Suzuki Fat Mile Bandit-Visionen

Was macht eigentlich Suzukis Kult-Bike Bandit? Mauerblümelt vor sich hin, den Trendsetter geben gerade andere. Beim Ehrgeiz gepackt, ließ Suzuki Deutschland daher eine stylishe Custom-Bandit entwickeln: die Fat Mile. Wohl auch als kleine Anregung fürs Mutterhaus in Japan.

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Suzuki Bandit: ein Name wie Donner­hall, seit 1995 ein Garant für Stückzahlen, erst als 1200er, dann als 1250er. Sparsam, bequem, uni­ver­sell – eine Art Golf auf zwei Rädern. Ein Motorrad, das mit dem dicken Motor für kleines Geld jedem in irgendeiner Lebensphase viel zu bieten hatte. So war das damals.

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Und heute? Sieht die Sache anders aus. Die Motorradwelt ist radikaler geworden, dynamischer und vor allem individueller. „Eine für alle“ gilt nicht mehr, stattdessen will jeder seinen ganz speziellen Bock.

Sollte es das für das einstige Kult-Bike also gewesen sein? Nein, befand man bei Suzuki Deutschland. Den Trend zur Old School, zum Reduzierten, gibt es schließlich, und in dieses Schema passt die alte Dame Bandit fast perfekt. Ein kräftiger Motor ohne Schnörkel, ein ansehnlicher Rahmen mit puristischen, runden Oberzügen, eine Airbox, die noch hinter statt über dem Motor sitzt, dazu ein echter Tank statt plas­­tilinen Airbox-Verkleidungen: Daraus soll­te sich doch etwas machen lassen, so die Überlegungen bei Suzuki Deutschland. Und wenn wir schon dabei sind, Tradition und Moderne zu verbinden, holen wir uns ein generationenübergreifendes Designer-Duo ins Haus. Hans A. Muth und Daniel Händler nahmen sich der Sache an.

Motor, Rahmen und Schwinge bleiben Bandit

Sie entwarfen eine Bandit, die nichts mehr mit dem alten Multitool 1250 S, aber ganz viel mit dem Café Racer-Zeitgeist einer neuen Szene zu tun hat. Suzuki Deutschland hielt sich mit Vorgaben zurück und stellte im Grunde nur eine Bedingung: Die Bandit sollte Bandit bleiben. Motor, Rahmen (natürlich mit überarbeitetem Rahmenheck) und Schwinge wurden daher vom Original übernommen. Bei allen anderen Komponenten hatten die Designer freie Hand. Vorderen Kotflügel, Bugspoiler und Heckpartie entwarfen sie nach eigenen Ideen, während es sich beim Tank wiederum um das Original handelt, auch wenn es nicht so aussieht: Die frische Optik erzielten die Designer Muth und Händler per neuer Lackierung und zusätzlichem Tankgurt aus Leder. Bei der Gabel bedienten sie sich in Suzukis Teileregal, und zwar bei der aktuellen GSX-R 1000. Dazu kombinierten sie Speichen­räder von PVM und eine standesgemäße Bereifung mit dem Metzeler Sportec M7RR im Format 120/70 ZR 17 und 200/55 ZR 17.

Alle weiteren Zutaten, die aus der braven Bandit die puristische Suzuki Fat Mile machen, stammen ebenfalls aus dem Arsenal der Zubehör-Industrie. Die Auspuffanlage mit zwei höchst filigranen Endrohren auf jeder Seite hört auf den martialischen Namen Cobra Urban Killer, die Lenker-Armaturen steuert ISR bei, Fußrasten, Griffe, Spiegel und Nummernschildhalter kommen von Rizoma, und die Blinker – wer hätte das gedacht – kann man im Kellermann-Programm finden. Was man jedoch in keinem Programm der Welt ­findet, ist eine Anleitung zum harmonischen Zusammenspiel dieser Komponenten. Hier bewiesen die beiden De­signer ein feines Händchen.

Was bringt die Zukunft?

