KTM mit guten Nachrichten: Die neue 990 RC R besteht den ersten Test

KTM 990 RC R im ersten Test
Motor top, Fahrwerk ok, Preis fair

ArtikeldatumVeröffentlicht am 16.10.2025
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Vergessen scheinen die Turbulenzen infolge der Firmeninsolvenz. KTM blickt nach vorn, und die neue 990 RC R ist Bestandteil dieses Optimismus. In ihrer Ausrichtung entspricht sie dem, was sich als Klassenstandard der Next Generation im Supersport herauskristallisiert.

KTM 990 RC R im ersten Fahrtest

Beim Antrieb klar von den 600er-Vierzylindern abgegrenzt, auf Drehmoment getrimmt, dabei mit 130 PS Spitzenleistung gut motorisiert. Ergonomisch platziert KTM die neue 990 RC R sportlich, übertreibt es aber nicht.

Es gibt echte Lenkerstummel unterhalb der Gabelbrücke, deren endurance-mäßig breiter Bau und eine nicht zu lange, stimmige Tankform schaffen sogar so etwas wie Wohlfühl-Ambiente – sofern man bei einem waschechten Sportler davon sprechen mag. Einziger Wermutstropfen: Der Übergang von Sitzbank zur Tankflanke wirkt etwas rutschig.

Fahrmodi kosten immer noch extra

Bevor es losgeht, schnell ein Blick auf die Fahrmodi der neuen KTM 990 RC R: Street, Rain und Sport sind Serie, Track und Custom kosten extra. Und sind Pflicht, zumindest, wenn man gelegentliche Rennstreckenausflüge in Betracht zieht oder allgemein gerne mit etwas lockereren Zügeln unterwegs ist.

Die Spreizung ist KTM-typisch gut gelungen, die Möglichkeiten der aufpreispflichtigen Modi umfassen sogar mehrere, tracktaugliche ABS-Stufen und eine Slide-by-Brake-Funktion. Letztere demonstriert ein gewisser Martin Bauer, seinerzeit IDM-Meister auf KTM RC8, im spanischen Hinterland an jedem Kurveneingang – scheint also zu funktionieren.

Starker Motor, feines Getriebe

Wie zu erwarten, funktioniert der aus der Duke 990 bekannte LC8c-Reihentwin in der neuen 990 RC R bombastisch. Die Kombination aus Druck in der Mitte, Drehfreude und feinen Manieren sorgt für Freudenmomente. Das Getriebe schaltet auffällig geschmeidig, Quickshifter und Blipper nutzt man gerne. Viel Schaltarbeit ist ohnehin nicht nötig: Schaltfaules Drehmoment-Surfen ist das Metier der 990 RC R.

Handling fast Ready to Race

Das Handling? Maßgeschneidert für sportliche Landstraßenrunden auf der neuen KTM 990 RC R. Ab Werk eher auf der stabilen Seite, dabei nicht unkomfortabel, selbst schlechter Asphalt wird ordentlich abgearbeitet.

Die KTM wird, was Einlenkverhalten und Lenkpräzision angeht, wohl nicht die schärfste Klinge im Supersport-Next-Generation-Segment darstellen. Das Gebotene überzeugt aber voll und passt perfekt zum Konzept des Landstraßen-Sportlers.

So fährt die KTM 990 RC R auf der Rennstrecke

Zu dem Konzept gehört freilich, gelegentliche und ambitionierte Trackday-Einsätze zu meistern. Also flugs den phänomenal guten Michelin Power Cup 2 gegen seinen Trackday-Bruder Power Slick 2 getauscht und den Track-Modus angewählt – für einige flotte Turns mit der neuen KTM 990 RC R auf der neuen Strecke in Sevilla.

Klar: Am Grundcharakter eines gutmütig-performanten Sportmotorrads mit Punch ändert sich nichts. Auf der Rennstrecke muss man sich allerdings etwas umgewöhnen: Verglichen mit anderen Sportlern dreht der Reihentwin einerseits weniger hoch – gelegentlich landet man im Begrenzer.

Andererseits lässt sich vieles einen Gang höher erledigen, sodass man bald eher das Drehmoment als die begrenzten Drehzahlreserven nutzt. Selbst enge Sektionen gehen im dritten Gang.

Superbike-Bremse auf dem Supersport-Bike

Top performt die Bremse der neuen KTM 990 RC R. Die neuen Hypure-Sättel von Brembo waren bislang einer höheren Preisklasse vorbehalten. Ihren klaren Druckpunkt und den standfesten Biss in diesem Segment vorzufinden, überrascht positiv.

Ebenso erfreulich arbeitet die Elektronik: Die Traktionskontrolle mit der aufpreispflichtigen "Slip-Adjuster"-Funktion, die sich während der Fahrt vom linken Schalter aus bedienen lässt, agiert je nach Einstellung sehr fein an der Rutschgrenze. Das ABS entspricht dem höchsten Standard, wie er bislang Superbikes vorbehalten war.

Fahrwerk von WP könnte besser sein

Sevilla ist, obwohl nicht einmal ein Jahr alt, mit fiesen Wellen und Schlägen eine echte Fahrwerksstrecke. Die Qualität des WP-Apex-Fahrwerks und seiner weitreichenden Einstellmöglichkeiten ist nicht überragend, aber gut.

Allerdings verbessert die verbaute progressive Umlenkung an der Schwinge – eine interessante Konstruktion – das Gefühl für die Traktion deutlich. Hebt man die Federbasis vorn leicht und hinten deutlich an, verschiebt sich das Grundhandling spürbar in Richtung Handlichkeit – hier lohnt also das individuelle Setup.

Was kostet die neue KTM 990 RC R?

Die KTM 990 RC R geht bald in Produktion und soll ebenso bald bei den Händlern verfügbar sein. Der Preis beträgt 15.490 Euro zuzüglich Nebenkosten, außerdem sind rund 1.000 Euro extra für die erweiterten Fahrmodi einzuplanen.