- Einträge aus dem Fahrtenbuch
- Dieser Quickshifter
- Diese Reifen von Michelin
- Dieses Fahrwerk
- Dieser Motor
- Dieser Verbrauch
- Diese Bremsen
- Dieses Cockpit
- Diese Ergonomie
- Dieser Sound
Pünktlich zur traditionellen MOTORRAD-Herbstausfahrt 2021 bereicherte die nackte 660er aus Noale den Dauertestfuhrpark. Knapp über 1.000 Kilometer und die erste Inspektion waren bei Abfahrt bereits absolviert. Der Verbrauch lag über die moderat gefahrenen Einfahr-Kilometer bei durchschnittlich 4,6 Liter auf 100 Kilometer. Während der Herbstausfahrt genehmigte sich die Tuono 660 nur 4,4 Liter. Unsere Aprilia ist mit viel Extras ab Werk ausgestattet. Hierzu zählen die Sechsachsen-IMU, volle Smartphone-Konnektivität und ein Quickshifter/Blipper.
Einträge aus dem Fahrtenbuch
Kilometerstand: 18.400, 09/2022
Nach der letzten Winterfahrt bei Kilometer 6.100 ist Jens Kratschmar von der Sommerperformance der Tuono überrascht. Entweder haben sich Getriebe, Quickshifter und der elektrische Gasgriff eingearbeitet oder der Aprilia tut Wärme gut. Alle zuvor bekrittelten Komponenten arbeiten bei über 20 Grad auf höchstem Niveau und geben derart wenig Anlass zum Meckern, dass man es sich sparen kann. Gegenbeweis: An einem luftfeuchten Morgen bei nur 12 Grad fängt die Tuono am Gas wieder an zu zicken und verschluckt sich öfter. Ungewöhnlich: Nach dem Parken in strömendem Regen steht Wasser im Überlaufring des Tanks. Ein Wunder, wenn das beim nächsten Öffnen nicht in den Sprit liefe. Mit der Serienbereifung Pirelli Rosso Corsa II – hinten in 180/55 – durchwuselt die Aprilia die engsten Radien auf einfachste Weise und ist selbst von Resten agrarökonomischer Arbeit auf Asphalt nicht aus der Ruhe zu bringen.
Kilometerstand: 15.200, 8/2022
Mit fast schon erschreckender Unauffälligkeit geht es mit der Tuono voran. Auffällig ist eher die meist gute Laune derer, die von ihr absteigen.
Kilometerstand: 13.500, 7/2022
Ein herrliches kleines Feuerzeug ist der kleine Donner. So viel Spaß mit so wenig Motor hatte Daniel Lengwenus vom MOTORRAD action team schon lange nicht mehr. "Es erinnerte mich sehr an meinen Schottland-Trip vor etwa 20 Jahren, als ich die kleine Suzuki SV 650 mit Gitterrohrrahmen und etwa 70 PS dabei hatte. Natürlich ist die Tuono um einiges moderner und fahraktiver, der Motor ist so drehfreudig und hat macht auch untenrum schon Druck, so dass auch diesseits der 6.000/min richtig schön getourt werden kann.

