Ducati Panigale V4 R neu für 2023
240 PS dank Wunder-Motoröl

Ducati erneuert das Homologationsmodell der WSBK für 2023. Die Panigale V4 R bekommt mehr Leistung, weniger Reibung, ein Wunder-Öl und die Euro-5-Norm.

EICMA 2022 Motorrad Messe-Neuheiten
Foto: Jörg Künstle für MOTORRAD
In diesem Artikel:
  • Ducati Panigale V4 R 2023 mit verkleinertem Hub
  • Das Wunder-Öl von Ducati
  • Konventionelles Rennsportfahrwerk
  • Kleinere Winglets für neue V4 R
  • Mehr Benzin, mehr Kontrolle
  • Gewicht: Ungewiss. Preis: Hoch
  • Fazit

221 PS leistet der V4 der R nur, wenn das spezielle Ducati Corse Oil schmiert. Ohne die Wunder-Suppe sind es "nur" 218 PS. Mit Rennauspuff sind es 237 PS, plus Öl: 240,5 PS. Über ein Motorrad schreiben, das so extrem auf die Wahl des Schmierstoffs reagiert, heißt über ein Kraftrad zu schreiben, das die äußerste Spitze eines auf die Spitze getriebenen Segments darstellt: Homologationsmotorräder. Sie stellen die technische Basis für die Bikes der Superbike-WM. Im Falle von Ducati ist das erneut die Panigale V4 R. Kenner wissen: Der aktuelle Desmosedici-Stradale-V4 hat 1.103 Kubik und dieser Hubraum ist zu groß. Stimmt.

EICMA 2023

Ducati Panigale V4 R 2023 mit verkleinertem Hub

Wie schon bei der V4 R von 2019 und der Superleggera verkleinert Ducati den Hub von 53,5 auf 48,4 Millimeter. Mit einer Bohrung von 81 Millimetern ergibt das einen Hubraum von 998 Kubik. Das Drehmoment sinkt von 123 Nm bei 11.500 Touren auf 112 Nm bei 11.500 /min. Die 5 Millimeter kürzeren Ansaugtrichter unterstreichen die Auslegung auf hohe Drehzahlen. Durch den kurzen Hub darf der Motor höher drehen, bis 16.500 Touren sind im 6. Gang möglich. Damit der Kurbeltrieb das durchhält, hat Ducati hier besonders viel gearbeitet. Die Kurbelwelle ist weiterhin geschmiedet, die Pleuel aus Titan sind neu und besonders gefertigt.

Per Gun-Drilling wurde zwischen Pleuellager und Bolzenlager ein Kanal längs durch den Pleuel geschnitten. So möchte Ducati die Ölversorgung zum Kolben kontrollieren und bei hohen Drehzahlen sicherstellen.

Die neuen Kolben aus gegossenem Alu haben nur einen Kolbenring und sind mit einer DLC-Beschichtung reibungsarm beschichtet – ein Novum bei Ducatis Straßenmotorrädern. In den Zylinderköpfen öffnen und schließen neue Nockenwellen mit scharfen Profilen je 8 Einlassventile aus Titan und 8 Auslassventile aus Stahl. Natürlich desmodromisch und natürlich ist die Kupplung trocken laufend. Letztere wurde kleiner und leichter als die aktuelle optionale Trockenkupplung der V4-Modelle.

Das Wunder-Öl von Ducati

Gemeinsam mit Shell entwickelte Ducati Corse das spezielle Leichtlauföl, das die innere Reibung weiter reduziert und die Leistung um 3,5 PS erhöht. Spezielle Additive geben dem Öl die Fähigkeit und sind nur möglich durch den Einsatz der Trockenkupplung. Eine Nasskupplung vertrage sich nicht mit diesen Additiven und führte laut Ducati zu Problemen in der Kraftübertragung. Über das Wartungsintervall für dieses Öl hat Ducati bisher keine Angaben gemacht.

Konventionelles Rennsportfahrwerk

Das Chassis der neuen Ducati Panigale V4 R basiert auf dem erneuerten der V4 oder V4 S. Also höherer Schwingendrehpunkt, verstellbare Schwingenaufnahme am Motor, verringerte Federraten sowie mehr Federweg. Maßnahmen, die die V4 seit 2022 auf der Rennstrecke deutlich verbesserten. Die Komponenten selbst stammen von Öhlins und sind ohne semi-aktive Steuerung. Vorn federt und dämpft eine NPX 25/30-Gabel mit einem 25-Millimeter-Kolben für die Druckstufe im linken Holm und einem 30er-Kolben für die Zugstufe im rechten. So kann Ducati die Gabel gut 600 Gramm leichter bauen als die der V4 S. Zwischen Motor und Schwinge ist ein TTX-36-Federbein mit hydraulischer Vorspannung verbaut, deren Feder eine Rate von 80 N/mm aufweist und über ein Pivot an der Schwingenaufnahme das Heck in der Höhe verstellen kann. Die Federelemente sind per Hand volleinstellbar, passend zum Rennsport, wo nur selten oder nie semi-aktive Fahrwerke eingesetzt werden. Auf den Felgen aus geschmiedetem Alu von Marchesini ist vorn ein 120/70 ZR 17 gezogen, hinten rollt die Ducati-typische Big Size in 200/60 ZR 17.

Kleinere Winglets für neue V4 R

So viel Kraft muss in Speed umgesetzt werden. Damit das einigermaßen ruhig geht, gibt Ducati der neuen V4 R die zweigeteilten Winglets der V4-Familie an die Front. Sie sollen die Front bei hohen Geschwindigkeiten beruhigen, in dem sie mehr Anpressdruck erzeugen. Im Vergleich zur alten R sind die neuen Winglets gut um die Hälfte kleiner, sollen aber effektiver seint.

Mehr Benzin, mehr Kontrolle

Ducati vergrößert den Tank der neuen Panigale V4 R im Vergleich zur alten um einen auf 17 Liter. So entstehen größere Kontaktflächen zwischen Fahrer und Tank, zeitgleich verdünnt Ducati das Sitzpolster, was den Fahrer in Gänze mehr in die Panigale integrieren soll.

Gewicht: Ungewiss. Preis: Hoch

Im ersten Aufschlag gibt Ducati kein Gewicht, dafür einen Preis der neuen Panigale V4 R an. 2019 wog die V4 R im Straßentrimm nur 193 Kilogramm, mit Rennanlage noch etwas weniger und kostete 39.900 Euro. 2023 kostet die V4 R ab 43.990 Euro.

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Fazit

Neuheit Nummer 4 von Ducati für 2023 ist die neue V4 R. Sie war nötig, da die bisherige Homologationsbasis nur Euro 4 hatte und nicht mehr verkauft wurde. Die neue hat Euro 5 und Ducati betrieb allerlei Aufwand, den Rennmotor für die Straße sauber zu kriegen. Kolben mit Beschichtung, neue Nockenwellen, längs gebohrte Pleuel und eine leichtere Kupplung sind die Hauptelemente. Ab 2023 wird die V4 R verfügbar sein. Die Preise starten bei 43.900 Euro.

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Erscheinungsdatum 15.09.2023