte: 83
Note: gut
Fazit: Wohl aufgrund eines Missverständnisses schickte HSR die XXL-Ausführung der hinteren Heizdecke. Dadurch sitzt sie auf der 5,5-Zoll-Testfelge etwas locker. Probeweise zogen wir das Teil auch auf ein 6-Zoll-Rad mit 200er-Schluffe, doch selbst da liegt es nicht besonders eng an. Bis auf ein etwas gemächliches Ansteigen der Temperatur funktioniert das Aufwärmen prima, der Wert nach einer Stunde liegt bei 82 Grad. Die ordentlich verarbeiteten Reifenwärmer sind angenehm leicht, die Handhabung bestens.
Kontakt: KLS Motorsport, 82065 Baierbrunn, Tel: 0 89/37 95 23 06, www.kls.de
Preis je Satz: 449 Euro
Herstellungsland: Deutschland
Material außen: Supratex
Material innen: Nomex
Temperatur einstellbar: nein
Länge der Zuleitungen: 1,75 Meter
Zubehör/Sonstiges: wertige Tragetasche mit Henkel und Klettverschluss, keine Bedie- nungsanleitung, Bedrucken nicht möglich, nur in schwarz erhältlich
Punkte: 88
Note: sehr gut - gut
Fazit: Der KLS Sport ist hervorragend verarbeitet, hat eine klasse, eng anliegende Passform und lässt sich dank eines vorgeformten Rahmens (siehe Seite 55) kinderleicht aufziehen. Bei der Aufwärmzeit rangiert er im guten Mittelfeld, die Maximaltemperatur liegt bei 75 Grad. Mit besseren Werten in diesem Kriterium wäre ihm der Testsieg sicher, so landen die Heizdecken auf einem immer noch sehr guten zweiten Platz. Preislich liegt der in Deutschland gefertigte Sport am oberen Ende der Preisskala.
Kontakt: Detlev Louis, 21035 Hamburg , Tel: 0 40/73 41 93 60, www.louis.de
Preis je Satz: 129,99 Euro
Herstellungsland: China
Material außen: Oxford-Baumwolle
Material innen: Nomex
Temperatur einstellbar: nein
Länge der Zuleitungen: 1,72 Meter
Zubehör/Sonstiges: Bedienungsanleitung, kleiner Kunststoffkoffer, nur in rot/schwarz erhältlich, Bedrucken nicht möglich
Punkte: 63
Note: ausreichend
Fazit: Vor allem beim Aufwärmverhalten schwächelt der mit rund 130 Euro günstigste Reifenwärmer im Test. Zwar heizt der Racing die Reifen anfangs zügig auf, verfehlt aber mit 67 Grad Maximaltemperatur die 70-Grad-Marke – Punktabzug! Bis auf die fehlende Temperaturregelung entspricht er in Aufbau, Materialien und Verarbeitung den Teilen von Constands und Hein Gericke. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den gleichen Hersteller. Der leichte Faltenwurf bei der Passform ist in dieser Preisliga verschmerzbar.
Kontakt: Motorrad Racing Grün, 41542 Dormagen, Tel: 0 21 33/88 59 61, www.motorrad-racing.de
Preis je Satz: 159 Euro
Herstellungsland: Großbritannien
Material außen: Nylon
Material innen: Nomex
Temperatur einstellbar: nein
Länge der Zuleitungen: 1,70 Meter
Zubehör/Sonstiges: Bedienungsanleitung, Stoffbeutel mit Schnürverschluss, nur in schwarz erhältlich, Bedrucken möglich (10 Euro)
Punkte: 84
Note: gut
Fazit: Zum absoluten Kampfpreis von 159 Euro offeriert Motorrad Racing Grün den Superbike. Die Heiz-Performance ist enorm und übersteigt sogar unser Referenzprodukt – volle Punktzahl! Dazu ist er sehr sauber verarbeitet und brilliert auch bei der Passform. Der Haken: Statt Gummizügen an den Seiten arbeitet der Hersteller mit simplen Kordeln, die bei jedem Anlegen neu festgezurrt und an die Reifenform angepasst werden müssen. Wen das nicht schreckt, der bekommt ein absolutes Top-Produkt für kleines Geld.
