Vor zehn Jahren war sie der Bürgerschreck und erhitzte mit Tempo 300 die Gemüter. Heute genießt sie als seriöses Tourenbike einen einwandfreien Leumund. Wie ist es um ihren Ruf als Gebrauchte bestellt?
Vor zehn Jahren war sie der Bürgerschreck und erhitzte mit Tempo 300 die Gemüter. Heute genießt sie als seriöses Tourenbike einen einwandfreien Leumund. Wie ist es um ihren Ruf als Gebrauchte bestellt?
Wer in alten MOTORRAD-Heften gräbt, wird nach der Lektüre von Heft 15/2000 den Kauf einer gebrauchten Hayabusa vielleicht vorschnell zu den Akten legen: „Langstreckentest. Nur knapp 50000 Kilometer schaffte die Suzuki GSX 1300 R Hayabusa.“ Vernichtender kann kein Urteil ausfallen. Japans Überschallrakete, bei Erscheinen in der Sensationspresse als Selbstmordwaffe gegeißelt, richtet sich im 50000-Kilometertest von MOTORRAD selbst. 3643 Kilometer vor Dauertestende – ein Job, der bei der möglichen Topspeed von 300 km/h theoretisch in zwölf Stunden erledigt gewesen wäre – bricht die Feder des Steuerkettenspanners. Die Folge: Aufgesprengte Ventilführungen, verbogene Einlassventile, ein kapitaler Motorschaden. Und nicht der erste bei dem Dauertest-Bike. Der gleiche Defekt trat zum ersten Mal bei Kilometerstand 24295 auf und erforderte den Austausch des Zylinderkopfs.
Mittlerweile darf man das Versagen getrost unter Kinderkrankheit verbuchen. Suzuki reagierte schnell und lies die problembehafteten Spanner austauschen. Zehn Jahre hat die Hayabusa auf dem Buckel, laut KBA-Statistik sind rund 4800 Stück in Deutschland unterwegs. Die meisten problemlos, so jedenfalls die Meinung von Werkstätten und vieler User im Fanforum.
Die erste große Überarbeitung erfolgte erst zum Modelljahr 2008, bis dahin beließ man es bei geringfügigen Modifikationen – wenngleich die Drosselung auf 295 km/h in der Szene heftig diskutiert wurde. Geschätzt wird das Speedbike allerdings viel mehr von Tourenfreunden, die das souveräne Cruisen mit ihrem japanischen Jagdfalken schätzen: bärenstarke Fahrleistungen bei schaltfauler Fahrweise, dazu ein harmonisch abgestimmtes Fahrwerk und im Landstraßenmodus beachtliche Reichweiten von über 400 Kilometern.
Bleibt zum Schluss eine Kaufempfehlung mit Einschränkungen: Stimmt der Pflegezustand, bekommt man bereits ab 4500 Euro ein erwachsenes Motorrad für alle Tage, das auf Jahre ein zuverlässiger Partner werden kann. Sofern man bei Touren auf den Partner verzichtet; denn der Soziusplatz ist ein Trennungsgrund.
Die Nase im Wind. Bei der Formengebung zielte alles auf eine optimale Aerodynamik. In der Praxis stört die zu flach angestellte Verkleidungsscheibe.
Unter dem Kamelhöcker verbirgt sich ein äußerst unkomfortabler Soziusplatz. Der Haltegriff dazu muss extra montiert werden.
Der digitale Einfluss ist selbst bei der 2006er-Hayabusa verhalten. Die Cockpit-Landschaft wird beherrscht von schlecht ablesbaren Rundinstrumenten.
Wie auf Schienen:
Die Alu-Schwinge ist mit einem Oberzug verstärkt. Das bringt beim Highspeeden auf der Bahn ausreichend Stabilität.
In der Hayabusa I soll eine Sechskolben-Bremsanlage für ausreichend Verzögerung sorgen, ab 2008 sind es Vierkolben-Sättel. Bis heute fehlt das ABS.
Motor:
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 46 mm, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 81 x 63 mm
Hubraum 1299 cm³
Verdichtungsverhältnis 11:1
Nennleistung 129 kW (175 PS) bei 9800/min
Max. Drehmoment 138 Nm bei 7000/min
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Aluminium, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge mit Oberzügen aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Sechskolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 240 mm, Zweikolben-Festsattel.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 190/50 ZR 17
Maße+Gewichte:
Radstand 1485 mm, Lenkkopfwinkel 65,8 Grad, Nachlauf 97 mm, Federweg v/h 120/140 mm, Sitzhöhe 820 mm, Gewicht vollgetankt 251 kg, Zuladung 179 kg, Tankinhalt 21 Liter.
