Staubige Pisten durch Wüstenlandschaften, sanfter Kurvenswing inmitten saftig-grüner Wälder, kombiniert mit spaßigem Auf und Ab in einem der unzähligen Mittelgebirge oder ganz hoch hinauf zu den spektakulärsten Alpenpässen – wer in Europa Motorrad fährt, hat eigentlich gar keinen Grund, das Festland zu verlassen.
Kilometer sparen mit Fähren
Eigentlich. Denn allein Großbritannien oder Korsika locken mit ganz speziellen Reizen, die man eben nur dort erfahren kann. Ganz abgesehen von Nordafrika! Der andere Hauptgrund, auf die stählerne Rampe einer Fähre zu fahren: Kilometer sparen. Und damit einhergehend Reifenprofil, Zeit und unter Umständen auch Geld. Wer beispielsweise eine Griechenland-Tour plant, kann ab Süddeutschland mit rund 1.500 Autobahnkilometern weniger rechnen – wenn er oder sie in Venedig/Italien nach Igoumenitsa/Griechenland eincheckt.
Für Freunde wenig haltbarer Stollenreifen kann das ein besonders gewichtiges Argument sein. Auch Reisen nach Skandinavien sind ein klassisches Beispiel für Fährennutzung – lange Umwege über Land kommen nur für die infrage, die viel Zeit mitbringen. Zuletzt ist die Schiffspassage bei manchen Destinationen (Island oder Kreta) zumindest eine Alternative zur Kombination von Flugreise und Mietmotorrad, die vor allem diejenigen anspricht, die am liebsten mit ihrem eigenen Motorrad unterwegs sind.
Die wichtigsten Fährverbindungen zwischen Nord- und Ostsee
Obwohl man auf den Fähren nicht unbedingt das Unterhaltungs- und Wellnessangebot (geschweige denn den Luxus) eines Kreuzfahrtschiffs erwarten sollte, ist die Überfahrt zumindest ein interessantes Zwischenkapitel und allemal erholsamer als eine der Strecke entsprechende Marathonetappe auf der Autobahn. Auf den folgenden Seiten finden Sie daher eine Übersicht über die wichtigsten Fährverbindungen in Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer. Um zumindest ein paar der vielen Punkte auf der Landkarte ein Gesicht zu geben, empfehlen wir außerdem ein paar Reiseziele, für die sich ein Fährticket lohnt.
Apropos: Sofern wir Preise angeben, dienen diese nur als grobe Orientierung. Sie können je nach Reederei und Vorlauf stark variieren, daher wurde zum Zeitpunkt der Recherche stets der am günstigsten buchbare Tarif (für eine Person inklusive Motorrad) gewählt. In der Regel bedeutet dies die spartanische Deckpassage oder ein Schlafsessel ("Air Type Seat"), was gemütlicher klingt, als es meistens ist – Kabinen können jedoch deutlich teurer sein. Was die folgenden Seiten bewusst ausklammern: In Ländern mit vielen kleineren Inseln (gute Beispiele sind Griechenland, Kroatien oder Norwegen) verkehren noch unzählige kleinere Fähren, die in der Regel mehrfach täglich fahren und daher keine Reservierung erfordern. Ob Sie nun also schon zig Fährpassagen hinter sich haben oder sich bislang noch nicht in den Bauch eines stählernen Riesen getraut haben: Wir hoffen, Sie finden etwas Inspiration und wünschen gute Reise!
Übers Mittelmeer zum Aktionspreis
Adria: Mitglieder des ADAC haben bei Minoan Lines Anspruch auf eine 20-prozentige Ermäßigung auf allen Strecken zwischen Italien und Griechenland. Superfast Ferries gewährt Mitgliedern verschiedener deutscher Automobil- und Campingklubs auf den Adria-Routen einen Nachlass in Höhe von 25 Prozent auf den Fahrzeugtarif. Grimaldi Lines bietet bei Fahrten nach Griechenland 20 Prozent auf die Rückfahrkarte.
