Motorradhelme im Test
7 aktuelle Klapphelme im Test

Im aktuellen MOTORRAD-Klapphelm-Test 2022 gibt es nur Gewinner, denn für jeden Testteilnehmer gibt es gute Kaufgründe.

7 aktuelle Klapphelme im Test
Foto: mps-Fotostudio
In diesem Artikel:
  • Testsieger: Schuberth C5
  • Kauftipp: HJC i90
  • BMW System 7 Evo Carbon
  • Shoei Neotec 2
  • Nolan N100-5 Plus
  • Shark Evo-GT
  • X-Lite X-1005 Ultra Carbon
  • Deshalb bewerten wir "Offenfahren" nicht
  • So testet MOTORRAD
  • Die Helme auf dem TÜV-Prüfstand
  • Fazit

🏆 Die Gewinner im Überblick

Mit dem Schuberth C5 ist der erste nach ECE-R 22.06 erfolgreich geprüfte Klapphelm auf dem Markt und damit momentan (April 2022) noch ein ziemlicher Exot; denn nahezu alle Wettbewerber haben zwar ebenfalls 06er-Helme in der Planung, in der Entwicklung, im Prüfverfahren oder sogar schon in Produktion, doch für das momentan tatsächlich im Handel verfügbare Klapphelm-Angebot spielt die ECE-R 22.06 kaum eine Rolle. Und für diesen MOTORRAD-Helmtest schon gar nicht; denn als Teilnahmevoraussetzung war aus genannten Verfügbarkeitsgründen nur eine erfolgreich absolvierte Prüfung nach der "alten" ECE-R 22.05 gefragt.

Testsieger: Schuberth C5

Klapphelme Produkttest
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Testsieger: Schuberth C5. MOTORRAD-Urteil: sehr gut.
  • Anbieter: Schuberth, 39126 Magdeburg, Tel. 03 91/8 10 60, www.schuberth.com
  • Preis: 629,00 Euro (Dekor 729,00 Euro)
  • Größen: XS (53) bis XXXL (65), zwei Schalengrößen
  • Gewicht: 1.640 +/– 50 g/1.710 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Silber, Grau, Neongelb, acht Dekore
  • Helmschale: Fiberglas/Karbon
  • Verschluss: Ratsche (Kunststoff)
  • Herstellungsland: Deutschland, ECE-Prüfzeichen E13 (Luxemburg)
  • Ersatzvisiere: 66/80/80 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Windabweiser am Kinn, Sonnenblende, Pinlock-Visier (120, montiert), Kommunikationssystem-Vorbereitung
  • Geräuschmessung: 87,9 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • Klapphelm Schuberth C5 in unserem Partnershop
  • Klapphelm Schuberth C5 bei ebay

 : Sehr gute Brillentauglichkeit; großes Sichtfeld; knackige, klar definierte Passform; sehr wirksame, sehr einfach zu bedienende Belüftung; sehr gute Sonnenblenden-Bedienung; gute Schlagdämpfungswerte; hervorragende Aerodynamik; sehr niedriges Geräuschniveau; gute Verarbeitungsqualität (Ausnahme: minimaler Wassereinbruch); sehr einfacher Visierwechsel
 : Kurze Bedienungsanleitung. (Rest online); Preis

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Fazit: Ein klarer Fortschritt im Vergleich zum C4 – noch leiser und mit deutlich verbesserten Schlagdämpfungswerten. Die Größen-Range entspricht wieder gewohntem Schuberth-Niveau. Und wer seinen alten C3 (Pro) mochte, wird den C5 lieben.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Kauftipp: HJC i90

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Kauftipp: HJC i90. MOTORRAD-Urteil: gut.
  • Anbieter: HJC, 41468 Neuss, Tel. 0 21 31/52 35 60, www.hjchelmets.de
  • Preis: 229,90 Euro (Steingrau 249,90 Euro, Dekor 259,90 Euro)
  • Größen: XS bis XXXL, drei Schalengrößen
  • Gewicht: 1.700 g/1.716 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarzmetallic, Mattschwarz, Mattblau, Grau, Fluorgelb, Steingrau, 16 Dekore
  • Helmschale: Polycarbonat; Verschluss: Ratsche (Kunststoff)
  • Herstellungsland: Vietnam, ECE-Prüfzeichen E6 (Belgien)
  • Ersatzvisiere: 49,90/49,90/55,90 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Sonnenblende, Pinlock-Visier (70, beigelegt), Kommunikationssystem-Vorbereitung;
  • Geräuschmessung: 95,9 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • HJC i90 in unserem Partnershop
  • HJC i90 bei ebay

