Da erledigt man stets brav und zuverlässig seine Aufgaben, aber weil man nicht mit Showwerten glänzt oder sich ins Rampenlicht drängelt, wird leicht übersehen, was man geleistet hat. So oder ähnlich könnte sich die Aprilia 900 Shiver nach dem Dauertest fühlen. Die durcheilte nämlich die 50.000-Kilometer-Distanz in knapp zweieinhalb Jahren und tat in dieser Zeit eigentlich nichts anderes, als ihren Chauffeur zuverlässig auf Urlaubs- und Wochenendtrips zu begleiten oder ihn brav von der Wohnung in die Redaktion und zurück zu schaukeln. Und weil sie das so brav und unauffällig tat, flog sie fast ein wenig unterm Radar, während Street Triple, Duke 790 oder S 1000 RR begeisterte Kommentare über knackigen Fahrspaß, und überschäumende Dynamik ernteten. Dabei stieg, wer mit der Shiver unterwegs war, zumeist mit einem zufriedenen Lächeln ab. "Eigentlich ein klasse Motorrad, toller V2, schöner Sound". So oder so ähnlich lauteten dann meist die Kommentare über ihre Vorzüge, mit denen sie sich doch heimlich in die Herzen der Testfahrer schlich. Und sich so durchaus ein wenig zum Geheimtipp für entspannte Wochenendausflüge mauserte.
Ecken und Kanten der Aprilia 900 Shiver
Dabei wurde sie gewiss nicht geschont, zwei deftige Touchdowns und zwei durchgefahrene Winter verlangten ihr einiges ab. Aber sie nahm’s dank ihrer robusten Natur mit Grandezza. Doch hat die Aprilia 900 Shiver durchaus auch Ecken und Kanten: Das Getriebe agiert knochig, die Fahrwerksabstimmung geriet etwas unharmonisch, das Fahrverhalten mitunter wenig neutral. Mit den richtigen Reifen allerdings lief die Italienerin im Kurvengewühl zu großer Form auf. Hierin und in ihrer ausgesprochenen Zuverlässigkeit dürfte auch der Schlüssel zu ihrer Beliebtheit liegen. Wirklich liegen blieb sie nie und die Liste der Defekte ist kurz.
Lenkkopflager (im Rahmen der Garantie bei der 20.000er-Inspektion getauscht), Kupplungsschalter (38.000 Kilometer) und Krümmerdichtung des hinteren Zylinders (45.500 Kilometer), das wars auch schon im Wesentlichen. Dass bei deren Austausch wohl die Lambda-Sonde beschädigt wurde, ist der Aprilia 900 Shiver dagegen nicht anzulasten.
Rauchende USB-Buchse
Ebenso wie schwächelndes Zubehör. Spektakulär rauchend verabschiedete sich die USB-Buchse aus dem hauseigenen Zubehörprogramm nach rund 23.000 Kilometern erstmals vom Dauertest. Die Ersatzbuchse tat es ihr rund 3.000 Kilometer später dann gleich. Die dritte Buchse hielt der Aprilia 900 Shiver dann aber bis Testende die Treue. Ebenso wie das nicht abstellbare Rubbeln und Quietschen der Bremsen kurz vor dem Anhalten. Obwohl die vorderen Scheiben im Rahmen der 20.000er-Inspektion auf Garantie getauscht wurden. Die Geräuschkulisse, die bisweilen an einen anhaltenden Güterzug erinnerte, blieb bis Testende ein Charakterzug. Über die Ursachen schweigt sich Aprilia wie bei den USB-Buchsen übrigens bis heute aus.
Gnädiger Umgang mit dem Portemonnaie
Zurück zu den Qualitäten der Aprilia 900 Shiver. Zu denen auch ein gnädiger Umgang mit dem Portemonnaie zählt. Die 10- und 20.000er-Wartung fiel mit je 124 Euro sehr moderat aus, der 3.000er-Service mit 536 Euro noch im Rahmen, lediglich die 40.000er-Inspektion schlug mit 710 Euro kräftig zu Buche. Darin enthalten war aber unter anderem auch ein Gabel-Service.
Der Verbrauch von 5,2 Litern geht über die Distanz durchaus in Ordnung, zumal sich die Shiver auf ruhigen Landpartien oder längeren Strecken auch mit deutlich unter fünf Litern bewegen ließ. Und dass kurz vor Testende noch ein zweiter Kettensatz fällig wurde, darf getrost auch dem verstärkten Einsatz während zweier Winter zugerechnet werden.
Aprilia 900 Shiver wird zerlegt
Umso größer war die Neugier, was das Zerlegen des Triebwerks zutage fördern würde; und wirklich froh über das Ende des Dauertests dürfte bestenfalls die Kupplung gewesen sein, deren teigiger Druckpunkt und diffuses Zupacken offenbar die nahende Verschleißgrenze des Lamellenpaketes andeutete. Allerdings war für Werkstatt-Chef Gerry Wagner zunächst einige Fingerakrobatik nötig, um den Motor aus dem Rahmen zu holen. Umschlungen von Kabeln und Leitungen, schwer zugänglich – Gerrys Stirn zierten mehr und mehr tiefe Furchen.
Nachdem der V2 dann seine Innereien auf der Werkbank ausgebreitet hatte, war die Überraschung dann doch groß und die Miene hellte sich wieder deutlich auf. Für das teigige Kupplungsgefühl dürften wohl die Kupplungsfedern verantwortlich sein, die sich deutlich gesetzt hatten. Kupplungskorb und -nabe dagegen zeigten sich ohne nennenswerte Rattermarken, die Stahlscheiben weisen keine Verfärbungen auf und sind plan. Die Reibscheiben lagen gerade noch so eben innerhalb der Betriebstoleranz, wären also in absehbarer Zeit auch reif für den Austausch gewesen, wenngleich das gesamte Lamellenpaket noch knapp innerhalb der Toleranz liegt.
