Wildunfälle mit Motorrädern: Bisherige Maßnahmen haben kaum Einfluss

Wildunfälle mit Motorrädern
Wildwarnreflektoren haben kaum Einfluss

Veröffentlicht am 30.04.2025
Wildunfälle mit Motorradfahrern
Foto: Katrin Sdun

Wildunfälle machen nur knapp ein Prozent aller Verkehrsunfälle aus, doch der Anteil mit Personenschaden ist beachtlich. Besonders schwerwiegende Unfälle betreffen oft Motorradfahrer und machen rund ein Sechstel aller Wildunfälle aus.

Björn Steiger Stiftung untersuchte schwere Wildunfälle

Im Rahmen der Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung untersuchten die Forscher schwere Wildunfälle in den polizeilichen Daten von 2021 bis 2023. In diesem Zeitraum sind es laut Statistik zwischen 2.500 und 3.000 Personen pro Jahr, die bei Unfällen durch Wild auf der Fahrbahn verunglückten.

418 bei Wildunfällen getötete und schwer verletzte Personen weist die Statistik aus – fast 40 Prozent davon (37,8 %) waren Motorradfahrer, 51 Prozent Pkw-Fahrer, 7 Prozent Fahrrad- und E-Bike-Fahrer sowie knapp 2 Prozent Transporter und 1,4 Prozent sonstige Fahrzeuge wie etwa Quads, Trikes oder E-Scooter.

Bisherige Maßnahmen haben kaum Einfluss

Die Forscher fanden heraus, dass Wildwechselschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Wildwarnreflektoren kaum Einfluss haben. Dichtes Gebüsch erhöht jedoch das Risiko, und Böschungen, Gräben und Bäume verschlimmern die Unfallschwere.

Fazit der Unfallforscher Obwohl es Maßnahmen wie Wildwechselschilder und Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt, beeinflussen sie die Häufigkeit und Schwere der Unfälle kaum. In Ländern mit häufigen Wildunfällen spielen Schutzplanken eine wichtige Rolle, um Autofahrer vor direktem Aufprall oder Überschlag zu bewahren. Bei Motorrädern, deren Unfallfolgen oft gravierender sind, bleibt der Einsatz innovativer Sicherheitssysteme wie Infrarotsensoren oder verbesserter Fahrassistenzsysteme ein wichtiger Schritt zur Risikominimierung.

Freier Straßenseitenraum hilft

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallprävention der Stiftung, betont, dass Fahrer wenig zur Vermeidung beitragen können. Eine sichere Infrastruktur ist entscheidend: Der Straßenseitenraum sollte frei von Hindernissen sein. Sichthindernisse wie dichtes Gebüsch oder Getreidefelder begünstigen Wildunfälle. Für Motorradfahrer ist das besonders wichtig, da sie Unfälle nur durch frühzeitiges Erkennen vermeiden können.

Motorradfahrer sollten den Straßenseitenraum stets im Blick haben und auf kleine Bewegungen achten. Auch ohne erkennbare Gefahr müssen sie bremsbereit sein. Vor der Kollision gilt es, die Geschwindigkeit maximal zu reduzieren und das Motorrad auf den Rädern zu halten. Fahrschulen sollten für das richtige Verhalten sensibilisieren, und Fahrsicherheitstrainings können Reaktionen automatisieren, so die Empfehlung der Forscher.

Unterschiedliche Unfallarten: Motorrad vs. Auto Bei Wildunfällen unterscheiden sich die Gefahren für Motorrad- und Autofahrer deutlich. Autos haben oft Probleme beim Ausweichen, was zu Überschlägen oder Kollisionen mit Hindernissen führen kann. Bei Motorrädern ist die direkte Kollision mit dem Wild und der daraus resultierende Sturz das Hauptproblem. Motorradfahrer haben oft wenig Spielraum zum Ausweichen, was die Unfallfolgen gravierender macht. Daher ist der Schutz vor Stürzen entscheidend, um Wildunfälle zu vermeiden.

Infrarotsensoren können Wild hinter Büschen erkennen

Im Gegensatz zu Autos, bei denen vier von fünf schweren Wildunfällen bei Dämmerung und Dunkelheit geschehen, ereignen sich 42 Prozent der schweren Wild-Motorradunfälle bei Tageslicht. Das liegt natürlich daran, dass Motorräder meist tagsüber fahren. "Infrarotsensoren können Wild auch hinter Büschen erkennen und die Fahrer warnen, sogar bei Tageslicht, erst recht aber bei Dämmerung und Dunkelheit", erklärt Unfallforscher Brockmann. Die Industrie könnte mit Assistenzsystemen zur Unfallvermeidung beitragen, so das Resümee der Forscher.

Die Björn Steiger Stiftung

Der achtjährige Björn Steiger wurde auf dem Heimweg vom Schwimmbad von einem Auto erfasst. Fast eine Stunde verging, bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem vermeidbaren Schock. Seine Eltern, Ute und Siegfried Steiger, gründeten am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung, um die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Meilensteine sind die Einführung der Notrufnummern 110/112 im Jahr 1973, der Aufbau von Notruftelefonnetzen an Straßen, die Einführung des Sprechfunks im Krankenwagen und der Aufbau der Luftrettung. Aktuelle Initiativen konzentrieren sich auf den Kampf gegen den Herztod, die Ausbildung in Wiederbelebung, die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für Notfälle und den Frühgeborenentransport. Seit 2024 engagiert sich die Stiftung auch in der Vermeidung von Verkehrsunfällen.