Motorrad-Transport

Motorrad-Transport
Pack mer´s

Veröffentlicht am 27.05.1999

Wenn mieses Wetter die geplante Alpenüberquerung vereitelt, gesundheitliche Probleme stundenlanges Kilometerfressen zur Qual werden lassen oder der meuternde Rest der Familie den Solo-Urlaub auf zwei Rädern verhindert, man auf sein Motorrad aber nicht verzichten möchte, bleibt eingefleischten Motorradfahrern als Ausweg nur der Transport des Bikes, um am Urlaubsort die Kurvenfreuden genießen zu können.
Bevor man sich jedoch für ein Transportmittel entscheidet, gilt es zu vergleichen. Dabei sollte man sein Augenmerk nicht nur auf Preis und Lieferumfang richten, sondern auch auf die Art der Nutzung. So lohnt der Kauf eines Transportanhängers kaum, wenn er nur sporadisch für eine Urlaubsfahrt gebraucht wird, da die dreiwöchige Miete eines Hängers aber weniger als 500 Mark kostet. Wer andererseits mehrmals im Monat sein Bike zu weiter entfernten Cross-Pisten transportieren will, fährt mit einem kleinen Bus besser als mit dem tempolimitierten Trailer-Gespann.
Motorradfahrer, die ihr Ziel mit der Bahn erreichen wollen, sollten sich trotzdem erkundigen, ob in der Hauptsaison der Transport von Motorrad und zwei Personen im Autoreisezug nicht teurer kommt als die Miete eines Transporters. Für die zweiwöchige Miete eines Transporters inklusive einer Fahrleistung von 2000 Kilometern verlangt Sixt beispielsweise rund 1100 Mark.

Anbieter

Die folgende Adressenliste ist nur eine kleine Auswahl zum Thema Motorradtransport. Wer einen Ansprechpartner in seiner Nähe sucht, wird oftmals auch in den örtlichen Gelben Seiten fündig. Dort sind ebenfalls die Niederlassungen der großen internationalen Speditionen wie beispielsweise Danzas, Kühne & Nagel, Panalpina, Schenker oder Union verzeichnet. Diese bieten ebenso wie alle großen Fluggesellschaften Lufttransporte des eigenen Motorrads an. Die Frachtabteilungen der Airlines selbst erreicht man über die Zentrale des nächstgelegenen Flughafens. Hersteller von Motorrad-TransportanhängernBarthau Anhängerbau 74547 Untermünkheim, Telefon 07944/630Bauer Metall- und Fahrzeugbau 71546 Großaspach, Telefon 07191/92600Becker 55238 Gau-Odernheim, Telefon 06733/215Böckmann Fahrzeugwerke 49686 Lastrup, Telefon 04472/8950Doll Fahrzeugbau 90475 Nürnberg, Telefon 0911/830504Gotha Anhängerbau 99867 Gotha, Telefon 03621/29521Harbeck Fahrzeugbau 83329 Waging, Telefon 08681/796Koch Anhängerbau 21423 Winsen, Telefon 04171/78380Kröger Anhänger 22949 Ammersbek, Telefon 040/6050510mft Transport Systeme 74532 Ilshofen, Telefon 07904/7671Stema Metalleichtbau 01558 Großenhain, Telefon 03522/30940Stoll Anhänger 76646 Bruchsal, Telefon 85502Weber Fahrzeugbau 85259 Wiedenzhausen, Telefon 08134/7215Westfalia Trailer Group (Heinemann) 57223 Kreuztal, Telefon 02732/8970Wolf Anhängerbau 35444 Biebertal-Rodheim, Telefon 06409/1600Hersteller von HecklastenträgernFiedler Reisemobiltechnik 27572 Bremerhaven, Telefon 0471/75875Raithel-Systeme 71665 Vaihingen/Enz, Telefon 07042/77590Sawiko 49434 Neuenkirchen-Vörden, Telefon 05493/99220SMV-Metall 49163 Bohmte, Telefon 05471/95830Twinny Load Transportsysteme (Cate) 50827 Köln, Telefon 0221/9565290TransportzubehörBeinert 33334 Gütersloh, Telefon 05241/1806Anbieter von Motorradtransporten...speziell für unverpackte MotorräderAlessa Motorradtransporte 65474 Bischofsheim, Telefon 06144/96680...mit Bus und Anhänger/LKW nach I/F/EMototrans 85077 Manching, Telefon 08459/3113MTS Motorrad Transport Service 64521 Groß-Gerau, Telefon 06152/55292Poki´s Bike-Trucking 35112 Frohnhausen, Telefon 06426/921913...mit dem AutoreisezugDB AutoZug 44137 Dortmund, Servicetelefon 0180/5241224Optima-Tours 80333 München, Telefon 089/592272SNCF Französische Eisenbahnen 60325 Frankfurt, Telefon 0180/5218238...mit dem SchiffEvergreen Reederei 20097 Hamburg, Telefon 040/237080Gruner Logistik über MOTORRAD Action Team 70174 Stuttgart, Telefon 0711/1821977inTime Olaf J. Kleinknecht 22335 Hamburg, Telefon 040/50751013Spedition Birkart 81243 München, Telefon 089/83900Woick Travel Center 70794 Filderstadt, Telefon 0711/7096710...mit dem FlugzeugBikeworld travel 32760 Detmold, Telefon 05231/580262Fly & Bike 85521 Ottobrunn, Telefon 089/60858687Gruner Logistik über MOTORRAD Action Team 70174 Stuttgart, Telefon 0711/1821933inTime Olaf J. Kleinknecht 22335 Hamburg, Telefon 040/50751013Lufthansa über Reisebüro Bühler 72458 Albstadt, Telefon 07431/3044Woick Travel Center 70794 Filderstadt, Telefon 0711/7096710Carnet de PassageADAC Grenzverkehr 81373 München, Telefon 089/76766383