Für den restlichen Motor aber könnte man sagen: zusammenbauen, weiterfahren. Das etwas widerborstige Getriebe: ohne Fehl und Tadel, Schaltklauen und Zahnflanken haben sich tadellos gehalten. Von den drei Schaltgabeln zeigt nur eine leichte Anlaufspuren. Die hakelige Schaltarbeit und Leerlaufsuche hat – Überraschung – keine Spuren hinterlassen.
Nur minimale Ölkohleablagerungen
Die Nockenwellen sowie ihre Lager sehen aus, als kämen sie frisch aus dem Ersatzteilregal. Und auch der Rest der leistungsbestimmenden Teile erfreut sich bester Gesundheit – was die Abschlussmessungen, der Leistungsprüfstand und das Kompressionsdiagramm ohnehin bereits vermuten ließen.
Die acht Ventile schließen samt und sonders dicht, ihre Ventilführungen sind absolut maßhaltig. Nur minimale Ölkohleablagerungen auf Kolbenböden und Ventiltellern zeugen von sauberster Verbrennung. Immerhin verlangte die Shiver nur einmal auf den 50000 Kilometern nach einem halben Liter Öl außerhalb der Wartungsintervalle.
Kolbenhemden, Feuerstege, Laufflächen der Zylinder präsentieren sich tadellos. Beide Kolben und Zylinder absolut maßhaltig, absolut beeindruckend. Und Ölpumpe sowie Pleuel- und Hauptlager tragen zwar Laufspuren und leichte Riefen, die aber der Laufleistung völlig angemessen sind. Auch was das Radialspiel von Pleuel- und Kurbelwellenlager angeht, kann Entwarnung auf breiter Front gegeben werden.
Fazit nach 50.000 Kilometer
So bleibt als Fazit unterm Strich: außer Spesen so gut wie nichts ärgerliches gewesen. Robuster, langlebiger Motor, dazu ordentliche Verarbeitung, die Piloten nie im Stich gelassen und auch gnädig zum Sparstrumpf. Viel Fahrspaß fürs Geld, lautet das Resümee nach 50 000 Kilometern. Womit sich die Shiver 900 verdientermaßen einen Platz in den Top Ten des Dauertest-Rankings verdient. Schade daher, dass der Shiver nie der große Markterfolg vergönnt war. Verdient hätte sie es allemal.
Ironie des Schicksals: Die Lorbeeren kommen posthum. Mit Ende des Dauertests endet auch ihr Verbleib im Aprilia-Modellprogramm, der 2007 als 750er begann. Künftig dürfte die Tuono 660 mit jugendlicher Frische ihre Rolle einnehmen. Doch tritt sie in große Fußstapfen. Damit verschwindet wieder einer der herrlichen Landstraßen-V2, die Zeit dieser doch aufwendigen und teuren Motorenbauweise scheint sich unter dem Druck der Homologationsanforderungen einerseits und dem der Controller und Kosten auf der anderen Seite dem Ende entgegenzu- neigen. Wer noch eine Shiver ergattern konnte oder bereits sein Eigen nennt, darf sich dagegen über einen zuverläs- sigen, spaßigen Roadster für alle Tage freuen, den man nicht an jeder Ecke sieht. Und wer noch am Zögern ist: Beeilung, noch stehen die letzten Exemplare bei den Händlern.
Kilometerstand 41.000, 05/2020
Die Aprilia Shiver 900 unterzog sich der 40.000er-Inspektion mit Gabelservice. Dazu gab's noch einen frischen Kettensatz. Nun ist sie fit für den Endspurt des 50.000-Kilometer-Dauertests. Und standhaft noch dazu – trotz "Kalter Sophie" (aka Eisheilige), von der sie neulich nachts überrascht wurde (siehe Foto).
Andreas Bildl
Die "kalte Sophie", eine der Eisheiligen, erwischte die Aprilia Shiver über Nacht. Die wiederum ließ sich davon gar nicht beeindrucken.
Kilometerstand: 40.500, 05/2020
Nach der Dauertest-Zwischenbilanz gab es nicht allzuviel über die Shiver zu berichten. Nach der 30.000er-Inspektion, die 154,28 Euro kostete und Ende 2019 über die Bühne ging, rollte die Aprilia, abgesehen von unerklärlichen Startproblemen nach einer Regenfahrt, unaufgeregt auf die 40.000er-Marke zu.
Anfang Mai führte Fuhrparksmanager Tobias Wassermann die Shiver dann zu einer größeren Ausfahrt aus: "Am ersten Mai-Wochenende war ich mit der Shiver 900 in Schwäbisch Hall und Umgebung unterwegs. Das Fahrzeug wurde direkt von der 40.000-Kilometer-Inspektion bei Roland Däs in Ruppertshofen abgeholt. Inzwischen hat die Shiver 40.5000 Kilometer auf der Uhr. Gestartet sind wir morgens zusammen mit Tourguide Steini und Kumpel Lukas in Göppingen über den Hohenstaufen in Richtung Hohenlohe. Außentemparaturen um die 6 Grad erforderten dicke Handschuhe und Überziehbekleidung (über der Lederkombi)."
Tobias Wassermann.
Die Dauertest-Shiver biegt langsam aber sicher auf die Zielgerade ein.
