Kawasaki ZRX 1200/S/R
Nein, das Aufmacherfoto dieser Geschichte ist ausnahmsweise keine Kawasaki ZRX 1200 R in Limegreen. Und die entzückende Geschichte von Eddie Lawsons AMA Superbike-Triumphen 1981 und 1982 wird hier auch nicht zum x-ten Mal nacherzählt. Hier geht's nämlich um alle Kawasaki ZRX 1200, nicht nur um die mit winziger und weitgehend wirkungsloser Bikiniverkleidung bestückte Hommage an die frühen und wilden 80er Jahre.
Drei Versionen der ZRX 1200 begeisterten ab 2001 die Freunde des heiser grollenden Vierzylinder-Sounds: eine komplett unverkleidete, die besagte R und die halbverschalte, fast schon als Sporttourer durchgehende S. Die Technik der drei Schwestern ist praktisch identisch, in allen steckt ein wunderbarer Big Four, der herrlich tönt, eher kernig läuft, etwas säuft und eine Leistungskurve liefert, die dem Maschinenbauer Tränen der Rührung in die Augen treibt.
Bereits knapp über 2000/min liegen immer deutlich mehr als 80 Nm an, zwischen 3000/min und Nenndrehzahl gibt's nonstop über 100 Nm – noch irgendwelche Durchzugs-Fragen? Dazu gesellen sich famose Bremsen und ein Fahrwerk, das locker macht und der Fuhre erstaunliche Agilität verleiht. Über dieser ganzen Herrlichkeit thront der sehr bequem untergebrachte Fahrer – auch und gerade auf der S, der ultimativen Geheimtipp-ZRX.
Besichtigung

Eine ZRX 1200 im Originalzustand und aus erster Hand wird von Motorradhändlern meist sehr gern in Zahlung genommen. Grund dafür: Die Mechanik gilt als unkaputtbar, irgendwelche versteckten Macken sind nicht zu befürchten. Die Betonung liegt auf „im Originalzustand und aus erster Hand“.
Ist Kawasakis Big Bike nämlich erst einmal zum Wanderpokal der dynamischen Landjugend geworden, geht's mit der Zuverlässigkeit oft rapide bergab – Stichwort „Wartungsstau“. Das ist ganz sicher keine Kawa-Besonderheit, doch bei der ZRX kommt eine Sache erschwerend hinzu: Sie ist in der Umbauer-/Streetfighter-Szene extrem beliebt, was der Zuverlässigkeit nicht unbedingt dienlich sein muss.
Im Gegenteil: Wenn im Angebot von „Heckumbau“ und „Sportauspuff“, ggf. auch „Sonderlackierung“ die Rede ist, winken die meisten Händler aus gutem Grund dankend ab. Ein Verhalten, das auch für den private Ankäufer ein guter Tipp ist. Klare Ansage: serienmäßig = kaufen. Umbau = eher nicht.
Marktsituation

Die teuerste Neu-ZRX ist die günstigste Gebraucht-ZRX. Als Neumaschine kostete die halbverschalte ZRX 1200 S immer 300 Euro mehr als die mit Bikiniverkleidung antretende ZRX 1200 R und verkaufte sich mit insgesamt 3494 Exemplaren auch deutlich besser.
Entsprechend häufig wird die S heute als Gebrauchtmaschine angeboten – und bleibt am längsten stehen, denn sie ist die mit Abstand am wenigsten gefragte Secondhand-ZRX. Gebrauchtkäufer suchen fast immer die R; was beschwerlich sein kann, denn die meisten R-Besitzer wissen, was sie an ihrer Dicken haben und trennen sich nur selten von ihr.
Eine R kostet mindestens 500 Euro mehr als eine vergleichbare S. In der nebenstehend genannten Niedrigpreiskategorie ist sie praktisch nicht zu finden. Die ganz nackte ZRX war als Neumaschine schon eine Rarität und spielt auf dem Gebrauchtmarkt so gut wie keine Rolle. Wird dann doch einmal eine angeboten, liegt sie preislich zwischen S und R.
Verfügbarkeit am Markt: mäßig (R) bis hoch (S)
Technische Daten

(ZRX 1200 S/ZR1200-B1P; Modelljahr 2001)
MOTOR
Wassergekühltert Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine Ausgleichswelle, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Schlepphebel, Nasssumpfschmierung, Gleichdruckvergaser, Ø 36 mm, ungeregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kette.
Bohrung x Hub 79 x 59,4 mm
Hubraum: 1165 cm³
Nennleistung: 90 kW (122 PS) bei 8500/min
Max. Drehmoment: 112 Nm bei 7000/min
FAHRWERK
Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, Telegabel, Ø 43 mm, Alu-Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, jeweils voll einstellbar, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 250 mm.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
MAßE+GEWICHT
Radstand 1465 mm, Lenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 106 mm, Federweg v/h 120/123 mm, Sitzhöhe* 800 mm, Gewicht vollgetankt* 250 kg, Zuladung* 180 kg, Tankinhalt/Reserve 19/5 Liter.
MESSUNGEN
(MOTORRAD 8/2001)
Höchstgeschwindigkeit 239 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 3,1 sek
Durchzug 60-140 km/h 7,9 sek
Verbrauch 6,7 l/100 km (Landstraße)
*MOTORRAD-Messungen
Modellpflege

2001 Modellwechsel von ZRX 1100 auf ZRX 1200. Neupreise in D: 9060/ 9316/9571 Euro (ZRX 1200/R/S).
2002 Preise: 8995/9350/9650 Euro.
2003 Automatisches Tageslicht.
2004 Zusätzlicher Waben-Kat; Luftfilter, Vergaser und Zündung geändert.
2005 Unverkleidete ZRX und S-Version entfallen; Auspuffkrümmer aus poliertem Edelstahl für R-Version; Gabelfedern und Stoßdämpfer geändert; Lochbild der hinteren Bremsscheibe geändert; Preissenkung auf 8150 Euro.
2007 Verkauf der letzten ZRX 1200 R.
Tests in MOTORRAD
7/2001 (FB), 8/2001 (VT), 12/2001 (VT), 15/2001 (VT), 20/2001 (VT), 23/2001 (VT), 3/2002 (VT), 10/2002 (TT), 19/2002 (Handling-VT), 26/2002 (Nachrüst-Auspuffanlagen), 8/2003 (VT), 13/2004 (Reifen), 10/2005 (VT), 10/2006 (VT)
FB= Fahrbericht, VT= Vergleichstest, TT= Top-Test
Internet-Links
Fansites:
www.zrx-ig.de (Interessengemeinschaft mit regionalen Ablegern und Internet-Forum)
www.kawaforum.de (Kawasaki allgemein, ZRX-Unterforum)
Gebrauchte: https://www.1000ps.de/gebrauchte-motorraeder(Händler und Privat)
Kawasaki ZRX 1200 S/R Angebote in Deutschland

Die ZRX 1200 von Kawasaki zeigt sich am Gebrauchtmarkt als echte Dauerläuferin. Viele Exemplare warten mit einer hohen Laufleistung auf, dank ihrem standfesten Vierzylinder sollte das bei regelmäßiger Wartung aber kein Problem darstellen. Hier ein aktueller Preisvergleich: gebrauchte Kawasaki ZRX 1200 R/S in Deutschland.