 : Gute Brillentauglichkeit; wirksame, einfach zu bedienende Belüftung; gute Sonnenblenden-Bedienung; gute Schlagdämpfungswerte, gute Verarbeitungsqualität; sehr einfacher Visierwechsel; noch relativ niedriges Gewicht; Preis
 : Hohes Geräuschniveau; Visier-Entriegelung etwas hakig; aerodynamisch leichte, aber unkritische Unruhe über 150 km/h; ggf. leichte Passformschwächen, zu enger Sitz an den Wangen

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Fazit: Im i90 geht es eher laut zu, aber dagegen lässt sich ja durchaus etwas machen. Wenn er passt, ist der HJC ein rundherum "ehrlicher" Helm, bei dem das Preis-/Leistungsverhältnis absolut stimmt und der sich den "Kauftipp" redlich verdient.

MOTORRAD-Urteil: gut

BMW System 7 Evo Carbon

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BMW System Evo Carbon. MOTORRAD-Urteil: sehr gut.
  • Anbieter: BMW Motorrad, 80788 München, Tel. 0 89/1 25 01 62 00, www.bmw-motorrad.de
  • Preis: 690,00 Euro (Dekor 750,00 Euro, Fluor 790,00 Euro)
  • Größen: 52/53 (XS) bis 64/65 (3XL), zwei Schalengrößen
  • Gewicht: 1.610 +/– 50 g/.1614 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Silber, zwei Dekore, Fluorgelb/Dekor
  • Helmschale: Karbon
  • Verschluss: Ratsche (Kunststoff)
  • Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E3 (Italien)
  • Ersatzvisiere: 85/89/125 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Windabweiser am Kinn, Sonnenblende, Pinlock-Visier (120, montiert), MIPS (Multidirectional Impact Protection System); zusätzlicher (Winter-)Windabweiser (beigelegt)
  • Geräuschmessung: 91,0 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • BMW System 7 Evo Carbon in unserem Partnershop
  • BMW System 7 Evo Carbon bei ebay

 : Gute Brillentauglichkeit; sehr großes Sichtfeld; wirksame, einfach zu bedienende Belüftung; sehr gute Sonnenblenden-Bedienung; aerodynamisch völlig unauffällig; sehr gute Schlagdämpfungswerte, gute bis sehr gute Verarbeitungsqualität; einfacher Visierwechsel; Gewicht
 : Laute Visiermechanik; fummelige Kinnteil-Demontage; Bedienungsanleitung. nur online, Preis

Fazit: Ein vergleichsweise leichter, sehr gut ausgestatteter Helm mit hervorragenden Schlagdämpfungswerten. Aber ggf. auch gewöhnungsbedürftig (Passform, Kinnteil) und teuer. Der Fortschritt im Vergleich zum Vorgängermodell? Ausprobieren!

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Shoei Neotec 2

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Shoei Neotec 2. MOTORRAD-Urteil: sehr gut.
  • Anbieter: Shoei, 40764 Langenfeld, Tel. 0 21 73/39 97 50, www.shoei-europe.com
  • Preis: 619,00 Euro (metallic/matt 649,00 Euro, Dekor 729,00 Euro)
  • Größen: XXS bis XXL, drei Schalengrößen
  • Gewicht: 1.715 g/1.724 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Silber, Weinrot, Mattgrau, Mattblau, Anthrazit-Metallic, fünf Dekore
  • Helmschale: Fiberglas
  • Verschluss: Ratsche (Metall)
  • Herstellungsland: Japan, ECE-Prüfzeichen E6 (Belgien)
  • Ersatzvisiere: 74,95/74,95/144,95 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Windabweiser am Kinn, Sonnenblende, Pinlock-Visier (Evo, beigelegt), Kommunikationssystem-Vorbereitung, Atemluftabweiser (beigelegt), Service-Tool/Silikonöl
  • Geräuschmessung: 89,3 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • Shoei Neotec 2 in unserem Partnershop
  • Shoei Neotec 2 bei ebay