"Ansonsten hinterließ die Aprilia einen gewohnt souveränen Eindruck: Der Motor prabbelt immer frecher, sogar fast rotzfrech in den Auspuff und schiebt voran wie am ersten Tag. Gefühlt wird der Sound lauter, aber er wirkt weiterhin nicht unangenehm, sondern eher frech – ich werde den Sound vermissen, wenn die 50.000 Kilometer absolviert sein werden und das Motorrad nicht mehr im Dauertest-Fuhrpark zur Verfügung steht. Derzeit sind zu knapp 75 Prozent abgefahrene Dunlop Roadsmart III aufgezogen. Entsprechend schwerfällig wirkt das Einlenkverhalten des Motorrades. Ein neuer Satz Reifen würde dem Handling mit Sicherheit sehr gut bekommen. Allerdings fahren wir die Reifen im Dauertest grundsätzlich immer bis zur Verschleißgrenze. Insofern werden die Dunlops noch etwas durchhalten müssen."
Kilometerstand: 31.551, 09/2019
Georg Straubinger
MOTORRAD-Tester Georg Straubinger hatte sich die Shiver für einen Alpen-Kurztrip ausgefasst. 850 km an einem Tag durch drei Länder...natürlich auch mit dem Stilfser Joch. Ohne Problem hat die Aprilia, die übrigens sehr gut mit den Dunlop Roadsmart-Reifen harmoniert, mich dorthin transportiert. Ein unproblematisches gutes Motorrad. Einzig das Pendeln bei hohen Geschwindigkeiten und die Geräusche der Bremsscheibe nerven.
Bei angepasster Fahrweise durch die Schweiz zeigt der Bordcomputer geschmeidige 3,4 Liter an. Die Reserve blinkt zu früh, wenn man dies ignoriert, reicht der Kraftstoff noch für 80 km. Die angenehme Sitzpostion hat die lange Tour erleichtert.
Kilometerstand: 29.948, 08/2019
MOTORRAD-Test-Ressortleiter Andreas Bildl: Die Shiver ist ein nettes, knuffiges Landstraßenmotorrad mit leider hakigem Getriebe. In Sachen Bremse wurden Lucas SV-Beläge ausprobiert. Die zeigen einen etwas besseren Initial-Biss, einen besser modulierbaren Druckpunkt bei nahezu unveränderter Handkraft sowie eine geringfügig bessere Bremsleistung als die Originalbeläge. Das vielfach gerügte Rubbeln und Quietschen konnten aber auch sie nicht abstellen, lediglich ein wenig mildern. Aber vielleicht bringt hier ja die jetzt anstehende 30.000-km-Inspektion Abhilfe. Ansonsten klingt die Shiver inzwischen recht kernig, vor allem im Schiebebetrieb, sehr zur Freude des Filius.
Andreas Bildl
Beim Fahrwerk probiert die Redaktion derzeit ein Federbein von Mupo aus. Ein zweites von Wilbers soll folgen.
Uli Baumann
Kilometerstand: 25.569, 05/2019
Uli Baumann
Bei rund 25.000 Kilometer auf der Uhr machte der bordeigene USB-Anschluss im Cockpit erneut auf sich aufmerksam, indem er einfach abfackelte. Wieder half nur die Kabel zu kappen. Heiß wird es unterdessen auch den hinteren Blinkern. Die werden offensichtlich so von den Auspuffendtöpfen angestrahlt, dass sie sich thermisch verformen.
Uli Baumann
Online-Redakteur Uli Baumann nahm mit der Shiver eine kleine Schwarzwaldtour unter die Räder: Die montierten Dunlop Roadsmart III harmonieren sehr gut mit der Shiver, der 180er hinten lässt das etwas sperrige Einlenkverhalten völlig verschwinden. Die Vorderradbremse wimmert wie je zuvor. Und die Bedienung des Bordmenüs ist alles andere als intuitiv. Dennoch: Die Shiver bietet genug italienischen "Charakter" gepaart mit ordentlicher Funktionalität und einer für einen V2 ordentlichen Laufkultur. Top scheint die Shiver für Mitfahrer zu sein, so zumindest die Aussage der Sozia (1,68 Meter). Bequemer Sitzplatz, angenehmer Kniewinkel, keine Verwirbelungen und gute Übersicht.
Uli Baumann
Kilometerstand: 22.360, 04/2019
Autor Stefan Kaschel: Karfreitag, über 20 Grad, strahlender Sonnenschein – und ich habe wieder die Shiver erwischt. Oder die Shiver mich, wie man es nimmt.
Stefan Kaschel
Das Elsass lockt, also die praktischen Softbags beladen, und los geht es. Ich muss zugeben, diese Italienerin wird mir mit jedem Kilometer sympathischer, vor allem ihr kerniger V2. Dieser Motor lebt und bebt, hat eine richtig starke Mitte und für dieses Terrain immer genug Leistung. Autobahn bis Karlsruhe ist ein wenig öde, Windschutz mau, aber das ist ja nur ein kurzes Stück. Von da an irgendwie auf der französischen Rheinseite bis Straßbourg. Tankstellen sind hier an diesem Tag seltener als Geschwindigkeitskontrollen, also bloß nicht zu schnell, wenn die Einheimischen nur rumrollen. Die kennen sich aus. Wirklich nervig ist das geringe Tankvolumen der Shiver. Und die fehlende Restreichweitenanzeige, die Tanklampe kommt immer viel zu früh. Und dann gehen gerade mal runde 12 Liter rein.
