MOTORRAD testete 6 Textilkombis auf einer 4000-Kilometer-Tour. Die Temperaturen auf der Reise reichten vom Gefrierpunkt bis 30 Grad Celsius, und natürlich regnete es zwischendrin auch. Fünf der sechs Textilkombis setzen in puncto Wetterschutz auf eine Goretex-Gewebe, allein die Vanucci RVX vertraut auf eine Sympatex-Klimamembran.
Doch zum Wetterschutz tragen weitere Details bei: Die Textilkombi von Stadler ist in der Basis ein sehr luftiger Sommeranzug, die ein Gore-Tex-Überanzug ergänz. Die Textilkombi von Held bietet ein Gore-Tex-Insert. Die Vanucci RVX ist ein sogenannter Z-Liner mit loser Membran unter der Außenhaut. Rukka und IXS bieten feste Laminatkonstruktion, was im Regen ideale Dichtigkeit bietet, dafür die Belüftung erschwert.
Platz 1: Rukka Realer

Das Außengewebe der Rukka Realer besteht aus Polyamid und Elastan, der Futterstoff und die herausnehmbare Thermoisolierung sind aus Polyester gefertigt. Die Klimamembran stammt von Gore-Tex. Herstellungsland der Rukka Realer ist China. Die Rukka Realer ist in den Größen 46-66 (Herrenjacke/-hose) plus Kurz- uns Langgrößen erhältlich. Verfügbare Farben für die Jacke sind Schwarz/Gelb, Schwarz/Orange und Schwarz/Grau. Die Hose gibt es in Schwarz. In Größe 50 wiegt die Kombi insgesamt 5,7 Kilogramm. Die Jacke kostet 1.199 Euro, die Hose 799 Euro.
Passform/Tragekomfort: Kein Hochleistungssportanzug, bleibt aber beim flotten Angasen sauber in Form. Schnitt und Proportionen passen, nur das extrem hohe Gewicht knabbert auf Dauer etwas am Komfort.
Wetterschutz: Regen, Hagel und Sturm können dem Anzug rein gar nichts anhaben. Dank des hoch effektiven Thermo-Inlays (lässt sich ultrakompakt verstauen) können die Temperaturen auch locker in den Eiskeller rauschen.
Sicherheit: Von vorne (Brust) bis hinten (Rücken) und oben bis unten in Sachen Protektoren ein top ausgestatteter Fulldresser.
Ausstattung/Verarbeitung: Gut gemacht, viele Taschen, Sturmkragen – es gibt was fürs Geld.
MOTORRAD-Fazit: Der Preis ist exorbitant hoch, doch dafür hat Rukka seine sportlich konzipierte Kombi extrem durchdacht aufgebaut und umfangreich ausgestattet. Nix zu meckern gibt es unterm Punkt "Sicherheit". Dieses Paket ist vorbildlich!
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Platz 2: Vanucci RVX

Das Außengewebe der Vanucci RVX besteht aus Polyamid und PU, der Futterstoff und die herausnehmbare Thermoisolierung sind aus Polyester gefertigt. Die Klimamembran stammt von Sympatex. Herstellungsland der Vanucci RVX ist Vietnam. Die Vanucci RVX ist in den Größen 48 bis 58 erhältlich. Verfügbare Farben für die Jacke sind Schwarz/Grau und Schwarz/Rot. Die Hose gibt es in Schwarz. In Größe 50 wiegt die Kombi insgesamt 3,6 Kilogramm. Die Jacke kostet 399,99 Euro, die Hose 299,99 Euro.
Passform/Tragekomfort: Knackiger Schnitt, geschmeidiges Gewebe, sehr gut proportioniert. Wer mit den üblichen Standardgrößen zurechtkommt, wird zufrieden sein, denn die Vanucci sitzt wie angegossen. Macht auch auf der Waage auf sehr schlanken Fuß.
Wetterschutz: Nur im sehr starken Dauerregen kann bei sportlich gebückter Haltung Feuchtigkeit ins Innere der Hose gelangen. Die meiste Zeit hielt die Kombi im Test aber dicht. An kalten Tagen überzeugt das Thermofutter, und auch die Belüftungsfunktion für sommerliche Touren ist top.
Sicherheit: In dieser Preisliga inklusive vollwertigem Rückenprotektor vorbildlich ausgestattet.
Ausstattung/Verarbeitung: Durchweg solide und durchdachte Aufmachung.
MOTORRAD-Fazit: Voilà, da ist der superbequeme, nahezu allwettertaugliche Turnanzug für sportliche Piloten. Die günstigste Kombi auf unserer Ausfahrt ist alles andere als eine billige Nummer und verwöhnt mit guter Leistung und viel Komfort.
MOTORRAD-Urteil: gut
Platz 3: Held Luca/Telli

