Auch „normales“ Motorradfahren verlangt zahlreiche motorische Fähigkeiten wie etwa das Gleichgewicht zu halten, die Koordination verschiedener Bewegungen oder Ausdauer, wie beim Stemmen gegen den Fahrtwind. Wenn Balancegefühl, Oberkörper- und Armmuskulatur und am besten auch das Herz-Kreislaufsystem trainiert sind, fährt es sich erwiesenermaßen entspannter, sicherer und mit mehr Freude.
Biebricher
Auch ohne Gymnastikball möglich: bei geradem Rücken die Arme aus der Streckung beugen und wieder in die Ausgangsstellung zurückdrücken.
Die hier gezeigten Beispiele sollen Anregungen geben, wie jeder etwas dafür tun kann. Ausdauer- und Krafttraining im Studio unter professioneller Anleitung ist die aufwendigste Variante, andere, kleine Übungen sind gut für überall und zwischendurch.
In jedem Fall wichtig: Nicht mit kalten Muskeln gleich voll einsteigen und, vor allem nach längeren Pausen, vor einem Ausdauertraining das Kreislaufsystem von einem Arzt durchchecken lassen.
Auch Joggen und, noch besser, Radfahren, zeigen dann spätestens bei der nächsten längeren Tour positive Wirkung, denn ein trainierter Körper hält länger durch und hat mehr Spaß am Fahren.
Motorrad fahren gut und sicher: Kurventechnick, Blickführung, Fahrtipps
MOTORRAD
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Auf Alpenpässen unterwegs? So läuft's!
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Verführerisches Kurvengeschlängel mit Risiko. Der Straßenverlauf lässt sich zum Großteil nicht einsehen, weshalb unerwartet ein Auto oder Motorrad auftauchen kann – unangenehm bis gefährlich, wenn man die Kurven schneidet. Besser ist deshalb das sogenannte Hinterschneiden der Kurven, zumal man stets damit rechnen muss, dass ein Fahrer im Gegenverkehr die S-Kurve schneidet und im schlimmsten Fall auf der falschen Straßenseite daherkommt. Wenn wir dann selbst die Kurve geschnitten haben, stehen unsere Chancen denkbar schlecht.
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Die klassische Kurve, die durch ihre Übersichtlichkeit eine fein zurechtgelegte Ideallinie und entsprechende Schräglagen erlaubt.Schneidet man die Kurve jedoch an (gestrichelte Linie), muss das Motorrad am Kurvenausgang die größte Schräglage fahren, will man nicht mit eventuellem Gegenverkehr auf Kollisionskurs gehen. Beim Hinterschneiden (durchgezogene Linie) liegt der Scheitelpunkt hingegen später (Pylone). Man sieht besser um die Kurve, und kann auch deshalb und auf der flacheren Linie deutlich früher wieder ans Gas gehen, was die etwas langsamere Kurvengeschwindigkeit mehr als wettmacht.
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In Wechselkurven kommt der Vorteil des Hinterschneidens noch mehr zum Tragen, weil es der in der Rechtskurve spät gesetzte Scheitelpunkt erlaubt, die folgende Linkskurve von weit außen anzufahren. Den Fahrer auf der falschen Linie (gestrichelt) drängt es in Richtung Gegenfahrbahn, und er muss für die folgende Linkskurve von einer äußerst ungünstigen Position aus hart einlenken. Eine flüssige, runde Linie ist damit nicht zu machen.
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Die drei Phasen einer Kurvenfahrt.
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Rote Phase: Anpassungsbremsung vor dem Einlenken. Einlenken auf der Bremse ist kritisch, denn bei vielen, vor allem bei breit bereiften Maschinen entsteht ein Aufstellmoment.
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Dabei wandert die Aufstandsfläche des Vorderreifens aus der Radmittenebene (siehe gelb gestrichelte Linie), und das Motorrad versucht, sich aufzurichten. Dieses Phänomen muss der Fahrer durch Gegenlenken ausgleichen. Bei unseren Fahrversuchen ergab sich eine nötige Gegenlenkkraft von bis zu 250 Newtonmetern bei zwölf Grad Schräglage.