Ebenfalls nervig: Die stumpfe Vorderradbremse und ihre Geräuschentwicklung, wenn es vom niedrigen Tempo Richtung Stillstand geht. Das ist eine Art Dröhnfrequenz, die an Fußgängerampeln die Passanten erschreckt. Und noch zwei Dinge stören. Das Konstantfahr-Ruckeln und der geringe Lenkeinschlag. Beides nervt in den propevollen Weindörfern auf der Suche nach Tisch und Bett.
Auf der Suche nach Fahrspaß treibt es mich natürlich in die Berge, und hier zeigt sich die Shiver von ihrer guten Seite. Einmal auf das etwas indifferente Einlenkverhalten eingeschossen, fräst es sich unbeschwert und sehr unterhaltsam durch die Vogesen. Vorwitzig patscht die Shiver im Schiebebetrieb aus den Schalldämpfern unter der Sitzbank, spritzig schiebt sie aus den Ecken, wenn die Drehzahl nicht unter 2.500/min fällt. Das Getriebe ist ein wenig hakelig, aber der Erlebniswert ist hoch, das Fahrwerk – na ja, es reicht, könnte jedoch etwas komfortabler sein. Und das man die Softbags erst ausräumen muss, um sie von innen zu entriegeln, ist bei der Ankunft am Hotel ein Ärgernis.
Insgesamt jedoch nehme ich die Shiver gerne wieder. Und insgesamt ist ihr Zustand nach jetzt 22.950 Kilometern durchaus erfreulich. Allerdings verliert der Vorderreifen derzeit minimal Luft.
Kilometerstand: 21.900, 04/2019
Andreas Bildl
Testchef Andreas Bildl wurde auf dem abendlichen Heimweg von der Shiver regelrecht verkohlt. Ohne Vorwarnung fing es am USB-Port neben den Armaturen an zu kokeln. Notstopp und Bordwerkzeug raus. Nichts brauchbares dabei. Ein Autofahrer, selbst Aprilia-Fahrer, konnte aushelfen. Mit einer kleinen Schere wurden die Kabel gekappt. Die Ursachenforschung läuft.
Kilometerstand: 21.800, 04/2019
Frisch zurück von der Inspektion ging es für die Shiver zum großen Zubehör- und Bekleidungstest. Dort holte sie jetzt die Kombination aus tief stehender Sonne von vorne und verschmutzter Fahrbahn aus der Vertikalen. Beim Abtauchen in den Straßengraben wurde die hintere Felge derb verformt, blieb aber dicht. Zudem wurde ihre linke Seite stark onduliert. Dem Unglücksfahrer erging es nicht gar so schlimm. Im Anschluss wurde die Shiver beim Importeur frisch aufgebaut.
Kilometerstand: 20.700, 02/2019
Aktuell wird die Aprilia Shiver-Dauertest aufgrund der Wetterlage nur wenig bewegt. Testchef Andreas Bildl hat sich bei noch brauchbaren winterlichen Bedingungen auf die Piste gewagt, musste sich aber dann irgendwann doch dem einsetzenden Schneefall beugen. Die Aprilia wurde hinter der Leitplanke geparkt und per Transporter abgeholt.
Kilometerstand: 20.200, 12/2018
Mit bemerkenswerter Problemlosigkeit absolviert die Aprilia Shiver bislang ihren Dauertest. Mechanische Probleme gab es bis dato keine, der Twin mit dem charismatischen Klang gefällt durch eine sehr landstraßentaugliche Abstimmung mit viel Druck unten und in der Mitte. Dass er obenraus etwas zäh wird, verzeiht man ihm gerne. Er lässt sich auch durch Kälte nicht von spontaner Arbeitsaufnahme abhalten.
jkuenstle.de
Die Shiver liebt Kurven, allein das Fahrverhalten überzeugt nicht ganz.
Dafür gibt sich die Schaltbox bei diesen Temperaturen etwas harziger in der Bedienung. Schon öfter bemängelt wurde das kippelige und längsrillenempfindliche Fahrverhalten der Italienerin. Neben dem Lenkkopflager, das bereits einmal nachjustiert wurde, haben wir die fette Sechszoll-Felge im Verdacht, die mit 180er-Gummis bestückt wird. Durch die breite Felge wird deren Kontur flacher und damit einlenkunfreundlicher. Üblich für diese Reifenbreite sind 5,5-Zoll-Felgen. Doch es gibt einen Weg zur Erkenntnis: Freundlicherweise hat Redakteur Johannes Müllers Partnerin Raja uns ihre Shiver 750, die hinten eben jene Größe trägt, für einen testweise erfolgten Felgentausch überlassen. Und siehe da: Es passt. So steht einer ausgedehnten Reihe von Fahrversuchen im Rahmen der Reifenempfehlung für die im Frühjahr anstehende Zwischenbilanz außer der aktuellen Witterung nichts mehr im Wege.
Kilometerstand: 15.600, 09/2018
Die Dauertest-Aprilia ist reif für ein kleines Update. Test-Chef Andreas Bildl ist an der Shiver ein leichtes Taumeln bei niedrigem Tempo aufgefallen. Die Kontrolle des Lenkkopflagers ergab eine Raststelle in Mittelstellung. Kurzfristige Abhilfe schaffte eine halbe Umdrehung weniger Vorspannung an der Lenkkopflagermutter. Jetzt geht’s wieder, fühlt sich aber vorne nicht mehr so satt an. Das Lenkkopflager wird damit wohl ein Fall spätestens für die 20.000 km-Inspektion.
Zudem mussten die Serienbremsscheiben plus Beläge am Vorderrad Wave-Scheiben plus neuen Belägen aus dem Zubehör weichen. Das vielfach kritisierte Rubbeln ist verschwunden, die Bremsleistung satt.
