Es waren vielleicht ein paar Freudentränen weniger als damals im Oktober 2000 in Brands Hatch. Aber sonst unterschied sich der Jubel des frischgebackenen deutschen Superbike-Champions des Jahres 2009 in Hockenheim nicht merklich vom Sensations-Supersport-Weltmeister im Milleniumjahr.
Der Glanz und das Feuer in den Augen von Jörg Teuchert strahlten unverändert. Und genau dies sieht der Franke ein paar Tage vor seinem 40. Geburtstag - das magische Datum ist der 27. Februar - als Erklärung für seine lange, erfolgreiche Rennfahrer-Karriere. "Das Allerwichtigste ist, dass mir das Rennen fahren immer noch unheimlich viel Spaß macht", erklärt er ohne eine Sekunde des Nachdenkens.
So hat der Ex-Weltmeister auch keine Probleme, sich für die IDM-Superbike-Saison 2010 ebenso so total zu motivieren wie damals vor den legendären WM-Entscheidungsschlachten. "Es war auch in diesem Jahr wie vor jeder Saison", sprudelt es aus Teuchert, "ich konnte es kaum erwarten, bis ich bei den ersten Testfahrten in Spanien endlich wieder auf dem Motorrad sitzen konnte."
Und dabei spielt das Alter ganz offensichtlich überhaupt keine Rolle. "Ich bin nach wie vor schnell genug, um an der Spitze der IDM mitzufahren und meinen Meistertitel zu verteidigen", stellt Jörg klar, "und spüre dabei zumindest bisher noch keine Alterserscheinungen."
Auch wenn er zugeben muss, dass die grundsätzliche Herangehensweise an den Rennsport sich doch etwas geändert hast. "Natürlich gehst du als routinierter Fahrer überlegter an die Sache heran, als vielleicht ein heißsporniger Nachwuchsfahrer. Als Familienvater mit zwei Kindern stehst du einfach anders im Leben als ein 25-jähriger Angreifer."
Dass ihn seine beiden Töchter allerdings auf der Rennstrecke langsamer gemacht hätten, hält Jörg Teuchert für widerlegt. "Unsere Älteste, Sina, wurde 2006 geboren. In diesem Jahr habe ich meinen ersten IDM-Superbike-Titel geholt. Und auch seit 2008, dem Geburtsjahr von Jenny, stelle ich kein Einknicken meiner Leistungskurve fest."
Einzig das Karriere-Ende kommt mit Eintritt in das fünfte Lebensjahrzehnt ganz allmählich in den Blickwinkel. "Irgendwann vor längerer Zeit habe ich mal erklärt, dass ich am Ende des Jahres, in dem ich 40 werde, mit dem Rennsport aufhöre", erinnert sich der Jubilar, "das möchte ich jetzt nicht mehr so ohne weiteres stehen lassen. Sollte die Saison 2010 einigermaßen verlaufen, wie ich mir das vorstelle, gibt es keinen Grund, nicht auch noch ein weiteres Jahr dranzuhängen."
Soll heißen, wenn auch für 2011 die Startnummer eins des Meisters auf der von Teamchef Michael Galinski vorbereiteten Yamaha R1 kleben sollte, würde diese samt des ewig jungen Herrn Teuchert auch auf den IDM-Rennstrecken auftauchen. "Ob ich jeweils noch ein Jahr dranhänge, mache ich auch heute noch weniger vom Alter abhängig. Wirklich wichtig ist die eigene Fitness, die Chance, mit einem schlagkräftigen Team zu arbeiten und ehrlich gesagt, auch die Frage, ob die ganze Geschichte vernünftig finanziert ist. Um noch Geld für den Rennsport mitzubringen, dafür bist du als 40-jähriger Familienvater nun wirklich zu alt." Da hätte dann auch für den Hobby-Fahrer auf höchstem Niveau ganz allmählich der Spaß ein Loch.
Dass es dazu allerdings gar nicht erst kommt, "da tust du dich als erfahrener Pilot mit einigen größeren Erfolgen in der Karriere selbstverständlich auch um einiges leichter als ein jüngerer Kollege."
Bei aller feurigen Erwartung der neuen Rennsaison gibt es im Leben des knapp 40-jährigen Profi-Rennfahrers durchaus noch zahlreiche andere Gelegenheiten, auch außerhalb der Rennstrecke den Spaß am Leben zu steigern. Da gehören die ersten Skifahrkünste des Nachwuchses ebenso dazu wie der 2009 neu eröffnete "Bikepark Osternohe" nordöstlich von Nürnberg, an dessen Entstehung Mountain-Bike-Freak und -Händler Teuchert tatkräftig - und das ist durchaus wörtlich zu nehmen - beteiligt war.
Der deutsche Superbike-Meister wird zwar seinen runden Geburtstag durchaus in größerem Rahmen feiern. Aber seine Gegner in den IDM-Rennen sollten sich auf keinen Fall der trügerischen Hoffnung hingeben, dass im Jahr 2010 irgendetwas leichter werden würde in den Infights mit Jörg Teuchert auf der Rennstrecke. Solange der Champ noch fährt, gilt auch der Spruch hinten an seinem WM-Helm von 2000: "Never give up."
Zur Person: Jörg Teuchert
Geboren 27. Februar 1970
Wohnort Simmelsdorf
Autogrammadresse Grabenstraße 1, 91217 Hersbruck
Homepage www.joerg-teuchert.de Hobbies Mountain Bike, Familie
Karrierehöhepunkt Supersport-Weltmeister-Titel 2000.
Werdegang
Vor 1985: Private Geländefahrtenauf Kreidler-Eigenbau
1986: Endurorennen OMK Pokal
1987:OMK-Pokalsieger Enduro 80 cm³ auf Yamaha
1989:OMK-Pokalsieger Enduro 125 cm³ auf Yamaha1990:Sechster Enduro DM, Moto-Cross Rennen, Bronzemedaille Enduro-WM Six-Days
1991:Fünfter Enduro DM, Teilnah-me Enduro WM Six-Days
1993:Siebter OMK-Rallye-Pokal
1994:Zweiter Yamaha-FZR-600-Cup
1995:Achter Supersport-DM auf Yamaha
1996:Fünfter Supersport-DM und 19. EM auf Yamaha
1997:Deutscher Supersport-Meister und 23. Supersport-Weltcup auf Yamaha
1998:Deutscher Supersport-Meister und 17. Supersport-Weltcup auf Yamaha
1999:Vierter Supersport-WM auf Yamaha
2000:Supersport-Weltmeister auf Yamaha
2001:Dritter Supersport-WM auf Yamaha
2002:Achter Supersport-WM auf Yamaha
2003:Zehnter Supersport-WM auf Yamaha
2004:Siebter IDM-Superbike auf MV Agusta
2005:Sechster IDM-Superbike auf MV Agusta
2006:IDM-Superbike-Meister auf Yamaha
2007:Vierter IDM-Superbike auf MV Agusta
2008:Zweiter IDM Superbike auf Yamaha
2009:IDM-Superbike-Meister auf Yamaha
2010:IDM-Superbike-Meister auf Yamaha