Fahrzeuge/Befestigung

Die komfortabelste Möglichkeit zum Transport von Motorrädern sind variable Kleinbusse mit herausnehmbaren Sitzen wie der VW T4 Multivan. Trotz alltagstauglich moderater Außenabmessungen lassen sich locker zwei Motorräder in ihren Laderäumen verstauen und, geschützt vor Wind und Wetter, ohne Tempolimit ans Ziel verfrachten.Empfehlenswert sind Fahrzeuge mit großflächigen Kunststoffverkleidungen im Innenraum, die besser zu reinigen sind als eine Innenausstattung mit luxuriösem Teppich. Praktischer, weil leichter zu beladen sind außerdem Transporter, die statt einer Heckklappe zwei Türen besitzen. Zum Laden selbst benötigt man nur noch eine Alu-Schiene, die jeder Metallbauer anfertigen kann. Wichtig ist eine ausreichende Länge der Schiene, damit der Auffahrwinkel flach gehalten werden kann und auch Motorräder mit geringer Bodenfreiheit den Übergang von der Rampe auf die Ladefläche meistern. Die in den USA sehr beliebten Pick-up-Modelle eignen sich ebenfalls zum Motorradtransport. Wegen der hohen und nicht allzu langen Ladefläche sind dort am besten leichte Enduros oder Crosser aufgehoben, die man mit dem Pick-up dank Allradantrieb auch über matschige Waldwege transportieren kann. Kleine und leichte Motorräder wie zum Beispiel Trialmaschinen finden häufig auch in einem Van Platz, wenngleich das Beladen wegen der geringeren Innenhöhe mit mehr Mühen verbunden ist. Im Einzelfall kommt man aber um eine Ladeprobe sowieso nicht herum - ein Bike, das in einen Mercedes Vito noch problemlos hineinpaßt, findet in einem kleineren Van vielleicht nur nach der Demontage von Vorderrad oder Lenker Platz. Wer auf Mitfahrer verzichtet, kann schlanke Motorräder sogar in einem Kompaktwagen mit Kastenaufbau wie dem trendigen Renault Kangoo mitnehmen. Dabei fallen aber die Umbaumaßnahmen am Auto mit dem Ausbau des Beifahrersitzes und der Demontage einiger Teile am Motorrad mitunter recht aufwendig aus. Zuletzt muß das Bike richtig verzurrt werden, damit es die Fahrt heil übersteht und bei einem Unfall für die Insassen nicht zum tödlichen Geschoß wird. Dazu benutzt man reißfeste Spanngurte mit Klemmschließen. Das Motorrad wird mit dem Vorderrad gegen die Bordwand oder in eine Halterung gestellt und über die untere Gabelbrücke und Verzurrösen am Boden des Transporters (Haltepunkte der Sicherheitsgurte oder montierte Ösen aus dem Zubehör) mit zwei Gurten so weit in die Gabel gedrückt, bis es stabil steht. Anschließend sichern zwei weitere Gurte an den Auslegern der Soziusrasten die Maschine zur Seite und nach hinten ab.