Kilometerstand: 13.700, 08/2018
MOTORRAD-Produktionerin Petra Wiesner hat sich mit viel Respekt der Aprilia Shiver 900 genähert. Mit einer Körpergröße von 1,64 Meter komme ich doch gerade mal mit den Zehenspitzen auf den Boden. Das Handling der Shiver ist da nicht ganz so einfach, zumal der Schwerpunkt gefühlt relativ weit oben liegt. Brems- und Kupplungshebel sind einstellbar, was mir entgegenkommt. Das Display ist gut abzulesen, leider ohne Tankanzeige.
Die Sitzposition ist schön aufrecht und die Fußrasten sind beim Anhalten und Absetzen der Füße meinen Beinen nicht im Weg. Der Motor wärmt einem schon kurz nach dem Start die Füße und Unterschenkel – bei 36 Grad in der Innenstadt Stuttgarts etwas unangenehm. Dafür hat man oft freie Bahn, da die Shiver selbst beim weit Vorausfahrenden Gehör findet.
Getriebe und Schaltung find ich präzise, nur die schwergängige Kupplung führt bei kleinen Frauenhänden schnell zu Ermüdung.
Die Bremse vorne wirkt etwas bisslos, bremst aber ausreichend. Zu wenig Feedback liefert nach meinem Geschmack das Vorderrad – ich bekomm mit meinen 57 kg keinen Druck auf die Front. Der Motor schiebt so gleichmäßig und kraftvoll, das macht richtig viel Spaß. Das etwas unwillige Einlenken und Nachlenken in Kurven meiner Kollegen kann ich bestätigen. Und trotzdem hab ich die Shiver lieb gewonnen: runterschalten und freuen :-)
Der satte Klang und der kraftvolle Schiebe-Motor machen es für mich zu einem sehr emotionalen Motorrad. Und schön ist sie sowieso.
Kilometerstand: 13.540, 08/2018
Uli Baumann
Die Shiver trifft in den Bergen eine Rad-Installation.
Bei km 10.867 stand an der Shiver der kleine Kundendienst an. Es gab frische Filter und frisches Öl sowie ein Update der Cockpit-Software. Die quietschenden Bremsbeläge wurden nachgeschliffen. Die kleine Inspektion schlug mit 123,95 Euro zu Buche.
Kurz darauf hat Online-Redakteur Uli Baumann die Aprilia Shiver auf eine Alpen-Intensiv-Tour entführt: 2.500 km in 4 Tagen. Und die Shiver hat sich wacker geschlagen. Der V2 zieht sauber aus dem Drehzahlkeller und hat auch in der Mitte immer ausreichend Leistung. Leistung oben raus brauche ich in den Bergen nicht. Die Laufkultur ist für einen V2 echt respektabel, nur das Konstantfahrruckeln nervt. Ein Gedicht ist – wenn man wie ich sowas mag – der Sound der Shiver. Ja, auch das Patschen beim Abtouren. Die Bremse ist von der Wirkung ausreichend, könnte aber mehr Biss haben. Und dröhnen tut sie auch noch nach der Inspektion. Das Federbein fühlt sich bei flotter Gangart, besonders mit Gepäck, etwas überfordert an – das Heck wird unruhig.
Nicht durchdacht ist das Gepäcksystem. Die Softbags lassen sich zwar am Träger festschließen, das Schloss sitzt aber in der Tasche. Wer abschließen möchte, muss zuerst wieder den Koffer ausräumen. Der Tankrucksack bietet viel Platz und ist gut fixiert. Nachbessern dürften die Italiener auch die Sitzbank, hier wäre für meinen Geschmack mehr Härte angesagt. Die Sitzposition ist dafür für mich (1,89 Meter, 85 kg) saubequem. Auch gibt sich die Shiver sehr genügsam und kam auf meiner Tour kaum über 4,5 Liter auf 100 Kilometer (Das Digitalcockpit kann echt fast alles und das recht gut, mir fehlt allerdings eine klare Tankanzeige). Und schön finde ich sie sowieso.
Kilometerstand: 10.700, 8/2018
Gerd Mayer
Aprilia Shiver auf großer Allgäu-Alpen-Tour.
Bei meinem Erstkontakt mit der Aprilia Shiver braucht es eine Weile, bis wir uns aneinander gewöhnt haben, resümiert MOTORRAD-Grafiker Gerd Mayer. Denn sie gibt sich störrisch und lenkt nicht gerne ein. Auch in Wechselkurven ist Arbeit angesagt. Die Bremsen funktionieren eigentlich ordentlich, nerven allerdings mit lautem Quietschen und heftigem Bremsgerubbel auf den letzten Metern des Anhalte-Weges. Beim Heranfahren an Kreuzungen und Ampeln sorgt das für Unmut. Das wird ein Thema für die Inspektion…
Der Motor schlägt sich deutlich besser. Mit 95 PS hat die Shiver genug Dampf, um auf Landstraßen richtig Laune zu machen. Das Triebwerk geht auch angenehm zu Werke, hat schon früh genug Drehmoment um in Verbindung mit der gut dosierbaren Kupplung ohne viel Übung flott aus dem Stand zu beschleunigen. Dabei entwickelt der Motor einen schönen warmen Sound, nervt aber im Schiebebetrieb mit ausgiebigem Auspuffpatschen. Teilweise so laut, dass sogar der vorausfahrende auf der Africa Twin von seinem Moped soundmäßig nicht mehr viel mitkriegt. Eigentlich ganz geil, aber beim Fahren in der Stadt nicht wirklich politisch korrekt.
