- Cockpit und Ergonomie
- Handling, Grip, Bereifung
- Bremsen und Dämpfung
- Fazit
Die Mash X-Ride 650 Classic ist zusammen mit dem Dirt Track 650 und dem Six Hundred das größte Modell der französischen Marke, die 2011 mit der Entwicklung von 125er-Retro-Modellen begann. Die X-Ride 650 erschien 2020 und wurde nun auf Euro 5 aufgerüstet. Außerdem wurde die weiße Version um eine Farbvariante ergänzt: Sie kommt nun auch in stilvollem Schwarz daher, deutlich angelehnt an die legendäre Yamaha XT 500.
Auch der Motor ist ein Klassiker, denn er ist eigentlich der Motor der 1988er-Honda NX 650 Dominator, die sich wiederum einer vergrößerten Version des 1985er-XR 600-Motors bedient. Dieser luftgekühlte 644-cm³-Single hat eine radiale Ventilanordnung, bei der die vier Ventile wie Blumen in einer Vase angeordnet sind, um einen schönen halbkugelförmigen Brennraum zu schaffen. Ein technisches Wunderwerk zur damaligen Zeit. Aber ein Kraftpaket war der Dominator nicht. Angepasst an die heutigen strengen Abgasvorschriften, u.a. mit Delphi-Einspritzung anstelle des alten 40-mm-Keihin-Vergasers, leistet der klassische Single 39 PS bei 6.000/min (im Vorjahr waren es 40 PS, 1988 ursprünglich 44 PS) und 45 Nm Drehmoment bei 4.500 U/min (1988 waren es 51 Nm bei 5.000/min). Das gibt schon einen Vorgeschmack aufs Fahrgefühl auf der X-Ride: leichtes, niedriges Drehen, passend zum Retro-Charakter des Ganzen.
Cockpit und Ergonomie
Passend zum Retro-Stil zeigt sich das minimalistische Armaturenbrett: eine kleine runde Uhr mit einem einfachen, aber klaren Drehzahlmesser und einer Reihe von Kontrollleuchten in der oberen Hälfte, mit einem kleinen LC-Display darunter, das die wichtigsten Informationen wie Geschwindigkeit, Kilometerstand zeigt und sogar über eine Ganganzeige verfügt.
Beim Fahren erlebt man einen Mix aus zwei Genres – die Erfahrung erinnert einerseits an klassische Offroad-Bikes wie die XT 500 und andererseits an moderne Supermotos. Im Sattel fühlt man sich eher wie auf Letzteren: ein geräumiger, aktiver Sitz mit breitem Lenker und einer hohen, harten Sitzbank. Der Blick auf den Tank, das Armaturenbrett und die Scheinwerfer versetzen den Fahrer hingegen in die späten Siebzigerjahre zurück.
Nicht wirklich schnell
In der Praxis bevorzugt der Einzylinder den Bereich zwischen 3.000 und 5.000/min. Darunter fängt er an zu ruckeln und darüber fühlt sich der Motor an, als würde er kämpfen, obwohl seine Spitzenleistung erst bei 6.000/min anliegt. Er lässt sich trotzdem recht gut bis zum Drehzahlbegrenzer bei circa 7.000/min ziehen, so dass man auf einer Tour das Drehzahlband ausnutzen kann. Dabei erzeugt die Mash X-Ride 650 Classic dunkle, dumpfe Hammerschläge; nicht heftig, eher gedämpft.
Natürlich ist die Mash X-Ride 650 Classic nicht wirklich schnell – 39 PS und ein Leergewicht von 177 kg sorgen nicht für eine atemberaubende Beschleunigung, aber auf kurvigen Nebenstraßen kommt man zügig voran. Die Einspritzung funktioniert im Euro5-Trimm gut, ist aber nicht ganz ruckelfrei – allerdings ist die Mash bei den Euro 5-Bikes damit nicht alleine und man gewöhnt sich teilweise daran. Die Schaltvorgänge verlaufen eher grob, aber auch das passt zum Ganzen.
Handling, Grip, Bereifung
Die Mash X-Ride 650 Classic ist ein Retro-Bike für kleinere, kurvenreiche Straßen, aber leider lässt das Handling etwas zu wünschen übrig. Das liegt vor allem daran, dass die X-Ride Stollenreifen auf ihre straßenorientierten 17-Zöller aufgezogen bekam. Schaut gut aus und ist praktisch, wenn man damit ins Gelände will, aber eigentlich ist die X-Ride eine Art Supermoto und fährt besser mit Straßenreifen. Außerdem sehen die Stollenreifen zwar aus wie Pirelli Scorpion Rally STRs, sind aber Imitate von der taiwanesichen Marke Kenda. Erwähnenswert in Sachen Reifen ist auch der empfohlene sehr hohe Druck: 2,8 bar vorne und hinten! Bei der Vorführung in den Niederlanden hatte der Importeur diesen auf knapp unter 2 bar eingestellt, was für diese Art von Motorrad eher üblich ist.
Wie dem auch sei: Die Mash X-Ride 650 Classic lenkt eher zäh ein und vermittelt dann das Gefühl, mit nicht allzu viel Grip in die Kurve zu gehen. Etwas besser wird es, wenn die Reifen warm sind. Man gewöhnt sich zwar nach einer Weile daran, aber der Fahrspaß wird nach einem Reifenwechsel auf gutes Straßengummi enorm gesteigert. Das wissen wir aus dem Vergleichstest mit Ducati Scrambler Icon Dark und Fantic Caballero Scrambler 500. Damals stand die X-Ride 650 auf Metzeler M7RR, die für ein sehr agiles und wendiges Handling sorgten.
Bremsen und Dämpfung
Die beeindruckend aussehende Vorderradbremse mit 320-mm-Scheibe und radial montiertem Vierkolben-Bremssattel erforderte beim Fahrtermin mit dem frischen Testbike eine gehörige Portion Handdruck, aber das könnte sich mit ein paar mehr Kilometern verbessern. Was sich nicht so leicht verbessern wird, ist das starke Verwinden der Gabel bei härteren Bremsmanövern – etwas, das wir noch von früher kennen. Die Federung ist gut gedämpft, hat aber einen eher groben Anschlag. Für einen flotten Fahrstil ist das allerdings besser als eine zu lasche Federung, zumal die Dämpfung nicht einstellbar ist.
Bemerkenswert ist das altmodisch kurze Wartungsintervall von 3.000 Kilometern; dies wird zum Teil durch das zu erwartende Nutzungsverhalten mit relativ wenigen Langstrecken verursacht. Sogar das Ventilspiel muss jedes Mal (!) überprüft werden, aber zum Glück ist das bei diesem Motor eine einfache Aufgabe, dank der bekannten Honda-Kappen im Ventildeckel, um die Einstellschrauben zu erreichen.
Fazit
Alles in allem ist diese nostalgisch gestylte Mash in vielerlei Hinsicht ein Erlebnis der 1970er-Jahre, aber verpackt in ein neues Fahrrad mit Garantie und allem. Ein Satz neuer Reifen ist in jedem Fall empfehlenswert.