Kontakt: Q-Racing, 81739 München, Tel: 01 51/59 46 00 10, www.q-racing.de
Preis je Satz: 270 Euro
Herstellungsland: China
Material außen: k. A.
Material innen: k. A.
Temperatur einstellbar: frei einstellbar bis 99 Grad
Länge der Zuleitungen: 2,50 Meter
Zubehör/Sonstiges: Benutzerhinweise auf Englisch, Nylonbeutel mit Schnürverschluss, in schwarz und blau erhältlich, Bedrucken nicht möglich
Punkte: 84
Note: gut
Fazit: An den Seiten arbeitet der Hersteller mit breiten Gummibändern, wodurch die Heizdecken bestens sitzen und sich hervorragend anbringen lassen. Die Zieltemperatur ist in Ein-Grad-Schritten bis 99 Grad vorn und hinten separat einstellbar. Die Aufwärmzeit ist durchschnittlich, und bei voreingestellten 80 Grad beträgt die maximale Temperatur nur 72 Grad. Bis auf die etwas billig wirkenden Steckverbindungen sind die Heizdecken gut verarbeitet. 270 Euro sind ein sehr faires Angebot.
Kontakt: Racefoxx, 42859 Remscheid, Tel: 0 21 91/7 10 35, www.racefoxx.com
Preis je Satz: 229 Euro
Herstellungsland: China
Material außen: Nylon
Material innen: Nylon mit zwei Lagen Aluminium
Temperatur einstellbar: umschaltbar 60/80 Grad
Länge der Zuleitungen: 1,85 Meter
Zubehör/Sonstiges: kleine, kofferähnliche Tasche, Adapterstecker Typ J (Schweiz), Bedrucken mit Text möglich (20 Euro/Satz), nur in schwarz lieferbar, keine Bedienungsanleitung
Punkte: 85
Note: sehr gut - gut
Fazit: Die günstigere der beiden Racefoxx-Varianten heizt die Reifen zügig auf, die maximale Temperatur beträgt nach 60 Minuten tadellose 78 Grad. Der Kippschalter für die Wärmeregulierung (60/80 Grad) sitzt fest, lose Kabel sucht man vergebens. Auch sonst sind die Heizdecken anständig verarbeitet. Mit dem großflächigen Klett an der Überlappung lassen sich die Wärmer gut fixieren, was der Handhabung zugutekommt. Unterm Strich sammelt der günstige Pro stattliche 85 Punkte und landet auf Platz drei.
Kontakt: Racefoxx, 42859 Remscheid, Tel: 0 21 91/7 10 35, www.racefoxx.com
Preis je Satz: 269 Euro
Herstellungsland: China
Material außen: Nylon
Material innen: Nylon mit zwei Lagen Aluminium
Temperatur einstellbar: frei einstellbar bis 99 Grad
Länge der Zuleitungen: 2,30 Meter
Zubehör/Sonstiges: kleine, kofferähnliche Tasche, Bedrucken mit Text möglich (20 Euro/Satz), nur in schwarz lieferbar, keine Bedienungsanleitung
Punkte: 89
Note: sehr gut - gut
Fazit: Eine kleine Sensation ist es schon, dass ein relativ günstiger Reifenwärmer den Testsieg abräumt. Doch der Pro Digital heizt sowohl Reifen als auch Felge zügig auf. Und wer möchte, kann mit der stufenlosen Regelung deutlich höhere Temperaturen erzielen als die 77 Grad, die das Teil bereits nach 45 Minuten erreicht hat. Dazu sind die Decken gut verarbeitet, reichen in dieser Hinsicht jedoch nicht ganz an den Spitzenreiter (KLS) heran. Gute Noten gibt‘s auch bei den anderen Kriterien, macht unterm Strich Platz eins!