 : Gute Brillentauglichkeit; knackige, klar definierte Passform, sehr komfortabel; wirksame, einfach zu bedienende Belüftung; gute Sonnenblenden-Bedienung; hervorragende Aerodynamik; relativ niedriges Geräuschniveau; sehr gute Verarbeitungsqualität; einfacher Visierwechsel
 : Schlagdämpfungswerte unterdurchschnittlich; zu große Visier-Belüftungsstellung; Preis

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Fazit: Bessere Schlagdämpfungswerte und etwas weniger Masse – der Neotec 2 hätte dem Schuberth C5 in Sachen Testsieg echt gefährlich werden können. Aber auch so ist der top verarbeitete Japaner ein super Helm mit herausragender Passform

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Nolan N100-5 Plus

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Nolan N100-5 Plus. MOTORRAD-Urteil: gut.
  • Anbieter: Nolangroup, 73728 Esslingen, Tel. 07 11/3 10 85 30, www.nolangroup.de
  • Preis: 459,99 Euro (Dekor 479,99 Euro)
  • Größen: XXS (54) bis XXXL (65), zwei Schalengrößen
  • Gewicht: 1.810 g/1.830 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Schwarz, Weiß/Schwarz, Rot/Schwarz, Gelb/Schwarz, Grau/Schwarz, 14 Dekore
  • Helmschale: Polycarbonat
  • Verschluss: Ratsche (Kunststoff)
  • Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E3 (Italien)
  • Ersatzvisiere: 45/45/67,50 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Windabweiser am Kinn, Sonnenblende, Antibeschlag-Visier (montiert), Kommunikationssystem-Vorbereitung
  • Geräuschmessung: 89,1 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • Nolan N100-5 Plus in unserem Partnershop
  • Nolan N100-5 Plus bei ebay

 : Gute Brillentauglichkeit; großes Sichtfeld; knackige, klar definierte Passform; wirksame, einfach zu bedienende Belüftung; gute Sonnenblenden-Bedienung mit Rastung; aerodynamisch unauffällig; relativ niedriges Geräuschniveau; gute Verarbeitungsqualität (Ausnahme: leichter Wassereinbruch); sehr einfacher Visierwechsel; sehr gute Bedienungsanleitung; Preis
 : Gewicht; Kinnteil-Entriegelung; Schlagdämpfungswerte etwas unterdurchschnittlich

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Fazit: Der im preislichen Mittelfeld angesiedelte Nolan erlaubt sich keine echten Schwächen, Passform und Komfort fallen unter "Turnschuh-Wohlfühl-Atmosphäre". Der leichte Wassereinbruch fällt sehr wahrscheinlich unter "bedauerlicher Einzelfall".

MOTORRAD-Urteil: gut

Shark Evo-GT

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Shark Evo-GT. MOTORRAD-Urteil: gut.
  • Anbieter: Shark, 73728 Esslingen, Tel. 07 11/3 10 85 30 (Nolangroup), www.shark-helmets.com
  • Preis: 449,99 Euro (Dekor 479,99 Euro)
  • Größen: XS bis XL, KS ("King Size"), zwei Schalengrößen;
  • Gewicht: 1.750 g/1.816 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Weiß, Schwarz, Mattschwarz, Graphitgrau, Anthrazit, Mattblau, neun Dekore
  • Helmschale: Thermoplast
  • Verschluss: Ratsche (Kunststoff)
  • Herstellungsland: Portugal, ECE-Prüfzeichen E11 (Großbritannien)
  • Ersatzvisiere: 53/74,20/84,80 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Sonnenblende, Pinlock-Visier (120, montiert), Reflex-Aufkleber (beigelegt), Austausch-Wangenpolster
  • Geräuschmessung: 91,6 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • Shark Evo-GT in unserem Partnershop
  • Shark Evo-GT bei ebay

