Wenn eine Krad-Gattung den elektrischen Antrieb benötigt, dann die Offroader. Der nahezu lautlose Elektroantrieb bringt neben viel Kraft viel Akzeptanz und hilft dem Streckensterben in allen europäischen Ländern. Die nicht entstehenden Abgase der Stromer zahlen zusätzlich auf das Konto ein. Wer nicht gleich mit den 80 PS der Stark Varg fliegen gehen möchte, sondern einfach etwas Spaß im Gelände will, der sollte die Lightbee X von Sur-Ron genauer ansehen. MOTORRAD fuhr den kleinen Offroad-Stromer in den belgischen Wäldern – direkt in einem Wohngebiet.
Leicht, stark, günstig
Maximal 6 Kilowatt Leistung und 200 Nm Raddrehmoment müssen nur 63 Kilo Motorrad bewegen. Zum Thema Druck aus den Ecken muss nichts gesagt werden. Wobei: Die Kraft der Lightbee X skaliert umgekehrt proportional zu ihrer Baugröße. Sprich: Die kleine Sur-Ron geht wie die große Kugel aus dem Rohr. Knappe 80 km/h sind offroad möglich, dann darf die X nicht auf die Straße. Mit Nummernschild sind 45 km/h mit dem AM-Schein erlaubt. Das Ganze kostet zwischen 4.500 und 5.000 Euro und die können mit allerlei Zubehör ergänzt werden.
MTB-Fahrwerk trifft Motocross
Wer sich im Bereich MTB auskennt, wird viele Fahrwerksteile der Lightbee wieder erkennen. Gabel, Federbein und Bremse scheinen nicht nur direkt aus dem MTB-Katalog stammen, sondern können mit entsprechender Kenntnis mit Edel-Komponenten aus dem MTB-Enduro und Downhill ersetzt werden. Das Basis-Fahrwerk für 5.000 Euro arbeitet auf dem flachen Waldtrail beim belgischen Sur-Ron-Händler Gunther Melis gut, progressiv und trotz schwerem Fahrer (> 100 Kilo) mit einigen Reserven. Einzig bei einem kleinen Sprung kommt die Zugstufe an die Grenze, Gabel und Federbein wippen lange nach und verkomplizieren die an sich unkomplizierte folgende Kurve. Mitfahrer und Knipser Joel wiegt gute 30 Kilogramm weniger, ist Offroader und hat aus beiden Gründen deutlich mehr Speed und weniger Probleme. Die Post-Mount-MTB-Bremse wirkt in diesem Setting kräftig und ausdauernd. Einzig die Steuerung der Hinterradbremse und des Motors stören etwas, denn wer hinten bremst, legt den Motor still, was den Flow öfter stört.
Lightbee kann länger
Ab Werk hat die Lightbee einen knapp 2 kWh-Stunden großen Akku. Damit sind als 45er-Version gut 70 Kilometer auf der Straße drin oder gut zwei Stunden Spaß auf Offraod-Strecken ohne große Höhenunterschiede. Gerade Offroad hält die Ausdauer der Sur-Ron länger als die des Fahrers, der wie in meinem Falle schon nach 25 Minuten nach Gnade und dem Sauerstoff hechelt. Im Zubehör sind Akku mit bis zu 4 kWh zu haben, die benötigen dann nach der höheren Sitzbank, da der tauschbare Akku deutlich höher baut.
Zu klein für Große
Klischeebehaftet sind Offroader und Motorcrosser leichte und vergleichsweise kurze Jockeys. So wirkt die Sur-Ron Lightbee X mit ihrem 1.230 Millimeter Radstand in allen Dimensionen zierlich. Ab über 1,80 Meter Körperlänge kommen die Knie beim flotten Einlenke recht oft in Kontakt mit dem eingelenkten Vorderrad, was die Linie ziemlich verhagelt. Das ist die einzige echte Spaßbremse.
Schmale, seltene Reifen
Weder MTB noch Enduro sind die exotisch dimensionierten Reifen: 1.40er-Breite (gut 40 Millimeter) und 19 Zoll (gut 48 Zentimeter) im Durchmesser vorn und hinten. Das ergibt zwar kein ungewohntes Fahrgefühl, allerdings ist Ersatz finden nicht einfach. Um es einzugrenzen: Wer viel MTB fährt, kommt mit der Paarung besser zurecht als ein Motocrosser.
Viel Zubehör
Rund 5.000 Euro kostet die Lightbee X in der Offroad-Version. Wer möchte, kann direkt viel investieren. Mehr Kraft, mehr Reichweite, mehr Ergonomie und Optik sind möglich. In Zahlen: Mit Controller-Kit und großem 72 Volt-Akku sind bis zu 14,5 Kilowatt Power drin.
Fazit
So macht Elektro Spaß. Die Sur-Ron Lightbee X ist ein Paradebeispiel, eine echte Lösung für ein großes Problem: Offroad-Motorradfahren ist immer mit viel Lärm verbunden. Der leise Elektroantrieb ist die Lösung, selbst wenn die kleine Lightbee wie ein Spielzeug wirkt. Doch wer sich die wachsende Pit-Bike-Szene für Straßenmotorräder ansieht, erkennt: Selbst die Großen können auf kleinen Krädern noch viel lernen.
Die Lightbee ist leicht, günstig und mit einem hohen Spaßfaktor ab Werk. Als Trainingsgerät ebenso wie als Urlaubs-Flitzer oder Stadt-Crosser mit Zulassung.