Zertifizierte Motorradbekleidung
Fünf neue Sicherheits- und Schutzstandards

Motorradbekleidung wird seit ein paar Jahren nach fünf neuen Schutzstandards zertifiziert. Wir verraten, was dahinter steckt und worauf beim Kauf zu achten ist.

Zertifizierte Motorradbekleidung: Fünf neue Schutzstandards.
Foto: IVM.

In Motorradbekleidung finden sich die oben abgebildeten Etiketten, welche die fünf Schutzstandards abbilden. Mithilfe der fünf Klassen, dargestellt durch die Buchstaben AAA, AA, A, B und C, können sich Käufer und Käuferinnen einen schnellen Überblick verschaffen, was die Klamotte leisten kann: C steht für reinen Aufprallschutz, B für reinen Abriebschutz und A für beides zusammen – geprüft und zertifiziert nach der Euro-Norm EN 17092-2 (bis 6): 2020. Beim kombinierten Abrieb-/Aufprallschutz ist Klasse A quasi die Freizeitklamotte, die den höchsten Tragekomfort bietet, allerdings auch die niedrigste Schutzstufe. Bei den Klassen AA und AAA kehrt sich das Verhältnis entsprechend um, vom Protektoren-bewährten Touring-Textilanzug bis hin zur reinen Protektoren-Rennkombi.

Rücksicht hat Vorfahrt

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Tobias Beyl, MOTORRAD-Redakteur aus dem Service-Resort, über die Bekleidungsnorm und was sie für Käuferinnen und Käufer bedeutet.

Tobias Beyl.
Michael Orth.
Tobias Beyl, MOTORRAD-Redakteur im Service-Resort.

Manch einer wird ob der zunehmenden Standardisierung leicht genervt auf die Sicherheitsstandards reagieren und womöglich sagen: "Typisch Deutschland." Doch erstens gilt die Euro-Norm 17092 auch weit über Deutschland hinaus, und zweitens betrifft es uns Motorradfahrer in Deutschland verhältnismäßig eher wenig. Denn beim Führen eines Motorrads ist hierzulande lediglich ein geeigneter Schutzhelm zwingend vorgeschrieben, und für diesen gilt schon lange eine eigene Norm, erst die ECE 22/05 und nun die ECE 22/06, die wir euch hier ausführlich erklären. In einigen anderen Ländern achtet die Polizei hingegen darüber hinaus auch auf das Tragen von zertifizierter Schutzkleidung, weshalb die Euro-Norm EN 17092 dort relevanter erscheint.

Verpflichtend für Hersteller, nicht für FahrerInnen

Zugleich heißt das aber keineswegs, dass uns die EN 17092 nicht zu interessieren braucht! Denn wem die eigene Gesundheit am Herzen liegt, der achtet auf angemessene Schutzkleidung. Und hierbei bieten die fünf deutlich unterscheidbaren Schutzklassen eine gute Orientierung. Vor der Einführung der fünf Schutzstandards bescheinigte zwar im besten Fall ein kleines Motorradfahrer-Symbol die Zulassung als Persönliche Schutzausrüstung, im Vergleich dazu erleichtern es die verpflichtenden Standards aber, das individuell passende Schutzlevel von Kurz-mal-zur-Eisdiele über die flotte Landstraßenrunde bis hin zum Rennwochenende auszuwählen.

Dazu gezwungen wird derweil natürlich niemand, zumindest nicht unter Motorradfahrerinnen und -fahrern. Anders sieht es bei Händlern und Herstellern aus, die in ihrem Angebot nun nur noch nach EN 17092 zertifizierte Schutzkleidung als Motorradbekleidung anbieten dürfen. Bisher war eine CE-Kennzeichnung ausreichend, um Ware in Umlauf bringen zu dürfen. Das machten sich auch dubiose Anbieter aus Fernost zunutze, welche die CE-Kennzeichnung kurzerhand als "China Export" umdeuteten und ihr eigenes, optisch kaum von europäischen unterscheidbares CE-Zeichen auf die Waren druckte.

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Ich sehe das nicht so streng, mir reicht bei gutem Wetter auch mal nur der Helm.
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Ich fahre in Jeans - Motorradjeans, immerhin.
Für mich gehört zur vollen Schutzausrüstung auch eine Warnweste.
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Erscheinungsdatum 15.09.2023