Das Außengewebe des Held Luca/Telli besteht aus Polyamid und Polyester, der Futterstoff ist auch aus Polyester gefertigt. Die Klimamembran stammt von Gore-Tex. Herstellungsland des Held Luca/Telli ist Vietnam. Der Held Luca/Telli ist in den Größen XS bis 5XL (Herrenjacke), DXS bis D3XL (Damenjacke), S bis 5 XL (Herrenhose), DS bis D3XL (Damenhose) erhältlich. Verfügbare Farben für die Jacke sind Schwarz/Rot, Schwarz/Weiß, Schwarz/Neongelb. Die Hose gibt es nur in Schwarz/Weiß. In Größe M wiegt die Kombi insgesamt 3,9 Kilogramm. Die Jacke kostet ab 599,95 Euro, die Hose ab 449,95 Euro.
Passform/Tragekomfort: Jacke und Hose gefallen durch ein Cordura-Gewebe mit angenehm festem Griff, das auch bei schneller Autobahnhatz und sportlicher Haltung flatterfrei in Form bleibt. Punktet durch gelungene Proportionen.
Wetterschutz: Insgesamt okay. Nur bei einem extrem heftigen Gewitterregen gelangt etwas Feuchtigkeit zum Träger. Wird das entnehmbare Gore-Insert über der Kombi getragen, gibt es dagegen keine Probleme.
Sicherheit: Gelenkprotektoren inklusive, der Rest muss dazugekauft werden. Immerhin ist als Extra auch ein Brustschutz erhältlich.
Ausstattung/Verarbeitung: Vielfältig, pfiffig und von Kopf bis Fuß durchdacht gemacht.
MOTORRAD-Fazit: Mit dem Prinzip, den Gore-Wetterschutz entweder unter oder über der Außenhaut zu tragen, zeichnet sich die Held-Kombi durch einen hohen Alltagsnutzen aus. Die Protektorenbasis ist okay, aber noch ausbaufähig.
MOTORRAD-Urteil: gut
Platz 4: Stadler Sport Evo

Das Außengewebe der Stadler Sport Evo besteht aus Polyamid, Polyester und Rindsleder, der Futterstoff ist aus Polyamid, Polyester und Baumwolle gefertigt. Die Klimamembran stammt von Gore-Tex. Herstellungsland der Stadler Sport Evo ist Kroatien. Der Stadler Sport Evo ist in den Größen 48 bis 66, 98 bis 114 und 25 bis 30 erhältlich. Sonderanfertigung sind gegen Aufpreis möglich. Verfügbare Farben für die Jacke sind Grau/Schwarz und Schwarz/Neongelb. Die Hose gibt es in Grau/Schwarz. In Größe 54 wiegt die Kombi insgesamt 6,0 Kilogramm. Die Jacke kostet 1.299 Euro, die Hose 869 Euro.
Passform/Tragekomfort: Besonders sportlich wird’s im Komplett-Ornat (Sommeranzug plus Gore-Tex-Überanzug) – dann muss eine 54er-Größe üppige sechs Kilo Stoff stemmen. Auf der anderen Seite glänzt die Stadler-Kombi mit einer einwandfreien, exakten Passform.
Wetterschutz: Heftige, stundenlange Regenetappen werden genauso lässig weggesteckt wie glutheiße Sommertage. Nur bei Kälte muss man noch in ein Extrafutter investieren.
Sicherheit: Top Gelenkprotektoren und großflächiger Rückenprotektor sind "all-inclusive". Nur die Brust wird noch vernachlässigt.
Ausstattung/Verarbeitung: High-End-Qualität und viele wertige Details bestimmen das Bild.
MOTORRAD-Fazit: Stadlers Topmodell glänzt mit einem erstklassigen Finish, hochwertigem Materialeinsatz und umfangreicher Ausstattung. Das sehr spezielle Zwei-in-eins-Prinzip (Sommeranzug/Regenkombi) ist allerdings nicht jedermanns Sache.
MOTORRAD-Urteil: gut
Platz 5: IXS Clermont/Willmore

