Die SWM Gran Milano bietet zwei Modelle in einem. MOTORRAD hat Solo-Café-Racer und Biposto getestet.
Die SWM Gran Milano bietet zwei Modelle in einem. MOTORRAD hat Solo-Café-Racer und Biposto getestet.
Heute so, morgen so. Sie haben die Wahl, denn egal ob Solo-Café-Racer oder Biposto, bei der SWM Gran Milano gibt es zwei Modelle in einem. Alle Umbauteile für den nächsten Ausflug als Ein- oder Zweisitzer liegen bei. Als schlagendes Herz kommt bei der SWM ein 445 cm³ großer, luftgekühlter Einzylinder zum Einsatz. Aus Shineray-Hallen in China trifft er neben anderen Teilen in der ehemaligen Fertigungsstätte von Husqvarna in Italien ein. Dort wächst sein Hubraum von 400 cm³ um ein paar Schnapsgläser, bekommt eine Einspritzung angeflanscht und meistert so die Euro 3-Abgashürde. ABS und Abgaswerte gemäß der Euro 4-Norm bietet die SWM noch nicht, beides soll aber ab 2017 Standard sein. Doch jetzt zurück in die Gegenwart. Gute 170 Kilogramm vollgetankt – mit 20 Litern bunkert ihr Spritfass richtig viel – drückt die Gran Milano auf die Waage.
Gut für ein federleichtes Handling. Auch weil die Reifenbreiten im 120/70er- und 150/60er-Format schön schmal ausfallen. Bei gemessenen 32 PS bei 6600/min genügt das allemal. Die wollen jetzt ausgekostet werden. Schon beim Platznehmen in 848 Millimetern Sitzhöhe fallen die gefälligen Details der SWM Gran Milano auf. Feine Nähte zieren die Sitzbank, das braune Farbkleid wirkt ebenso wertig wie die Brembo-Handpumpe samt Bremszange sowie die Braking-Bremsscheibe vorne. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Grobe Schweißnähte an den Auspuffhaltern oder die billig wirkende Kupplungsarmatur trüben das Bild etwas. Doch bevor die Erbsenzählerei überhandnimmt, jetzt schnell ein paar Meter machen, sich zu den angenehm positionierten Lenkerstummeln beugen.
Das Sitzarrangement passt, wenngleich lange Menschen wie der Autor leicht deplatziert wirken. Wer die 185-Zentimeter-Markierung aber nicht sprengt, findet sich bestens integriert auf der SWM Gran Milano wieder. Lustvoll dreht der Single nach oben, fühlt sich in mittleren Drehzahlen pudelwohl. Flugs flutschen die Gänge durchs Getriebe, gut dosierbar lässt sich mit der Bremse Geschwindigkeit abbauen. Nicht perfekt, aber weit entfernt von mies, tasten die vielfach einstellbaren Federelemente das Straßenrelief ab. Wären da nicht die Reifen. Die grob profilierten Pneus von Golden Tyre sehen zwar wichtig aus, vermasseln aber fast jeden sauberen Strich.
Dabei macht die SWM Gran Milano auf kleinsten Straßen eigentlich richtig Laune. Der Single in ihrer Mitte verbreitet reine Lebensfreude, prustet prächtig aus den klangstarken Doppeltröten. Was letztendlich neben einem empfehlenswerten Reifenwechsel noch für eine dauerhafte Beziehung fehlt, sind 5490 Euro. Da müssen selbst Retro-angefixte Hipster kurz schlucken.
SWM Gran Milano
Motor:
Luft-/ölgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile, Einspritzung Ø 36 mm, geregelter Katalysator, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Nasskupplung, Fünfganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 1 : 2,375.
Fahrwerk:
Rohrrahmen aus Stahl mit geteiltem Unterzug, Upside-down-Gabel, Ø 47 mm, Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, Scheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsattel, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Maße und Gewichte:
Radstand 1421 mm, Federweg v./h. 130/101 mm, Sitzhöhe 848 mm, Gewicht vollgetankt* 168 kg, Zuladung 144 kg*, Tankinhalt 20,0 Liter.