Ducati Monster (2021) im Fahrbericht
Fahrdynamisch ein Quantensprung

Mit der neuen Monster wirft Ducati allen Ballast der ruhmreichen Vergangenheit ab. Fahrdynamisch ein Quantensprung.

Ducati Monster 2021 Fahrbericht
Foto: Ducati

Halten wir uns nicht lange mit Ästhetik-Fragen und Heritage auf: Ja, die Ducati Monster (2021) hat keinen Gitterrohrrahmen mehr, fertig. Halten wir uns lieber an Zahlen, und die sprechen für die neue Monster. Das Mittelklasse-Naked-Bike ist insgesamt fast 20 Kilo leichter als die Vorgängerin, die Monster 821. Hauptgrund für das Trockengewicht von 166 kg ist der neue Rahmen, der statt aus Stahlgitterrohr aus Aluguss besteht und nicht nur 4,5 kg leichter, sondern auch viel schmaler baut. Das macht die gesamte vordere Partie nicht nur schlanker, sondern gibt der Ducati Monster etwas, das sie in ihrer gesamten Geschichte nie wirklich hatte: einen ordentlichen Lenkeinschlag.

Motorrad-Neuheiten

Umfangreich überarbeiteter 937-cm³-Testastretta

Auch das aus Glasfaserpolymer gefertigte Rahmenheck mit neuer Sitzeinheit und die Alugussschwinge mit markanten Durchbrüchen sparen ordentlich Kilos. Im ersten Fall sind es zwei, im zweiten 1,6 kg zur Monster 821. Durch die neuen Räder purzeln nochmals 1,7 kg. Die letzten 2,86 kg spart der überarbeitete Motor mit Euro 5 samt neuer Auspuffanlage ein. Dieser 937-cm³-Testastretta dient zwar auch in der Hypermotard und der neuen SuperSport 950, aber nur für die Ducati Monster (2021) ist er bisher so aufwendig überarbeitet worden: neuer Zylinderkopf mit Deckeln, neuer Lichtmaschinen- und Kupplungsdeckel inklusive Alu-Schrauben, neue Schaltwalze und hydraulisch betätigte Kupplung sowie neue Kolben und Pleuel – alles leichter als beim 821-er und dem herkömmlichen 950er. 111 PS leistet der V-Twin bei 9250/min, das Drehmoment gipfelt in 93 Nm.

Das Elektronikpaket der Ducati Monster (2021) reicht vom TFT-Display über den serienmäßigen Quickshifter hoch/runter über Kurven-ABS mit Supermoto-Einstellmöglichkeit, Wheelie- und Traktionskontrolle bis zu den drei Fahrmodi mit weiter konfigurierbarer Motorcharakteristik.

Neue Monster vs. Monster 821

Letztere waren bei unserem ersten Fahrtermin mit der Ducati Monster (2021) noch nicht final. Daher blieben wir beim Sportmodus mit der Motorcharakteristik "high". Die anderen waren noch unharmonisch, während in "Sport" das Potenzial des Testastretta aufblitzte. Dort hing er nämlich sehr direkt am Gas, ruckelte aber unter 2.500/min kein bisschen und drehte sehr schön nach oben raus. Die Leistungsentfaltung war dabei sehr linear und die Laufruhe ausgeprägt.

Am verblüffendsten war natürlich das Handling der neuen Ducati Monster (2021), besonders weil Ducati uns zum Vergleich eine Monster 821 für den Test-Ride mitgab. Dabei wirkte die Neue wie ein kurvengieriges Spielzeug gegen einen etwas sperrigen Gesellen. Während nämlich die 821 spürbar entschlossener eingelenkt werden muss und insgesamt einen aktiveren Fahrstil nötig macht, kann die neue Monster das fluffig leicht. Ein Zupfer am viel entspannter angebrachten Lenker – und sie klappt willig ab. Dabei kann sie jedwede Linie abspulen, während ihre Vorgängerin stoisch der einmal eingeschlagenen Spur folgt und sich nur widerwillig neuen Befehlen hingibt. Dazu trägt natürlich diese Old-School-Sitzhaltung bei, die den Monster-Piloten bisher immer so weit über den Tank spannte und fest in den Sitz pferchte. All das ist in der neuen Monster Geschichte, sie ist ein modernes, agiles, schlankes und leichtes Midsize-Naked.

Fazit

Lange hat Ducati am ikonenhaften Styling der Monster festgehalten, aber nun doch erkannt, dass mit 90er-Design außer dem Schönheitspreis in den Augen von Nostalgikern nichts mehr zu gewinnen ist. Schon gar keine Neukunden, denn aus dem einstigen Megaseller ist ein Ladenhüter geworden. Im Sattel der Monster-Neuauflage spürt man sofort den frischen Wind – von der Sitzposition über das Handling bis zum Motor. Desmo-Twin und das Zitat des legendären Buckeltanks bleiben der Ducati Monster auch 2021 erhalten – alles andere ist aus fahrdynamischer Sicht endlich erschwingliche Gegenwart.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023