Das Fahrwerk ist sportlich und eher von der harten Art, dennoch passt es für die meisten Straßenzustände. Nur grobes Kopfsteinpflaster war kaum zu ertragen. Da dämpften eher die Bandscheiben als das Fahrwerk, man spürte jeden Stein. Aber wenn der Asphalt dann glatt wurde, wie zum Beispiel in den Höhenlagen des Harzes, kam richtig Freude auf. Auch die Sitzposition ist für lange Touren nicht zu sportlich und auf der Sitzbank lässt es sich länger aushalten als zunächst gedacht. Alles in allem ein ganz feiner Landstraßenfeger, der auch optisch richtig was hermacht."
Kilometerstand: 10.300, 6/2022
Der kleine Feger weilte zum 10.000er-Service planmäßig in der Werkstatt. 323,01 Euro kostete der Spaß, der im Wesentlichen einen Ölwechsel enthielt.
Kilometerstand: 8.100, 5/2022
Die kleine Tuono wird gerne für die Feierabendrunde oder den WE-Trip ausgefasst. Bislang läuft der Landstraßenfeger absolut problemlos.
Kilometerstand: 6.407, 3/2022
Ziemlich auffällig, unsere Dauertest-Tuono. Auffällig gut, auffällig beliebt, auffällig selten im Fuhrpark verfügbar. Probleme oder Negatives bisher? Nada. Langsam ist auch dem letzen Testpiloten klar, warum Kollegin Pekarek die Italienerin bei ihrem Einstand kaum abgeben wollte: Das Gerät macht einfach nur Laune. Entsprechend vielfältig die Zuneigungsbekundungen im Fahrtenbuch. Drehfreudiger, kraftvoller Motor mit geringem Verbrauch, perfekter Quickshifter, gelungene Ergonomie, tolles Handling. Hervorragend, drum: Weiter so!
Kilometerstand: 6.158 Kilometer, 11/2021
"Sparsamer Spaß-Pendlerin", So würde ich die Aprilia Tuono 660 untertiteln. Und damit stellt sie das komplette Gegenteil von dem dar, was ich von ihr erwartet hatte. Denn mit 120 Kilo fahrfertig ist der Chronist nur 63 Kilo leichter als die Tuono trocken. Entsprechend habe ich ein in jeder Hinsicht überfordertes Krad unter mir prognostiziert und mit 10.500 Euro als deutlich zu teuer für einen Mittelklasse-Flitzer eingeordnet. Selten lag ich so daneben.
Dieser Quickshifter
"Boah, ist der gut.", entfährt es mir bereits im Feierabend-Verkehr den Stuttgarter Kessel hinauf beim flotten Durchtanzen des Getriebes. Hoch geht jederzeit sauber und selbst unter ruppigem Fuß klaglos, runter muss man mit etwas Gefühl arbeiten. Gerade bei sehr langsamer Fahrt dreht der Motor als Zwischengas bei Druck auf den Schalthebel hoch, noch bevor der Gang gewechselt wird. Das endet ab und an in einem kleinem Rodeoritt mit stempelndem Hinterrad kurz vor dem Stillstand. Im freien Feld streichelt der Fuß die Gänge hoch, es ist ein Fest mit der Tuono durchzuladen. Mit etwas Feuer gefahren funktioniert der Blipper gangabwärts sogar unter etwas Zug an der Drosselklappe, was mir sehr zu Pass kommt. Es bleibt: Grandioser Quickshifter.

Diese Reifen von Michelin
Bei knapp 4.500 Kilometer kam der neue Michelin Road 6 GT auf die Felgen. Vorn in 120/70 ZR 17, hinten in 180/55 ZR 17. Ja: Seriendimension hinten ist ein 180/60 ZR 17, jedoch ist der 55er-Querschnitt ebenfalls eingetragen, zumindest in den italienischen Papieren. Sehr gut, Aprilia. Der Reifen funktioniert ab dem ersten Meter, selbst bei 0 Grad Celsius. Komfort und Handling passen. Einzig der Serienluftdruck mit 2,5 vorn und 2,9 hinten scheinen für den GT etwas zu hoch zu sein, ich vermisse die letzte Konsequenz in Sachen Komfort, wie ich ihn von der Michelin Road-Familie gewöhnt bin.

Dieses Fahrwerk
Bisher waren die aktuelle Suzuki SV 650 oder Kawas Z 900 für mich Paradebeispiele, wie einfache Federelemente sauber abgestimmt funktionieren können. Meine neue Queen: die Aprilia Tuono 660. Straffe Federn, kräftige Dämpfungen. Zwar nur in Vorspannung und Zugstufe einstellbar, aber im Grunde schon passend ab Werk. Ein bisschen Feingefühl an den Schräubchen und jeder findet seine Einstellung. Selbst wenn das das etwas trampelig ansprechende Federbein nicht kurieren dürfte. Allerdings: Die Tuono ist trotz Mittelklasse und optionaler 35-kW-Version kein Krad für Anfänger, denn sie hat die deutliche Tendenz bei Verzögerung in Schräglage merklich in die Kurve zu kippen. Ideal läuft's, wenn die Kurvengeschwindigkeit und Linie direkt passen.

Dieser Motor
Das mit dem Zug passt ebenfalls zum Motor. In zweifacher Weise. Der 660er muss mit seinen 95 PS gefahren werden wie ein Go-Kart: Immer schön am Gas halten und rollen lassen. Damit lindert man das etwas ruppige Mapping im unteren und mittleren Drehzahlbereich, bei Lastübergängen. Grundsätzlich hat der Motor einen eher drehmomentleeren Keller und kaschiert das mit einer kurzen Übersetzung. Die Mitte ab 5.000 Touren wirkt spritzig und kräftig, ab 7.000/min mit zweiter Luft, ab 9.500 Touren wird der sonst recht laufruhige Twin brummig und etwas rappelig, dreht aber recht munter weiter.

