Suzuki DR 950 Big
V-Strom 1000 trifft DR Big

Wie schön wäre es, wenn sich Suzuki seiner großen Enduro-Tradition erinnern würde! Waren doch die berühmten DR-Modelle teilweise stilbildend für die ganze Gattung. MOTORRAD kreuzte eine aktuelle V-Strom 1000 mit dem Kultbike der 90er-Jahre, der DR Big.

V-Strom 1000 trifft DR Big
Foto: Stefan Kraft

Nach den MOTORRAD-Studien zum BMW-Vierzylinder-Boxer (Heft 6/2018) und zur Honda CX 1200 (9/2018) Kompressor wagen wir uns jetzt an Suzuki. Eine Marke, die schon seit Jahren an die großen Erfolge vergangener Zeiten anschließen will, aber sich derzeit schwertut. Zumindest hier in Deutschland, wo man einst Marktführer war und in Sachen Verkaufszahlen jetzt schon den heißen Atem von Marken wie Husqvarna im Nacken spürt. Nur Mut, möchte man da wünschen.

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V-Strom 1000 trifft DR Big
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Flaggschiff war die DR Big 750 S

Mut, den Suzuki schon einmal hat: von den ersten Leichtbau-GSX-Rs bis zur stilbildenden Chopper-Ikone VS 1400 Intruder. Auch bei Reiseenduros setzte Suzuki früher auf Eigenständigkeit, baute mit der DR-Baureihe robuste und langlebige luftgekühlte Einzylinder. Flaggschiff war die DR Big 750 S, die später noch als 800er kam.

Suzuki
Suzuki DR Big 750 S.

Die DR Big war die dickste aller (Serien-)Einzylinder, hatte dazu noch mit dem Entenschnabel eine provokante Linie, ein Designelement, das bis heute fast jede Reiseenduro mehr oder weniger trägt. Zwei Tankhälften, zwei Ausgleichswellen, eine kümmerliche Bremsscheibe und hinten sogar noch eine Trommel sorgten für Aufregung. Den Vogel aber schoss die Farbgebung ab: Müllabfuhr-Orange – Ende der 80er ein Hammer! Dagegen wirkt die heutige V-Strom so extrem brav, farblich gedeckt, der Schnabel eher verschämt als dominant. Technisch ist sie ihrer Großtante zwar schon um Welten voraus:

Mehr Sportlichkeit, mehr Markenidentität

Alurahmen statt Stahlrohrgeflecht, doppelt so viel Leistung als die eher müden 50 PS von früher, viel Fahrkomfort und ABS mit richtiger Doppelscheibenbremse statt Blockiert-nie-Funktion dank unterdimensionierter Einscheibenbremse. Aber reicht das für den berühmten Will-haben-Reflex, der uns immmer wieder dazu bringt, unsere mühsam verdienten Kröten auf den Ladentisch zu hauen? MOTORRAD denkt Nein, da ginge mehr – mehr Sportlichkeit, mehr Provokation, mehr Markenidentität. Also wieder her mit dem frechen Schnabel, rein in die Farbenwelt für Mutmenschen und streng in Richtung KTM oder Honda Africa Twin marschiert. Natürlich muss dazu ein neuer Reihenzweizylinder her, der V-Motor ist viel zu ausladend und lang. Ein sportlicher 950er mit 115 PS wäre so unsere Wunschvorstellung für die neue Suzi – deutlich drehmomentstärker als eine KTM 790, spritziger und drehfreudiger als eine Africa Twin. Herausragend wäre es, beim Alurahmen zu bleiben, denn daran sparen die meisten Hersteller.

P. Mayer
Suzuki V-Strom 1000.

Fatal wäre bloß, es wieder allen recht machen zu wollen. Deswegen darf die MOTORRAD-DR 950 auch ziemlich hoch ausfallen. Wer vor zu hoher Sitzhöhe Angst hat, soll sich etwas anderes suchen. Wer aber damit umgehen kann, ist im Sattel der King und genießt perfekte Übersicht. Außerdem kann er sich auf Offroad-Fähigkeiten verlassen, die der Konkurrenz fehlen, na ja, die Österreicher hier vielleicht mal ausgenommen. Also: Her mit einem 21-Zoll-Vorderrad, schicken Drahtspeichenrädern und einem 22-Liter-Tank. Dazu noch eine Rallye-verkleidung mit zwei böse blickenden LED-Scheinwerfern – und schon könnte die Sonne für Suzuki wieder scheinen.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023