Tyrrhenisches Meer: Corsica & Sardinia Ferries bietet als einer von wenigen Reedereien Spezialangebote für Motorräder: Sardinien ab 79 Euro, die Balearen ab 81 und Korsika ab 95 Euro. Die Preise gelten für zwei Personen, ein Motorrad und eine Fahrt. Auch Grimaldi Lines bietet hier diverse Rabatte, die zum Teil zeitlich befristet sind. Auch auf Überfahrten mit Moby Lines können Motorradreisende Vergünstigungen in Anspruch nehmen. Der Spezialtarif "Best Offer Moto" gilt auf den Strecken nach Sardinien, Korsika und Sizilien.
Nordafrika: Die FRS-Fähren werden künftig von der Reederei DFDS betrieben, sind aber noch über FRS buchbar. Für Gruppen gibt es für die Strecke von Algeciras nach Tarifa Sonderkonditionen. Außerdem bietet La Méridionale für die neue Strecke Marseille–Tanger Rabatte an, auch für eine Fahrt von Marseille nach Nador gibt es bis zu 40 Prozent Nachlass.
Wechselstimmung im Süden
Adria-Routen: Während der Sommermonate wird Adria Ferries die Strecke von Ancona nach Bar in Montenegro bedienen. Nach der Übernahme durch die Attika-Gruppe stellt Anek den Verkehr auf den Adriarouten ein. Buchungen werden noch für Abfahrten bis Ende April vorgenommen. Während sich Anek Lines künftig auf den Fährverkehr vom griechischen Hauptland nach Kreta konzentrieren wird, sollen die Adriarouten von Superfast übernommen werden. Nur ein Jahr nach der Einrichtung der Strecke Brindisi–Patras streicht Minoan Lines die Verbindung wieder aus dem Programm.
Wegfallen wird 2025 auch die von StarLines betriebene Route vom italienischen Bari nach Bar in Montenegro. Erst im vergangenen Jahr hatte Montenegro Lines die Strecke Ancona nach Bar zugunsten der Verbindung von Brindisi nach Vlora aufgegeben. Für das kommende Jahr wird der Fahrplan erneut revidiert: Brindisi–Vlora ist erst einmal Vergangenheit, die Strecke Ancona–Bar kann dagegen gebucht werden. Nach nur einem Jahr stellt die kroatische Reederei Jadrolinija die Verbindung zwischen Split und Bari wieder ein. Der Linienverkehr zwischen Ancona und Zadar und Split sowie von Bari nach Dubrovnik und Bar bleibt bestehen. Lange war die Einrichtung einer Autofähre zwischen Griechenland und Südzypern ungewiss. Mittlerweile überwindet die Autofähre von Scandro Holding die Distanz zwischen Piräus und Limassol in 35 Stunden.
Veränderungen im Streckenangebot
Tyrrhenisches Meer: Moby Lines und Tirrenia geben ihre erst vor einem Jahr eingerichteten Strecken zwischen Italien und Korsika wieder auf. Betroffen sind die Routen zwischen Piombino und Bastia sowie zwischen Genua und Porto Torres nach Ajaccio. Vorübergehend unterbrochen ist die von Moby Lines betriebene Route zwischen Santa Teresa auf Sardinien und Bonifacio auf Korsika. Mit Fahrplanänderungen muss auch bei Corsica und Sardinia Ferries gerechnet werden. Die Korsika-Route wird mit der Verbindung Neapel–Bastia gestärkt. Dafür entfällt die Route von Toulon nach Île-Rousse. Ebenfalls der Vergangenheit gehört die Verbindung von Piombino nach Bastia an. Neu dagegen ist die regelmäßige Fährpassage von Sète nach Alcudia auf Mallorca. Ab April wird die Route von Corsica Ferries viermal pro Woche bedient. Die Reederei GNV modernisiert 2025 die Stammstrecke zwischen Genua und Palermo und setzt zwei neu gebaute Fährschiffe ein. Der Standard auf der Route soll so merkbar angehoben werden.
