Reportage Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S: Einmal die Neue, bitte!

Reportage Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S
Einmal die Neue, bitte!

Veröffentlicht am 06.06.2025
Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Foto: Ducati

So kann die Motorrad-Saison auch mal losgehen: Erst flattert eine Einladung der Ducati Deutschland-Zentrale ins Haus und nach dem Besuch dort steht die neue Ducati Multistrada V2 S davor – einen ganzen Monat lang, inklusive Spritgeld. Die einzige damit verbundene Auflage: bitte berichten, was euch an dem Bike auf- und dazu einfällt. Vier MOTORRAD-Leser bekamen diese Chance im Rahmen einer Leser-Experience in Kooperation mit Ducati. Als Multistrada-Testfahrer ausgewählt wurden Gudrun Stubbe, Günter Werner, Helmut Fuchs und Sebastian Salbego. Ende April trafen sie sich zur Abholung ihrer V2 S auf Zeit in Neuburg an der Donau, bekamen im Audi Sport Zentrum ein exklusives Briefing zum Motorrad und durften anschließend mit ihrem roten Schätzchen nach Hause fahren, um es dann ganz intensiv und nach eigenem Gusto für vier schöne, fahrintensive Wochen zu testen.

Im Folgenden schildern die vier Gast-Tester ihre Erlebnisse und stellen der Ducati Multistrada mit dem neuen 116-PS-Zweizylinder ihr jeweiliges Zeugnis aus. Die vielschichtigen Erlebnisse – sie reichen von größeren Touren über Hausstrecken-Turns bis zum Alltag mit Pendelfahrten zur und von der Arbeit – ergänzen unsere sehr analytischen Tests sehr gut.

Gudrun Stubbe
Eigenes Bike: BMW F 700 GS
Testkilometer: 3.500 km

Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Gudrun Stubbe

Die erste Tour von der Motorrad-Übergabe in Neuburg heimwärts nach Plochingen war eine schöne Gelegenheit für mich als noch relativ unerfahrene Fahrerin (Schein seit 9/2024), die ersten 300 km unterschiedlichste Strecken zu fahren. Es folgte eine unspektakuläre Arbeitswegwoche mit kleinen "Feierabend-Heimwegverlängerungsrouten". Dann ging es auf größere Tour zunächst in die Eifel. Für die sechsstündige Anreise wählte ich für die Hälfte die Autobahn, um bei 28 Grad auch die Stauqualität zu testen: Tempo 15 im ersten Gang tuckert die Duc gleichmäßig vor sich hin. Ab der A 48 Bahn frei. 220 km/h schwups erreicht und nicht gemerkt, obwohl der Windschild noch in der niedrigsten Position war. Holla die Waldfee, die Ducati marschiert! Und der Quickshifter trägt seinen Teil dazu bei, schaltet weich und ohne Rucken. Bis auf kleine Ermüdungen des Sitzfleisches überraschend frisch und geschmeidig, das Ganze.

Tags darauf folgte eine Traumtour mit Mosel und Luxemburg inklusive atemberaubender Kurvenkombinationen, die italienischen Pässen kaum nachstehen. Weitere Turns bis zur Abgabe nach vier Wochen beim Händler sorgten für ordentlich Testkilometer. Einmal zeigte die Multi ihre zickige Seite und wollte nicht anspringen. In sechs Versuchen schaffte sie es nicht, den Motor zum Mitmachen zu bewegen. Dann war sie auf einmal wieder hellwach und ließ ab da zuverlässig ihren Bariton erklingen.

Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Ducati

Sofort aufgefallen ist die einfache Anpassung der Sitzhöhe. Und wenn man noch die Absenkautomatik zuschaltet, steht einem sicheren Stand nichts mehr entgegen. Allerdings war mir nie ganz klar, wie und wann diese durchweg funktioniert. Tagelang war alles gut, dann hat sie sich plötzlich wieder verändert. Das muss transparenter funktionieren. Der Sitzkomfort der Standard-Sitzbank ist sehr bequem, ebenso die ganze Ergonomie. Was nützt einem Sozius aber die bequemste Sitzbank, wenn aufgrund der Kofferposition die Füße auf den Rasten keinen richtigen Platz haben? Der Quickshifter ist fantastisch abgestimmt. Generell ist der V2 toll, auch im unteren Drehzahlbereich. Da werden sogar Stadtverkehr und Stau erträglich. Kupplung und Bremse lassen sich bequem mit zwei Fingern betätigen. Die Bremse spricht sehr gut an. Das Motorrad ist außerdem sehr gut ausbalanciert. Generell hat mich an der Ducati Multistrada V2 S überrascht, wie leicht sie ist. Nur eine Griffheizung habe ich vermisst. Und zum Abschied gab‘s ein wehmütiges Tätscheln.