Eine entscheidende Gewichtsersparnis brachte die optische Radikalkur allerdings nicht, statt 254 Kilogramm wie die Bandit bringt die Fat ­Mile immer noch 251 Kilogramm auf die Waage. Dennoch dürfte der stämmige Big Block mit seinen 98 PS, vor allem aber mit den fülligen 108 Newtonmetern bei 3700/min, im Sprint keine Mühe haben, zumal die Lenkerhälften nun rennmäßig tief an die Standrohre geflanscht sind.

Bleibt die Frage nach der Zukunft der Fat Mile. Nur eine Fingerübung oder doch ein Fingerzeig, wie es mit der Bandit weitergehen könnte? Hoffentlich Letzteres, denn eine 1250 S mit dem puristischen Ansatz der Fat Mile fände sicher auch unter den alten Anhängern neue Fans. Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel der BMW R nineT, die gekonnt Tradition und Moderne miteinander verbindet und beweist, dass ein nicht mehr ganz taufrischer Motor nicht zwingend zum alten Eisen gehört, sondern einfach nur in ein entsprechen­des Umfeld.

Suzuki Deutschland jedenfalls denkt vorsichtig darüber nach, das „Fat Mile-Paket“ in verschiedenen Ausbaustufen als Umbaukit anzubieten. Noch schöner wäre es allerdings, würde die Botschaft aus Deutschland auf Gegenliebe bei Suzuki in Japan treffen. Dann dürften sich nicht nur deutsche Bandit-Fans auf eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte freuen.

Naked Bike
Motorräder

Technische Daten Suzuki Fat Mile

Vierzylinder-Reihenmotor, 1255 cm³, 72 kW (98 PS) bei 7500/min, 108 Nm bei 3700/min, Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, ABS, Alu-Speichenräder, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 200/55 ZR 17, Gewicht 251 kg.

Hans A. Muth und Daniel Händler

Suzuki
Generationenprojekt: 52 Jahre und unterschiedliche Arbeitsmethoden trennen die beiden Designer Muth und Händler.

Mit der Fat Mile will Suzuki Deutschland nicht nur eine hippe Custom-Variante der leicht angejahrten Bandit ins Gespräch bringen, sondern auch ein ungewöhnliches Design-Team vorstellen: Entwicklung und optische Umsetzung des Motorrads übernahmen der 79-jährige Hans A. Muth, bekannt vor allem als Vater der legendären Suzuki Katana, und der 27-jährige Nachwuchs-Designer Daniel Händler.

Einen Platz in der modernen Customizing-Welt

Fat Mile: Dahinter verbirgt sich der Plan, der in Ehren ergrauten Bandit einen Platz in der modernen Customizing-Welt zu verschaffen. Dazu passt, dass die beiden Designer aus unterschiedlichen Genera­tionen stammen. Daniel Händler (27) studierte Brand Design in Hamburg und fertigte seine Bachelor-Arbeit bei Suzuki an. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass als Basis für den Umbau die Bandit gewählt wurde: „Neben der GSX-R ist sie das typische Suzuki-Motorrad“, erklärt der junge Motorradfahrer. Ihm zur Seite stellte Suzuki einen erfahrenen Mann: Hans A. Muth (79), bekannt als Formgeber der BMW R 90 S und der Suzuki Katana. „Daraus ergab sich eine Art Senpai-Kōhai-Beziehung, also von Meister und Schüler, wie sie in Japan Tradi­tion hat. Und das wiederum passt ja gut zu Suzuki“, meint Gerald Steinmann, Marketing-Manager in der deutschen Niederlassung.

Über die Zusammenarbeit selbst berichtet Daniel Händler: „Wir haben uns zu Beginn drei Tage eingeschlossen und nur über die Fat Mile geredet und gezeichnet. Das war enorm motivierend und sehr lehrreich für mich.“ Meister Muth zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Ich musste Daniel Händler zwar das eine oder andere Mal daran erinnern, dass man auch bei frühen Entwürfen schon an die spätere Umsetzung denken muss, aber wir haben gut harmoniert. Ich denke, dass wir ein sehr gelungenes Motorrad entworfen haben.“

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