Nordafrika: Nur leichte Verschiebungen lassen sich auf den Routen von Europa nach Nordafrika feststellen: Grandi Navi Veloci gibt nach nur einem Jahr die Strecke von Civitavecchia nach Tunis wieder auf. Entfallen wird auch die von Baleària betriebene Route von Sète nach Nador in Marokko. Stattdessen werden neue Verbindungen von Barcelona nach Algier und von Valencia nach Algier und Oran geschaffen.
Der Norden im Angebot
Norwegen: Die Sparpakete zwischen Kiel und Oslo offeriert Color Line nur für Autos und Camper, Pauschalurlaube und Zusatzangebote sind aber auch mit Motorrad buchbar. Eine preisgünstige Anfahrt nach Norwegen verspricht auch Fjord Line, wo sogar ein "Motorradpaket" angeboten wird: Von Hirtshals im Norden Dänemarks geht es ab 194 Euro nach Bergen oder Stavanger, inklusive Rückfahrt und Übernachtung in einer 2-Bett-Innenkabine. Daneben bietet Fjord Line noch die Strecke Hirtshals–Kristiansand für Motorradfahrer. Ab 66 Euro für Hin- und Rückfahrt ist ein Sitzplatz inklusive.
Schweden: Wer sich für das Finnlines-Treueprogramm Starclub registriert, erhält auf jede Buchung einen Rabatt von fünf Prozent. Stena Line gewährt bei gleichzeitiger Buchung der Strecke Rostock–Trelleborg einen Nachlass von 20 Prozent.
Dänemark: Die Nutzung der Scandlines-Route zwischen Deutschland und Dänemark (Puttgarden-Rødby) spart kilometerträchtige Umwege und Brückenmaut. Mit dem Fährticket (für Motorräder ab 54 Euro) erhalten Passagiere zudem bis zu 30 Prozent Rabatt bei vielen Museen, Schlössern und Freizeitparks in Dänemark.
Finnland: Auf der Strecke von Travemünde nach Helsinki bietet Finnlines für Motorradfahrer keine besonderen Tarife, bei der Online-Buchung werden jedoch wie bei anderen Buchungsportalen auch Tage angezeigt, an denen man besonders günstig fährt. So kann eine Abreise am Donnerstag (statt am Freitag) gut 500 Euro sparen. Wer mit Stena Line nach Skandinavien gereist ist und dort eine Fähre der Viking Line zwischen Schweden, Finnland und Estland bucht, profitiert in der Nebensaison von einem Preisnachlass in Höhe von zehn Prozent.
Von Dänemark bis Island ab 300 Euro
Island und Färöer: Die gewählte Reisezeit ist ein maßgeblicher Faktor, wenn die Insel mit dem eigenen Motorrad erkundet werden soll. Für die Strecke von Hirtshals (Dänemark) und Seyðisfjörður (Island) gibt Smyril Line Preise ab 300 Euro (hin und zurück, Reise im September) an. Bei Reisen zwischen Mai und Juli zahlt man als Motorradfahrer schon fast 800 Euro. Achtung: Dazu kommen noch Zuschläge für die Kabine, je nach Kategorie zwischen 281 Euro (Drei- oder Vier-Bett-Innenkabine) und 457 Euro (Außenkabine mit Doppelbett). Pro Fahrt! Es lohnt sich also, frühzeitig zu buchen und auf der Homepage vorab nach Sonderangeboten (aktuell zum Beispiel Sommer- und Herbstangebote) zu suchen. Zusätzlich wird ein Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln angeboten.
Litauen: Von Travemünde oder Rostock aus geht es mit einem Umstieg in Trelleborg nach Klaipeda. TT-Line bietet die Tour zum Preis ab 92 Euro pro Strecke an. Dazu gibts einen "Bikers Tarif", der zwei Personen pro Motorrad einschließt.