 : Sehr überzeugendes Jethelm-Konzept mit praxisgerechter Visier-Memoryfunktion; gute Brillentauglichkeit; gute Passform; wirksame Belüftung; gute Schlagdämpfungswerte; befriedigende Aerodynamik; gute Verarbeitungsqualität
 : Hohes Geräuschniveau; Sonnenblenden-Bedienung am Oberkopf umständlich; Belüftungsschieber fummelig; Kinnriemen-Ende nicht abgedeckt; Bedienungsanleitung nur online

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Fazit: Punktemäßig letzter Platz. Na und?! Schauen Sie sich mal die Hitlisten der Redakteure an. Um es ganz klar zu schreiben: Nur der Shark taugt mit seinem 180-Grad-Kinnteil auf Dauer und bei etwas höheren Geschwindigkeiten als Jethelm.

MOTORRAD-Urteil: gut

X-Lite X-1005 Ultra Carbon

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X-Lite X-1005 Ultra Carbon. MOTORRAD-Urteil: gut.
  • Anbieter: Nolangroup, 73728 Esslingen, Tel. 07 11/3 10 85 30, www.nolangroup.de
  • Preis: 599,99 Euro (Dekor 679,99/699,99 Euro)
  • Größen: XXS (54) bis XXXL (65), drei Schalengrößen
  • Gewicht: 1.790 g/1.826 g (Herstellerangabe/L gewogen)
  • Farben: Carbon, Mattcarbon, 15 Dekore
  • Helmschale: Faserverbund/Karbon; Verschluss: Ratsche (Kunststoff)
  • Herstellungsland: Italien, ECE-Prüfzeichen E3 (Italien)
  • Ersatzvisiere: 52,50/52,50/75 Euro (klar/getönt/verspiegelt)
  • Ausstattung: Atemluftabweiser, Windabweiser am Kinn, Sonnenblende, Antibeschlag-Visier (montiert), Kommunikationssystem-Vorbereitung
  • Geräuschmessung: 91,3 dB(A) (Summenschalldruckpegel)
  • X-Lite X-1005 Ultra Carbon in unserem Partnershop
  • X-Lite X-1005 Ultra Carbon bei ebay

 : Gute Brillentauglichkeit; sehr großes Sichtfeld; knackige, klar definierte Passform; wirksame, einfach zu bedienende Belüftung; gute Sonnenblenden-Bedienung mit Rastung; befriedigende Schlagdämpfungswerte; hervorragende Aerodynamik; befriedigendes Geräuschniveau; sehr gute Verarbeitungsqualität; sehr einfacher Visierwechsel; sehr gute Bedienungsanleitung
 : Gewicht; Kinnteil-Entriegelung; Preis

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Fazit: Sehr wertig, sehr komfortabel, sehr gut ausgestattet – der X-1005 wird seiner Stellung als Topmarken-Produkt der Nolangroup absolut gerecht. Wer besonders viel Wert auf Komfort legt, sollte den edlen X-lite unbedingt in die engere Wahl nehmen.

MOTORRAD-Urteil: gut

Die Testkandidaten haben hier gezeigt was sie auszeichnet. Worauf generell beim Helmkauf geachtet werden muss, erklären wir ausführlich in unserem Helmkauf-Ratgeber-Artikel.

Deshalb bewerten wir "Offenfahren" nicht

Die MOTORRAD-Helmtester haben immer noch eine eher kritische Einstellung zum Thema Multifunktionshelm mit P/J-Zulassung und halten einzig und allein die beim Shark (und vom leider nicht teilnehmenden LS2) praktizierte 180-Grad-Lösung für sinnvoll und praxisgerecht. Gegen das Offenfahren mit einem nur um 90 Grad nach oben geklappten Kinnteil sprechen die bescheidene Aerodynamik und vor allem das erhöhte Verletzungsrisiko im Sturzfall – Stichwort "Hebelverlängerung". Doch zu diesem Thema gibt es keine absoluten Wahrheiten. Daher bewertet MOTORRAD das "Offenfahren" nicht und überlässt es dem Urteil des Lesers.

