Rennstreckenumbau: Yamaha YZF-R1 RS im Race-Test

Rennstreckenumbau
Yamaha YZF-R1 RS im Race-Test

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Zuletzt aktualisiert am 18.01.2011
Yamaha YZF-R1 RS im Race-Test
Foto: fact

Newcomer Rene Schmidt bevorzugt den stillen, zurückhaltenden Auftritt. So auch bei seiner ersten Teilnahme an einem PS-Tuner-GP. Ein Teppich, darauf eine sehr hübsche, mit einem Zentralständer aufgebockte Yamaha YZF-R1 Typ RN 22, kleiner Werkstattwagen, Ersatzräder und ein Klappstuhl - fertig. Im Trubel der Veranstaltung geht er dadurch aber nicht unter, im Gegenteil, sein Motorrad wirkt so noch interessanter. Stille Wasser sind tief, heißt es bekanntlich.

Bei genauer Betrachtung der Yamaha scheint sich dieses Sprichwort zu bestätigen. Gülden schimmert das Öhlins-TTX-Federbein, die Gabelstopfen verraten den Einbau eines Cartridge-Einsatzes vom selben Hersteller. Leichte Karbon-Räder von BST, feingezeichnete Gilles-Rasten, minikleine Brems- und Kupplungshebelchen und ein leichter Arrow-Rennauspuff helfen Pfunde sparen. Ebenfalls aus Karbon ist das Kleid der R1, das reduzierte Alu-Rahmenheck stammt aus dem Hause Motoholders, die "Flame"-Bremsscheiben von Moto-Master. Optisch ist die YZF wirklich eine Augenweide. Die Kombination schwarzer Lack und klarlackierte, schimmernde Karbonoberflächen, nehmen dem Wonneproppen etwas die Fülle, lassen die R1 nicht mehr ganz so mächtig erscheinen, wie im Serien-Outfit. Man merkt sofort, dass Rene Schmidt beim Aufbau viel Wert auf die Eisdielen-Wertung gelegt hat - da ist er weit vorne.

Doch der PS-Tuner-GP ist keine Messe, auf der Glänzen und Blinken zählt, sondern eine Testveranstaltung, bei der es ums Brennen geht. Für reine Poser kann es hier so hart werden, wie für einen, der mit Messer zur Schießerei erscheint. Ab in den Sattel und raus auf das Aspahltband. Die klebrigen Dunlop-Slicks sind angefahren und vorgewärmt, die Motortemperatur nach einer zarten Besichtigungsrunde da, wo sie sein soll. Feuer frei also auf der rs-Motors. Beim Durchladen die Parabolka hinunter fällt das harmonische Zusammespiel des Schaltautomaten mit dem Power-Commander auf. Die Gänge greifen sauber ineinander, die Yam beschleunigt fast ohne Zugkraftunterbrechung auf die Spitzkehre zu. Jetzt ist Ankern angesagt.

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Dabei stellen sich gleich zwei Überraschungen ein. Zum einen agiert die Bremse zwar bissig, lässt sich aber wegen des kurzen Gilles-Hebelchens nicht wirklich super dosieren. Einem ausgewiesenen Vier-Finger-Bremser fehlt hier einfach der Platz. Zudem fehlt es der Bremse an Transparenz, sie liefert keine glasklare Rückmeldung. Schlimmer ist allerdings die zweite Überraschung: Die Yamaha taucht vorn sehr weit ab und wird hinten instabil, das Heck hebt permanent ab. Zurück in der Box dann ein kurzes Gespräch mit Rene. Der setzt sofort 10,5er-Gabelfedern ein und gibt etwas mehr Druckstufendämpfung. Hinten reduziert er die Vorspannung des Federbeins um zwei Millimeter, der Öhlins-Dämpfer wird etwas straffer gemacht. Maßnahmen, die sich im zweiten Turn sofort bezahlt machen. Deutlich stabiler auf der Bremse lässt sich die Spitzkehre nun anbremsen, das Heck bleibt länger ruhig am Boden.

Beim Rausfeuern Richtung schnellem Rechtsknick fehlt es dem serienmäßigen Motor, verglichen mit motorseitig gepimpten Tuner-GP-Boliden, klar an Schlagkraft. Aber man sollte dennoch die 172 PS, die an der Kette zerren, nicht unterschätzen. Diese Leistung lässt sich dank des Power Commanders, der zudem noch ein selbstlernendes Autotune-Modul besitzt, bereits in tiefer Schräglage abrufen.

In der "Handlings-Sektion" von Hockenheim, in der Links-Rechts-Kombination vor der Mercedes-Tribüne, fällt die Leichtigkeit auf, mit der sich die YZF-R1 abwinkeln lässt. Allerdings fährt sie in Schräglage nicht vollständig neutral und muss trotz ihrer Dunlop-Slicks ab zirka 35 Grad in tiefere Schräglagen gezwungen werden.

Aber bitte nicht zu tief, wie in der Sachskurve. Denn da passiert, was ich bislang nur vom Hörensagen kannte: Der Lichtmaschinendeckel, in diesem Fall dessen Karbonschutz, setzt auf. Bei reinrassigen Renn-R1 passiert dies nicht, denn deren Niveau wird schon im Grund-Setup um viele Millimeter angehoben.

Auch diese Tatsache macht klar, dass Rene Schmidt mit seiner Black Beauty nicht die Leistungsfetischisten bedienen will, sondern auf jene Kunden abzielt, die schöne Motorräder wollen. Das naturbelassene Serien-Triebwerk geht brav zur Sache, glänzt eher durch gutes Ansprechverhalten denn durch explosive Aggressivität. Mit seinen 172 Pferden steht der YZF-R1-Motor ordentlich im Futter.

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Das naturbelassene Serien-Triebwerk geht brav zur Sache, glänzt eher durch gutes Ansprechverhalten denn durch explosive Aggressivität. Mit seinen 172 Pferden steht der YZF-R1-Motor ordentlich im Futter.

Gewicht
: 197 kg
vorn/hinten: 53,0/47,0 %
Leistung: 172 PS
Preis: 24 999 Euro

Jahn

Rene Schmidt
RS-MOTORS
Herforder Straße 166
32257 Bünde, Tel.: 05 22 37/49 30 533
www.rs-motors.info