Gebrauchtberatung Honda-CX-Modelle
Seltenheits-Wert

Die Honda-CX-Modelle gehören zu den meistverkauften Motorrädern überhaupt. Gute Exemplare im Originalzustand sind jedoch mittlerweile rar. Besonders selten trifft man auf eine CX 650 E, die heutzutage nur zu Liebhaberpreisen den Besitzer wechselt.

Seltenheits-Wert
Foto: MOTORRAD-Archiv

So ein Mist. Kaum nehme ich die privat inserierte Honda CX 650 E näher in Augenschein, bin ich auch schon aufgeflogen. Nach nicht einmal fünf Minuten. »Motor-Presse, oder?« lautet die knappe Frage des Besitzers, die eigentlich bereits eine Feststellung ist. Dabei kann er sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. Die Telefonnummer auf dem Handy-Display des MOTORRAD-Lesers war’s, die mich verraten hat – was für ein dummer Anfänger-Fehler.
Der bleibt in diesem Fall jedoch ohne Konsequenzen, da das Preislimit bereits zuvor abgesteckt wurde. »Unter 3100 Euro gebe ich sie im Moment nicht her, dazu hänge ich zu sehr an der CX.« Nach 13 völlig problemlosen Jahren ein verständlicher Standpunkt des CX-Eigners, der jeden weiteren Versuch des Feilschens ins Leere laufen lässt. Angesichts des geringen Bestands – von der CX 650 E sind laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nur noch 249 Exemplare zugelassen – ist er sich sicher, dass seine 650er »wegen des guten Zustands einen Liebhaber findet, dem sie diesen Preis wert ist«.
Abgesehen von einer Schramme auf der rechten Tankseite sowie einigen Rostpickeln im Inneren des Spritbehälters präsentiert sich die 1987er-Honda trotz der Laufleistung von 43000 Kilometern sowie insgesamt fünf Vorbesitzern tatsächlich in einem gepflegten Zustand. Gebrauchsspuren in Gestalt kleinerer Kratzer lassen sich ohne Schwierigkeiten herauspolieren. Rost ist praktisch nicht zu entdecken, nicht einmal am korrosionsgefährdeten Auspuffsammler. Der schwarze Lack des Motors ist makellos erhalten, der V2 selbst zeigt nicht die geringste Spur von Undichtigkeiten. Passend zum guten optischen Eindruck scheint auch die Technik prima in Schuss zu sein. Eine Probefahrt der stillgelegten Maschine ist zwar nicht möglich, aber das kalte Triebwerk springt prompt an, läuft mechanisch leise, nimmt sauber Gas an und tönt
mit diesem typischen, herrlich sonoren Blubbern, wie es nur den CX-Modellen
zu eigen ist. Wer Interesse an diesem sehr seltenen Youngtimer hat, sollte sich unter Telefon 0171/1738634 beim Besitzer melden.

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Modellpflege

1978 Markteinführung der CX 500 mit 27 oder 50 PS zum Preis von 5620 Mark; erstes Serienmotorrad mit Schlauchlos-Bereifung; ab November geänderte Steuerkettenführung 1979 Breitere Felge hinten (2.15 x 18) mit breiterem 4.00-Reifen; Rückrufaktion wegen brechender Steuerkettenspanner; Einbau verstärkter Spannelemente 1980 Markteinführung CX 500 C; modifizierte Motorent-lüftung (beide Varianten) 1981 Schwarze Comstar-Felgen mit umgedrehtem Profil,vorn nun in Größe 2.15 x 19; kleine Windschutzscheibe amCockpit; Ende des Jahres Einführung der CX 500 Turbo 1982 Markteinführung von CX 500 E und GL 500 mit neuem Rahmen und Pro-Link-Zentralfederbein, Motor mit automatischem Steuerkettenspanner, geänderter Pleuellager-schmierung und stärkerer Lichtmaschine; automatischer Steuerkettenspanner auch bei der CX 500 (nachträglicher Einbau in früheren Modellen möglich), ebenso Doppelkolben-Bremszangen mit geänderten Bremsscheiben 1983 Markteinführung CX 650 E, CX 650 C, GL 650 undCX 650 T 1985 Produktionseinstellung der CX-Baureihe 1987 Abverkauf der letzten Exemplare

