Kawasakis Supersportler mit dem in Japan vielschichtig belegten Namenszusatz „Ninja“ wird 30. Das Jubiläum wurde standesgemäß gefeiert bei den Kawasaki-Days während des Oldtimer-Grand-Prix am Schottenring.
Kawasakis Supersportler mit dem in Japan vielschichtig belegten Namenszusatz „Ninja“ wird 30. Das Jubiläum wurde standesgemäß gefeiert bei den Kawasaki-Days während des Oldtimer-Grand-Prix am Schottenring.
Als 1984 die erste Kawasaki Ninja in Gestalt der GPZ 900 R auf den Markt kam, durfte sie nur in den USA diesen Namenszusatz tragen. Der für den amerikanischen Markt zuständige Marketingdirektor Mike Vaughan hatte sich während seiner Zeit in Japan für die mit vielen Mythen belegten Untergrundkämpfer des Mittelalters begeistert, die als schnell und wendig, je nach Sichtweise aber auch als ebenso genial wie hinterhältig gelten.
Und im Gegensatz zu den gerne in schrillem Grün auftretenden Ninjas auf zwei Rädern agierten sie lieber im Schatten, unsichtbar, wenigstens unerkannt. Vaughan konnte den gleichwohl klangvollen Namen erst bei seinen amerikanischen Kollegen und schließlich auch in Japan durchsetzen, nachdem alle Beteiligten den von einer Agentur vorgeschlagenen Zusatz „Panther“ abgelehnt hatten. Es sollte aber noch zehn Jahre dauern, bis 1994 die erste Kawasaki ZX-9R erstmals auch in Europa den Schriftzug Ninja offiziell auf der Verkleidung zeigen durfte. Doch der Reihe nach.
248 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit dank guter Aerodynamik und 115 PS aus einem extrem kurzhubigen und erstmals wassergekühlten Vierzylinder waren 1984 ein Statement, das alle Mitbewerber ihre Stirn in Falten legen ließ. Ein Sieg der 900er bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man im selben Jahr begründete den Ruf als überlegenes Superbike. Bald darauf schob Kawasaki eine optisch nahezu identische 750er-Variante nach, eigenständiger wirkte die erste Kawasaki GPZ 600 R. Rundlich, gedrungen, geduckt, so sahen damals Supersportler aus, die Suzuki GSX-R 750 hatte es 1985 vorgemacht.
Und die Grünen? Konterten 1989 mit der bei ihrem Erscheinen bereits rennerprobten Kawasaki ZXR 750, die zwar jener Optik noch für einen Modellzyklus folgte, nun aber erstmals mit dem Rahmenlayout punkten konnte, das bis heute Standard bleiben sollte: dem Aluminium-Brückenrahmen. Über 20 Kilogramm leichter als die GPZ-Modelle war die 750er mit dem Kürzel H1 so extrem auf den Rennstreckeneinsatz ausgelegt wie nie zuvor. Die ersten Baujahre fuhren entsprechend stolz ihre Ansaugschläuche spazieren, die aus der Verkleidung durch den Tank und scheinbar in die Airbox verliefen, auch die ZXR 400, die 1991 hinzu kam. Neben diesen Supersportlern war also noch Platz, und so bereicherte die GPZ 900 R die Modellpalette des deutschen Kawasaki-Importeurs fast zehn Jahre lang bis in die Saison 1993. Dann wurde sie durch die Entwicklung der modernen Sportler ohne eigenes Zutun ins Lager der Tourensportler gedrängt und avancierte zu einem Meilenstein der Motorradgeschichte.
Erst 1994 musste sie weichen, die Rolle der 900er spielte fortan die Kawasaki Ninja ZX-9R. Gleichzeitig führte sie die auch heute noch gültige Namensgebung ein. Ninja prangt nun offiziell auf den deutschen Modellen. Wo der Name ursprünglich herkommt, interessiert nur noch am Rande, zumindest bei den Fans ist Ninja zum Supersport-Mythos geworden. Motor und Fahrwerk der ZX-9R sind Ableger des Superbikes ZXR 750, der Rahmen – nun mit Unterzügen – ist massiver ausgeführt. Weniger Gewicht bei mehr Leistung ist die klare Marschrichtung jener Jahre, kurze Modellzyklen sind Zeichen einer hohen Entwicklungsdynamik im Supersportbereich, nicht nur bei Kawasaki.