So testet MOTORRAD

Fünf Exemplare eines jeden Helmmodells traten zum Test an: zwei in Größe M, je eines in Größe S, L und XL. Die M-Exemplare überlebten den Helmtest nicht, denn sie wurden im Rahmen der Schlagdämpfungsprüfung beim TÜV Rheinland in Köln zerstört. Die XL-Testmuster mussten den Praxistests über sich ergehen lassen: Forciertes Landstraßen- und Autobahntempo. Als Untersatz diente dabei eine Husqvarna Norden 901, die auf der Autobahn in der Spitze bis 180 km/h, meist aber mit Dauertempo 160 km/h bewegt wurde. Unmittelbar nach jeder Testrunde wurden die Eindrücke in Testprotokollen notiert. Deutlich gemächlicher gings es bei den "Jethelm-Tests" auf einer Husqvarna Svartpilen 401 zu, die mit maximal 80 km/h auf kleinen Landstraßen und noch langsamer bei Ortsdurchfahrten erfolgten. Abschluss des Praxis-Testprogramms war der Trockentest in der MOTORRAD-Redaktion, bei dem von Fahreindrücken "unbelastete" Kollegen Handhabung, Passform und Verarbeitungsqualität bewerteten.

Klapphelme Produkttest
Klaus Herder
Im Klima-Prüfstand können unter anderem heftigste Regengüsse simuliert werden.

Doch damit noch lange nicht genug: Um die Fahreindrücke zu verifizieren und um weitere jederzeit reproduzierbare Laborergebnisse zu bekommen, begab sich der Autor dieser Geschichte mit den Testhelmen in Größe L im Kofferraum zur Firma Schuberth nach Magdeburg und dort ins hauseigene "Air & Acoustic Lab", einem (Akustik-)Windkanal, und anschließend in den Klima-Prüfstand, in dem unter anderem heftigste Regengüsse simuliert werden können. Moment mal: Testen beim Helmhersteller Schuberth – hat das nicht ein gewisses "Gschmäckle", wie der Schwabe sagen würde? Nicht wirklich. Mal abgesehen davon, dass das Schuberth-Test-Know-how und -Equipment markenübergreifend anerkannt ist und auch schon bei diversen anderen Helmtests (u. a. vom ADAC) genutzt wurde, ist jede Messung u. a. durch Sound-Files und Fotografien der jeweils vier Sitzpositionen, in denen die am Fahrerohr ankommende Lautstärke gemessen wurde (Touring, Sport, Supersport, Cruising) haargenau dokumentiert. Und, was noch wichtiger sein dürfte: Diese Ergebnisse (vier Messungen in jeder Sitzposition zu je zehn Sekunden bei 100 km/h Windgeschwindigkeit) decken sich nahezu 100-prozentig mit den Ergebnissen aus den MOTORRAD-Fahrversuchen. Den eindrucksvollsten – und aus Schuberth-Perspektive ganz sicher ungewollten – Beweis für unabhängige Laborarbeit lieferten aber die Dichtigkeitsprüfungen im Klima-Prüfstand. Dort galt es, drei Minuten bei einer Windgeschwindigkeit von 80 km/h und sehr viel Wasser (etwas über zwei Liter pro Minute) ohne Wassereinbruch zu überstehen. Hinter dem Visier platziertes und Wasser wie ein Magnet anziehendes Werkstatt-Putzpapier diente dabei als Indikator. Und nun raten Sie mal, wer außer Nolan noch etwas schwächelte. Genau: Schuberth! Zwei Punkte Abzug bei der Verarbeitung gabs für diesen kleinen Fauxpas.