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Gelbe Phase: Schräglage in der Rollphase. In diesem Fahrzustand fallen die Umfangskräfte am Vorderrad sehr gering aus, während am Hinterrad je nach konstanter Geschwindigkeit die Antriebskraft einwirkt – bei 100 km/h zirka acht PS. Die Reifen können jetzt hohe Seitenkräfte übertragen und verkraften somit eine enorme Schräglage. Bei zu viel Schräglage verlieren die Reifen die Haftung, zuerst meist der schmalere Vorderreifen. Umgekehrt kann zu niedrige Kurvengeschwindigkeit zum Kippen führen; frühzeitiges leichtes Beschleunigen baut dem vor.
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Grüne Phase: Beschleunigen aus der Schräglage heraus. Am Kurvenausgang wird sanft das Gas aufgezogen, wodurch sich das Motorrad aufrichtet und der Kurvenradius größer wird. Will man das Aufrichten vorantreiben, hilft ein zusätzlicher Druck am kurvenäußeren Ende des Lenkers. Je nach Beschleunigung wirkt eine mehr oder weniger starke Umfangskraft auf den Hinterreifen. Deshalb verkraftet er weniger Seitenkräfte und damit Schräglage als der Vorderreifen, der eine sichere Seitenführung in Schräglage garantiert.
Gargolov
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Der Klassiker - In die Kurve legen: Fahrer und Maschine bilden in Schräglage eine Linie. Entweder mit festem Knieschluss oder locker-sportlich abgespreiztem Knie passt dieser Fahrstil für alle Arten von Kurven in jedem Tempo. Die Fahrtrichtung lässt sich sehr schnell korrigieren, aus dem Legen kann man in Wechselkurven nahtlos ins Drücken übergehen. Die entspannte Sitzhaltung verlangt wenig Kraft. Hier gut zu sehen: Der Fahrer neigt den Kopf, um seinen Blickhorizont möglichst gerade zu halten, der Blick geht Richtung Kurvenausgang.
Bilski
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Drücken: Diese Kurventechnik stammt ursprünglich aus dem Geländesport. Der Fahrer bleibt dabei relativ aufrecht, das Motorrad wird mit dem Lenker nach unten gedrückt. Hüftknick und fester Knieschluss helfen. Das funktioniert gut in engen Kurven und Serpentinen, bei schnellen Kurswechseln oder Ausweichmanövern. Für Schotterstrecken und auf losem oder rutschigem Untergrund ideal, weil der Körperschwerpunkt eher über der Reifenaufstandsfläche liegt.
jkuenstle.de
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Hanging-off: Dieser Fahrstil ist auf die Sitzposition und Fahrwerksgeometrie von Supersportlern abgestimmt und findet vor allem auf der Rennstrecke Anwendung, wo der weitere Streckenverlauf bekannt ist. Bei gleicher Kurvengeschwindigkeit verlangt er weniger Schräglage, dafür aber Kraft und viel Übung. Die Fotos zeigen, dass ein Motorrad in Schräglage, unabhängig vom Kurvenstil, wesentlich mehr Platz braucht als bei Geradeausfahrt, weshalb man in Linkskurven nie zu nah in die Fahrbahnmitte geraten sollte. Und rechtsherum lauern die Leitpfosten auf zu eng vorbeirauschende (Sportler-)Spiegel.
MOTORRAD
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Diesen Fehler sollten Sie vermeiden.
MOTORRAD
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Auch diesen Fehler gilt zu vermeiden: Zu hohe Anfangsgeschwindigkeit und Panikbremsung.
Streblow
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Bergauf fällt die richtige Blickführung oftmals schwer. Auch beansprucht der Dreck am rechten Fahrbahnrand erst einmal die Aufmerksamkeit und lenkt somit den Blick auf sich.
