Mit dem Projekt EV Endeavor hat Kawasaki bereits den Prototypen eines Elektromotorrads vorgestellt. Bekenntnisse zu einer Serienfertigung gibt es aber nicht. Auch kann dessen Leistung von schmalen 20 kW in der Spitze und nur zehn kW-Dauerleistung nicht so recht überzeugen.

Eine im Oktober 2020 aufgetauchte Patentschrift zu einem Hybridantrieb lässt die EV Endeavor aber in einem ganz neuen Licht erscheinen. Vielleicht geht es Kawasaki dabei nicht um ein elektrisch angetriebenes Motorrad, sondern um die Kombination aus E-Motor und herkömmlichem Schaltgetriebe. Das aktuelle Patent zeigt ein Verbrenner-Bike mit einem in das Getriebe integrierten Elektromotor. Sowohl der Verbrenner als auch der Elektromotor können mit einer eigenen Kupplung in den Antriebsstrang eingeklinkt oder eben auch separiert werden.
E-Motor als Booster und Generator
Kawasaki kann so den Elektromotor als Booster bei niedrigen Drehzahlen zuschalten, um den Verbrenner zu unterstützen. Bei hohen Drehzahlen wird er wieder abgekoppelt. Im Schiebebetrieb fungiert er als Generator und gewinnt Energie zurück. Und bei Bedarf kann der E-Motor den Antrieb sogar ganz allein übernehmen. Alles nur eine Frage der Antriebsstrategie.

Das Kawasaki-Patent zeigt dazu eine mit dem Gasgriff mitdrehende Lenkerarmatur mit einem Wippschalter und Zentralknopf. Die vier Richtungstasten stehen für einzelne Betriebsmodi, der zentrale Knopf aktiviert den Elektro-Boost.
Wenn sich die Unterstützung durch den Elektromotor nur auf wenige Sekunden beschränkt, reicht auch eine relativ kleine Batterie an Bord. Zu der haben die Japaner ein weiteres Patent eingereicht.

Zu sehen ist in der Patentschrift ein Paket aus Batteriezellen, das auf eine Kantenlänge von etwa 20 Zentimeter kommt und am Motorrad über dem Getriebe im Rahmendreieck platziert ist. Das Modul integriert auch die Steuerelektronik. Die rein elektrische Reichweite wäre ebenfalls von der Batterie abhängig. Andererseits würde ein integrierter E-Motor den Anlasser und die herkömmliche Lichtmaschine ersetzen. Eine elektrische Rangierhilfe ist ebenfalls realisierbar.
Weitere Nahrung bekommen die Hybrid-Pläne von Kawasaki durch ein jetzt veröffentlichtes Video zum Thema Hybridantrieb. Das zeigt ganz klar, dass der E-Motor auch als Alleinantrieb fungieren kann, beispielsweise um eine Stadt zu durchfahren. Auch der oben bereits erwähnte Boost-Modus wird bestätigt. Das erste Hybrid-Bike der Japaner dürfte also gar nicht mehr allzufern sein.
Fazit
Es gibt Motorräder mit Verbrennermotoren und Motorräder mit Elektroantrieb – einen Hybridantrieb hat noch kein Hersteller realisiert. Kawasaki hat in seinem Patent einen solchen skizziert. Im Automobilbau sind Hybridantriebe schon ein ganz alter Hut und haben sich bereits millionenfach bewährt.