Anhänger

Sofern das eigene Auto über eine Anhängerkupplung verfügt, gehören Anhänger zu den preisgünstigsten und leicht zu handhabenden Transportmitteln für Motorräder. Einfache, ungebremste Anhänger sind bereits für weniger als 2000 Mark erhältlich. Im wesentlichen unterscheidet man dabei vier Varianten. Neben den Hoch- und Tiefladern mit festen Schienen oder Plattform gibt es noch zerlegbare und faltbare Trailer. Letztere sind besonders in Ballungsräumen ganz praktisch, da sie auf kleinem Raum in der Garage oder im Keller gelagert werden können und keine zusätzliche Parkfläche benötigen. Den größten Nachteil, die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h, haben jedoch alle Hänger gemeinsam. Zwar erlaubt eine Ausnahmeregelung seit Ende letzten Jahres für bestimmte Kfz-Gespanne auch Tempo 100, dies aber ausschließlich auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen. Dabei gelten folgende Voraussetzungen: Das zulässige Gesamtgewicht des Pkw darf 3,5 Tonnen nicht überschreiten, außerdem muß das Zugfahrzeug mit ABS ausgestattet sein. Die Reifen des Anhängers dürfen nicht älter als sechs Jahre sein, müssen mindestens für 120 km/h zugelassen sein und dürfen keinen Zuschlag zum Lastindex erhalten haben. Des weiteren darf das zulässige Gesamtgewicht eines ungebremsten Anhängers maximal 30 Prozent vom Leergewicht des Zugfahrzeugs betragen. Mit einer Bescheinigung des TÜV bestätigt die Straßenverkehrsbehörde dann die Zulassung auf Tempo 100 für das betreffende Gepann. Außerdem muß jeweils eine entsprechende Plakette an Pkw und Anhänger angebracht werden. Dies bedeutet, daß bei Miet-Hängern keine Ausnahmeregel greift und daher nicht schneller als 80 km/h gefahren werden darf! Mit dem Multi-Falt-Trailer von mft läßt sich die Geschwindigkeitsbeschränkung wenigstens unbeladen elegant umgehen: Zusammengeklappt ruht der Trailer wie ein Fahrradträger auf der Kupplungskugel, ohne die Straße zu berühren. Die meisten der leichten Motorrad-Trailer stellen an die Zugfahrzeuge keine großen Anforderungen; lediglich die jeweils zulässige Anhänge- und Achslast im Fahrzeugschein des Pkw darf nicht überschritten werden. Beim Kauf eines Motorrad-Transportanhängers sollte darauf geachtet werden, daß dieser sowohl an der Kupplung des PKW gegen Diebstahl gesichert werden kann als auch das Motorrad auf dem Trailer selbst. Außerdem sollte der Hänger mittels Zusatzausrüstung für universelle Transportaufgaben umgebaut werden können. Letztlich erleichtern Räder und Reifen in gängigen Größen bei einer Panne den Ersatz und sind obendrein billiger zu haben als Sonderformate.

Hecklastenträger

Wer sein Motorrad weder im Innenraum eines Fahrzeugs noch - tempolimitiert - per Hänger in den Urlaub kutschieren möchte, dem bleibt die Möglichkeit, das Bike per Heckträger huckepack zu transportieren. Diese Transportmethode ist allerdings in besonderem Maß vom Fahrzeug abhängig, dem das Bike aufgeladen werden soll. Zwar bieten die Zubehörsteller mittlerweile Hecklastenträger mit einer Nutzlast von bis zu 300 Kilogramm an, aber diese Werte sind oft nur theoretischer Natur. Entscheidend für die tatsächliche Nutzlast sind die maximale Hinterachslast sowie das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs. Bei der Achslast gilt, daß sich ein langer Überhang stärker auf die Gewichtszunahme an der Hinterachse auswirkt als ein kurzer. Mit der Folge, daß sich Fahrverhalten und - bei einem Modell mit Frontantrieb - Traktion verschlechtern können. Konzeptionelle Vorteile gegenüber einem PKW haben deshalb vor allem Fahrzeuge mit langem Radstand wie Vans, Transporter, Kleinbusse und Wohnmobile. Ein VW Bus T4 beispielsweise kann auf seinem Hecklastenträger ein Motorrad bis zu einem Gewicht von 250 Kilogramm transportieren, während bei einem Oberklasse-Pkw die Grenze schon bei 100 Kilogramm erreicht ist. Für einen Roller oder leichten Crosser reicht es aber zumeist.Wackere Lastesel sind auch die Geländewagen alter Schule. Mit ihrem stabilen Kastenrahmen sowie dem kurzen Hecküberhang transportieren sie zum Teil mehr als 150 Kilogramm auf ihrem Träger. Falls sich für das eigene Auto kein passender Lastenträger findet, lohnt auf jeden Fall eine Anfrage bei einem der Hersteller nach einer maßgeschneiderten Lösung. Mit etwas Glück können eventuell Teile von anderen Systemen übernommen werden. Die Lastenträger bestehen nämlich oft aus einem einheitlichen Grundträger aus Stahl mit individuell für das jeweilige Modell gefertigten Adaptern zur Befestigung. Darauf werden dann die Transportbühnen montiert in Form einer großen Alu-Platte oder einer Motorrad-Schiene. Normalerweise wird das Motorrad über eine Schiene auf den Träger geschoben. Wesentlich komfortabler, aber auch deutlich teurer sind die manuell oder gar elektrisch absenkbaren Träger, die das Laden eines Big Bikes zum Kinderspiel machen.

