Wildunfälle machen nur knapp ein Prozent aller Verkehrsunfälle aus, doch der Anteil mit Personenschaden ist beachtlich. Besonders schwerwiegende Unfälle betreffen oft Motorradfahrer und machen rund ein Sechstel aller Wildunfälle aus.
Björn Steiger Stiftung untersuchte schwere Wildunfälle
Im Rahmen der Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung untersuchten die Forscher schwere Wildunfälle in den polizeilichen Daten von 2021 bis 2023. In diesem Zeitraum sind es laut Statistik zwischen 2.500 und 3.000 Personen pro Jahr, die bei Unfällen durch Wild auf der Fahrbahn verunglückten.
418 bei Wildunfällen getötete und schwer verletzte Personen weist die Statistik aus – fast 40 Prozent davon (37,8 %) waren Motorradfahrer, 51 Prozent Pkw-Fahrer, 7 Prozent Fahrrad- und E-Bike-Fahrer sowie knapp 2 Prozent Transporter und 1,4 Prozent sonstige Fahrzeuge wie etwa Quads, Trikes oder E-Scooter.
Bisherige Maßnahmen haben kaum Einfluss
Die Forscher fanden heraus, dass Wildwechselschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Wildwarnreflektoren kaum Einfluss haben. Dichtes Gebüsch erhöht jedoch das Risiko, und Böschungen, Gräben und Bäume verschlimmern die Unfallschwere.
Freier Straßenseitenraum hilft
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallprävention der Stiftung, betont, dass Fahrer wenig zur Vermeidung beitragen können. Eine sichere Infrastruktur ist entscheidend: Der Straßenseitenraum sollte frei von Hindernissen sein. Sichthindernisse wie dichtes Gebüsch oder Getreidefelder begünstigen Wildunfälle. Für Motorradfahrer ist das besonders wichtig, da sie Unfälle nur durch frühzeitiges Erkennen vermeiden können.
Motorradfahrer sollten den Straßenseitenraum stets im Blick haben und auf kleine Bewegungen achten. Auch ohne erkennbare Gefahr müssen sie bremsbereit sein. Vor der Kollision gilt es, die Geschwindigkeit maximal zu reduzieren und das Motorrad auf den Rädern zu halten. Fahrschulen sollten für das richtige Verhalten sensibilisieren, und Fahrsicherheitstrainings können Reaktionen automatisieren, so die Empfehlung der Forscher.
Infrarotsensoren können Wild hinter Büschen erkennen
Im Gegensatz zu Autos, bei denen vier von fünf schweren Wildunfällen bei Dämmerung und Dunkelheit geschehen, ereignen sich 42 Prozent der schweren Wild-Motorradunfälle bei Tageslicht. Das liegt natürlich daran, dass Motorräder meist tagsüber fahren. "Infrarotsensoren können Wild auch hinter Büschen erkennen und die Fahrer warnen, sogar bei Tageslicht, erst recht aber bei Dämmerung und Dunkelheit", erklärt Unfallforscher Brockmann. Die Industrie könnte mit Assistenzsystemen zur Unfallvermeidung beitragen, so das Resümee der Forscher.
Die Björn Steiger Stiftung
Der achtjährige Björn Steiger wurde auf dem Heimweg vom Schwimmbad von einem Auto erfasst. Fast eine Stunde verging, bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem vermeidbaren Schock. Seine Eltern, Ute und Siegfried Steiger, gründeten am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung, um die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Meilensteine sind die Einführung der Notrufnummern 110/112 im Jahr 1973, der Aufbau von Notruftelefonnetzen an Straßen, die Einführung des Sprechfunks im Krankenwagen und der Aufbau der Luftrettung. Aktuelle Initiativen konzentrieren sich auf den Kampf gegen den Herztod, die Ausbildung in Wiederbelebung, die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für Notfälle und den Frühgeborenentransport. Seit 2024 engagiert sich die Stiftung auch in der Vermeidung von Verkehrsunfällen.