Ride Vision Nachrüstbares Assistenz- und Warnsystem

Ride Vision im Test Nachrüstbares Assistenz- und Warnsystem

Ride Vision ist ein nachrüstbares Assistenzsystem, das per Kamera die Umgebung überwacht und den Fahrer warnt. MOTORRAD hat es ausprobiert.

Ride Vision Test Ride Vision/Malte Buls
Ride Vision Test
Ride Vision Test
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Ride Vision Test 10 Bilder

Noch 2021 soll Ride Vision, ein an jedem motorisiertem Zweirad nachrüstbares Assistenz- und Warnsystem, in Deutschland in den Handel kommen. Es umfasst je eine vorn und hinten fest am Motorrad zu montierende Weitwinkel-Kamera, ein Steuergerät und auf die beiden Rückspiegel aufzusetzenden LEDs, die bei Gefahr dem Fahrer optische Warnsignale geben. MOTORRAD konnte das in Israel entwickelte System, das nun mit Unterstützung des Automotive-Konzerns Continental straßenzugelassen wurde, kurz vor Markteinführung schon mal ausprobieren.

"Das System soll die Aufmerksamkeit des Fahrers nicht ersetzen", erklärt Ride Vision-CEO Uri Lavi, "aber sollte dessen Aufmerksamkeit mal aus irgendeinem Grund nicht da sein, kann es sein Leben retten" – etwa indem es durch hektisches rotes Blinken vor einem unmittelbar bevorstehenden Auffahrunfall warnt. Zum Kollisionswarner kommen noch die Funktionen Abstands- und Totwinkel-Warner.

System warnt viel und zuverlässig

Aber genug der Theorie, wir starten die Kawasaki Versys 650 und rollen los. In Gelb blitzen die über den Spiegeln montierte LEDs zweimal auf und quittieren so, dass das per Smartphone-App an die eigenen Bedürfnisse anpassbare System aktiv ist. Vom Hof des Händlers biegt die Kawa in den fließenden Verkehr der Hauptstraße ein und rollt auf eine rote Ampel zu. Noch zwei Meter bis zu den wartenden Autos – und stopp. Dabei passiert gar nichts, denn erst ab 40 km/h warnt Ride Vision vor zu geringem Abstand nach vorn, andernfalls wäre dichter Innenstadtverkehr eine einzige Lichtorgel. Also raus und Richtung Autobahn. Auf dem Zubringer, einem langen Rechtsbogen, leuchtet‘s plötzlich Gelb im linken Spiegel. Sekundenbruchteile später taucht ein dunkler Audi darin auf. Aha, anders als ich biegt der Audi nicht ab, sondern fährt recht flott geradeaus weiter und hat dabei den toten Winkel im linken Spiegel durchquert. Gelbes Leuchten in linken Spiegel bedeutet also, da ist was, was du nicht im Spiegel siehst. Rechts dasselbe.

Ride Vision Test
Ride Vision/Malte Buls
Wird der Abstand zum Vordermann zu klein warnt das System.

Auf der Autobahn gebe ich Gas und fädle vom Beschleunigungsstreifen aus ein. Der Abstand zum Bus vor mir wird immer kleiner, was Ride Vision mit rotem LED-Dauerlicht ab einer gewissen (einstellbaren) Distanz noch unterstreicht. Die Warnung ist unübersehbar, selbst wenn ich gleichzeitig nach links blicke, ob die Überholspur frei ist. Ist sie, also, nochmal Gas. 130 steht jetzt auf dem Tacho, und es geht geradeaus. Urplötzlich zieht vor mir ein Lkw rüber, hat mich nicht gesehen oder einfach ignoriert. Ich muss kräftig in die Eisen und die LED blinken hektisch in Rot – Kollisionsgefahr voraus. Hätte ich den LKW nicht vorher schon gesehen, spätestens jetzt stünde das Adrenalin im Helm und ich auf der Bremse. Gut so. Das Warnsystem macht was es soll – es warnt. Was 1.000 Mal vielleicht unnötig ist, weil der Fahrer die Gefahr selbst auch erkennt und reagiert. Aber das 1.001. Mal vielleicht nicht. Weil der Fahrer abgelenkt, müde, oder einfach nicht bei der Sache ist. Und dieses eine Mal kann den entscheidenden Unterschied zwischen Unfall und Nicht-Unfall machen.

Ab Spätherbst 2021 ab 500 Euro

Über die Warnfunktion hinaus kann Ride Vision gefahrene Touren auch mithilfe der Kameras aufzeichnen, sie lassen sich quasi als Dash-Cams einsetzen. Via App lassen sich Fahrdaten wie Entfernung, erreichte Höchstgeschwindigkeit, Art und Anzahl der Warnungen etc. zusammenfassen und speichern. Die Speicherung, betonen die Macher von Ride Vision, findet aber nur lokal auf dem eigenen Smartphone statt. Nur wenn der Fahrer das will, kann er diese Daten oder Filme auch teilen.

Ride Vision Test
Ride Vision/Malte Buls
500 Euro soll das Komplettpaket kosten.

500 Euro soll Ride Vision ab Spätherbst in Deutschland kosten. Louis hat bereits angekündigt, Ride Vision ins Sortiment zu nehmen. Spätere Software-Updates sollen übers Smartphone problemlos aufzuspielen sein. Ride Vision soll für jedes motorisierte Zweirad, auch 125er oder Roller, einsetzbar sein und kann bei einem Motorradwechsel auch aufs nächste Bike mitgenommen werden, versprechen die Entwickler des Systems.

Fazit

Ein Assistenzsystem, das vor Kollisionen warnt für nur 500 Euro zum Nachrüsten – eine tolle Sache.

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