Streblow
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Nun heißt es „Kopf hoch“ und bergauf geschaut, ob Gegenverkehr kommt und wie die Straße wohl weitergeht. Wir sehen noch nicht, was erst das nächste Bild zeigt.
Streblow
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Frühzeitiges Vorausschauen verhindert, dass uns der nun auftauchende Radfahrer erschreckt und lässt uns die folgende Rechtskehre rechtzeitig wahrnehmen.
Streblow
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In Linkskurven wird die Fahrbahn schon mal richtig schmal. Denn, zu weit links fahrend kämen wir in den Gegenverkehr, und am rechten Fahrbahnrand liegen Laub, Rollsplit und anderer Unrat. In Schräglage sollte man sich hiervon tunlichst fernhalten.
MOTORRAD
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Die Messwerte einer Honda CBR 600 F zeigen, wie sich unterschiedliche Straßenbeläge im Regen auf den Bremsweg und die mögliche Schräglage auswirken. Auf griffigem Rennstrecken-Asphalt fällt der Bremsweg kaum länger aus als auf trockener Piste. Auf der nassen Landstraße braucht der Sporttourer für eine Vollbremsung aus 100 km/h aber schon 77 Meter, bei schlechtem Belag sind es noch deutlich mehr. Zudem verringert sich die mögliche Schräglage drastisch.
MOTORRAD
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Ein voll beladenes Motorrad ist langsamer und weniger durchzugsstark als eine Maschine, auf der nur der Fahrer sitzt. Eigentlich klar, doch im Eifer des Kurvengefechts auf der Landstraße vergisst man das schon mal, vor allem wenn die Tour zu zweit und mit Gepäck eher Ausnahme als Regel ist. Die beiden Beispiele oben zeigen anhand einer Suzuki GSX 1250 FA, dass das Überholen mit Beladung deutlich länger dauert. Dabei hat die Suzi immerhin 98 PS und bleibt relativ durchzugsstark; bei schwachen Motoren kann sich der Weg sogar verdoppeln.
MOTORRAD
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Wichtig: Das Fahrwerk muss bei Beladung angepasst werden.
Bilski
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Schräglage unter Beladung ist Schwerarbeit für den Hinterreifen. Wenn dann noch zu wenig Luft drin ist, kann sich das Heck der Maschine regelrecht aufschaukeln.
Bilski
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Bei Beladung verändern sich Fahrleistungen und Bremsverhalten eines Motorrads. Da deutlich mehr Gewicht auf dem Hinterrad lastet als normal, wird das Vorderrad beim Beschleunigen leicht und hebt spürbar früher ab. Je nach Bereifung kann es zwischen 60 und 100 km/h verstärkt zu Lenkerflattern (Shimmy) kommen. Deshalb gilt: Mit Beladung nicht freihändig oder mit nur einer Hand am Lenker fahren. Wer in den Alpen unterwegs ist, sollte berücksichtigen, dass der Bremsweg bei starkem Gefälle zunimmt, wie die Bremsmessungen mit einer Honda VFR 800 zeigen. Die weiteren Messdaten belegen, dass sich Beschleunigungs- und vor allem Durchzugswerte des fast fünf Zentner schweren Sporttourers deutlich verschlechtern – beim Überholen mit einkalkulieren!
Hersteller
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Sitzposition: Wenn wie hier nur die Zehenspitzen den Boden erreichen, genügt es nicht, nur die Federbasis an Gabel und Federbein zu reduzieren. Denn nicht nur der Fortschritt ist zu gering, solch eine Fahrwerkseinstellung führt auch zu unbefriedigenden Fahreigenschaften.
Hersteller
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Echten Fortschritt bringen Tieferlegungs-Kit und extra tiefe Sitzbank. Im Falle der BMW F 800 GS werden zum gekürzten Federbein hinten dazu passende, andere Gabelfedern vorne verbaut. Alles zusammen verringert die Sitzhöhe um rund 70 Millimeter.