Eine erste Begegnung mit der Shiver ist in etwa so, als würde man sich zu einem Blinddate beim Italiener verabreden und trifft dort dann am vereinbarten Tisch eine junge Sophia Loren im knappen Abendkleid. Knackiger Hintern, schmale Taille, zwei pralle Zylinder, alles wunderbar. Man bestellt zwei Gläser teuren Wein, um das Date anzukurbeln. Die Gläser kommen, man blickt sich in die Augen, stößt an. Und dann trinkt Sophia das ganze Glas auf Ex und lässt einen Rülpser durch das Restaurant dröhnen, der alle Blicke auf sie lenkt…
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Ich finde die Aprilia Shiver 900 ausgesprochen hübsch. Alles wirkt gut verarbeitet und aufgeräumt. Der Qualitätseindruck bezüglich der Haptik und der Verarbeitung ist wirlich sehr ordentlich. Gefällt mir von der Optik her deutlich besser als die MT-Modelle von Yamaha oder auch die KTM-Nakeds. Mögen Underseat-Auspuffanlagen heute nicht mehr state-of-the-art sein, ich finde sowas immer noch cool. 90er-Jahre-Sozialisierung halt… Sie verzichtet auf Retro-Anbiederung, wirkt nicht zu technisch und trotzdem modern. Eine klassische Schönheit, mit designmäßig langer Haltbarkeitsdauer. Die sieht in 20 Jahren immer noch gut aus!
Das Getriebe schaltet exakt, aber hart. Ich habe viel probiert, um mit Schaltfuß und Kupplungshand ein bisschen mehr Ruhe reinzubringen, es ist mir nicht gelungen. Die Blinker-Armatur nervt ohne klare Rastungen, das bekommen sogar Chinesen mittlerweile deutlich besser hin. Die verstellbaren Handhebel kommen mir mit meinen kleinen Händen entgegen, das ist immer nett. Das Cockpit ist gut abzulesen, allerdings frage ich mich, warum ich keine Tankanzeige habe. Die Warnlampe und eine Anzeige für die gefahrenen Kilometer seitdem die Lampe anging müssen reichen. Schwach…
Da wir im gemäßigten Touren-Modus unterwegs waren, habe ich die unterschiedlichen Fahrmodi und die Anpassung der Traktionskontrolle nicht großartig ausgetestet. War im Fahrmodus "Tour" mit der TCS auf Stufe 2 unterwegs.
Wäre sie was für mich? Wahrscheinlich nicht. Händlernetz und Ersatzteilversorgung mitunter schwierig, im Handling einfach den Tick zu störrisch. Und die Rülpser? Manchmal peinlich… Aber schön ist sie schon.
Kilometerstand: 9.300, 7/2018
Volkmar Jacob
Auf neuen Michelin Pilot Power 2CT ging es mit der Shiver nach Assen.
Bei Kilometerstand 7.344 bekam die Aprilia einen neuen Satz Reifen spendiert. Kollege Volkmar Jacob hatte geplant, im Urlaub zirka 2.000 Kilometer auf die Italienerin zu brennen, der originale Hinterreifen (Pirelli Angel ST) wies aber nur noch ein Restprofil von zirka zehn Prozent auf – eindeutig zu wenig für die Tour. Vorne hätte der Gummi zwar durchgehalten, Restprofil zirka 40 Prozent. Aufgezogen wurden vorn und hinten Michelin Pilot Power 2CT auf – hinten in Originalgröße 180/55.
Wie offenbar auch mit der Erstbereifung, wirkt die Shiver mit den Michelins beim Einlenken etwas nervös, gar leicht kippelig. Außerdem benötigt sie öfters minimale Lenkkorrekturen während der gesamten Kurvendurchfahrt – zwar nicht wirklich schlimm, aber eben spürbar. Wie auf Schienen ist jedenfalls anders. Außerdem stellt sich die Fuhre bei Bodenwellen in Schräglage mitunter etwas auf. Das liegt wohl auch an der schmalen Dimension des Hinterreifens auf dem Sechs-Zoll-Rad. Erfahrungsgemäß ist das keine perfekte Kombination, denn die Reifenkontur fällt zu flach aus. Etwas gewölbter wäre besser. Daher müssen wir unbedingt mal einen 190er-Schlappen ausprobieren (Michelin-Freigabe liegt vor).
Ansonsten hat Kollege Jacob die Aprilia echt getaugt. Der Motor zieht schön kräftig von unten heraus und baut seinen Punch gleichmäßig auf. Lediglich in oberen Regionen wirkt das 95 PS-Aggregat etwas müder, doch mehr Power vermisst man zumindest in kurvenreichen Regionen selten. Dazu geht die Italienerin sanft ans Gas, das bei vorherigen Einträgen monierte Konstantfahr-Ruckeln nimmt man zwar zur Kenntnis, ist aber nicht weiter tragisch. Außerdem bietet der fast schon bedrohlich grollende V2 auch akustisch astreinen Unterhaltungswert. Beim Stop-and-go-Verkehr nervt die schwergängige Kupplung etwas, ihre Dosierbarkeit beim Einrücken ist aber top.
Die Bremsen benötigen für knackige Verzögerungen viel Handkraft. Das geht zumindest aus sportlicher Sicht besser. Dazu dröhnen die Anker kurz vorm Anhalten merkwürdig. Hier müssen wir bzw. die Werkstatt Ursachenforschung betreiben. Bei 10.000 Kilometer folgt ohnehin eine Inspektion, aktuell hat die Aprilia etwas über 9.300 Kilometer auf der Uhr.