Dieser Verbrauch
Es artet in echte Arbeit und Wahnsinn aus: Diesen Motor auf der Straße auf 5,0 Liter/100 Kilometer zu pushen, verlangt nach stetiger Verachtung des eigenen Lebens. Kurz: es geht nicht. Selbst forsches Landstraßen-Fräsen nagelt den Schnitt um die 4,5 Liter fest. Respekt für das im Grunde recht hohe Drehzahlniveau, das die Tuono für sportlichen Vortrieb braucht.
Diese Bremsen
Doppelscheibe und Vierkolben-Sättel von Brembo mit radialer Pumpe und sauber abgestimmtem ABS: hammerbremse an der Tuono 660. Knackiger Druckpunkt, starke Initialbremsung, hohe Verzögerungskraft. Wie gesagt: Mittelklasse. Stark. Gleiches Ergebnis für die Fußbremse, mit der praxistauglich gearbeitet werden kann und die sogar so etwas wie ein Bremsgefühl vermittelt.

Dieses Cockpit
TFT mit allerlei Funktionen, übersichtliche Anzeige, Fahrmodi, Kurven-ABS, Tempomat, guter Bordcomputer. Leider nicht sehr gut entspiegelt, trotzdem ein großartiges Cockpit für die Mittelklasse. Allerdings darf man das bei über 10.000 Euro Basispreis erwarten. Wenig erwartet und bekommen habe ich persönlich beim Windschutz: Kleine Verkleidung mit kupierter Scheibe treffen auf 1,88 Meter. Flotte Langstrecke zerrt an der Ausdauer und zieht an den Armen, allerdings erst wirklich auffällig deutlich außerhalb legaler Geschwindigkeiten. Im Normbereich taugt der Windschutz besser.

Diese Ergonomie
Kompliment: Mit meiner Größe und Gewicht habe ich einen Schraubstock erwartet. Doch: Das passt. Grenzwertig beim Windschutz zwar, aber der Hintern hat noch einiges an Freiheit auf dem leider schon leicht abgeschrabbelten roten Poster. Viel Platz für einen Hang-Off, Kniewinkel gerade noch ok. Arme und Handgelenke stehen gut. Fußrasten-Position sportlich, aber nicht anstrengend. Für so ein zierliches Krad eine beachtliche Leistung.
Dieser Sound
Reihen-Twin mit 270 Grad Hubzapfenversatz. Klingt wie ein 90-Grad-V2-Motor. Und genau das kann die Tuono: klingen. Aus den beiden Auslässen seitlich dringt ein kräftiges Timbre, während der Fahrt untermalt von starken Atemzügen aus der Airbox. Legal und sehr auf der Kippe zum Lärm singt die Tuono ihr Lied und macht dem Donner in ihrem Namen viel Ehre. Immerhin: Im Schiebebetrieb ist die Aprilia ruhig und pröttelt nicht mit ärgerlichem Magerknallen in die Ortschaft hinein.

Kilometerstand: 2.799, 9/2021
Der Quickshifter/Blipper quittiert Gangwechselbefehle in der unteren Hälfte des Drehzahlbands und bei Teillast eher mit langen, ruckartigen Zugkraftunterbrechungen. Hier ist man mit Kupplungseinsatz deutlich geschmeidiger unterwegs. Besser wird’s im Wohlfühlbereich des Twins, jenseits der 5.000, besser 7.000 Touren. Italienischer Sportsgeist eben.
Dafür ist die Gasannahme unabhängig vom gewählten Mapping und der Drehzahl erfreulich sanft und direkt. Besonders gespannt sind wir auf die Langlebigkeit und Alltagsqualitäten der 660er-Aprilia. Denn aller Sportlichkeit zum Trotz: Serienmäßiger Gepäckträger unter dem Soziussitz sowie die lieferbare Komfortsitzbank und Seitentaschen sind positive Überraschungen. Va bene. Dagegen erstaunen eine teilweise rustikale Materialanmutung und Verarbeitungsqualität des schicken, leider nicht besonders günstigen Italo-Bikes. Dauertestbeginn war am 27. September 2021.