- Historische Vorbilder
- Spezielle Räder und Bremsen
- Fahrwerk und Karosserie
- Cleane Kleinserie
- Fazit
Brice Hennebert ist einer der bekanntesten Customizer Europas, und selbst international schlagen die Handwerkskunststücke des Belgiers meistens voll ein. So wie diesmal. Erstmals hat Brice sich eine BMW R 18 vorgeknöpft, und das Endergebnis namens Avus ist ein echt starkes Stück – in jeglicher Hinsicht. Vor allem ist bemerkenswert, dass es im belgischen Speed Shop tatsächlich gelungen ist, dem bayerischen Cruiser einen sportlichen Auftritt zu verschaffen. Zumindest ansatzweise steht die Workhorse-BMW dynamischer auf ihren weit voneinander liegenden Drahtspeichenrädern, als das bei einer originalen R 18 der Fall ist.
Historische Vorbilder
Bei der aufwändigen Transformation ließ Brice sich von der historischen Rennstrecke in Berlin inspirieren: Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße, besser bekannt als AVUS. Stilistisch orientierte er sich an Motorrädern der 1930er Jahre. Aber auch an den BMW-eigenen Concept Bikes, den direkten Vorläufern der Serienversion, für die ebenfalls Stilelemente aus jener Ära verwendet wurden, insbesondere am BMW-Meilenstein R 5. Darüber hinaus gab es bei diesem Projekt auch Designeinflüsse von zeitgenössischer Architektur oder gar von Möbeln aus jener Zeit. Und von vierrädrigen Automobilen: vom Rolls-Royce Phantom Jonckheere Coupe aus dem Jahr 1935 sowie vom Bentley Blue Train, Jahrgang 1949.
Spezielle Räder und Bremsen
Entscheidend für harmonische Proportionen ist indes die Konfiguration der Radformate gewesen: Vorn hat Brice auf 21 Zoll (ca. 53 cm) Durchmesser aufgerüstet – wie beim Concept Bike von BMW – und hinten auf ein 18-Zoll-Rad mit extrem breitem 240er-Reifen. Bei den gewichtsklassenadäquat robusten Drahtspeichenrädern handelt es sich um Sonderanfertigungen von JoNich Wheels aus Italien. Noch spezieller geworden sind die Räder durch die Adaption der ultrakompakten Scheibenbremsen von Beringer. Dabei greift jeweils eine integrierte Sechskolbenzange von innen auf eine kleine Scheibe zu, zweimal am Vorderrad, einmal am Hinterrad. Erstaunlicherweise ist es sogar gelungen, die originale ABS-Sensorik zu übernehmen.
Fahrwerk und Karosserie
Federbein und Telegabel stammen von Öhlins, im Workhorse Speed Shop wurden hierfür breitere Gabelbrücken angefertigt. Angeblich legt der Kunde und zukünftige Besitzer der R 18 Avus Wert auf ein Mindestmaß sportlicher Fahrwerksperformance. Damit das direkt unter dem Sitz liegende Federbein zu sehen ist, räumte Brice diesen Bereich frei: "Zwei Wochen dauerte es, bis all das Zeug, vor allem Elektrik, weiter unten in einem schwarzen Gehäuse verstaut war", erzählt der belgische Custombike-Künstler.
Noch weiter unten, ganz unten, konnten weitere Komponenten elegant versteckt werden, im handgedengelten Bugspoiler aus Aluminiumblech. Darin verläuft auch die eigens konstruierte Abgasanlage mit Schalldämpfern von einem Rennwagen. Umso besser passen die seitlichen Luftschlitze vor den Sidepipe-Mündungen ins Bild. Bei deren Anblick ist zu ahnen, wie der drehmomentgewaltige 1800er-Boxer sich hier auch akustisch in Szene setzen kann. Aus dem 3D-Drucker kamen die Entwürfe für die anschließend von Metamagma gegossenen Aluminiumteile, ebenso die markante Scheinwerferverkleidung aus nylonverstärkten Glasfasern.
Cleane Kleinserie
Hinter dem klassisch gelb getönten Lampenglas befinden sich moderne Leuchtdioden. Schön clean wirkt dahinter der Lenkerbereich mit außen angeschlagenen Handhebeln von Beringer, Schaltern von Jetprime und innen verlegten Leitungen. Tim von Vinco Racing übernahm die Fräsarbeiten, Jeroen von Silvermachine polsterte den Solosattel. Eigentlich war die Workhorse Speed Shop BMW R 18 Avus als Unikat gedacht, doch nun ist eine Kleinserie mit zehn Exemplaren geplant.
Fazit
Mit dem Project Avus hat der Belgier Brice Hennebert sich selbst und BMW ein weiteres Denkmal gesetzt. Ein in jeglicher Hinsicht starkes Stück aus seinem Workhorse Speed Shop.