Straßenzustand: Streckenkontrolleure auf Motorrädern in NRW

Wie wird der Straßenzustand kontrolliert?
Streckenkontrolleure auf Motorrädern in NRW

Veröffentlicht am 13.02.2024

Treffpunkt Straßenmeisterei Velbert, zwischen Essen und Wuppertal. Jochen Müller, Leiter Zentrale Kommunikation, erklärt uns, wozu das alles gut sein soll. Rainer Winkens, der sich um alles neben und auf dem Asphalt kümmert, erzählt uns, wie die Motorradpatrouillen ablaufen. Und Holger Kaldenpoth, Leiter der Straßenmeisterei Velbert, versichert uns, wie ihm das bei der Arbeit hilft.

5 Straßenzustände in Grün, Gelb und Rot unterteilt

Straßen.NRW hat über 16.500 Kilometer Landes- und Kreisstraße in der Verwaltung und Betreuung, ohne Autobahnen. Diese stehen seit Anfang 2021 in der Verantwortung der Autobahn AG. Hinzu kommen für den Landesbetrieb Straßenbau noch mehr als 7.800 Kilometer Radwege. Zuständig für das, was sie hier "Erhaltungsmanagement" nennen, sind die Straßenmeistereien. Grundsätzlich soll der Zustand von Bundesfernstraßen alle 4 Jahre, der von Landes- und Kreisstraßen alle 5 Jahre erfasst und bewertet werden. Hierbei wird der Straßenzustand in 5 Kategorien eingeteilt:

  • Die 3 besten (grün) erfordern keine Maßnahmen.
  • Der gelbe Zustand 4 gibt "Anlass zur intensiven Beobachtung und Analyse, gegebenenfalls Planung von Maßnahmen".
  • Zustand 5 trägt die Farbe Rot und verlangt die "Einleitung baulicher oder verkehrsbeschränkender Maßnahmen".

Personal-Engpässe auch bei der Straßenmeisterei

Was da dann im Einzelfall passiert, hängt noch von vielen anderen Faktoren ab. Zum Beispiel ganz profan davon, wie Holger Kaldenpoth erläutert, ob er genug Personal hat, um überhaupt anzufangen. Daran mangelt es ihm genauso wie in allen anderen Sparten des Handwerks. Wenn zum Beispiel 9 von 24 Leuten fehlen, gibt es schon mal Engpässe. Da dauert es dann etwas länger, bis ein Projekt fertig oder ein Schaden behoben ist.

Motorräder als sinnvolle Ergänzung zu Autos

Schäden oder sicherheitsrelevante Probleme zu finden ist das eine, sie richtig zu bewerten aber das andere. Und hier kommen jetzt die Motorräder ins Spiel, die zum Einsatzkonzept gehören. "Wir sind der Ansicht, dass wir alle Verkehrsteilnehmenden im Blick haben müssen. Und ‚im Blick‘ bedeutet für uns, dass wir die Dinge auch aus ihrem Blickwinkel betrachten müssen", erklärt Jochen Müller. Das ist für Müller keine Herabsetzung der Arbeit der Straßenwärter im Auto, sondern eine Ergänzung, die übrigens auch auf den Fahrradwegen mit Pedelecs durchgeführt wird. Denn was hinzukommt, ist hier wie dort auf 2 Rädern auch das Popometer. Durch den Blick vom Sattel "werden zusätzliche Mängel wahrgenommen" und können entsprechend beurteilt werden.

Jochen Müller nennt ein "banales Beispiel: Lichtraumprofile. Eine Stelle, wo Äste herunterhängen. Wir sitzen höher und können dort plötzlich nichts mehr sehen, vorausschauendes Fahren wird zumindest erschwert. Das sieht zwar ein Autofahrer auch, bewertet es aber aus seinem Blickwinkel anders, misst dem vielleicht nicht die Bedeutung zu. Er nimmt ein Phänomen wahr, aber eben nicht als Problem. Solche grenzwertigen Bereiche sieht man als Motorradfahrer besser, daher die Entscheidung, auch mit dem Motorrad Kontrollen zu fahren."