Messungen:
(MOTORRAD 12/2006)
Höchstgeschwindigkeit (Herstellerangabe) 298 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h (Messung) 3,0 sek
Durchzug 60–120 km/h (Messung) 7,8 sek
Verbrauch (Messung) 5,0 l/100 km Landstraße; Normal
1999 Markteinführung mit 175 PS Spitzenleistung bei 9800/min und 300 km/h Spitze. Preis 21620 Mark (11054 Euro)
2000 Der Einbau härterer Kupplungsfedern soll Probleme mit der teils stark rupfenden Kupplung beseitigen, Motorentlüftung geringfügig geändert. Preis 23490 Mark (11872 Euro)
2001 Im Zuge der freiwillige Selbstbeschränkung der Hersteller wird die Hayabusa bei Tempo 295 durch Drehzahlbegrenzung im sechsten Gang abgeregelt. Neue Instrumenteneinheit mit Digital-
tacho. Neue Benzinpumpe in neuer Lage, Tankinhalt sinkt von 22 auf 21 Liter, Rahmenheck aus Stahl (vorher Alu). Preis 24320 Mark (12573 Euro)
2002 Geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem ersetzt die Abgasreinigung aus U-Kat plus Sekundärluftsystem und macht die Hayabusa Euro2-fit. Neue Währung, neuer Preis: 12810 Euro
2003 Dauerfahrlicht plus Warnblinkanlage, Preis unverändert
2004 Klarglasblinker vorn und hinten, Preis unverändert
2007 In Deutschland nur als Sondermodell GSX 1300 RZ in schwarz erhältlich, Preis 13140 Euro
2008 Stark überarbeitetes Modell mit neuer Form und neuem Namen: Hayabusa 1300. Motor legt um 41 cm³ Hubraum (nun 1340 cm³) und 22 PS Spitzenleistung zu (nun 197 PS bei 9500/min). Radial montierte Vierkolben-Festsattelbremsen ersetzen die Sechskolben-Zangen der Hayabusa I. Leergewicht steigt von 251 auf 260 Kilo, Motorsteuereinheit mit drei frei wählbare Leistungscharakteristiken, G-Kat erfüllt Euro-3-Norm. Spitzentempo bleibt limitiert auf 295 km/h. Preis 13590 Euro
Rückrufe
1999 Austausch des Steuerkettenspanners wegen Bruchgefahr der Feder (Fahrgestellnummern JS1A1111200100071 bis JS1A1111200101126). Rückruf gilt als abgeschlossen. Ebenfalls vom Austausch betroffen: Kraftstoffhahn sowie -filter zwecks Verbesserung der Gasannahme. Arbeiten in der Regel im Rahmen der regulären Inspektion.
2008 Überprüfung der Zündschloss-Kabelverlegung
Grundsätzlich, so berichten Händler im Bundesgebiet, ist die Hayabusa ein gefragtes Modell. Im Regelfall stehen in Zahlung genommene Exemplare nicht lange. Ein wichtiges Kriterium ist der Kilometerstand. Modelle mit über 40000 Kilometern lassen sich nur zäh verkaufen. Die Preise für den Jagdfalken beginnen bei rund 4000 Euro für die ersten Baujahre bis 2002 und Tachoständen von über 50000 Kilometern.
Ein Großteil der Angebote bewegt sich zwischen 5000 und 7000 Euro bei einer Laufleistung von 25000 bis 40000 Kilometern. Die Hayabusa II spielt als Gebrauchte noch keine wichtige Rolle. Grund: Viele Besitzer der ersten Hayabusa sind erst vor kurzem auf die zweite umgestiegen.
Verfügbarkeit am Markt: hoch
Preisniveau in Euro | Baujahre | Km-Stand |
Niedrig 3800-4500 | 1999-2001 | 50000-70000 |
Mittel 5000-7000 | 2002-2005 | 25000-40000 |
Hoch 7500-9000 | ab 2007 | unter 20000 |
Baujahre | Typ | Verkäufe |
1999-2007 | WVA1 | 8503 |
ab 2008 | WVCK | 1201 |
Jagd- oder Wanderfalke? Bei der Begutachtung sollte man genau prüfen, ob das angebotene Bike zum Reisen oder Rasen diente. Vorsicht bei Angeboten mit stark rupfender Kupplung oder spürbarem Spiel im Antriebsstrang und Lenkkopflager. Hier stand die fette Drehmomentausbeute zu oft im Vordergrund. Weiteres Indiz für häufige Temposünden: eine heruntergerittene Bremsanlage, erkennbar an pulsierenden Bremshebeln bei langsamer Fahrt und leichter Verzögerung. Dann haben sich durch zahlreiche Vollbremsungen aus hohen Geschwindigkeiten die Bremsscheiben verzogen. Lassen sich die Gänge nur mühevoll einlegen? Ursache können verschlissene Schaltklauen sein. Finger weg, hier droht eine teure Reparatur. Ein Blick unter die Verkleidung lohnt allemal: Zum einen, um zu prüfen, ob sich unter und in der Schale verräterische Sturz- oder Unfallspuren verbergen. Zum anderen, um den Motor auf Öl- und Kühlflüssigkeits-Undichtigkeiten zu prüfen. Auch die Radlager und Gabelsimmerringe sollten auf ihren einwandfreien Zustand kontrolliert werden. Kenner haben ihre Suzuki sinnvoll optimiert: Dazu zählen tourentaugliches Vario-Windschild von MRA, höherer LSL-Lenker, fein ansprechendes Öhlins-Federbein und auch Öhlins-Gabelfedern. Sensible Naturen schwören zudem auf Bremsscheiben und Sinterbeläge von Lucas sowie die roten, verstärkten Polymer-Ruckdämpfer am Kettenblattaufnehmer.
Tests in MOTORRAD
06/1999 (T), 08/1999 (VT), 09/2000 (VT), 15/2000 (LT), 22/2000 (KV), 19/2002 (GK), 06/2004 (PT, Verkleidungsscheiben), 12/2006 (VT), 12/2007 (KV), 21/2007 (TT), 22/2007 (VT)16/2008 (AM)
AM = Alpenmasters; GK = Gebrauchtkauf; KV = Konzeptvergleich; LT = Langstreckentest; T = Test; TT = Top-Test; PT = Produkttest; VT = Vergleichstest
Nachbestellungen unter Telefon 0711/182-1229
Internet
Gebrauchtbikes, Teile und Zubehör für die Suzuki Hayabusa: https://www.1000ps.de/gebrauchte-motorraeder
Fansite: http://www.hayabusa.de (Registrierung erforderlich)