Kleinbus & Anhänger/Bahn/Flugzeug/Schiff

Die Bahn kommt - auch für Motorradfahrer. Innerhalb von Europa ist der Autoreisezug eine bequeme Möglichkeit, quasi im Schlaf zusammen mit dem Zweirad ins Urlaubsgebiet zu gelangen.Für den Transport eines Motorrads berechnet die »DB AutoZug« die Hälfte des Autotarifs. So kostet die einfache Fahrt von Stuttgart nach Avignon für Fahrer und Motorrad Anfang Juni einschließlich Liegewagen 368 Mark. Günstiger wird´s, wenn Gruppen bis zu fünf Personen ein komplettes Abteil mieten. Außerdem wird bei gleichzeitiger Buchung die Rückfahrt ermäßigt. Noch weniger bezahlen Biker für den Transfer nach Avignon, wenn sie ab Straßburg mit der französischen SNCF fahren: Nur 238,50 Mark inklusive Liegeplatz werden fällig - also vorher genau erkundigen, zumal die SNCF andere Saisonzeiten hat als die Deutsche Bahn. Ebenfalls recht günstig, jedoch nicht so bequem sind die Übernacht-Transporte von Bike und Fahrer nach Italien und Frankreich mit Kleinbus und Anhänger. Dafür berechnet die Firma MTS beispielsweise für die Strecke von Karlsruhe nach Marseille und zurück 490 Mark. Liegt das Urlaubsziel in Übersee, kommt als Transportmittel nur noch die Luft- oder Seefracht in Frage. Den teuren Motorradtransport per Flugzeug bieten neben den großen Airlines auch die meisten internationalen Speditionen sowie Unternehmen wie Bikeworld travel oder Fly & bike an. Dabei lohnt ein Preisvergleich, denn je nach Umfang der Transport- und Dienstleistungen können sich die Preise für das gleiche Ziel erheblich unterscheiden. Im Frachtgewerbe bestimmt nicht das tatsächliche Gewicht, sondern das Volumengewicht den Preis (Berechnung: Länge x Breite x Höhe : 6000). Je kleiner das Frachtgut, desto billiger der Transport. Bei ausladenden Bikes reduzieren sich also die Kosten, wenn man die Verkleidungsscheibe abbaut oder hohe Lenker nach unten dreht. Die genauen Bedingungen und Verpackungsvorschriften für den Transport können bei den Anbietern abgefragt werden. Für die Luftfracht wird das Krad meistens in fahrfertigem Zustand auf einer Spezialpalette verzurrt. Lediglich der Sprit muß bis auf eine kleine Restmenge abgelassen werden und die Batterie abgeklemmt sein. Für die zumeist deutlich billigere Verschiffung hingegen ist es ratsam, das Motorrad in eine geschlossene Kiste zu verpacken, die Langfingern den Zugriff erschwert. Wer sich in Zollformalitäten nicht auskennt, sollte die Abwicklung den Profis überlassen. Das ist zwar zum Teil recht teuer, doch speziell in Ländern wie der Dominikanischen Republik, Kuba oder Teilen Afrikas immer noch billiger als die manchmal sehr hohen Schmiergeldforderungen der Zöllner.