Triumph Thruxton RS (2020) im Fahrbericht
Erste Ausfahrt mit dem Retro-Bike

Die Farbe der Vergangenheit – sie ist zweifellos schwarz. Auch bei Triumph setzt man bei der neuen Thruxton RS auf diesen Farbton – und fährt damit nicht schlecht.

Triumph Thruxton RS.
Foto: Triumph

Es gibt Motorräder, die man gefahren sein muss, um sie zu mögen. Bei anderen passiert das schon im Stand. Die Triumph Thruxton RS ist ein Bike, bei der das Anschauen reicht. Wo immer sich das Auge verliert, es trifft auf ausgewählte Materialen, edle Oberflächen und eine Aufgeräumtheit, die ihresgleichen sucht. Keine Leitung, kein Kabel, kein Zufall, sondern gediegener Maschinenbau für Herz und Hirn. Wenn früher wirklich alles besser war, manifestiert es sich nirgendwo besser, wie in diesem Motorrad von heute. In dem stärksten Triumph-Twin aller Zeiten, für viele Fans (neben der BMW R nineT) das Heritage-Bike schlechthin. In einem Motorrad, das bei vielen Fans ziemlich hohe Erwartungen weckt.

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Mehr Leistung, weniger Gewicht, bessere Ausstattung

Und zwar zurecht, wie das erste Treffen mit der neuen RS im hügeligen Hinterland der Atlantikküste bei Faro zeigt. Das muss sie auch, denn immerhin soll sie mit der bisherigen Standard-Thruxton und der zusätzlich angebotenen Thruxton R gleich zwei Vorgängerinnen ersetzen. Und weil sich die edle und teurere „R“ in den vergangenen vier Jahren seit ihrem Erscheinen mit rund 80 Prozent deutlich besser verkaufte als die fahrwerksmäßig einfacher gestrickte Thruxton, ist es nur konsequent, mit der neuen RS noch weiter in Richtung High-End zu gehen.

Triumph Thruxton RS.
Triumph
Mit der neuen Thruxton RS geht Triumph weiter in Richtung High-End.

Das ist bei der neuen RS zweifellos geschehen. Mehr Leistung, weniger Gewicht, bessere Ausstattung, wertige und stilsichere Materialauswahl: Kein Zweifel, da hat man sich in Hinckley nicht lumpen lassen. Der neue Motor hat dank geänderter Steuerzeiten, überarbeiteter Kanäle und einer höheren Verdichtung mit 105 PS nicht nur acht PS mehr, sondern auch einen optimierten Drehmomentverlauf mit noch mehr Bums in der Mitte und einem Maximum, das nun 700/min früher anliegt. Dazu kommt – und das ist in dieser Kombination durchaus selten – ein spontaneres und lebendigeres Drehvermögen aufgrund der nun um 20 Prozent leichteren Kurbelwelle. Dass der 1200er Reihentwin nun Euro 5 erfüllt, ist Ehrensache.

High-Performance-Sportreifen überzeugen

Ebenso, wie ein gutes Fahrwerk, weil ja schon die Thruxton R durchaus eine flotte Sohle auf die Straße legte. Daran hat sich zum Glück auch bei der RS nichts geändert, im Gegenteil. Hinten zweimal Öhlins (für die Thruxton RS jetzt sogar mit schwarzen Federn), vorne eine mächtige Showa Big Piston-Gabel: Diese Kombination weiß auch im portugiesischen Winter, der in diesem Fall leider Regen und Temperaturen knapp über zehn Grad bescherte, zu überzeugen. Erst recht, weil man sich in Hinckley nicht scheute, der RS einen echten High-Performance-Sportreifen auf ihre schwarzen Speichenräder zu ziehen. Metzeler Racetec RR heißt das schwarze Gold, das selbst im zurückhaltenden 160er-Format hinten in diesem Heritage-Bike doch überkandidelt wirkt, es aber tatsächlich nicht ist. Im Gegenteil: Die Thruxton harmoniert prächtig mit dem Rundstrecken-Gummi, selbst unter diesen widrigen Bedingungen. Der RR haftet selbst im leichten Nieselregen besser als gedacht und meldet über die straff gedämpften Federelemente fein zurück, was die Thruxton hier im portugiesischen Outback unter die Räder nimmt. Das ist natürlich insbesondere auf der Bremse ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Erst recht, wenn sich die Stopper so fein und transparent dosieren lassen wie M50-Zangen von Brembo, die sich in die mächtigen 310er Scheiben verbeißen.

Triumph Thruxton RS.
Triumph
Der Motor leistet im Vergleich zum Vorgängermodell 8 PS mehr.

Und wenn es der Fahrer dann doch einmal übertreibt und schneller unterwegs ist als gedacht? Regelt das ABS zuverlässig, genauso wie die Traktionskontrolle, die in drei Modi (Rain, Road, Sport) in Tateinheit mit dem Ansprechverhalten und der Leistungsentfaltung des Motors agiert. Das passiert allerdings selten, jedenfalls dran, wenn der Fahrer weise ganz auf die Kraft des 1200er im mittleren Drehzahlbereich vertraut und im Zweifel lieber einen Gang zu hoch als zu hochtourig fährt. Die Stärke dieses nach wie vor faszinierend kompakten und aufgeräumten liegt nämlich nach wie vor in der fülligen Drehzahlmitte. Das bedeutet: wer weniger schaltet und rund fährt, kommt eher an. Und ist dann selbst ohne Messer zwischen den Zähnen so schnell, wie man es dieser Maschine auch auf den zweiten Blick nicht zutraut. Weil sie spätestens in der Ausbaustufe „RS“ mindestens ebenso konsequent auf Performance getrimmt ist, wie auf den Geist der guten alten Zeit. Doch dieser Spirit hat natürlich einen nicht unerheblichen Preis. Zum einen ist es Einsamkeit, denn zum Zweisitzer muss die Thruxton RS erst umgerüstet werden. Zum anderen ist es jede Menge Geld, denn unter 15.550 Euro ist die Triumph Thruxton nicht mehr zu haben. Ganz egal, ob in Mattgrau oder Tiefschwarz, auf das man bei der neuen RS getrost setzen darf.

Fazit

Mit der neuen Thruxton RS stellt Triumph ein schickes und sehr gut verarbeitetes Motorrad auf die Räder, das im Vergleich zum Vorgängermodell an den richtigen Stellen aufgewertet wurde. Besonders in Kombinationen mit dem Metzeler Racetec RR konnte das Retro-Bike auf der ersten Ausfahrt in Portugal überzeugen.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023