Modellübersicht

ModellgeschichteGüllepumpe. Einfach nur Güllepumpe. Jeder, der sich in der Motorradszene ein wenig auskennt, weiß sofort, welches Bike gemeint ist. Eigentlich als Verhöhnung der Honda CX 500 gedacht, setzte sich diese Bezeichnung aus einem Werner-Comic (Band 4 »Eiskalt«) als Spitzname für die CX rasch durch. Heute sind Begriff wie Motorrad längst Kult. Daran war bei der Vorstellung Ende 1977 allerdings nicht zu denken. Tester wie potenzielle Käufer rümpften ob des eigenwilli-gen Stylings des Mittelklasse-Tourers die Nase. Die glatten Zylinder mit ihren merkwürdig verdrehten Köpfen, die Zusammenfassung von Lampe und Cockpit unter einer Plastikverkleidung sowie die pummelige Gestaltung von Tank und Sitzbank schreckten viele Ästheten ab. Praktisch veranlagte Zeitgenossen hingegen griffen mit Begeisterung zu. Besonders unter den Tourenfreunden sprachen sich sowohl der hohe Komfort der Honda als auch die unter touristischen Aspekten herausragenden Qualitäten des wassergekühlten V2-Triebwerks rasch herum. So überzeugte der wartungsfreundlich konstruierte Zweizylinder auf Anhieb mit Zuverlässigkeit und Standfestigkeit, die Ende der 70er Jahre längst nicht die Regel waren. Selbst die anfänglichen Probleme mit brechenden Steuerkettenspannern im ersten Produktionsjahr sowie häufiger auftretende Lecks an der Wasserpumpe konnten den alsbald erreichten Nimbus der Unzerstörbarkeit nicht gefährden. Kaum Ölverbrauch, ein für damalige Verhältnisse geringer Spritkonsum sowie die gutmütige Leistungsentfaltung wogen für die Reise-Klientel schwerer als die Schwächen des Fahrwerks, das bei flotter Fahrweise rührend und pendelnd an den unterdimensionierten Zentralrohrrahmen und die schwammigen Federelemente erinnerte. Dennoch wurde die CX 500 für Honda zu einem gigantischen Erfolg mit fast 25000 verkauften Exemplaren. Von den in den folgenden Jahren auf den Markt geworfenen Modellen der CX-Reihe (siehe rechts) konnte jedoch nur noch der Softchopper CX 500 C (etwa 15000 Stück) einen ähnlich großen Erfolg verbuchen. Die ab 1982 angebotenen, deutlich moderneren CX-Varianten verkauften sich dagegen bei weitem nicht so gut, von den 650er fanden insgesamt sogar nur 1446 einen Abnehmer. MarktsituationZusammengenommen sind die Verkaufszahlen aller CX-Varianten wahrlich beeindruckend: Exakt 48310 Stück brachte Honda allein in Deutschland unter das motorradelnde Volk. Von der Ur-CX 500 haben bis heute laut KBA immerhin 11200 Exemplare überlebt. An gebrauchten CX 500 C herrscht kein Mangel, es sind noch immer stolze 10100 Einheiten zugelassen. Seltener stößt man auf eine CX 500 E (2070 Stück) oder GL 500 (1650 Stück). Die 650er sind gar echte Raritäten: Von der CX 650 C existieren noch 414 Stück, von der GL 650 sind es 293, und die CX 650 E ist nur noch 249-mal zugelassen (Stand September 2003). Die Besitzer einer CX 650 Turbo kennen sich vermutlich sogar persönlich, es gibt nämlich lediglich 43 Stück davon. Diese einstigen Technologieträger dürften – falls sie überhaupt angeboten werden – nur für viel Geld zu haben sein. Wesentlich günstiger ist hingegen der Erwerb einer der CX-500-Varianten. Gleichwohl müssen Gebrauchtkäufer mit einem relativ hohen und stabilen Preisniveau rechnen, das angesichts des Alters sowie der zumeist hohen Laufleistungen der Maschinen viele Interessenten überrascht. Während Alltagsfahrzeuge mit enormen Kilometerständen und entsprechenden Gebrauchs- und Verbrauchsspuren noch einigermaßen günstig zu haben sind, werden gepflegte CX 500 im Originalzustand kaum unter 1300 Euro angeboten, auch wenn sie viele Kilometer auf dem Tacho haben. Für Top-Exemplare aus erster Hand mit einer Laufleistung von nachweislich weniger als 30000 Kilometern wird heute fast wieder der einstige Neupreis verlangt – eine Folge des Kults um die Güllepumpe. Den Wert einer CX zu bestimmen fällt allerdings gar nicht so leicht, weil die letzten Exemplare der Baureihe bereits 1987 abverkauft wurden. Im Handel werden praktisch keine Gebrauchten mehr angeboten, und für Privatverkäufe gibt es keine Gebrauchtlisten zur Orientierung mehr. Grundsätzlich kann man jedoch feststellen, dass vor allem das einst so geschmähte Urmodell besonders gesucht ist. Deutlich günstiger sollten die heute nicht sehr gefragten 27-PS-Versionen zu ergattern sein, da eine Entdrosselung ziemlich teuer ist. Wie hoch der Liebhaberwert eines CX-Modells letztlich ausfällt, müssen Anbieter und Käufer somit individuell aushandeln. Je nach Angebot und Nachfrage können die Preise dabei beträchtlich differieren.BesichtigungNoch immer eilt den CX-Modellen der Ruf der Unzerstörbarkeit voraus. Fast 20 Jahre nach der Produktionseinstellung muss dieser jedoch relativiert werden. Zwar gab es neben den bereits angesprochenen Problemen mit dem Steuerkettenspanner sowie der leckenden Wasserpumpendichtung tatsächlich nur wenige modellspezifische Schwachpunkte wie beispielsweise eine hohe Rostanfälligkeit von Auspuffanlage und Rahmen. Aber aufgrund der langen Zeit sowie der zumeist stolzen Laufleistungen zeigen heutzutage natürlich auch die meisten CX-Modelle den üblichen Verschleiß, etwa festgefressene Lager der Umlenkhebelei bei den Pro-Link-Modellen oder versprödete und ausgehärtete Kunststoff- und Gummiteile. Wer mit dem Kauf einer CX liebäugelt, sollte daher ruhig einmal übers Internet eine der zahlreichen Interessensgemeinschaften kontaktieren (sehr empfehlenswert: www.cx500-online.de mit zahlreichen Verweisen zu anderen IGs und Clubs), deren Mitglieder meist ebenso rührig wie hilfsbereit sind. Dort findet man kompetenten Rat und Hilfe bei allen möglichen und unmöglichen Schwierigkeiten. Tests in MOTORRAD*CX 500: 3/1978 (T); 7-8/1978 (VT); 7/1979 (LT); 2-3/1980 (VT); 11-12/1981 (VT); 26/1981 (VT); 1/1982 (VT). CX 500 C: 10/1979 (T). CX 500 T: 12/1981 (T); 22/1981 (T); 13/1982 (VT); 1/1983 (LT). CX 500 E: 16-17/1982 (VT) CX 650 E: 2/1983 (T); 9/1983 (VT). CX 650 T: 11/1983 (T). CX 650 C: 13/1983 (T)