Das Außengewebe der IXS Clermont/Willmore besteht aus Polyamid und Aramid, der Futterstoff aus Polyester und die herausnehmbare Thermoisolierung ist aus Polyamid und Polyester gefertigt. Die Klimamembran stammt von Gore-Tex. Herstellungsland der IXS Clermont/Willmore ist Vietnam. Die IXS Clermont/Willmore ist in den Größen S bis 5XL (Herrenjacke/-hose) und plus in Kurz- und Langgrößen erhältlich. Verfügbare Farbe für die Kombi ist schwarz. In Größe XL wiegt die Kombi insgesamt 4,4 Kilogramm. Die Jacke kostet 799,90 Euro, die Hose 599,90 Euro.
Passform/Tragekomfort: Für einen sportlichen Einsatz etwas zu leger geschnitten, insgesamt fehlt es der Kombi an einem präzisen, körperbetonten Schnitt. Längen und Proportionen (Ärmel, Beine) passen aber genauso wie der auf Fernreisen sehr komfortable Sitz.
Wetterschutz: Selbst bei fiesem Starkregen gibt sich der Ixs-Anzug keine Blöße. Auch die Thermoisolierung kann überzeugen. Nur bei heißen Etappen steht etwas ("Schwitz"-)Wasser in der Kombi, die Belüftungsfunktion ist zu mau.
Sicherheit: Gelenkschützer und Rückenprotektor sind Serie, optional kann noch die Hüfte bestückt werden, die Brustpartie allerdings nicht.
Ausstattung/Verarbeitung: Clean aufgebaute Standards, im Vergleich wenig Extra-Features.
MOTORRAD-Fazit: Die sportlich gebückte Allwetter-Fraktion wird beim Überstreifen der IXS-Kombi den knackigen Sitz vermissen. Deutlich besser steht er den aufrecht agierenden Fast-forward-Touristen. Im Regen läuft der Anzug zur Bestform auf.
MOTORRAD-Urteil: gut
Platz 6: Dane Fureso/Thyro

