RTR Electric Motorcycles 799e Scrambler
Leiser Ritt zur Revolution

Aus Brasilien kommt dieser revolutionäre Scrambler mit elektrischem Antrieb. Die 799e von RTR wiegt nur 149 Kilo und beschleunigt mit bis zu 12 kW (16 PS) auf rund 130 km/h.

In diesem Artikel:
  • RTR Electric Motorcycles
  • 799e Scrambler aus Brasilien
  • 149 Kilo und bis zu 12 kW (16 PS)
  • Fast 130 km/h und 120 Kilometer Reichweite
  • Stahl-Chassis mit Supermoto-Rädern
  • Karosserieteile aus Aluminium
  • Geplanter Produktionsbeginn Dezember 2023
  • RTR Electric Motorcycles virtuell konfigurierbar
  • Fazit

30 Jahre lang hat Gustavo Lourenco im Großraum Sao Paulo Motorräder mit Verbrennungsmotor umgebaut. Zusammen mit seinem Bruder Rodrigo und ihrem Vater José. Ihre Custombike-Schmiede namens Retrorides by Lourenco hat es zu internationalem Ansehen gebracht. Mit der neu gegründeten Abteilung RTR wollen die Brasilianer nun elektrisch durchstarten.

RTR Electric Motorcycles

Ride the Revolution oder kurz: RTR. Die neue Firma RTR Electric Motorcycles haben die Lourencos angeblich der Umwelt zuliebe gegründet. Nicht nur. Schon lange strebten sie danach, ein komplett eigenes Motorrad zu bauen. Doch im angestammten Benzin-Milieu erschien ihnen das angesichts des enormen Entwicklungsaufwands für ein Eigenbau-Triebwerk unerreichbar. Mit elektrischem Antrieb lässt sich dieses Ziel deutlich leichter erreichen. Ohne Motorentwicklung, ohne aufwändige Dauererprobung und Abstimmung, ohne Abgasgutachten und Schalldämpfung.

Motorrad-Neuheiten

799e Scrambler aus Brasilien

Inspiriert von den angetäuscht geländegängigen Scramblern aus den 1970er-Jahren gestaltete Gustavo eine Neuinterpretation und damit das erste eigene Motorrad: die RTR 799e. Sie sieht nicht nur leicht aus, im Gegensatz zu den meisten bisher angebotenen Elektro-Motorrädern ist sie es wirklich. Angeblich wiegt sie nur 149 Kilogramm, komplett und fahrbereit mitsamt Akku-Zellen.

149 Kilo und bis zu 12 kW (16 PS)

Die moderate Masse wird von einem äußerlich unauffälligen Nabenmotor direkt an der Hinterradachse angetrieben. Mit 8 kW (rund 11 PS) Dauer-Nennleistung und bis zu 12 kW (16 PS) Spitzenleistung, abrufbar per "Boost"-Schalter am Lenker für bis zu 60 Sekunden. Im "Road Runner"-Modus sollen an die 130 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht werden. Die Typbezeichnung 799 wurde übrigens von den 8 kW Dauer-Nennleistung abgeleitet. Die für Elektromotoren wichtige Angabe des Drehmoments fehlt leider.

Fast 130 km/h und 120 Kilometer Reichweite

Als Reichweite der 799e werden 120 Kilometer genannt, als Dauer für einen vollständigen Ladevorgang an einer normalen Haushaltssteckdose 5 Stunden. Wobei laut Gustavo in 1,5 Stunden schon rund 80 Prozent erreicht werden können. Diese vorsichtigen Angaben gelten für das bisher verwendete, zentral eingebaute Standard-Akku-Pack, bestehend aus Lithium-Ionen-Zellen mit 7,7 kWh Kapazität. Im Hintergrund laufen angeblich Tests mit neuartigen, aber nicht näher beschriebenen Akkuzellen, die über 200 Kilometer Reichweite ermöglichen sollen, entnehmbar sind und obendrein schneller geladen werden können.

Stahl-Chassis mit Supermoto-Rädern

Rahmen und Cantilever-Schwinge werden bei RTR klassisch aus Stahlrohren gefertigt. Fast senkrecht steht das direkt angelenkte Federbein unter der schmalen Solo-Sitzbank. Als Vorderradaufhängung kommt eine Upside-down-Telegabel von Showa zum Einsatz. Eher nach Supermoto als nach Scrambler sehen die 17-Zoll-Drahtspeichenräder aus, bereift mit mildstolligen Pirelli MT 60 RS, vorn im Format 120/70, hinten 150/60. Eine große Scheibenbremse vorn und eine kleinere hinten werden im laufenden Betrieb unterstützt von der energierückgewinnenden Motorbremswirkung der Rekuperation.

Karosserieteile aus Aluminium

Formgebende Verkleidungsteile aus Aluminiumblech runden die kantige Grundkonstruktion um das zentrale Akku-Pack herum ab. Oben, anstelle des Benzintanks, befindet sich ein praktisches Handschuhfach mit 7 Litern Volumen. Anbauteile wie Fußrasten oder Gabelbrücken werden aus Aluminium gefräst. Und am Lenker hängt ein großes Farbdisplay im Querformat, das passt zur avantgardistischen Gesamterscheinung.

Geplanter Produktionsbeginn Dezember 2023

Im Dezember 2023 soll mit der Kleinserienfertigung der RTR 799e begonnen werden. Überschaubare Stückzahlen, handgefertigt in Brasilien. Investoren werden für das Elektro-Start-up noch gesucht – und Vertriebspartner, auch in Europa. Hierzulande könnte die 799e in die Fahrzeugkategorie Leichtkraftrad eingestuft und mit Führerscheinklasse A1 ab 16 Jahren oder mit der Pkw-Führerscheinerweiterung B196 gefahren werden. Alternativ zur aufwändigen Adaption eines ABS würde in dieser Klasse dann ein Verbundbremssystem (CBS) genügen.

RTR Electric Motorcycles virtuell konfigurierbar

Parallel zur finalen Entwicklung der 799e Scrambler wird für die RTR-Homepage ein virtueller Fahrzeugkonfigurator vorbereitet, wurzelnd in der Custombike-Historie der Familie Lourenco. Um über Preise zu sprechen, sei es indes noch zu früh, sagt Gustavo. Doch er habe bereits einige seiner bärtigen Biker-Stammkunden probefahren lassen, und die seien alle – wider Erwarten – begeistert zurückgekehrt vom revolutionären Ritt.

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Ein kleines, wendiges Elektromopped macht bestimmt Spaß.
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Fazit

Ein in mehrerlei Hinsicht interessantes Familienprojekt aus Brasilien: die 799e Scrambler von RTR Electric Motorcycles. Gestaltet und entwickelt von den Lourencos im Großraum Sao Paulo. Elektrisch, aber trotzdem leicht, angeblich nur 149 Kilo. Mit bis zu 12 kW (16 PS), bis zu 130 km/h und bis zu 120 Kilometer Reichweite. Im Dezember 2023 soll mit der Kleinserienfertigung begonnen werden. Export nach Europa wird ebenfalls angestrebt. Ein Preis wurde noch nicht genannt.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023