Kontakt: TTSL-Rennsporttechnik, 52441 Linnich, Tel: 0 24 62/9 08 98-10, www.ttsl.de
Preis je Satz: 379 Euro
Herstellungsland: Deutschland
Material außen: Nylon
Material innen: hitzebeständiges Baumwollgewebe
Temperatur einstellbar: nein
Länge der Zuleitungen: 2,35 Meter
Zubehör/Sonstiges: Tasche mit Henkeln, aber mickrigen Reißverschlüssen, Bedienungsanleitung, Bedrucken mit Name oder Startnummer momentan gratis, nur in schwarz erhältlich
Punkte: 81
Note: gut
Fazit: Die getestete Dunlop Light-Variante (andere Versionen möglich) hat eine Zieltemperatur von 95 Grad. Über die gesamte Zeit hinweg klettern die Temperaturen eher gemächlich, nach einer Stunde liegen 85 Grad an – Tendenz steigend (siehe oberes Diagramm). Wie die Decken von Q-Racing arbeitet der Hersteller mit breiten Gummibändern, wodurch die Wärmer super sitzen und sich easy überstülpen lassen. Seitliche Klettflächen sind allerdings etwas klein (siehe Seite 55). Bis auf eine gelöste Naht sehr anständig verarbeitet.
* Abwertung wegen Sicherheitsmangel
60-64 Punkte = ausreichend; 65-69 Punkte = befriedigend bis ausreichend; 70-74 Punkte = befriedigend
75-79 Punkte = gut bis befriedigend; 80-84 Punkte = gut; 85-89 Punkte = sehr gut bis gut; ab 90 Punkte = sehr gut
max. Punkte
| Capit Suprema Spina | Constands Superbike schwarz | Hein Gericke Pro Sports 3D | HSR Radial XXL | KLS Sport | Louis | Motorrad Racing Grün | Q-Racing | Racefoxx pro | Racefoxx pro digital | TTSL light dunlop spezial | |
Aufwärmverhalten | 20 | 32 | 38 | 40 | 35 | 33 | 20 | 40 | 31 | 36 | 38 | 30 |
Passform | 20 | 15 | 15 | 15 | 14 | 19 | 15 | 19 | 18 | 17 | 17 | 18 |
Ausstattung/Verarbeitung | 20 | 16 | 6 | 6 | 16 | 17 | 12 | 17 | 17 | 15 | 17 | 15 |
Handhabung | 100 | 16 | 16 | 16 | 18 | 19 | 16 | 8 | 18 | 17 | 17 | 18 |
GESAMTPUNKTE | 79 | 75 | 77 | 83 | 88 | 63 | 84 | 84 | 85 | 89 | 81 | |
PLAZIERUNG | 40 | 8. | ohne Platzierung* | 6. | 2. | 9. | 4. | 4. | 3. | 1. | 7. |
* Keine Platzierung wegen Sicherheitsmangel
Heizen & Messen
Die Messungen führten wir ausschließlich an Hinterrädern durch. Auf drei baugleiche 5,5-Zoll-Felgen der Triumph Street Triple respektive Daytona 675 zogen wir einheitlich Bridgestone V01-Slicks in der Dimension 190/650 auf. Innerhalb einer Stunde Aufwärmzeit prüften wir die Reifentemperaturen in festen Abständen sieben Mal an neun verschiedenen Stellen (sechs Mal Flanke, drei Mal Mitte). Macht nach Adam Riese 63 Messungen pro Reifenwärmer. Die Werte von jedem Messzyklus haben wir gemittelt, ein Tabellen-Kalkulationsprogramm formte daraus eine Kurve. Bei jedem Zyklus ermittelten wir zusätzlich die Felgentemperatur. Sie ist ein wichtiges Indiz, wie intensiv der Gummi durchgewärmt wurde. Als Referenz-Reifenwärmer diente der „Pro-X TCU“ von KLS. Das sündteure Teil wird auch im MotoGP eingesetzt.
