
Wie macht man das, eine wahrhaftige Design-Ikone wie die F4 neu gestalten?
Puh, die Antwort ist fast so schwierig wie die Aufgabe selbst. Im Grunde legt man ein generelles Konzept fest und tastet sich dann heran. Die F4 neu zu stylen, ist sogar schwerer, als einen Porsche zu überarbeiten. Porsche bringt in der Regel alle drei Jahre ein weiterentwickeltes Modell, unsere F4 dagegen war seit zwölf Jahren unverändert. Ihre Optik hat sich in den Köpfen festgesetzt, ein neues Design wird daher ungemein kritisch beäugt.
Hat Ihnen MV Agusta Vorgaben gemacht?
Ja, klar. Eben weil die F4 als schönstes Sportmotorrad der Welt gilt, musste sie sofort als solche wiederzuerkennen sein. Das hat MV-Präsident Claudio Castiglioni als oberste Richtlinie festgesetzt. Und dann musste sie natürlich moderner werden, leichter und ergonomischer.
Wie sind Sie an die Aufgabe herangegangen?
Ich bin ja nicht allein, wir sind ein ganzes Team von Designern, Technikern und Modell- bauern. Grundsätzlich haben wir uns auf eckigere und damit modernere Formen verständigt, aber auch wieder nicht zu eckig, die MV-Kunden wollen ja keine KTM oder Benelli. Wir haben daher die fließende Grundlinie und die Proportionen bei-behalten, aber gleichzeitig durch Kanten mehr Spannung erzeugt. Gut sieht man das zum Beispiel am neuen Heck und an den Endtöpfen: Die Linie ist die gleiche, aber die Ausführung ist kantiger und dynamischer.
Wo liegen die größten Änderungen?
Ein auffälliges Beispiel ist vielleicht der Tank, er ist wesentlich kürzer und niedriger und wiegt 1,2 Kilogramm weniger. Die neue Form erlaubt gerade auf der Rennstrecke mehr Bewegungs-freiheit und macht die Sitzposition besonders für größere Fahrer bequemer. Anderes Beispiel: Die Cockpitverkleidung ist jetzt viel akzentuierter. Oder der Scheinwerfer: Die Form greift zwar die des alten auf, aber der neue ist wesentlich kleiner und dabei viel effektiver. Kurz gesagt: Wir haben praktisch jedes Detail des Motorrads neu gemacht.
Dann anders gefragt: Ist etwas gleich geblieben?
Ja, die Farben. Rot und Silber sind ein starkes Erkennungsmerkmal der F4, und wir nutzen sie mit einer schärferen Trennlinie, um die Proportionen des Motorrads zu betonen. Die Inhalte aber haben sich verändert. Das werden die Leute vor allem dann zu schätzen wissen, wenn sie das Motorrad fahren. Das Restyling ist ja kein Selbstzweck, es unterstreicht vielmehr die neue Dynamik und die ergonomischen Verbesserungen der F4.

Viele Messebesucher in Mailand haben gesagt, dass die neue MV genauso aussieht wie die alte. Ist es das, was Sie wollten?
Unsere Aufgabe haben wir damit erfüllt, ja. Wie die meisten Designer würde ich natürlich am liebsten etwas radikal Neues schaffen. Die F4 aber steht für die Wiedergeburt der Marke MV Agusta, die seither eine sehr ausgeprägte Formensprache hat: erotisch und kultiviert, verbunden mit einem gewissen Understatement. Da kann ich nicht einfach hergehen und das alles über den Haufen schmeißen.
Sind Sie trotzdem zufrieden?
Ja, auf jeden Fall. Die neue F4 wirkt weiterhin sexy, italienisch, einzigartig und begehrenswert und bringt Modifikationen mit, die sie aktuell machen. Eigentlich kann man aber als Designer beim Restyling eines solchen Motorrads nicht gewinnen. Macht man zu wenig, ist das Ergebnis banal, macht man zu viel, gefällt es den Leuten nicht. Es geht also darum, die richtige Balance zu finden, und ich denke, das ist uns gelungen.