Die Shiver positioniert ihren Piloten angenehm aufrecht, weder zu sportlich noch zu inaktiv – top! Wie bei vielen anderen Bikes auch freut man sich aber spätestens nach zweieinhalb Stunden auf einen Tankstopp, denn dann braucht das Hinterteil eine Pause. Trotzdem absolvierte ich einmal einen Zwölf-Stunden-Ritt, bei dem ich nach zirka der Hälfte öfters in die Rasten stehen musste, sonst wäre das nicht möglich gewesen. Denke mal, das Polster ist etwas dünn und weich geraten, worauf es sich nach einiger Zeit durchsitzt. Jedenfalls spüre ich meinen Arsch noch zwei Tage nach dieser Mamut-Distanz.
Praktisch für Touren ist der für die Shiver maßgeschneiderte, hauseigene Tankrucksack. Einfach das Trägerelement am Rahmen anbringen, Tankrucksack per Steckschnallen befestigen, fertig. Das Teil hat zwar keine durchsichtige Kartentasche und nur ein Hauptfach, in Zeiten von Navi und Smartphone-Apps benötigt man Kartenmaterial aber allenfalls zur Übersicht. Und für das Nötigste – Geldbeutel, Handy, Papiere, Wasserflasche, etc., genügt der Stauraum auf alle Fälle. Habe den Tankrucksack wirklich schätzen gelernt. Unterm Strich ist die 900er-Shiver für um 9.000 Euro ein faires Angebot.
Kilometerstand: 6.128, 6/2018
"Hey Tobi, Fuhrparkmeister, ich brauche ein Motorrad, auf dem man auch Gepäck verzurren kann. Ich muss nach Italien!" Mit dieser Ansage erschien Testredakteur Jens Möller-Töllner beim Fuhrparkleiter von MOTORRAD, Tobias Wassermann. "Italien?" warf dieser zurück, "dann schnapp` dir die Aprilia Shiver 900".
Gesagt, getan. Und auch wenn die Wetteraussichten nichts Gutes verhießen, ging es nach dem Start südlich von Stuttgart erst mal auf der Landstraße in Richtung Memmingen im Allgäu. Allemal besser als stumpfes Rollen über die Autobahn. Ein guter Gedanke, die dunklen Wolken am Himmel machten jedoch schnell klar, dass der Landstraßenspaß schnell zu Ende sein würde. Dann eben doch rauf auf die Autobahn, hinter der Grenze das "Pickerl" gekauft und weiter Richtung Brenner. Die Aprilia schnurrte wie ein Kätzchen, war durch die Tempolimits und das erhebliceh Verkehrsaufkommen allerdings auch nicht gefordert. So durfte ihr 95 PS starker V2 seinen lässigen Beat bis zum Ziel in Tesero kurz hinter Bozen beibehalten. Der Himmel gab zwar kurzfristig mal wolkenloses Blau preis, das aber mit dem letzten Anstieg Richtung Hotel in Tesero wieder nassem Grau wich.
Möller-Töllner
Der Shiver-Ausflug von Test-Redakteur Jens Möller-Töllner führte zum Timmelsjoch.
Mehr wärmende Strahlen erwarteten den Dauertester samt Piloten auf der Rückfahrt gen Stuttgart. Und weil der Zeitdruck nicht allzu mächtig war, schied der direkteste Weg schnell aus. So blubberte die Aprilia früh morgens noch entspannt Richtung Meran, bevor es nach einigen weiteren Überbrückungskilometern mit der Anfahrt zum Timmelsjoch sportlicher wurde. Dem Drängen des Piloten nach knackigen Schräglagen stimmte die Shiver aber nur unwillig zu. Störrisch gab sich der aufgezogene Pirelli Angel ST, der jeden leichten Absatz in Fahrtrichtung mit einem leichten Wackler seitens des hinteren Reifens begrüßte. Für den italienischen V2 gibt es keine Reifenbindung, Pirelli selbst listet den Angel ST unter den eigens erstellten Freigaben aber nicht auf, empfiehlt andere Reifenpaarungen. Ob die besser mit der Shiver harmonieren, oder ob es doch letztendlich an der unglücklichen Kombination aus sechs Zoll breiter Felge und 180er-Hinterreifen liegt, muss der weitere Verlauf des Dauertest zeigen. Andere Reifen sind da der nächste Schritt.
Überholvorgänge meistert die 900er lässig
Hinzu kommt, dass das Federbein hinten ohne Zug, also wenn das Gas komplett geschlossen ist, in Kurven schon mal klar einsackt, nur um dann beim Gasanlegen wieder aus der Feder zu huschen. Das fühlt sich dann immer ein wenig so an, als würde der Reifen hinten schon bei wenig Grad Schräglage wegrutschen. Kein schöner Eindruck, weshalb als erste Lösung die Zugstufe hinten weit geschlossen wurde. Das brachte etwas Linderung. Richtig sauber eilte die Shiver aber nie so ganz das Timmelsjoch hoch. Schade, weil der Motor beim flotten Galopp bergauf viel Spaß bereitet, seine 95 Pferde willig und engagiert antreten. Selbst Überholvorgänge meistert die 900er lässig aus dem Handgelenk.
Möller-Töllner
Der Pirelli-Reifen und die Shiver harmonieren nicht wirklich miteinander.
Und weil der V2 ein richtiger kleiner Freudenspender ist, ging es nach der ersten Abfahrt in Österreich ab Imst dann gleich wieder hoch aufs Hahntennjoch. Dessen Asphaltgüte lässt aus dieser Richtung gen Gipfel oft zu wünschen übrig, zeigte noch einmal deutlich auf, dass die Aprilia in Sachen Fahrwerk noch nicht optimal arbeitet. Weshalb nach der insgesamt 942 Kilometer langen Tour sofort eine Stippvisite in der Motorradwerkstatt folgte. Als erste Kur wurde die Vorspannung vorne reduziert und hinten erhöht. Ob das die entscheidende Verbesserung gebracht hat, müssen die nächsten Kilometer zeigen. Wir sind gespannt.
