Viele moderne Sportmaschinen, aber auch Naked Bikes zeigen sich im Heckbereich immer schlanker gebaut. Der vorhandene Soziussitz bietet meist kaum vernünftig Platz für einen Mitfahrer. Aber auch Gepäckstücke finden hier kaum Auflagefläche, geschweige denn Verzurrpunkte. Lose aufgelegte Taschensysteme können an Verkleidungsteilen scheuern und mit dem Auspuff in Konflikt kommen.
Sitzbrötchen weg – Trägerplatte drauf
Hier kommen Systeme von Hepco & Becker und SW Motech zum Zuge. Beide setzen auf Grundplatten aus Metall, die mit ihren angeschraubten modellspezifischen Adaptern einfach das Soziussitzbrötchen ersetzen. Aussparungen an den Plattenrändern – bei Hepco sogar an drei Seiten – erlauben beispielsweise auch Gepäckrollen sicher zu verzurren. Ergänzend können beide Grundplatten mit den Adaptersystemen der jeweiligen Hersteller – Lock it bei Hepco & Becker sowie Evo Tankring bei SW Motech – kombiniert werden. Das macht die Racks für alle entsprechend ausgerüsteten Gepäcksysteme kompatibel. Bei SW Motech muss der Adapter am Tankrucksack allerdings mit beigelegten Distanzstücken unterbaut werden, damit er am Evo-Ring andocken kann. Hepco bietet zudem Erweiterungsmodule für die Grundplatte um die Auflagefläche zu vergrößern. Für den MOTORRAD-Test haben wir zusätzlich zu den Grundträgern noch die jeweils mit diesem System größte verfügbare Tasche geordert. Das Royster Rearbag von Hepco & Becker bietet dabei 28 bis 33 Liter Volumen und ist wasserdicht, SW Motech stellt den Tankrucksack Sport mit einem Volumen von 14 bis 21 Liter. Hier sorgt erst eine Regenhaube dafür, dass der Inhalt trocken bleibt. Die Wahl des Testmotorrads fiel auf die populäre Yamaha MT-07.
Hepco & Becker Sportrack

Hepco & Becker nennt sein System Sportrack. Die pulverbeschichtete 4-mm-Aluminiumplatte bringt mit Adapter und Anbauteilen knapp 1,6 Kilogramm auf die Waage, die Royster-Tasche kommt auf knapp zwei Kilogramm. Die empfohlene Zuladung für das Rack liegt laut beiliegender Gebrauchsanleitung bei 5 Kilogramm. Hepco & Becker hat aber zwischenzeitlich auf 7,5 Kilogramm aufgestockt. Die Erstmontage ist einfach, allerdings wirken besonders die aufzuklebenden Schaumstoffdichtstreifen etwas grobschlächtig. Die Passgenauigkeit am Motorrad ist ordentlich, die Platte will aber mit Nachdruck in die Sitzbankverriegelung gedrückt werden. Dafür sitzt sie dann aber auch bombenfest. Beim Entriegeln per Schlüssel braucht der Träger dann erneut einen Impuls um aus dem Schloss auszurasten. Optisch macht das Sportrack als Soziussitz eine gute Figur. Zu haben ist das Sportrack ab 162,95 Euro, das passende Royster Rearbag mit Lock-it-Befestigung kostet 199 Euro.
SW Motech Seat-Rack

Seat-Rack ist der Name des Systems beim Hersteller SW Motech. Basis bildet ebenfalls eine 4 mm dicke, pulverbeschichtete Aluminiumplatte. Entsprechend liegt hier das Gewicht inklusive Adapter und Tankring bei nur knapp 1,2 Kilogramm. In Sachen Zuladung gesteht der Anbieter seinem Rack sogar 7,5 Kilogramm zu. Auch hier geht die Erstmontage leicht von der Hand. Allerdings muss beim Montieren der Verriegelungsnase auf die Einbaurichtung geachtet werden. Wird die verdreht, kann das Rack nicht am Sitzbankschloss einklinken. Eine Einbaukennzeichnung am Bauteil fehlt allerdings. In der Montageanleitung lässt sich dieses Detail leicht übersehen. Der Gesamteindruck des Seat-Rack überzeugt, selbst die im Puzzle-Stil zu verklebenden Dichtstreifen wirken gefällig. Lediglich nicht alle Plattenkanten waren an unserem Testexemplar sauber entgratet. Der Austausch gegen das Soziussitzbrötchen ist einfach, aber auch hier will der Träger mit Nachdruck eingerastet werden. Anschließend sitzt das Rack fest in der Verankerung. Bei der Demontage gilt das Gleiche wie beim Hepco-Träger. Ein gezielter Druck und der Träger rastet aus. Das Seat-Rack kostet ab 149,95 Euro, der passende Evo-Tankring 29,95 Euro und der größte für dieses System verfügbare Tankrucksack Evo Sport 179,95 Euro.

Im Fahrversuch zeigten beide Systeme keine Schwächen. Sie sitzen fest auf der Grundplatte und sind selbst vollgepackt fahrdynamisch kaum wahrzunehmen. Egal welches Geläuf man unter die Räder nimmt, oder welche Geschwindigkeit man anschlägt. Kein Wunder, bleibt das Gesamtgewicht ja immer unter dem eines echten Sozius. Die Schnellverschlusssysteme funktionieren leicht und zuverlässig, lediglich die zu lange Zugkordel des Hepco & Becker-Systems neigt zum lästigen Flattern. Der Hersteller hat aber bereits darauf reagiert und das Band in der Serie gekürzt.
