Die 1920er-Jahre waren in Sachen amerikanischen Motorradbaus, sagen wir, bewegt. Neben Harley-Davidson tummeln sich fast unzählbare Hersteller auf dem Markt. Darunter Henderson, A.C.E, Excelsior und Indian. Der Kenner merkt nun, dass es bei den Modellen der vier Genannten zu großen Teilen um die gleichen Konstruktionen handelt. Allen war der starre Rahmen aus Rohr, der geteilte Tank mit offenliegendem Oberrohr und die Springergabel gemein. Und natürlich der Konstrukteur: William C. Henderson, der – außer bei Excelsior – seinen Maschinen den charakteristischen, längs eingebauten Reihenvieryzlinder schenkte. Dieser leistet in seiner Höchstform aus 1.265 Kubik 40 PS. Leistung die sich der KTM-Eintopf locker aus seinen halb so vielen 625 Kubik schüttelt und noch 10 Perde on top packt. Was diese beiden Motoren gemeinsam haben, wird beim Blick auf die KTM Bobber von Machine 1867 klar.
Starrrahmen verbindet
Edi ist vom Stil der 1920er inspiriert und entwirft der günstig erworbenen KTM einen neuen Rahmen, der den Motor und die Räder der Spender-620-Enduro aufnehmen soll. Eine weitere Anforderung an sich selbst ist: zweiteiliger Tank, das Oberrohr soll sichtbar bleiben. Und da der geplante Sattel doch zu viel Komfort bietet, eine starre Gabel, wie sie die Board Tracker ganz früher hatten. 65 Grad Lenkkopfwinkel und 1.500 Millimeter Radstand klingen doch recht modern. Ein ähnliches Attribut kann sich auch die Bremsanlage am KTM-Vorderrad geben: Die einzelne Scheibe übernimmt Edi unverändert, da er die 50 PS wieder einfangen muss. Hinten verzichtet er auf eine mechanische Verzögerungseinrichtung an der ebenfalls originalen KTM-Felge, die wie ihre Schwester, vorn schwarz gepulvert ist und mit klassisch gezeichneten Reifen bezogen sind.
KTM mit zwei Tanks
Edi möchte wie bei seinen Vorbild-Maschinen einen zweigeteilten Tank unter das Oberrohr des Starrahmens setzen. Aus Aluminium formt er zwei Blasen und nutzt die linke als Reservoir für den Brennstoff. Die rechte Blase – früher in dieser Art mit Öl gefüllt – trägt heute die minimalistische Bordelektrik der Kickstarter-KTM.
Wasserkühler fordert heraus
Eine äußerst moderne Herausforderung stellt sich Edi in Form des bei der KTM dringend notwenigen Wasserkühlers. Ohne läuft das hochverdichtete Kraftwerk nicht sehr lange. Zwei blanke Radiatoren aus Aluminium lösen das Problem, indem Edi sie einfach an den Rahmen schraubt und sie mit dem Alutank überraschend gut harmonieren.
Komfort wie im Traum
Nicht so wie es klingt: Man träumt von Komfort auf der KTM Bobber, denn da ist keiner. Zwar ist der ebenfalls handgefertigte Sattel mit zwei strammen Torsionfedern, die also erst mit richtig Last durch Verwindung arbeiten. Auch die senkrechte Strebe zwischen den Unter- und Oberzügen, dürfte wie die Sattelhalterung jeden Ansatz von Eigenfederung des Metalls im Ansatz unterbinden. Ein Trost: Der eher rappelig laufen KTM-Single dürfte mit seinen Schwingungen jeden Anflug einschlafender Glieder stoppen. Oder vielleicht doch eher begünstigen?
Fazit
Die Essenz des Motorrades: Motor und Räder. Nix Komfort, nix Wetterschutz, nix Fahrwerk, nur ein Hauch von Bremse. Großartig. Schweißen und Rohrbiegen müssten man können.