Isle of Man: die günstigsten Ticketpreise
Großbritannien und Isle of Man: Wer mit den Brittany Ferries beispielsweise von Caen (Frankreich) nach Portsmouth (England) will, bekommt auf der Webseite einen Kalender mit den günstigsten Ticketpreisen angezeigt (einfache Fahrt ab umgerechnet circa 120 Euro). DFDS bietet Kurzurlaube und Rundreisen als Komplettpaket, beispielsweise nach Schottland oder im Lake District. Darin enthalten sind Rabatte für die Fährüberfahrt. Die Steam Packet Company bietet viele Spezialangebote für die Isle of Man an.
Irland: Irish Ferries bietet Ermäßigungen für Gruppen mit mindestens fünf Motorrädern. Je mehr Fahrzeuge zusammen reisen, desto größer die Ermäßigung.
Stabile Routen im Norden
Schweden: Die von Stena Line offerierte sechsstündige Route von Rostock nach Trelleborg soll 2025 intensiviert werden. Pro Tag sind bis zu vier Abfahrten in beide Richtungen vorgesehen. Vergangenheit ist dagegen der Fährbetrieb von FRS Baltic auf der Königslinie zwischen Sassnitz-Neu Mukran und Trelleborg. Eine neue Route zwischen dem polnischen Swinemünde und Malmö ergänzt das Streckennetz von Finnlines im Schwedenverkehr. Pro Tag gibt es zwei Abfahrten auf mit Restaurant und Sauna ausgestatteten Schiffen. Zwischen 6. Juni und 31. August wird in diesem Jahr die von Ölandslinjen betriebene Fähre zwischen Oskarshamn und der schwedischen Insel Öland verkehren. Der Turn dauert knapp zwei Stunden und spart knapp 170 Straßenkilometer.
Norwegen: Die Küstenlinie Norwegens wird künftig häufiger von Fjord Line befahren: Im Jahr 2025 kommen die Strecken Kristiansand nach Stavanger und nach Bergen sowie von Bergen nach Stavanger hinzu. Die Route Kopenhagen–Frederikshavn–Oslo wurde von DFDS an die schwedische Reederei Rederi AB Gotland (Gotlandsbolaget) verkauft. Während einer etwa einjährigen Übergangsfrist werden Buchungen weiterhin über das System von DFDS abgewickelt.
Erhöhte Abfahrten in der Hauptsaison von Helsinki
Finnland: Die Reederei Tallink lässt die Route vom schwedischen Kapellskär nach Turku in Finnland über den Bottnischen Meerbusen nach nur einem Jahr wieder ruhen. Während der Hauptsaison zwischen Mitte Juni und Mitte August wird Viking Line die Anzahl der Abfahrten zwischen Helsinki und Tallinn deutlich erhöhen.
Britische Inseln: Brittany Ferries erweitert den Streckenplan zwischen Frankreich und Irland. Im kommenden Jahr werden die Routen von Cherbourg nach Rosslare und von Roscoff nach Cork erneut ins Programm aufgenommen. Im März 2025 übernahm DFDS den Fährverkehr von England (Poole und Portsmouth) und Frankreich (St. Malo) zur Kanalinsel Jersey. Gut 30 verschiedene Verbindungen bietet die Reederei Caledonian MacBrayne zu den Inselgruppen der Inneren und Äußeren Hebriden im Westen Schottlands. Nach Angaben der Reederei können zum "Inselhopping” Sammeltickets verwendet werden. Die mit 14 Stunden Dauer längste Fährpassage Großbritanniens führt vom schottischen Aberdeen über Kirkwall auf den Orkney-Inseln nach Lerwick auf Shetland. Angeboten wird die Route von Northlink Ferries. Alternativ kann von den Orkneys aus auch Scrabster auf dem schottischen Festland angesteuert werden.