Die Helme auf dem TÜV-Prüfstand

Die erfolgreich absolvierte Prüfung nach ECE-R 22.05 ist Voraussetzung dafür, um überhaupt beim MOTORRAD-Helmtest dabei zu sein. Allerdings hält die Redaktion das profane Nachmessen der ECE-Schlagdämpfungswerte für überflüssig. Das liegt zum einen daran, dass sich die Helmhersteller selbst genau beobachten. Dazu Peter Schaudt, Helmexperte beim TÜV Rheinland: "Sobald ein Anbieter mit neuen Modellen auf dem Markt erscheint, bekommen wir diese von Mitbewerbern zur Überprüfung zugeschickt." Zum anderen wird nach Meinung von MOTORRAD durch die ECE nur eine Minimal-Anforderung für Motorradhelme definiert. Das liegt einerseits an den bislang teils abstrusen Prüfvorgaben, bei denen die Fallversuche mit auf minus 20 Grad tiefgefrorenen Helmen stattfinden. Außerdem sind die Aufschlagpunkte in der ECE-R 22.05 genau definiert, was wiederum manchen Hersteller dazu animierte, die Prüfpunkte entsprechend zu verstärken. Ein legales Prozedere, das Kritiker aber spotten lässt, dass man so auch eine Pudelmütze hätte ECE-tauglich stricken können.

Klapphelme Produkttest
Klaus Herder
Der Helm fällt auf dem TÜV-Prüfstand aus rund drei Metern Höhe, aber nicht auf den ECE-Kantenamboss, sondern auf einen echten Leitplankenträger ("Sigmapfosten"), dem bei Unfällen oftmals eine tragische Rolle zukommt.

MOTORRAD hat deshalb bereits 2009 mit TÜV-Experte Schaudt und dem Unfallforscher und Biomechaniker Florian Schueler ein praxisnahes Prüfverfahren für Helme entwickelt. Seit nun 13 Jahren hat sich die "MOTORRAD-Helmnorm" in zahlreichen Vergleichstests bewährt. Zentraler Punkt: Der Helm fällt auf dem TÜV-Prüfstand weiterhin aus rund drei Metern Höhe, aber nicht auf den ECE-Kantenamboss, sondern auf einen echten Leitplankenträger ("Sigmapfosten"), dem nach den Erkenntnissen von Florian Schueler bei Unfällen oftmals eine tragische Rolle zukommt. Getestet werden die Helme außerdem bei Raumtemperatur, der Aufprall auf die linke und rechte Seite erfolgt sowohl bei Low- wie auch bei Highspeed. Nach ECE ist beim Aufprall ein Beschleunigungswert von 275 g zulässig. Der mit Sensoren bestückte Prüfkopf leitet den g-Wert an einen Computer weiter, der daraus unter Zuhilfenahme anderer Parameter (Dauer der Krafteinwirkung) den HIC-Wert berechnet. Das "Head Injury Criterion" gilt bei Medizinern und Biomechanikern als aufschlussreicher Wert, um Aussagen über mögliche Hirn-/Schädelverletzungen zu treffen. Die ECE-R 22.05 erlaubt einen maximalen HIC-Wert von 2400. Eine sehr abstrakte Zahl, weit abseits von Gut und Böse. Die Expertencrew ist sich einig: "Im MOTORRAD-Helmtest sollte HIC 1.000 machbar sein!" Ist es auch, wie mehrere Helme bei früheren Tests bewiesen haben. Das aktuelle Testfeld erfüllt die ECE-Mindestanforderungen locker. Zusätzlich zu den Schlagdämpfungstests erfolgten beim TÜV Rheinland auch Abstreiftests: Nach vorn mit geöffnetem Kinnteil und einem maximalen Verdrehwinkel von 30 Grad als Maximalwert, wie schon bislang als P/J-Voraussetzung angenommen. Und nun erstmalig auch nach hinten, wie es die momentan schon parallel laufende und ab Juni 2022 allein gültige ECE-R 22.06 verlangt.

Fazit

Hier stehen nur Gewinner. Denn für wirklich jeden Testteilnehmer gibt es gute Kaufgründe. Fangen wir hinten an: Der Shark ist die mit Abstand beste Wahl, wenn man die Offenfahr-Option der P/J-Zulassung länger und auch bei höherem Tempo nutzen möchte. Es folgt der HJC: Top Preis-/Leistungsverhältnis und damit Kauftipp. So geht es munter weiter bis zum Schuberth C5, der doch erstaunlich souverän an alte Platzhirsch-Zeiten anknüpfen kann.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023