Helmut Fuchs
Eigenes Bike: BMW F 800 GS
Testkilometer: 2.400 km

Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Helmut Fuchs

Was ich in den vier Wochen mit der Ducati Multistrada V2 erlebt habe? Die Rückfahrt von Neuburg an der Donau teilweise im Regen, mehrstündige Fahrten am Wochenende über die Schwäbische Ostalb in die angrenzenden Regionen mit vielen Steigungen und entsprechenden Kurven. Dabei habe ich immer versucht, auf wenig befahrenen und teilweise auch kleinen, aber gut ausgebauten Straßen zu bleiben. Des Weiteren habe ich mein E-Auto stehen lassen und bin an mehreren Tagen zu meiner Arbeitsstätte gependelt, immerhin 130 km täglich (hin und zurück), hierbei auch auf größeren Bundesstraßen (einspurig) und der Autobahn. Dies alles hat dazu geführt, dass die Maschine am Ende 2.400 km mehr auf der Uhr hat.

Überzeugt hat mich, wie einfach die Multistrada zu fahren ist. Sie lässt sich superleicht durch Kurven steuern, sie vermittelt sehr gut den Kontakt zur Straße und durch den nicht benötigten Kraftaufwand kann man das alles einfach nur genießen. Ebenfalls gut abgestimmt sind die Fahrmodi. Bei mehreren Regenfahrten hatte ich im Wet-Modus nie ein mulmiges Gefühl, die Multistrada liefert gut, ohne an Grenzen der Assistenzsysteme zu geraten. Tatsächlich hat mich das gute und einfache Handling der Ducati überrascht. Der Motor läuft dazu sehr spritzig, benötigt jedoch durchaus etwas mehr Drehzahl, als ich erwartet habe. Vor allem unter 3.000/min ist es ratsam, den Gashahn nicht sofort komplett aufzuziehen oder eben vorher zurückzuschalten. Ebenso positiv überrascht hat mich der durchschnittliche Verbrauch von 4,5 Liter/100 km – ich war überwiegend im Touring- und Wet-Modus unterwegs. Alles in allem wurde es mit der Ducati in vier Testwochen kein einziges Mal langweilig.

Sebastian Salbego
Eigenes Bike: Kawasaki Versys 650
Testkilometer: 1.700 km

Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Sebastian Salbego

Am 25. April, nach Übergabe der Maschine, bin ich mit der Ducati hauptsächlich über Autobahnen nach Bonn gefahren – teilweise leider bei starkem Regen. Außerdem war ich dreimal in der Eifel unterwegs (Halbtagesausflüge), bei denen ich viel Freude an der Ducati hatte. Ich habe insgesamt 1700 Kilometer mit der V2 S gesammelt und sie auch entsprechend gepflegt, zumindest auch mal grob gereinigt und die Kette geölt.

Der erste wirklich überraschende Eindruck, den ich bekommen habe, betraf die Beschleunigung und den Sound der Ducati. Beide sind im Vergleich zu meiner Kawasaki Versys deutlich kräftiger und damit für mich positiv zu erwähnen. Die Sitzposition ist ebenfalls angenehmer als auf meiner Versys.

Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Ducati

Beim Hochschalten ohne zu kuppeln per Quickshifter kam es anfänglich bei etwa zehn Prozent der Schaltvorgänge zum "Verschlucken" des Motors und damit zu einer Zugkraftunterbrechung. Aber im weiteren Verlauf habe ich mich an den Quickshifter gewöhnt, der dann tadellos funktioniert hat. Beim Rangieren des Motorrads im Stand mithilfe der Beine kam es vor, dass die Sitzbank aus der oberen vorderen Raste (850 mm Sitzhöhe) in die untere Raste rutschte (830 mm Sitzhöhe). Das waren meine negativen Erfahrungen. Und dabei blieb es. Ich habe mich am Ende schweren Herzens von der Multistrada getrennt.

Günter Werner
Eigenes Bike: Moto Guzzi Stelvio 1200
Testkilometer: 4.000 km

Ducati Leser-Experience Multistrada V2 S 2025
Günter Werner

Meine Überführung von Neuburg lief über Solnhofen nach Gerstetten. Tagesfahrten bzw. Turns nach Feierabend führten mich auf die Schwäbische Alb. Dann ein Italienurlaub mit Werksbesuch in Bologna. Eindruck: Das geringe Gewicht der Ducati, ihr tolles Handling, das Fahrwerk, der Kniewinkel und die Seitenwind-Unempfindlichkeit, die selbst die Koffer nicht stören können. Dagegen hat mich überrascht, dass das Motorrad von Haus aus keine Griffheizung und keinen Hauptständer hat. Aber klar, die Multi punktet eben mit niedrigem Gewicht. Das italienische Kennzeichen hat alles wieder wettgemacht – grins. Wirklich negativ überrascht hat mich, dass die Insignien am Tank nur Aufkleber sind.

Ebenfalls etwas unschön fand ich den Kabelsalat mit offenen Steckern auf der linken Motorseite und die "Urinbecher" als Bremsflüssigkeitsbehälter. Die Spaltmaße waren auch nicht einheitlich. Das größte Manko aber war folgendes: Bei jedem Start wurde ich andächtig und habe ein Stoßgebet gen Himmel gesprochen, dass die Batterie und der Anlasser ihren Job noch erledigen und den Motor zum Laufen bringen. Aber insgesamt wäre die Multi mit hoher (beheizter) Sitzbank, Griffheizung und Hauptständer für mich das ideale Solomotorrad für jeden Einsatzzweck.