Ende der 1970er-Jahre war die Moto Guzzi 1000 SP kein sportliches, sondern ein touristisches Modell. Umso beeindruckender ist dieser Café Racer-Umbau von Fuchs Workshop aus Ravenna.
Ende der 1970er-Jahre war die Moto Guzzi 1000 SP kein sportliches, sondern ein touristisches Modell. Umso beeindruckender ist dieser Café Racer-Umbau von Fuchs Workshop aus Ravenna.
So wenig, wie SP damals für besonders sportliche Guzzis stand, so wenig deutet der Name Fuchs in diesem Fall auf eine deutsche Firma hin. Der Fuchs Workshop befindet sich in Italien. Genauer: in der Emilia-Romagna, in Ravenna. Massimo Rinchiuso ist dort sein eigener Chef, und fest angestellte Mitarbeiter hat er nicht. Wenn er Custombikes aufbaut, macht er das meiste selbst. Spezielle Details lässt er manchmal außer Haus anfertigen, wenn es seine eigenen Fähigkeiten oder die seiner Maschinen und Werkzeuge übersteigt.
Bei dieser Moto Guzzi handelt es sich ausnahmsweise nicht um einen konkreten Kundenauftrag. Massimo hat sie aus eigener Initiative gemacht, als Showbike, um damit für seinen Fuchs Workshop zu werben. Als er die Moto Guzzi 1000 SP, Baujahr 1979, kaufte, war sie in Einzelteile zerlegt und auf vier Kisten verteilt. Der Vorbesitzer hatte eigentlich vor, sie komplett zu restaurieren. Doch dazu kam es nie. Und Massimo hatte eher einen Café Racer als ein neu aufgebautes Original im Sinn.
Dazu fing er mit dem über 40 Jahre alten Stahlrohrgestell an. Er entfernte die originalen Motoraufhängungen und setzte andere ein. Hierbei findet ein besonders schönes, filigranes Leichtbau-Detail Verwendung: ein aus Aluminium gefrästes Verbindungselement. So kann der V-Twin nun ein paar Zentimeter höher im Rahmen hängen, was dem Vorderrad und damit auch der geometrischen Anordnung des Fahrwerks etwas mehr Spielraum ermöglicht. Aus dem ziemlich flachen Lenkkopfwinkel des Oldtimers ist ein etwas modernerer geworden, und das bringt auch ein spürbares Update fürs Handling mit sich. Von einer etwas älteren, im Vergleich mit der Basis aber deutlich jüngeren Yamaha R6, stammt die Telegabel. Sie ist von oben bis unten passend gemacht worden, mitsamt den Aufnahmen für die Vierkolben-Bremszangen von Brembo. Fürs Heck fertigte Massimo eine neue Aluminiumschwinge an, die nur 2,25 Kilogramm wiegt. Diese kombiniert er mit zwei einstellbaren Federbeinen von Öhlins. Auch bei den klassisch-eleganten Fünfspeichenrädern handelt es sich um Sonderanfertigungen, sie wurden von Workshop 09 aus Aluminium-Vollmaterial gefräst. Bei der Fahrwerksabstimmung ließ Massimo sich von Lanko Tuning unterstützen.
Da erscheint es geradezu selbstverständlich, dass die stilsicher arrangierten Karosserieteile ebenfalls aus Aluminium angefertigt worden sind. Von der zierlichen Frontschale über den standesgemäßen Benzintank bis hin zum Café Racer-typischen Heckbürzel. Hellgrau lackiert wurden die Teile wie der rote Rahmen von Maury’s Painting. Weitere hausgemachte Details sind die Fußrasten, der Tankverschluss sowie alle Halterungen. Von Motogadget aus Berlin stammen die Schalter an den Lenkstummeln und der klassische Tacho mit integrierten Anzeigen.
Nach über 40 Jahren und Zwischenlagerung in einer von vier Teilekisten musste natürlich auch der Motor fit gemacht werden. Bei dieser Gelegenheit trimmte Massimo ihn fitter als je zuvor. Mit reduzierten Massen an Kurbeltrieb samt Schwungscheibe, neuen Nockenwellen mit angepasstem Ventiltrieb und feinbearbeiteten Brennräumen. Über offene Trichter und 40er-Vergaser von Dell’Orto wird angesaugt, dazu gibt’s eine neue Zündanlage von Silent-Hektik und eine hydraulisch angesteuerte Kupplung. Bei der Edelstahl-Abgasanlage handelt es sich um eine Sonderanfertigung mit schlanken und klangstarken Endrohren von SC Project. Auch insgesamt ist die Fuchs-Guzzi schön schlank geworden – von den seitlich herausragenden Zylindern abgesehen. Ohne Sprit wiegt sie angeblich nur 155 Kilogramm – für so ein Kaliber ist das sensationell leicht. Umso stärker kann der luftgekühlte 1000er-Twin mit nun über 90 PS anreißen. Auch am Motor hat Massimos Freund Claudio Lanconelli von Lanko Tuning mitgewirkt.
Schließlich lösen wir noch das Namensrätsel auf. Enzo heißt dieser Café Racer nicht wegen Enzo Ferrari, der ebenfalls in der Emilia Romagna zuhause war. Auch Massimos Großvater hieß Enzo. Er weckte bei seinem Enkel einst das Interesse für Maschinen und Details. Für solche Maschinen. Und für solche Details.
Massimo Rinchiusos Großvater Enzo wäre sicherlich sehr stolz auf seinen Enkel gewesen und hätte sich über diesen nach ihm benannten Café Racer gefreut. Ebenso groß wird die Freude bei allen Guzzi-Fans sein, wenn sie die Enzo von Fuchs sehen.