Griffigkeitsprüfung vor allem für Motorräder wichtig

Das erleben wir gleich auf einer Straße nahe Velbert, wo mitten auf der Fahrlinie tiefe Krater den Asphalt verunzieren. Autos nehmen die Stelle zwischen die Räder, bekommen womöglich gar nichts davon mit. Oder es rumpelt ein wenig, das ist alles. Ebenso die tiefe Rinne auf dieser Seite oben links, die im Auto im schlimmsten Falle etwas irritiert. Beide Stellen können aber auf dem Motorrad auch gute Fahrer in Kalamitäten bringen, bei weniger Geübten sogar zum Sturz führen.

Oder ein glatter Kreisverkehr, auf dem bei Nässe schon wenig Schräglage reicht, um zu stürzen. Hier wird dann eine Griffigkeitsprüfung durchgeführt, und wenn diese unter einem definierten Sollwert liegt, muss die Griffigkeit durch geeignete Maßnahmen wiederhergestellt werden. Mit dem Auto fällt so was erst mal nicht auf.

"Wir lassen aber natürlich nicht jeden aufs Motorrad", sagt Jochen."5 Jahre Führerschein, Fahrpraxis, ein Sicherheitstraining pro Jahr, dazu die fachliche Eignung als im Idealfall routinierter Streckenkontrolleur, dann läuft das als Ergänzung zu den normalen, ständigen Streckenkontrollen. Die fahren dann auch schon mal zu einem Motorradtreffpunkt, um mit den Motorradfahrenden ins Gespräch zu kommen. Wo es dann auch mal Hinweise gibt, welche Stellen sie sich anschauen sollten."

Hinweise aus Meldebögen und Unfallberichten

Meist kommen die Hinweise jedoch über die Meldebögen oder von den Kolleginnen und Kollegen aus den Autos. Oder auch aus den Unfallberichten der Polizei. Dann wird geschaut, ob sich dort straßenbaulich etwas ändern lässt. Rainer Winkens ergänzt: "Fugen oder Trennkanten in der Fahrbahn- oder Fahrstreifenmitte sind für Autofahrer kein Thema, mit dem Motorrad kreuzt man ständig diese Kanten. Oder das partielle Aufreißen und Reparieren nach Leitungsverlegungen, was unterschiedliche Griffigkeiten ergibt – das gilt es, wo möglich, zu vermeiden." So achtet Winkens bei seinen Kontrollfahrten auf Zweiradfallen in Baustellen, deren Verkehrsführung und Beschilderung. Richtschnur ist stets das "MVMot", das Merkblatt für Motorradbelange für die Straßenbauer.

So können wir Motorradfahrer Straßenschäden melden

Wer unterwegs einen Schaden an einer Straße entdeckt, der ihm oder ihr als für Zweiradfahrer besonders gefährlich erscheint, hat in Nordrhein-Westfalen einen direkten Draht zu Straßen.NRW: die Webseite www.straßen.nrw.de. Dort, unter dem Reiter "erhalten & betreiben" findet sich der Menüpunkt "Motorradsicherheit", wo straßenbauliche Aspekte rund ums Motorradfahren ausführlich beschrieben werden. Am Ende der Seite gibt es ein Formular, auf dem Straßenschäden beschrieben und gemeldet werden können.

Für die restlichen Bundesländer übernimmt das ifz diesen Job. Meldungen können über die Webseite www.ifz.de erfolgen – dort den Reiter "Veröffentlichungen/Shop" anklicken, dann zum Menüpunkt "Motorradfreundlicher Straßenbau" weitergehen. Dort gibt es neben dem Meldebogen auch das "Merkblatt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf Motorradstrecken", abgekürzt MVMot, wonach sich auch die Straßenbauer von Straßen.NRW richten.

Außerdem bietet die Seite zwei Apps an. MOTO heißt die ifz-App, die neben vielen Info-Ebenen auch den Meldebogen für Straßenschäden enthält, sodass man ihn gleich bequem unterwegs ausfüllen kann. Auf "Streckenheld" können Gefahrenstellen mit anderen geteilt werden, die auch diese App installiert haben. Attraktiv wird die App durch darin gesammelte und geteilte Hinweise auf bikerfreundliche Imbisse, schöne Strecken und Motorradtreffs. Um sie zu nutzen, muss man sich einloggen. Vorteil: Der Log-in funktioniert dann auch auf dem Computer für www.streckenheld.de