Die 600er-Klasse bedient ab 1995 die Ninja ZX-6R, auch eine 750er ist wieder zu haben, die Ninja ZX-7R. 1998 rollt die mit 209 Kilogramm leichteste 900er-Ninja aller Zeiten an den Start, gleichzeitig mit 143 PS auch die stärkste. Suzukis Hayabusa bedarf endlich einer deutlichen Antwort, und die heißt zum Jahrtausendwechsel Kawasaki Ninja ZX-12R. Mit 243 Kilogramm ist sie exakt genauso schwer wie die erste ZX-9R, stemmt aber 178 PS und knackt die 300er-Schallmauer.
MOTORRAD-Markt: Gebrauchte Kawasaki ZX-6R 636 Ninja
2004, zwanzig Jahre nach Erscheinen der GPZ 900 R, verabschiedet sich die Hubraumgröße 900, der volle Liter steht nun in der Kawasaki Ninja ZX-10R zur Verfügung. 50 Kilogramm leichter als die 12er, bietet sie mit 175 PS trotzdem fast deren Leistung. In den letzten zehn Jahren fanden die Entwickler bei der ZX-10R dann nochmals 25 PS, konnten indes nicht verhindern, dass die 10er wieder etwas Speck ansetzte. Was begründet werden kann mit der obligatorischen Umstellung auf Euro 3, die jedes Sportmotorrad rund zehn Kilogramm schwerer machte und die Hersteller vor neue Herausforderungen stellte.
Seit 2011 finden sich auch die vor allem im deutschsprachigen Raum beliebten elektronischen Fahr- und Bremshilfen in den Kawasakis, die das Motorrad nochmals um etwa zwei bis drei Kilogramm schwerer machten. Im Gegenzug wurde das Fahren sicherer. Grämen braucht sich niemand, Kawasaki arbeitet trotz Emissionsvorgaben und Elektronikentwicklungen weiter hart an der Gewichtserleichterung. Zudem wird die Hightech-Elektronik von Jahr zu Jahr leichter und kleiner. So kann sich dann jeder Fahrer ein bisschen fühlen wie Tom Sykes, der sympathische Superbike-Weltmeister von 2013. Er bereicherte die Kawasaki-Days 2014, gab Autogramme, lächelte in die Kameras und rollte in gemächlichem Tempo bei einer Ehrenrunde um den Stadtkurs in Schotten – auf einer völlig serienmäßigen Kawasaki Ninja ZX-10R, natürlich aus der aktuellen 30-Jahre-Jubiläums-Edition.
Der Mythos Ninja geht weiter. Die auf den Herbstmessen 2014 vorgestellte 1000er-Ninja H2 mit Kompressoraufladung liegt mit ihrer Leistungsfähigkeit jenseits aller Vorstellungskraft und soll Kawasaki das Blaue Band des schnellsten Sportmotorrades zurückbringen. Sympathisch, dass der Name Ninja nicht nur die absoluten Überflieger, sondern auch kleine 250er- und 300er-Kawas schmücken darf. Vielleicht bald sogar eine 125er?
Erst das zweite Mal veranstaltete Kawasaki Deutschland sein Markentreffen namens Kawasaki-Days und dockte gleich bei einer der renommiertesten Klassikveranstaltungen Deutschlands an. Beim Oldtimer-Grand-Prix am Schottenring werden sonst 12.000–15.000 Besucher erwartet, jetzt waren es für beide Events zusammen laut Veranstalter 19.000 wetterfeste Fans, die den kräftigen Regenschauern trotzten. Neben Tom Sykes tummelten sich der deutsche Superbike-Meister von 1995, Jochen Schmid, Isle of Man-Teilnehmer Horst Saiger und Altstar Toni Mang am Zelt und bei den Kawasaki-Ständen, gaben Autogramme und machten Small-Talk mit den Besuchern. Eine Ehrenrunde der Stars auf (wenigen) alten und neuen Ninjas, Probefahrtrunden und Stände der Haustuner ergänzten das Programm.