Das Außengewebe der Dane Fureso/Thyro besteht aus Polyamid, der Futterstoff und die herausnehmbare Thermoisolierung sind aus Polyester gefertigt. Die Klimamembran stammt von Gore-Tex. Herstellungsland der Dane Fureso/Thyro ist Vietnam. Die Dane Fureso/Thryo ist in den Größen 48 bis 60 erhältlich. Verfügbare Farben für die Jacke sind Schwarz/Blau/Silber, Schwarz/Rot/Weiß, Schwarz/Neongelb/Silber und Schwarz/Grau/Silber. Die Hose gibt es nur in Schwarz. In Größe 50 wiegt die Kombi insgesamt 3,5 Kilogramm. Die Jacke kostet 549 Euro, die Hose 399 Euro.
Passform/Tragekomfort: Der geschmeidige Stoff sorgt für einen knackigen Sitz, allerdings drücken sich die Ärmelreißverschlüsse bei hohem Autobahntempo wieder auf. Die Proportionen passen, und dank des geringen Gewichts ist die Dane-Kombi sehr komfortabel zu tragen.
Wetterschutz: Grundsätzlich gut, hält auch dem härtesten Regen stand. Allerdings kann eine minimale Restfeuchte über den zu niedrigen Kragen ins Innere kriechen. Belüftungsmöglichkeiten und Thermoisolierung sind gut.
Sicherheit: Nur das Standard-Gelenkprogramm, Rücken und Hüfte werden nur gegen Aufpreis geschützt, die Brust ist nicht nachrüstbar.
Ausstattung/Verarbeitung: Ohne echte Schwäche ein solider, wertiger Auftritt.
MOTORRAD-Fazit: Knapp unter 1.000 Euro gibt es einen sauber gestylten und komfortablen Fahranzug für alle Tage und ohne echte Schwächen. Allerdings kann man in der textilen Top-Liga inzwischen etwas mehr erwarten – Stichwort Sicherheit!
MOTORRAD-Urteil: gut
So testete MOTORRAD die Textilkombis
Das Testprofil, mit dem die Textilkombis bei den Herstellern geordert wurden, hieß "sportlich geschnittene, allwettertaugliche Textilkombi für Fernreisen" Die Bandbreite zeigt, wie unterschiedlich die Hersteller diese Beschreibung definieren. Im April 2017 ging es eine Woche lang auf Test-Tour. Die Tagesetappen waren 400 und 1200 Kilometern lang und dauerten jeweils bis zu 10 Stunden.
Südlichster Punkt der Textilkombi-Text-Tour war Tortosa in Tarragona/Spanien, wo das Thermometer auch schon im Frühjahr locker an der 30-Grad-Marke kratzt. Auf der Rückreise nach Deutschland wurden dabei im Zeitraffer sämtliche Klimazonen einer typischen Motorradsaison mitgenommen. Trockene, sonnige Tage an der Mittelmeerküste, stürmische Stunden in der Provence und – je näher man der Heimat kam – extrem nasse Abschnitte bis hin zum ergiebigen Platzregen und Hagel in den Alpen, was die Textilkombis noch einmal besonders forderte.
Zwischendurch wurden Wetterschutz und Passform der Textilkombis geprüft sowie gut oder schlecht gelöste Detail protokolliert. In Stuttgart ging es nach einer gemeinsamen Begutachtung aller Kandidaten im Vergleich zum Protektorencheck auf den Fallprüfstand von Sas-Tec. Erfreuliches Ergebnis: Alle Kandidaten unseres Textilkombi-Tests bleiben deutlich unter den zulässigen Restkraftwerten.
Protektoren der Textilkombis

In jede Motorradkombi gehört ein anständiges und umfangreiches Protektorenset. Doch selbst in den Textilkombis der Oberklasse ist das nicht bei allen Herstellern üblich.
Gelenktprotektoren haben sich inzwischen als Ausstattungsstandard etabliert – allerdings wird die Hüfte meist vernachlässigt. Die Europa-Norm, welche die Anforderungen regelt, ist bereits vor 20 Jahren erschienen. Eine Neufassung von 2012 definiert einen zweiter Grenzwert definiert. Gelenkprotektoren, welche den neuesten Stand erfüllen, sind nach EN 1621-1:2012, Level 2 gekennzeichnet. Hervorragend in unserem Test: die auf die Einsatzseite angepassten großflächigen Protektoren in der Held-Textilkombi.
Wünschenswert wäre, dass Jacken bereits ab Werk mit einem adäquaten Rückenprotektor versehen sind. Auch diese Norm 1621-2 hat schon einige Jahre auf dem Buckel. 2001 kam die erste Version, 2014 eine Revision. Neben den großflächig abdeckenden "Full-Backs" darf man nun auch schmale "Central-Backs" verwenden. Bester in unserem Test: der riesige Fullsize-Rückenschützer von Stadler.
In Kürze wird die Norm für Brustprotektoren EN 1621-3 verabschiedet. In unserem Test ist Rukka schon gut gerüstet, und bei Held kann man immerhin nachrüsten.