Ob Münch, Boss Hoss, Amazonas oder Cosmos – alle wollten sie den Motor eines Autos als Antrieb für ein Motorrad nutzen. Der eine, weil es sonst nichts gab, der andere aus reiner Hubraum-Lust. Und wieder ein anderer aus der Not heraus. Und dann gibt es noch Max Hazan, dessen V8-Motorrad als Einzelstück mit Ferrari-Antrieb als Initialzündung für diese Geschichte steht. MOTORRAD zeigt die "Serien-Motorräder" aus der jüngeren Geschichte, die einen Automotor als Antrieb haben oder hatten.
1966 Münch 4 TT – mehr ging nicht
Die Geschichte muss mit der Münch 4 beginnen. 1966 von Friedel Münch entwickelt. Der Motor stammt aus dem NSU Prinz 1000, wurde mit Horex-Getriebeteilen zum Motorradantrieb und dank zahlreicher innovativer Lösungen zum Kultkrad – bis heute. Bis 1976 von zahlreichen Insolvenzen begleitet, war die Münch nicht nur das stärkste Motorrad, sondern auch das erste mit einer serienmäßigen Einspritzung.
Um die 500 Münch 4 sollen von Friedel Münch gebaut worden sein in den Modellvarianten TT 1000, 1100 TTS, 1200 TTS und TTS-E; offiziell durften die Modelle nie "Mammut" heißen. Am Ende war sie mit 110 PS das stärkste Serien-Krad auf den Straßen, bis die Honda CBX kam.
2000 sollte die Münch 2000 kommen, wieder mit einem Automotor. Der 2,0-Liter-Motor aus dem Opel Calibra wurde mit einem Cosworth-Kopf und Turbo auf 260 PS gebracht. Der Erfolg blieb aus.
Amazonas 1600 – Boxerpower im Dschungel
Als 1976 ein Einfuhrembargo für ausländische Motorräder nach Brasilien galt, musste die heimische Industrie schnell aktiv werden. Und da half der Käfer-Motor mit 1.598 Kubik und 54 bis 68 PS, der von Volkswagen in Brasilien gefertigt wurde. Um den luftgekühlten Boxer schweißte Amazonas ein großes Motorrad im Stile der damaligen Tourer von Harley-Davidson.
Weniger war nicht möglich, da nicht nur der Motor vom Käfer kam, sondern das Getriebe gleich dazu. Ein kurzer Radstand war also ausgeschlossen. Von den Motorrädern sagte man, sie hätten den Charme und das Fahrverhalten eines LKWs. Bis 1988 baute Amazonas gut 700 der knapp 400 Kilo schweren Boxer-Modelle. Heute blüht eine rührige Custom-Szene in Brasilien, die stark in der Stilrichtung der 1940er-Jahre umbaut.

In 3 Versionen bot Amazonas die 1600er an. Alle mit der Basis auf dem Käfer-Boxer und maximal 68 PS.
Boss Hoss – 6 Liter Hubraum sind nicht genug
1990 war Monte Warne auf der Suche nach Leistung in einem Motorrad. Er fand einen V8 mit 5,7 Liter Hubraum und 350 PS in einem Chevy. Diesen Motor nebst Getriebe umfasste er mit einem Motorrad, der ersten damals noch Boss Hog getauften Maschine mit Chevy-V8. Nach der Umbenennung in Boss Hoss nahmen sowohl die Aufträge zu als auch die Hubräume. In Serie gab es maximal 8,2 Liter und 500 PS. Spezial-Anfertigungen maßen auch mal 10,2 Liter und leisteten 790 PS. Allen gemein: Sie waren mindestens 500 Kilo schwer.

Boss Hoss baut heute noch Motorräder in den USA. Aktuell 4 Modelle vom Cruiser über Bagger bis hin zu einer Art Naked Bike sowie Trikes mit Autoheck.
Übrigens: Boss Hoss baut heute noch Motorräder in den USA. Aktuell 4 Modelle vom Cruiser über Bagger bis hin zu einer Art Naked Bike sowie Trikes mit Autoheck. Die Serienmotoren messen zwischen 6,3 und 8,2 Liter. Es dürften bereits mehrere 1.000 Motorräder gebaut worden sein.