Begonnen haben wir sämtliche Messungen bei Reifen- und Felgentemperaturen zwischen 24 und 28 Grad (Raumtemperatur). Bei kühleren Anfangstemperaturen können die Ergebnisse abweichen. Wir nahmen die Temperaturen an der Reifenoberfläche ab. Zwar sind Messungen mit Einstichthermometer aussagekräftiger. Sie ermitteln die Temperatur innerhalb des Gummis (zwischen drei und sieben Millimeter Tiefe). Vor allem wenn der Gummi noch nicht vollständig durchgewärmt ist, können die Innen- und Außenwerte stark voneinander abweichen. Reifenhersteller und professionelle Rennteams arbeiten mit solchen Messgeräten. Die Vergleichbarkeit innerhalb des Tests ist jedoch auch mit der Oberflächentemperatur absolut gegeben.
Der „Pro-X TCU“ der Firma KLS diente bei diesem Test als Referenz und läuft außerhalb der Wertung. Diesen knapp 1300 Euro teuren Profiwärmer verwendet beispielsweise das Honda-Werksteam mit den Piloten Marc Márquez und Dani Pedrosa im MotoGP. Über die Temperatur-Kontrolleinheit TCU (Temperature Control Unit) lassen sich zwei unterschiedliche Werte bis 120 Grad voreinstellen. Für eine bessere Vergleichbarkeit wählten wir jedoch eine Zieltemperatur von 80 Grad. In den Wärmern steckt statt Heizdrähten ein Hybridgewebe aus Kohlefaser und Aramid. Die Matten sollen die Reifen großflächig, gleichmäßig und ohne Temperaturspitzen erwärmen. Der Thermopapier-Abdruck (mittleres Foto) zeigt das großflächige Aufwärmverhalten deutlich. Auch auffällig: Die Flanken werden stärker vorgeheizt als die Reifenmitte. „Das ist Absicht“, erklärt KLS-Macher Tobias Leonhardt. „Falls einmal die Zeit fehlt, die Reifen komplett durchzuwärmen, liegen an den Flanken schon höhere Temperaturen an, was einem Abflug vorbeugen kann.“ Außerdem heizen die Decken sehr fix. Bei unseren Versuchen lagen an der Reifenoberfläche nach 25 Minuten bereits 75 Grad an, die Felgentemperatur betrug 38 Grad. Immerhin vier Testkandidaten schafften ähnliche oder gar bessere Werte. Da die Heizdecken zum Testzeitpunkt nicht lieferbar waren, half freundlicherweise die Firma TGP Moto
Racing aus – dafür nochmals besten Dank.
Auch den „Suprema Vision“ von Capit setzen viele Teams in den höchsten internationalen Rennklassen wie der MotoGP oder der Superbike-WM ein. Preis: rund 820 Euro. Diese Heizdecke läuft ebenfalls außer Konkurrenz. Ihre Besonderheit laut Hersteller: robuste und absolut wasserfeste Teflondrähte. „Auf Messen habe ich die Reifenwärmer schon in einem Aquarium präsentiert“, lächelt Verkaufschef Martin Lochmann zufrieden. Auch der mit 357 Euro deutlich günstigere Testkandidat „Suprema Spina“ arbeitet mit dieser Technik. Die Thermoabdrücke beider Versionen sind identisch (siehe Produktkasten Seite 54) und zeigen ein gleichmäßiges Aufwärmbild. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Spina und Vision: Beim günstigeren Spina liegt die Zieltemperatur fix bei zirka 85 Grad, der Vision ist dagegen bis 110 Grad frei einstellbar. Außerdem ist der Vision – wie auch das KLS-Konkurrenzprodukt – mit einer flammfesten Außenhülle aus Nomex erhältlich. Auch für den dritten Reifenwärmer im Bunde (ohne Foto) gibt’s keine Wertung. Dabei handelt es sich um den Eigenimport eines Kollegen bei einer chinesischen Firma übers Internet. Preis vor vier Jahren: 120 US-Dollar. Beim Aufwärmtest lieferte das Teil passable Werte. Bereits nach 25 Minuten erhitzte es die Reifenoberfläche auf die Maximaltemperatur von 72 Grad. Die Felgentemperatur erreichte allerdings erst nach knapp 50 Minuten ihren Höchstwert (41 Grad). Experimentierfreudige schauen im Netz unter www.xp-motor.com