Kilometerstand: 3.859, 5/2018
Christian Vetter
Aprilia Shiver 900 auf Elsasstour.
Seit ihrem Dauerteststart Anfang Mai 2018 hat die Aprilia Shiver schon knapp 4.000 Kilometer gesammelt. Dabei führten sie ihre Wege bereits drei Mal nach Frankreich. Testfahrer Christian Vetter lobt auf seinem Tripp die versammelte, aber nicht inaktive Sitzposition. In engen Serpentinen fährt sich die Shiver allerdings kippelig und nervös, es will sich keine saubere Linie einstellen. Ob es am Reifen (Pirelli Angel GT) liegt, wird sich erst nach einem Wechsel zeigen.
Gefallen haben Christian der saubere Druck ab 3.000/min. Die kraftvolle Mitte macht die Shiver zum optimalen Landstraßenfeger. Unter dieser Schwelle hackt der Antrieb sich durchs Leben, nervend ist auch das Konstantfahrruckeln, besonders bei kaltem Motor, sowie die Pendelneigung bei voller Beladung und hohem Speed (180 km/h).
Kilometerstand: 972, 05/2018
Baumann
Erste Tour und schon über 2.000 km auf der Uhr.
Mit jungfräulichen 972 Kilometern auf der Uhr trat sie ihren Dienst an und wurde sogleich auf eine erste Tour durch das Elsass entführt, der die ersten 1.000 zusätzlichen Kilometer auf das Konto des Dauertesters spülte. Ausgerüstet ist unser Dauertestbike mit einem kleinen Windschild sowie Softbags für den Gepäcktransport. Kollege Stefan Kaschel notierte dabei seine ersten Eindrücke.
Es gibt viele, die haben sie nicht auf dem Zettel , schon gar nicht auf dem für ihren nächsten Motorradkauf. Aprilia Shiver – das ist und bleibt wohl auch in Zukunft eine eher graue Maus in der gerade so beliebten und umkämpften Motorrad-Mittelklasse. Daran wird vermutlich weder die grelle Lackierung mit Gitterrohrverbund und Ventildeckeln in Signalrot etwas ändern, noch der MOTORRAD-Dauertest. Und dennoch: Jetzt ist sie da, die Shiver 900, und ihren ersten Trip hat sie auch bereits im stabilen Fahrwerk stecken.
Vier Tage Elsass, vier Tage Kurven und Fahrbahnbeläge aller Couleur, vier Tage kaum Verkehr. Das waren ideale Voraussetzungen, um eine erste Duftmarke zu setzen. Ausgestattet mit kleinen, aber durchaus praktischen Softbags und einem Tankrucksack aus dem Aprilia-Zubehörprogramm erwies sich die Shiver als angenehme, unkomplizierte Begleiterin. Die Ergonomie ist auch für Menschen über 1,80 Meter gelungen, das Cockpit ist übersichtlich, die Bremsen sind wirkungsvoll und gut dosierbar. Als echter Landstraßen-Held entpuppt sich der Motor, der weniger auf Spitzenleistung als auf verwertbaren Druckim mittleren Drehzahlbereich setzt. Ab zirka 3.500/min schiebt er polternd und mit Nachdruck an, fühlt sich im mittleren Drehzahlbereich pudelwohl und dreht auch gerne und willig bis in fünfstellige Drehzahlen.
Aber die braucht es selten. Häufig jedoch fällt die Drehzahl, speziell bei Ortsdurchfahrten, unter die 3.000er Marke, und dann schüttelt und rüttelt es heftig im Gebälk. Konstantfahr-Ruckeln ist ebenfalls ein Thema für den 90-Grad-V2, der seine übersichtlichen 95 PS bei knapp 9.000/min entwickelt. Also besser einen Gang niedriger durch die kleinen, beinahe verwunschenen Elsass-Orte mit ihren historischen Stadtkernen, indenen die Welt stehengeblieben scheint. Die Beziehung zur Shiver hingegen hat sich in diesen vier Tagen entwickelt: gelungene Ergonomie, ein Verbrauch zwischen fünf und sechs Litern (je nach Fahrweise) und eine damit verbundene Reichweite zwischen gut 200 und rund 300 Kilometern, ein ordentliches Fahrwerk und mit dem Pirelli Angel eine homogene Erstbereifung – da flammt der Wunsch nach mehr nur selten auf. Der Wunsch nach einem Flammkuchen und einem guten Glas Wein hingegen fuhren immer mit. Ebenso wie die Gewissheit: Diese Aprilia wird schnell vom Mauerblümchen zur Mauerblume werden und den MOTORRAD-Dauertestfuhrpark bereichern. Garantiert!
Dauertest-Standards absolviert
Stefan Glück
Aprilia Shiver 900 auf dem Prüfstand.
Bevor der Zweizylinder in den Redaktionsalltag entlassen wurde, musste er sich auf dem Prüfstand messen lassen. Danach folgte noch die Eingangsmessung sowie die Verplombung des Motors und eine Kompressionsmessung. Ungefähr bei 25.000 km veröffentlichte MOTORRAD dann eine Dauertest-Zwischenbilanz; nach 50.000 Kilometern folgen Abschlussmessungen, bevor der Motor der Shiver zerlegt und begutachtet wird.