MOTORRAD-Checkpoint

MotorWassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, eine untenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier über Stoßstangen und Kipphebel betätigte Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, zwei Keihin-Gleichdruckvergaser, Ø 35 mm, kontaktlose Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Drehstromlichtmaschine 170 Watt, Batterie 12 V/14 Ah.Bohrung x Hub 78 x 52 mm Hubraum 497 cm3Verdichtungsverhältnis 10:1Nennleistung 37 kW (50 PS) bei 9000/minMax. Drehmoment 42 Nm (4,3 kpm) bei 7000/minKraftübertragungPrimärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kardanwelle.FahrwerkZentralrohrrahmen aus Stahl mit angeschweißten Blechpressteilen, Motor mittragend, Telegabel, Standrohrdurchmesser 33 mm, Zweiarmschwinge aus Stahlrohr, zwei direkt angelenkte Federbeine mit verstellbarer Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 240 mm, Einkolbensättel, Simplex-Trommelbremse hinten, Ø 160 mm, Reifengröße vorn 3.25 S 19, hinten 4.00 S 18.Maße und GewichteRadstand 1455 mm, Lenkkopfwinkel 63,5 Grad, Nachlauf 100 mm, Federweg v/h 140/85 mm, Sitzhöhe 810 mm, Tankinhalt 17 Liter, Gewicht vollgetankt 221 kg, zulässiges Gesamtgewicht 397 kg.Messwerte (MOTORRAD 26/1981)Höchstgeschwindigkeit solo (mit Sozius) 174 (162) km/hBeschleunigung solo (mit Sozius) 0–100 km/h 6,8 (7,7) sekDurchzug solo (mit Sozius) 60–140 km/h 17,3 (26,6) sekVerbrauch 5,8 bis 7,3 l/100 km, Normalbenzin

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023