Die Bobber ist tot, es lebe die Bobber. Triumph streicht für die Saison 2021 die Bobber aus dem Programm, tauft die Bobber Black um und verpasst ihr das Euro-5-Brandzeichen.
Die Bobber ist tot, es lebe die Bobber. Triumph streicht für die Saison 2021 die Bobber aus dem Programm, tauft die Bobber Black um und verpasst ihr das Euro-5-Brandzeichen.
Dem Autor war es 2017 bei der Präsentation der Bobber Black in den heiligen Hallen zu Hinckley klar: Mit dem Update der Bremse, der dicken Gabel und echten Bobber-Reifen sind die Tage der Bobber mit der 19-Zoll-Trennscheibe und der immer überforderten Single-Bremse gezählt. Das Zählen zog sich aber noch vier Jahre hin und endet bei der Zahl 80. Genauso viel Bobber hat Triumph 2020 in Deutschland absetzen können. Von der Black indes staatliche 327. Auch ohne Mathe-Leistungskurs ist so klar, warum für 2021 nur die Bobber Black mit dem Euro-5-Siegel versehen wird.
Wobei es das Modell Bobber Black nicht mehr gibt. Das einzig verbleibende Modell für die Saison 2021 sieht zwar so aus wie die Black, trägt den Zusatz aber nicht. Einfach nur Triumph Bonneville Bobber bitte, mit vollem Namen. Triumph wolle sich mehr auf die Bobber mit der kräftig gebauten Front konzentrieren heißt es dazu auf der Pressekonferenz. Mit der Konzentration kommt für die Bobber endlich auch ein Tank, der seinen Namen verdient: Von neun auf zwölf Liter wächst der Spritbunker, was bei angegebenen 4,6 Litern Verbrauch für 260 Kilometer Reichweite sorgen kann. Damit diese Reichweite auch Euro-5-Konform unter die dicken 16-Zoll-Räder genommenwird, spendiert Triumph der neuen Bobber ein angepasstes Mapping und reduziert die Schwungmasse des 270-Grad-Twins mit seinen 1.200 Kubik. Der geht nun mit 106 Nm bei 4.000 Touren und 78 PS bei 6.100 Umdrehungen in die neue Saison. Nominell bedeutet das ein PS mehr als zuvor, die neue Abstimmung sorgt für einen leichten Kraftgewinn ab ungefähr 5.500 Umdrehungen.
Die aus der Bobber Black bekannte Showa-Gabel mit ihren 47-Millimeter-Standrohren und 90 Millimeter Federweg, die Brembo-Doppelscheibe vorn und das 16-Zoll-Vorderrad der Dimension MT90B16 verleihen der Bobber eine neue Optik und Charakter. Unterstrichen wird das vom neuen schwarzen Rundinstrument mit analoger Skala und kleinem Display für den vom Lenker aus bedienbaren Bordcomputer. Gezielte Retuschen bekommt der Motor durch die schwarz gepulverten Motordeckel, Ventildeckel und Kettenritzelabdeckung. Hinter dem Motor und dem neuen Tank bleibt die Bobber unverändert: Der scheinbar frei schwingende Sattel ist weiterhin verstellbar und durch neue Zubehörsättel auch den eigenen Wünschen optisch anpassbar. Unter dem Sattel ist das flach liegende Kayaba-Federbein mit 77 Millimetern Federweg ab Werk durch ein einstellbare von Fox ersetzbar. Das Hinterrad dreht sich weiterhin in der Dimension 150/80 R 16 in der Käfigschwinge. Eine 255-Millimeter-Scheibe mit Nissin-Bremssattel sorgt für Verzögerung. Als Erstbereifung verlässt Triumph sich auf den Cobra von Avon, vorn in der Variante AV71, hinten als AV72.
Die komplette Änderung der Frontpartie bringt der Bobber auch eine neue Geometrie. Zwar ändern sich die Zahlen nicht um große Werte, zeigen aber ein Feintuning an wichtigen Eckdaten. Auf 64,6 Grad flacht der Lenkkopfwinkel um 0,4 Grad ab, zeitgleich schrumpft der Radstand um zehn auf 1.500 Millimeter und der wichtige Nachlauf verlängert sich um 4,1 auf 92 Millimeter. Die Kombination mit den leicht bauenden Reifen soll der Bobber ein präzises, neutrales Handling, mehr Rückmeldung von der Front und eine hohe Agilität auch bei höheren Geschwindigkeiten bescheren.
Mit dem kräftigen Update der Bobber kommt ein neuer LED-Scheinwerfer mit 5-Zoll-Durchmesser, zentralem T-Branding und LED-Tagfahrlicht. Weiterhin bringt die neue Bobber einen Tempomaten serienmäßig mit, der nur noch aus einem Knopf besteht und ab dem dritten Gang zwischen 48 und 160 Kilometern pro Stunde einsetzbereit ist. An Bord weiterhin die zwei Fahrmodi Road und Rain, ABS, eine abschaltbare Traktionskontrolle, sowie eine Drehmoment unterstützte Kupplung mit Anti-Hopping-Funktion zur Verringerung der Handkräfte.
Zwei neue Farben kommen mit der Euro-5-Bobber: Matt Storm Grey/Matt Ironside sowie Cordovan Red ergänzen das bekannte Jet Black. Wer seine Bobber noch weiter verschönern möchte, dem bietet Triumph 77 Teile aus dem Zubehör. Darunter vorverlegte Fußrasten, Trittbretter, gekürzte Kotflügel, ein Ape-Hanger-Umbau oder Lenkerstummel, sowie allerlei Frästeile zur Verzierung.
Zu haben ist die neue Triumph Bobber ab April 2021 für 13.950 Euro zuzüglich Nebenkosten – 250 Euro mehr als 2020. Eine Wartung liegt aber nur alle 16.000 Kilometer oder einmal im Jahr an.
Die Ur-Bobber mit ihrer exotischen Räderkombination 16-Zoll hinten und 19-Zoll vorn war auf den ersten und zweiten Blick ein echter Hinkucker. Das Paket konnte mit der eher zahnlos beißenden Single-Scheibe vorn und der dürren Gabel der Schlagkraft des Motors auf Dauer allerdings nur wenig entgegensetzen.
Und ein Bobber mit einem dünnen, großen Rad vorn ist eben auch kein Bobber. Mit der Bobber Black schob Triumph dann fix etwas Standesgemäßes nach – mit dickem Knubbel-Rad vorn, stabiler Bremse und kräftiger Gabel. Deren gute Zulassungszahlen in Deutschland geben verglichen mit der Standard-Bobber einen Hinweis, weshalb Triumph nur noch eine 16-Zoll-Variante mit dem Bobber-Label behängt und die exotische Kombi nicht auf Euro-5-Standard hebt. Sehr wohltuend auch: Das kräftige Update geht mit einer moderaten Preisanhebung Hand in Hand.