Kaum neun Monate nachdem die MT-10 das Licht der Welt erblickte, legt Yamaha mit der verschärften Yamaha MT-10 SP nach. Wie der Brenner ums Eck geht, verrät der erste Ausritt.
Kaum neun Monate nachdem die MT-10 das Licht der Welt erblickte, legt Yamaha mit der verschärften Yamaha MT-10 SP nach. Wie der Brenner ums Eck geht, verrät der erste Ausritt.
An diesem Tag zeigt sich die „Dark Side of Japan“ gleich in mehrerer Hinsicht von ihrer sonnigsten Seite. Unser Yamaha-Touristenführer hat es herzerfrischend eilig. Die Route kennt er in- und auswendig: Kaum aus der Einfahrt heraus, gibt er Stoff. Mit ordentlich Zug auf der Kette eilt er die Straße hinunter und führt den nachfolgenden Trupp ins Kurvendickicht. Südafrika bietet eine spektakuläre Kulisse zum Motorrad- fahren, und die Landstraßen haben weithin Grip ohne Ende. Paradiesische Zustände für ein sportliches Naked Bike wie die neue Yamaha MT-10 SP!
Aus der Verfolgerperspektive trifft der Sound des vorausfahrenden Big Bang-Vierzylinders praktisch frontal auf die Synapsen. Der R1-Motor mit seiner unregelmäßigen Zündfolge klingt rau, dumpf und tief basslastig. Vibes, die unter die Haut gehen und sich vom Einheitsbrei konventioneller Vierzylinder abzuheben wissen. Weil der spurtstarke Treibsatz ab mittleren Drehzahlen so motiviert am Gas hängt und natürlich wegen des kurzen Radstands der Yamaha MT-10 SP, schnappt das Vorderrad beim Beschleunigen wie von selbst dem Himmel entgegen. Es scheint fester Teil des MT-Erbguts zu sein, dass die Dinger, egal welchen Hubraums, so wunderbar wheelen.
Für das Modelljahr 2017 bekam die Yamaha MT-10 serienmäßig einige Extras spendiert. Dazu zählt ein neues Mapping, ein Quickshifter, eine neue Anti-Hopping-Kupplung, die die Handkraft am Kupplungshebel reduziert, sowie einen Tempomat. Bei der standardmäßigen MT-10 gibt es die Fahrmodi eins, zwei und drei, die das Ansprechverhalten beeinflussen. Die Traktionskontrolle hält ebenfalls drei Stufen bereit und lässt sich bei stillstehendem Fahrzeug komplett deaktivieren. Umstellen kann man die Fahrmodi und TCS-Level dagegen auch während der Fahrt per Knopfdruck oder Kippschalter. Eine Memory-Funktion speichert die letzte gewählte Einstellung vor Ausschalten der Zündung. Mit dem neuen Mapping geht die große MT selbst im Fahrmodus eins mit dem direktesten Ansprechverhalten recht sachte ans Gas, ohne ein Ruckeln hervorzurufen. Damit elimiert das 2017er-Modell eine große Schwäche des Vorgängers. Nebenbei scheint der Powerbolzen nicht mehr so schlimm zu saufen. Am Ende des Testtages zeigt der Bordcomputer 6,7 Liter an.
Nun aber zur Yamaha MT-10 SP: Yamaha preist die Edel-MT als „kleinen Bruder“ der R1M an. Dieser trägt dasselbe Farbkleid wie der Supersportler und schmückt sich mit hochwertigem Finish. Das TFT-Display samt Schalter für die Menüführung stammt ebenfalls aus der R1M, weshalb die Einstellmöglichkeiten für Fahrmodus (A, B, C, D), Ansprechverhalten (PWR eins bis drei) und Traktionskontrolle (drei Stufen) anders unterteilt und bezeichnet sind als bei der standardmäßigen MT-10. Highlight der SP ist das semiaktive Öhlins-Fahrwerk, das Zug- und Druckstufendämpfung an Gabel und Federbein in den Modi A1 (Fokus auf Sport) und A2 (Fokus auf Komfort) automatisch reguliert. Dazu gibt es die Modi M1 bis M3. Hier erfolgt die Einstellung manuell per „elektronischen Klicks“.
Zwischen A1 und A2 fällt der Unterschied relativ gering aus. Die Yamaha MT-10 SP liegt in beiden Modi sportlich straff. Auf ebenem Untergrund fährt die SP so, wie man es von einem Sportmotorrad erwartet: präzise und direkt. Beim Herausfeuern aus der Kurve gautscht das Bike kein bisschen herum. Kein Vergleich zur standardmäßigen MT-10! Auch die Schräglagenfreiheit scheint mit dem stabileren Fahrwerk zugenommen zu haben. Weder schlägt die Yamaha irgendwo auf den Asphalt durch noch setzt irgendetwas auf. Oberhalb von 4.000/min funktioniert der Schaltautomat (ohne Blipperfunktion) sauber und komplettiert das Fahrvergnügen. Für den Spaß verlangt Yamaha allerdings relativ viel Geld. Mit 16.495 Euro bewegt sich die MT-10 SP nahezu in der Oberliga europäischer Konkurrenzprodukte.
Yamaha und das Baukastenprinzip: Neben der standardmäßigen MT-10 am unteren Ende der Preisskala und der Yamaha MT-10 SP am oberen Ende, gesellt sich die Touring-Edition dazu. Die kostet 14.795 Euro und kommt dafür mit einigen nützlichen Reise-Extras. Dazu zählen eine komfortabler aufgepolsterte und etwas höhere Sitzbank, ein hoher Windschild, Enduro-mäßige Handschützer über den Hebeleien, ein Satz Softcase-Gepäcktaschen plus Halterung sowie eine Vorrichtung zur Befestigung von Navigationsgeräten. In Südafrika stand die MT-10 Touring-Edition für eine ausgedehnte Runde bereit. Auf einem langen Ausflug erfüllt das Reisezubehör seinen Zweck. Vor allem der Windschild und die Sitzbank sorgen für Entspannung. Unter den Super-Nakeds ist die MT-10, insbesondere die Touring-Edition, eines der komfortabelsten Bikes.