- Bekannte, solide Grundlage
- Neuer Sound
- Nur für leichtes Gelände
- Konzept für Einsteiger
- Solides Fahrwerk
- Lockere Ergonomie
- Etwas schwer gebaut
- 48 PS reichen
- Fazit
In den letzten zehn Jahre konnten die Japaner in Europa insgesamt mehr als 133.000 Einheiten von CB 500 F, CB 500 X, CMX 500 Rebel und CBR 500 R – in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit – absetzen. Wobei in good old germany die Rebel (1.413 Einheiten/Platz 10) deutlich vor der F (879/34), R (529/66) und X (409/87) liegt. Und auf eben jener, im Übrigen keineswegs aufrührerisch veranlagten, sondern eher brav ihren Dienst verrichtenden Rebel basiert die mit leichtem Scrambler-Einschlag versehene CL 500.
Bekannte, solide Grundlage
Motor und Kraftübertragung sind bis auf das einen Zahn größere Kettenblatt der CL identisch, ebenso der Hauptrahmen. Der Heckrahmen hingegen wurde neu gezeichnet. Neben einem immerhin für Kurzstrecken tauglichen Soziussitz macht das verstärkte Rohrwerk dank eingeschweißter Gewindebuchsen die Montage von Gepäckträgern (Originalzubehör) zum Kinderspiel. Auf der Scrambler thront man mit 790 Millimetern in immer noch einsteigerfreundlicher Sitzhöhe deren 100 höher als auf der Rebel.
Neuer Sound
Den Platz darunter füllt eine neu entwickelte Airbox aus, die zusammen mit dem mächtigen Endrohr, das wiederum an die beliebten Scrambler der Sechziger und Siebziger erinnern soll, einen dumpferen und bassigeren, aber dennoch Kurort-kompatiblen Sound generiert (Standgeräusch 89 dB(A)). Das schlichte und bei Sonneneinstrahlung kaum ablesbare LC-Display sowie Lenkerschalter, Armaturen, Scheinwerfer, Tank, Bremsen und Schwinge teilen sich die ungleichen Schwestern.
Nur für leichtes Gelände
Bei der Bereifung hören dann die Gemeinsamkeiten auf. Wo die Rebel auf ihren 16-Zoll-Ballongummis auf Reisen geht, steht die CL auf Scrambler-üblichen 19/17-Zoll, in diesem Fall aus Aluminium gegossenen und mit sehr dezent bestollten Dunlop Trailmax Mixtour bestückten Rädern.
Konzept für Einsteiger
Die Ausstattung der CL ist einfach gehalten. Das Cockpit zeigt im Wesentlichen das, was auf dem Schirm zu sehen ist, diverse Mappings oder gar Connectivity gibt es nicht. Keiner der Handhebel ist einstellbar, die mechanisch betätigte Kupplung ist easy auch mit zarten Fingern zu dosieren. Die Bremse ist einsteigerfreundlich nicht zu scharf abgestimmt, für normales Verzögern reichen ebenfalls zwei Finger. Möchte man jedoch auf trockener Straße in den ABS-Regelbereich vorstoßen, oder steht eine Notbremsung an, ist schon die ganze Hand gefragt. Das Fahrwerk stellt den Novizen vor keine Rätsel. Die 41er-Telegabel mit 150 Millimetern Federweg ist komplett fix, die beiden Stereofederbeine bieten 145 Millimeter Raum und lassen sich fünffach in der Federbasis verstellen.
Solides Fahrwerk
Die Abstimmung darf, gemessen am vorrangigen Einsatzspektrum und Preisrahmen als gelungen gelten. Vor allem die Gabel spricht schön an, und bietet dennoch Reserven für die flottere Fahrt, gröbere Verwerfungen im Straßenbelag und/oder verschärftes Ankern. Hinten sieht es nicht ganz so gut aus. Bei zügiger Fahrt im Winkelwerk oder dem kurzen Ausflug auf eine Schotterpiste kommt schon der Wunsch nach etwas mehr Ruhe im Heck auf.
Lockere Ergonomie
Wenig Wünsche hingegen kommen zumindest vorn bei der Ergonomie auf. Die Sitzhöhe beträgt, wie bereits erwähnt, 790 Millimeter. 100 mehr als die Rebel und 40 weniger als die X. Dank schmalem 12-Liter-Tank und entsprechendem Knieschluss braucht es kein Gardemaß für sicheren Stand. Der recht hohe und breite Lenker streckt sich dem Fahrer weit entgegen und ergibt mit in angenehmer Höhe angebrachten Fußrasten eine lässig aufrechte und gute Spielübersicht bietende Sitzposition. Die, wenn es heute nicht so verpönt wäre, eine locker im Mundwinkel hängende Filterlose perfekt unterstreichen würde. Einerseits.
Etwas schwer gebaut
Andererseits wäre die schnell ausgeblasen, denn den proklamierten immerhin 191 Kilogramm Trockengewicht und "nur" 48 PS zum Trotz lässt sich mit der CL höchst agil durchs mit feinsten Asphaltbändern jedweder Kategorie durchzogene andalusische Hinterland räubern. Schön ausbalanciert und frei von Nervereien wie Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage oder dem Einklappen ab einer gewissen Schräglage macht die CL richtig Laune.
48 PS reichen
Trotz der für heutige Verhältnisse geringen Leistung kommt in den Bergen kaum ein Mangelgefühl auf. Im Gegenteil, man kann den obenraus schon kräftig kribbelnden Twin mal in den Begrenzer drehen, ohne gleich das Risiko einzugehen, lebenslang zum Fußgänger zu werden. Gemäßigt bewegt, sollen Verbräuche von deutlich unter vier Liter kein Problem sein.
Fazit
Was es weder für Geld noch für gute Worte gibt, ist ein Hauptständer. Der mächtige und klobige, komplett aus Stahl gefertigte zweiteilige Auspuff lässt schlicht keinen Platz dafür. Aber das wird den mutmaßlichen Erfolg der CL wohl kaum schmälern. Sie gibt es in Blau, Orange, Olivgrün und Schwarz ab Ende April für 6.990 Euro (inkl. Nebenkosten) beim Händler.